Waldweg

„Stimmt“, sagte Len schmunzelnd und fügte seinem Apfel weitere, schmerzhafte Bisswunden zu. „Schließlich habe ich erkannt, dass ich keine Chance habe. Ich wollte dich provozieren, damit du es zu Ende bringst.“ Ein weiteres, aufrichtiges Lächeln folgte und der Apfel erntete den Todesstoß. Len holte aus und schmiss den abgekauten Strunk in den Fluss.
„Warum haben ca. 86 Prozent von deinen neuerlichen Aktivitäten mit mir zu tun?“ Obwohl sich sein Interesse eher in Grenzen hielt. Schließlich schmiedete er im Unterbewusstsein schon Pläne, wie er auf Rins Spur bleiben konnte. Und unauffällig bleiben war alleine nun einmal einfacher, als wenn eine laute, randalierende Zimtzicke hinter einem herrannte.
Ihre Frage ließ ihn den Kopf schräg legen und sie leicht suspekt zu mustern. Sie ist so gut… Als könnte sie Gedanken lesen… Tzehe, dabei bin ich derjenige, der es könnte…
Er warf einen Blick zu seiner linken Schulter, die mittlerweile in allen Farben des Regenbogens aufleuchtete, aber vordergründlich blau, grün und lila gefärbt war. Das sah auf jeden Fall nicht so gemütlich aus, wie der recht kleine Einstich, der ihr Katana hinterlassen hatte – obwohl diese Wunde eindeutig die gefährlichere gewesen war.
„Ich wäre dir auf jeden Fall verbunden“, antwortete Len dann und sah ihr zu, wie sie in irgendwelchen Sachen herumwühlte und schließlich eins von ihren Pillchen herunterschluckte. Sollte es ein Schmerzmittel sein, wäre Len jetzt auf jeden Fall neidisch.
„Ah… oder du hattest nicht die Mittel dazu, es überzeugend rüber zu bringen…“, murmelte er mehr zu sich selbst, als dass er mit Yoko redete und kam, nach ein wenig Vorlauf, schwankend auf die Beine. Er besah den Haufen von Stangen, Schnüren und Planen, das mal ein Zelt werden sollte, kritisch und kratzte sich mit dem funktionierenden, rechten Arm am Kopf, während er darüber nachdachte, wie er es effektiv aufstellen konnte.
Also… mit einer verwundeten Seite war es durchaus einfacher, als jetzt… Zumal ich selbst den Rechten nicht allzu sehr belasten sollte – ein Hoch auf Yokos verletzten Stolz…
„Magst du mir deine linke Hand leihen?“

Die Utsukushi sah ihn misstrauisch an. „Du bist irgendwie doof. Wenn du mir doch eigentlich vertraust, hättest du es wissen müssen, dass ich dich nicht ganz töte.“ Nun grinste sie doch wieder und sah zu, wie er den Rest des Apfels wegwarf. Bis ich so ne Bewegung machen kann, dauert es noch ein Weilchen. Neid., dachte sie sich und sah ihn blinzelnd an. Dass er doch auch eine Tablette haben wollte, wunderte sie. Wo sie es eigentlich nur aus dem Affekt, aus Spaß, gesagt hatte. Sie sah in das Kästchen und nahm eine, die fast genauso wie die aussah, die sie geschluckt hatte. Das Grün war nur ein Tick heller.
Die Frage ignorierte sie lieber mal, bis er noch einmal etwas dazu sagte. Dass sie es nicht überzeugend rüber bringen hätte können. Also antwortete sie doch nach einem tiefen Säufzer.
„Hm…gute Frage, wieso so viel mit dir zu tun hat. Ich hab wohl einfach nichts anderes mehr zu tun. Hatte mein Ziel schon erreicht und ja….an einem Ort kann ich einfach nicht mehr bleiben. Bin es überhaupt nicht mehr gewohnt wirklich lange an einem Fleckchen Erde auszuharren. Und schließlich bist du der Einzige, den ich kenne, der herumreist und ich leiden kann. Alsoooo habe ich mich dazu entschieden dir zu folgen und auf der Suche nach deiner Schwester zu helfen. Zumindest vorerst. – und ich rede schon wieder so viel….“ Den Schluss richtete sie an sich selbst, nicht an Len. Sie kratzte sich am Hinterkopf und sah demonstrativ in eine andere Richtung, ehe auch sie schwankend auf die Beine kam.
Die Utsukushi ging zu ihm und seinem Zelt rüber, hielt ihm mit der flachgeöffneten Hand die Pille hin. „So wie ich dich einschätze, wirst du nicht oft so was nehmen. Ist also verhältnismäßig nicht so stark.“, murmelte sie und besah sich den Haufen vom Zelt vor ihnen. „Du hast übrigens mein Zelt getötet.“, grummelte sie bei dem Anblick. Ihr Zelt war wohl sehr viel kleiner als seines gewesen. Dadurch wäre es aber auch einfach aufzubauen gewesen. Ironie des Schicksals.
„Nun gut. Sag mir, was ich helfen soll, dann werde ich es versuchen.“

„Ich habe dir vertraut, dass du mir meinen Wunsch nicht abschlägst, endlich richtig zuzuschlagen, um allem ein Ende zu setzen. Du hast es geschafft, gratuliere“, murmelte er nur und blinzelte, wieder von spontaner Müdigkeit überfallen. Was ist mit mir los? So träge bin ich doch sonst nicht… Gut, sonst sterbe ich auch nicht fast…
Er bedachte sein unaufgebautes Zelt mit einem strengen Blick, aber es tat sich trotz allem nichts. Es sollte ein Zelt-Aufbau-Jutsu geben…
Als sie wieder zu sprechen begann, wandte er sich halb um und hob fragend eine Augenbraue.
„Wow, du kannst mich leiden? Ich dachte, wir hassen uns wie die Pest, aber das ist ja anscheinend doch eine einseitige Beziehung. Nun, solange du mir hilfst und versprichst, nicht immer solch einen Krawall zu machen, wie in Konoha, geht das wohl klar…“ Dass Len mal wieder knallhart und zutiefst unberührt geantwortet hatte, fiel ihm schon gar nicht mehr auf, immerhin konzentrierte er sich gerade darauf, einen Weg zu finden, dieses Zelt aufzubauen.
„Hm? Nein… Ich kauf solch ein Zeug höchstens in einer Apotheke und die letzte, die ich gesehen habe, ist mittlerweile bestimmt schon zu Staub zerfallen… Aber danke.“ Dann nahm er das Pillchen, warf es in den Mund und angelte nach seiner Brauseflasche, um das Ding effektiv hinunterzuspülen. Als das geschafft war, richtete er sich aus der Hocke wieder auf und warf Yoko einen schiefen Blick zu. „Ach, habe ich das? Nun, dann schenke ich dir dies.“ Er deutete auf das Häufchen Zelt. „Und da es nun dein Zelt ist, kannst du es ja auch aufbauen… Ich schaffe das auf jeden Fall nicht… Mit einer Hand leicht schwierig.“

Der Blonde war wieder so unfreundlich wie eh und je, musste sie feststellen! „Was hattest du denn gegen meine Taktik in Konoha? Hat doch letztendlich alles super funktioniert. Du hast da ja eh nur aus dem Dorf wie ein schreiendes Mädchen laufen müssen, während die Ninja mir gefolgt waren. Da fällt mir auf, du bist ja ein Mädchen. Also hast du dich noch nicht mal viel anstrengen brauchen für diese Rolle.“ Die beiden schienen eindeutig wieder in ihr altes Schema zurück zu fallen.
„Bitte.“, meinte sie kurz, allerdings wieder in einem freundlicheren Ton, angebunden. Man konnte ihre Gemütslage langsam aber sicher mit einem Flummi vergleichbar. Mal ist sie unten, im nächsten Moment oben, wieder unten usw. bis sie keine Kraft mehr hatte und vorerst gar nichts mehr tat, bis sie einen neuen Antrieb erhalten hat.
„Und du Dummkopf glaubst, dass ich das alleine schaffe? Falls du deine Augen mal auf gemacht hast: Ich bin mehr ein sterbender Zombie, als ein lebendes Wesen, das gerade viel koordiniert ausrichten könnte.“ Sie schnaubte verächtlich auf und scherte sich in dem Moment nicht einmal darum sich gerade selbst runtergemacht zu haben. Vielleicht sollte sie wirklich mal einen Kurs besuchen, der ihr beibrachte nicht so ehrlich zu sein. Würde es sowas für Nukenin nur geben.
„Dafür bin ich extra aufgestanden.“, knurrte sie und wandte sich zum Gehen in Richtung Fluss um. Jetzt, wo sie eh schon mal wieder auf den Beinen war, konnte sie ja dann doch mal etwas für ihre Wunden tun. Sie konnte schwören, dass da schon die einen und anderen Insekten drauf waren. Fliegen und ähnliches Ungeziefer. Wirklich nicht das Beste, was ihr jetzt noch passieren konnte. Sie konnten immerhin sich in das Fleisch weiter gefressen haben und bakterienfrei waren sie auf jeden Fall nicht.
Als sie am Ufer stand, fiel ihr auf, dass sie noch Schuhe anhatten. Sie zog diese etwas umständlich aus und ging in den Fluss hinein. Lief ein Stückchen hinein, um bis auf zu den Knien im Wasser zu sein. Weiter konnte sie nicht rein gehen. Sonst würde sie womöglich nicht mehr rauskommen. Keine schöne Vorstellung. Aber sie bereute es nicht am Tag hineingegangen zu sein. Denn in der Nacht war es wirklich eisigkalt und schnitt nur noch mehr in ihren Wunden. „Vielleicht hätte ich mir vorher das Kleid ausziehen sollen…und mir ein Handtuch bereitgelegen sollen….“, dachte sie laut nach und zog den Fetzen, den sie trug dann aber doch aus. Sie nahm Wasser mit ihren Händen auf und wischte sich damit über die Arme. Ihre Arme hatte es in allen Dingen am schlimmsten getroffen. Aber sie dachte positiv: besser, als wenn sie ihre Beine nicht mehr bewegen könnte.
Nachdem sie mit waschen fertig war, trottete sie pitschnass wieder zurück ans Ufer. Die spitzen Steine im Flussbett schienen sich ihr in die Unterseite ihrer Füße zu bohren. Waren sie doch empfindlich, wo sie tagelang in Schuhen gesteckt hatten.

„Wie nett du bist“, sagte Len lächelnd und schenkte Yoko das Thema angehend keine Beachtung mehr. Wenn sie diese Überzeugung hatte, dann hatte sie diese nun einmal und brachte ihm nicht mehr Respekt ein, wenn er nun weiter auf ihr herumhackte.
Stattdessen sah er noch einmal den in sich verknoteten Zelthaufen an und ihm ging immer noch kein Licht auf, wie er mit dem Problem fertig werden sollte.
„Mein Glaube stand noch nie zur Debatte, Yoko. Und ja, ich habe bereits bemerkt, dass du nicht gerade über ein ansprechendes Äußeres verfügst – jedenfalls im Moment.“ Er wollte ja nicht noch mehr Salz auf ihren sowieso geschändeten Körper streuen. „Aber gut, dass du eher am Verrecken bist, als ich. Dann kann ich es noch halbwegs als Unentschieden abstempeln.“ Er zwinkerte ihr kurz unbekümmert zu, bevor Len auch schon etwas eher weniger Ansprechendes entdeckte.
„Warte mal, du hast das was… Ach du heilige Sch- … Da fressen Fliegen an dir rum – bist du sicher, dass du nicht wirklich schon ein totes Stück Fleisch bist?“
So etwas hatte er ja im Leben noch nicht gesehen, aber schneller, als er sich versehen konnte, war sie auch schon davon gestiefelt und er stand wieder allein vor dem Trümmerhaufen, das er jetzt ihr Zelt nannte.
„Hm, dann bleibst du eben unaufgebaut, Kumpel.“
Mit den Worten setzte sich Len wieder auf seinen Schlafsack, genehmigte sich noch ein paar Schlucke aus seiner Flasche und starrte in die tiefe Nacht hinein.
Du musst planen, wie du weiter vorgehst… Du kannst davon ausgehen, dass sie bald weiterreisen, wenn sie nicht schon längst weg sind… Wenn sie von Konoha aus unterwegs waren, liegt das auf einer umständlichen Route nach Sunagakure no Sato… Und wenn sie doch abbiegen…?
Er zerrte eine Karte aus seiner Tasche hervor und begann sie eingehend zu mustern. Schließlich hatte er ja keine Beschäftigung, während Yoko auf und davon war und er sich kaum rühren konnte.

Bei seinen Worten schimpfte sie nur leise vor sich hin und war nicht weiter darauf eingegangen.
Erst als sie nun wieder triefend in Richtung des ursprünglichen Platzes ging und sich das kleine Handtuch um die Schultern für die Haare legte. An dem anderen klebte ihr zu viel Blut von ihm dran. „Was hast du vor nun eigentlich hinzugehen?“, fragte sie, als ihr auffiel, dass er eine Karte studierte.
Sie musste zugeben, dass sie sich nun gerne etwas Warmes angezogen hätte, aber sie hatte vor morgen nach dem Aufwachen endlich ihre Eichhörnchen zu rufen. Sie hatte zwar jetzt schon genügend Chakra, um das Jutsu kurz aufrecht zu halten. Aber sie wollte sich die Vorwürfe von dem quasselnden Tierchen noch nicht antun. Da litt sie lieber noch ein wenig…
„Brauchst du noch eine Schlaftablette? Dann kannst‘ die Nacht auf jeden Fall durchschlafen. Befördern dich mehr oder weniger ins traumlose Nichts.“, bot sie ihm schulterzuckend an. Sie war es gewohnt traumlos zu schlafen. Tat es auch ohne Tabletten, aber von Schmerzen noch wieder aufzuwachen, war keine schöne Sache.

Erst, als Yoko wiedergekehrt war und ihn ansprach, unterbrach Len seine Aktivität und hob den Kopf. „Hm? Nun… ich dachte daran, irgendwo unterzutauchen, bis ich wieder richtig auf den Beinen bin.“ Nach einem kurzen Blick zu ihr fügte er an: „Was für dich übrigens auch keine schlechte Idee ist. Danach… wie gehabt.“ Damit meinte er natürlich, dass er Rin suchen würde. Er kannte ihren letzten Aufenthalt, das bedeutete, dass er sich ungefähr ausrechnen konnte, wo sie war. Denn mit solchen Verletzungen konnte sie ja kaum in schnellem Tempo vom Fleck kommen.
Er musterte Yoko kurz und deutete neben sich. „Gib mir mal deine Hand.“
Auf ihre Frage zuckte er nur mit den Schultern. Oder mit einer… Wie auch immer! Len sagte: „Das ist lieb von dir…, aber ich lehne ab. Zu viel zerstört wohlmöglich noch den letzten Rest von mir. Eins von deinen Dingern reicht mir fürs Erste.“ Ein weiteres Lächeln, bevor er erneut auf die Karte sah und sich ausmalte, wie Rin in ihrem Zustand durch die Wüste stapfte. Ich hasse dich, Taiki…

„Untertauchen? Hm…vielleicht. Dafür müssten wir aber erst mal wieder einigermaßen fit sein, um überhaupt irgendwo hinzukommen. Urlaub in der Herberge mit Henge und vertauschten Rollen?“, scherzte sie und legte ihren Kopf schief, als sie kommen sollte.
So setzte sie sich wieder in Bewegung und stand neben ihm, ehe sie ihm die Hand hinhielt. „Und nu?“, fragte sie immer noch sichtlich verwirrt. Warum in aller Welt, wollte er ihre Hand haben? War er ein Wahrsager, der in Händen lesen konnte? Die Idee kam selbst ihr so absurd vor, dass sie ihren Kopf schütteln musste. Da war es ja eher noch vorstellbar, dass er ihr die Hand gleich mit einem Kunai abhacken wollte! Ah, Mist….sie wollte ihm ja vertrauen. Jetzt stand sie mit ihren Theorien am Ende, weshalb sie das Denken aufhörte und darauf wartete, dass er nun etwas tat.

Len nickte nachdenklich. „Das ist das Ding. Ich muss dich leider ausnutzen, aber keine Sorge, es ist alles zu deinem Besten.“ Er kam sich heute so außerordentlich charmant vor. Natürlich im ironischen Sinne. Und ein schiefes Grinsen stahl sich noch in sein Gesicht, bevor er meinte: „Über die näheren Umstände kann man dann noch reden. Aber jetzt erst einmal… na komm, ich beiße dich schon nicht.“ Hab Vertrauen~, schnurrte er gedanklich, natürlich ohne es an sie weiter zu vermitteln.
Kaum streckte sie ihm ihre Hand aus, nahm er sie und schloss kurz die Augen.
Lange her, dass ich so kommuniziert habe… Aber hey, setz‘ dich mal. Sprechen kannst du dir sparen, denken reicht aus… Falls du kannst. Der Gedanke erreichte sie sehr wohl. Er zwinkerte kurz.
Nun, ich fühle mich halbwegs stark genug, um ein bisschen zu teilen. Wie du mir, so ich dir, eine Hand wäscht die andere… Ach, du hattest es ja nicht so sehr mit Sprichwörtern… Sagen wir es so: Du hast deine letzten Reserven gegeben, um mich zu retten, jetzt muss ich dir helfen.
Er grinste breit und fügte sprechend an: „Noch einmal in verständlich: Ich ‚leih‘ dir ein wenig Chakra und du beschwörst deine Viecher, damit sie dir helfen, okay?“
Irgendwie musste er ja seine Unfreundlichkeit von vorhin wieder in Ordnung bringen, sodass sie ihn nicht im Schlaf erdrosselte.

„Solange ich alles freiwillig mache, werde ich nicht ausgenutzt. Kannste‘ machen, was du willst.“, meinte sie und runzelte die Stirn. Dass er sie biss…darauf war sie noch gar nicht gekommen! Für so primitiv hatte sie ihn dann doch nicht gehalten.
Woah, jetzt steckst du ja in meinem Kopf. Allein der Gedanke bereitet mir Kopfschmerzen. Angekommen? Sie musste sich immerhin vergewissern. Komisches Zeug, das der kann. Gedanken, die eigentlich wieder nicht für ihn bestimmt waren, dann ließ sie sich aber neben ihn sinken. Darf ich dir die Hand zerdrücken? So wie du das letzte Mal mir? sie legte lächelnd ihren Kopf schräg und hörte ihm nur halb zu. In Gedanken quasselte sie eindeutig noch mehr dummes Zeug. Erst als er wieder normal sprach, hörte sie ihm ganz zu. Hm…ich soll die jetzt schon rufen? Und überhaupt…du kannst so etwas? Jetzt bin ich glatt beeindruckt. Oh, nicht dranhängen….na egal. Mach nur, Mausi. Aber würdest du irre werden, wenn ich noch sehr viel mehr in Gedanken quasseln würde? Passiert das eigentlich immer, dass du überträgst und hörst, wenn du jemand berührst oder berührt wirst? Oder musst du da was aktivieren? Dass ich so viel quassle ist übrigens meine Rache von vorhin. Es ist kein Unentschieden gewesen, ha! Eher jetzt ein eins zu eins.

Len zog entgeistert die Augenbrauen zusammen und starrte gerade aus, um sich nicht mit irgendetwas abzulenken, damit er ihren Gedankengängen überhaupt folgen konnte. Schließlich, am Ende, holte er tief Luft und ließ ihre Hand kurz los. „Ich will nicht wissen, was Rin für Kopfschmerzen hat, wenn sie in einer Menschenmasse steht… Ich finde ja schon das unerträglich…“ Er rieb sich kurz über die Schläfen, bevor er zum Antworten kam:
„Ja, alles kommt an. Ja, ich kann komische Sachen, aber hey, du kannst dich unsichtbar machen, ist das weniger komisch, oder was? Meinetwegen zerquetsch meine Hand, wenn du dich dann besser fühlst… Ja, ruf sie. Natürlich kann ich so etwas. Jeder kann das. Kennst du das nicht? Ich würde nicht irre, sondern wohlmöglich bewusstlos werden.“ Er musste anhalten, um nach Luft zu schnappen. SIE bereitet MIR Kopfschmerzen…
„Nein, das passiert nicht immer. Ich lese nur automatisch die Gedanken meines Gegenübers. Diese Art von Kommunikation ist nur möglich, wenn ich Chakra extra aufwände. Mit Rin ist das anders… Da läuft das fast automatisch. Und danke, DANKE. Du machst dich damit wirklich nicht beliebter, Yoko…“ Er knurrte kurz einen Fluch, bevor er sie scharf ansah. „Ich brauch dir nicht helfen. Meinetwegen kannst du dich auch im Fluss ertränken, oder am nächsten Baum erhängen gehen, wenn dir so viel daran liegt, mir wehzutun.“ Na das kann jetzt aber auch falsch rüberkommen… Du bist heute Fettnäpfchenmaster!, kürte er sich selbst.

Sie grinste ihn an, als er ihre Hand losließ. Anscheinend hatte sie das erreicht, was sie wollte. Ihn zu nerven. „Sicher. Bestimmt ein armes Mädchen.“ Pflichtete sie ihm immer noch grinsend und nickend bei. Dann hörte sie ihm aber zu. Ganz ruhig, ohne zu unterbrechen. „Hm, hättest das per Gedanken getan, hättest du zwischendurch nicht so nach Luft schnappen müssen.“ Ja, das war das erste, das ihr auffiel, ehe sie sich die anderen Worte in Erinnerung rief. „Ich hab noch nie so etwas getan. Also…keine Ahnung, ob ich so was kann.“ Sie zuckte mit den Schultern. Auf das unsichtbar machen sagte sie nichts. Diese Fähigkeit war für sie einfach Alltag geworden.
„Oh, gut zu wissen. Dann darf ich also nichts Wichtiges denken, wenn du mich anfasst.“ Dann atmete sie aber tief durch, schloss die Augen und sah ihn wieder an. „Ist ja schon gut, ich denke jetzt eben nichts mehr. Auch wenn ich nicht verstehe, was mein Tod dich verletzen würde.“ Sie schüttelte den Kopf und griff wieder seine Hand. Und sie gab sich wirklich Mühe an nichts zu denken, weshalb sie einfach auf den Boden vor ihnen blickte. Zwischendurch krabbelte eine kleine Spinne dort entlang.Do-.. Sie schnitt sich selbst ihre Gedanken ab. War gar nicht so einfach, wie man meinte, so an nichts zu denken. Zumindest für sie nicht. Zwar geschah denken und reden bei ihr meist gleichzeitig, aber so gar nix wörtliches tun zu dürfen…..das musste ja glatt schon die Hölle sein!...
Letztendlich konnte sie sich aber ganz gut beherrschen mit angestrengtem Bodenbetrachten.

Len seufzte auf, als sie nach seiner Hand griff und rieb sich kurz über die Stirn, um sich zu fassen. Wahrscheinlich… Aber denk dran – alles Chakra, was ich dafür ausgebe, ist weniger zu Verfügung, um dir zu helfen. Ich bin doch nur an deinem Wohl interessiert, gab er grummelnd zu Verstehen. Nun, vielleicht warst du einfach egoistisch genug, um niemandem helfen zu wollen, meinte Len und sah sie kurz fragend an, obwohl es sich für ihn von selbst erklärte. Natürlich hatte sie noch nie jemandem so helfen wollen, da war sie einfach nicht der Typ für.
Genau. Denk einfach an Banalitäten und inwiefern du mich töten möchtest. Dann bin ich wenigstens vorbereitet, kommentierte Len trocken und rollte mit den Augen. Nun. Nichts denken ist unmöglich. Konzentrier dich einfach auf’s Wesentliche…
Dann wog er kurz den Kopf hin und her und überlegte sich, ob er frech sein durfte, oder eben nicht. Schließlich entschied er sich dazu, so scheiße zu sein, wie immer. Zwar war er noch lange nicht so ein guter Schauspieler, wie seine Schwester Rin, aber er konnte doch so einiges, was man sich als Nukenin nun einmal aneignete.
Er verschränkte die Fingern in ihren – wenn er sie schon mal am Patscher hatte, wieso nicht ausnutzen? – und sah betont in eine andere Richtung. „Nun…“, begann er leise und feierte innerlich eine Party, „… ich bin ein chronischer Lügner. Und habe vorhin ebenfalls gelogen. M-meine Beziehung zu dir besteht nicht aus Hass…“ Er lächelte kurz schwach und blickte Yoko nun in die Augen. „Mein freches Verhalten ist einfach nur… nur eine Abwehrreaktion, weißt du…? Ich will nicht, dass ich wieder angreifbar werde… Eigentlich…“ Er unterbrach sich und senkte den Kopf. Sein Haar fiel ihm in die Stirn und verbarg so ein breites Grinsen, das er sich einfach nicht verkneifen konnte. Erst, als er sich gefangen hatte, sah Len wieder auf und legte lächelnd den Kopf schräg. „Nun, den Rest darfst du dir denken.“ Und innerlich freute er sich wie ein Kind, dass er ihre Hand hielt und so genau sehen konnte, wie sehr sie sich verarscht fühlte. Du bist ein böser Junge, Len…

Ist es nicht eher so, dass ich dir helfe? Warte…seit wann bist du denn an meinem Wohl interessiert? Nun blickte sie ihn doch mit gehobener Braue an und zuckte mit den Schultern. Was hätte sie denn sonst auf das Andere antworten sollen? Sie ist einfach noch nie in der Lage gewesen irgendjemand auf dieser Art helfen zu wollen. „Woah, ich hab doch gesagt, dass ich dich nicht töten werde.“, sprach sie zwischendurch wieder laut aus. Sie schnaubte entnervt auf Dass der mir das aber auch einfach nicht glauben will!
Als sich ihre Finger ineinander verschränkten, sah sie ihn leicht misstrauisch an, ob das denn nötig war und ihr fiel auf, dass er doch zumindest die Hände eines Kerls besaß. Auch wenn das mehr ein Kompliment war, das sie im Moment nicht gerade gerne gedacht hatte.
Bei seiner Ansprache und Körpersprache, lachte sie herzlichst auf. „Du bist ja nicht gerade jemand, der schnell auf den Punkt kommt, wa? Und sicher hasst du mich nicht völlig. Weiß ich ja, ist ja alles aus Eigennutz, um an dein Ziel zu kommen.“ Und das war auch das, was sie sich gedacht hatte. Immerhin meinte er erst so etwas Ähnliches zu ihr. Und Worte waren nun mal Worte. „Aber hast du nun eigentlich schon irgendetwas mit dem Chakra getan? Sollte ich da was spüren?“

Ich kann’s auch lassen, gab er zurück und sah sie schräg an. Tz, manchmal sind Worte nur leere Worte. Taten sprechen für sich. Wieso lag ich nochmal zwei, drei Tage sinnlos herum und verliere so die Fährte von Rin? Ach ja! Du hast mich abgestochen.
Dass ihm so etwas glatt entfallen war!
Er ließ sie sich auslachen und fiel in ihr Lachen ein, bevor er einfach nur breit grinsend erwiderte:
„Nun… Schwertkämpfer. Da kann man keine zarten Fingerchen besitzen.“
Doch ein wenig enttäuscht ließ er ihre Hand los und stützte sich ein wenig mit dieser ab, während er seufzte und nach vorn sah.
„War ich schon immer so ein schlechter Bluffer?“ Er wandte sich wieder Yoko zu und grinste, in seiner gewohnten Art und Weise. Herablassend, von oben herab.
„Und natürlich hasse ich dich völlig. Mittel zum Zweck. Oder meinst du, ich halte es freiwillig mit jemandem wie dir aus, die mir doch eh dauernd nur ans Leder will?“
Dann setzte sich Len wieder auf und nahm erneut ihre Hand.
„Nein, habe ich nicht. Aber das funktioniert so nicht. Du musst das Jutsu wirken, ich unterstütze dich lediglich dabei, es aufrecht zu erhalten.“

Sie atmete tiiieeeef ein und aus. Sie wollte sich nun wirklich nur nicht aufregen und sich über dieses egozentrische kleine dumme – oh Gedanken kamen wieder durch.
Dann ließ er aber ihre Hand wieder los. „Ach, du bist ein richtiger Schwertkämpfer?“ Das hatte sie wirklich nicht gedacht. Gut, er konnte mit dem Schwert kämpfen, sie aber auch und war noch lange kein richtiger Schwertkämpfer.
„Bluffer?“ Nun sah sie ihn doch mehr als verdutzt an. Die Masche hatte sie ihm ja abgekauft, nur nach seiner Hoffnung falsch interpretiert.
„Na, dann hasst du mich eben doch. So lang ich dich leiden kann.“ Sie patschte ihm kurz auf den Kopf.
„Hm….mit einer Hand kann ich es aber gerade schlecht machen, weißt du?“ Sie legte ihren Kopf schräg und ließ seine Hand wieder los, um die nötigen Fingerzeichen auszuführen, biss sich dieses Mal wieder in den Daumen und packte eine Hand auf den Boden, während die andere seine Hand wieder von selbst nahm. Kurz darauf saßen drei Eichhörnchen vor ihnen. Kurz desorientiert, ehe Yuma das Wort erhob.
„Seid ihr doof?!“ Natürlich wusste er schon über die Verletzungen Bescheid. Hatte Shin ja alles weitergegeben. „Dass du vier Tage nichts von dir hören hast lassen, haben wir schon gedacht, dass du abgekratzt wärst.“ Es rieb sich über die Schläfen, oder ähnlichem. „Ihr seid so unlogisch. Zweimal auf Leben und Tod gekämpft, keiner stirbt.“ Langsam beruhigte es sich wieder.
Immer muss er so gemein sein…. Sie seufzte auf. „Kann man wohl nichts machen….“, grummelte sie und sah in eine andere Richtung. „Shin soll ihm wieder helfen. Hat ja schon mal damit angefangen gehabt. Hinlegen.“, wandte sie sich dann kurz auch an Len und tat es selbst auch. Einfach nach hinten auf den Rücken legen, während Kenzo auf ihr sprang und sich alles ansah. Schließlich begann er mit ihrem Arm.

„Ich kann dich hören“, gab er Yoko unmissverständlich zu Verstehen und sah sie aus dem Augenwinkel an. „Aber reg du dich ruhig auf. Ein dritter Kampf wird die Entscheidung bringen. So ist das doch immer, nicht wahr?“
Ich will sie loswerden… jetzt! Er sah zur Seite, wo neben seinem Schlafsack die Tasche stand. Er hatte den Gürtel mit der Katanaschneide wohl abgelegt, damit sie ihn nicht beim Sitzen malträtierte. Es ist zu weit weg… Len seufzte auf.
„Ein richtiger Schwertkämpfer. Oder was meinst du, warum ich dich im ersten Kampf fast schon spielerisch besiegt habe?“ Wobei man beachten musste, dass sie, als der Kampf bereits entschieden war, noch einmal nachgesetzt hatte. Bei der Erinnerung verkrampfte er sich und biss die Zähne fest zusammen, um nicht wieder ihre Hand in kleine Brösel zu verarbeiten.
„Bluffer“, wiederholte er, „und lass das. Sonst breche ich dir deine Hand.“ Er sagte es trocken, und so ziemlich emotionslos, aber sein Blick sprach Bände. Er meinte es ernst.
Erst, als das sprechende Eichhörnchen da war und Yoko wieder seine Hand nahm, konzentrierte Len sich und begann damit, sein Chakra in ihr Jutsu zu legen. Und ich will sie trotz allem umlegen… Warum helfe ich dann?
„Also ich hätte mich an deiner Stelle nicht darüber beschwert, wenn sie abgekratzt wäre…“ Dass er teilweise auch seine eigenen Emotionen ansprach, war verständlich. „Wäre ja schließlich weniger Arbeit. Und was? Sie hatte eben nicht den Mumm, um es zu Ende zu bringen.“ Len sprach also frei über seinen eigenen Tod, der nur durch eine ihrer Launen abgewendet wurde. Wie aufbauend.
Erst dachte er gar nicht daran, ihr zu gehorchen, schließlich hatte er seinen Stolz und außerdem hatte er gewollt, dass die Eichhörnchen sich um ihr fatales Äußeres kümmerten. Aber der Ruck, der durch seinen rechten Arm ging, als sie sich hinpackte, ließ ihn verstummen und so fand er sich, blinzelnd, auf dem Rücken wieder.
„Mir geht es gut… Sag ihm das, sprechendes Eichhörnchen. Sag ihm, er soll sich um Yoko kümmern.“ Sonst beginnt sie irgendwann zu verfaulen…

„Ja, ja. Ich hör dich auch.“, grummelte sie mehr genervt über sich selbst, da sie dachte. Was musste ein Hirn aber auch schon denken? Konnte es nicht einfach nur handeln und nichts tun?! „Sicher. Aber mit dem lassen wir uns noch ein bisschen Zeit.“ Sie zwinkerte ihm zu und lenkte sich wieder mit einer Ameise am Boden ab. Sie wollte nur nicht die Gedanken durchsickern lassen, dass sie wohl eh verlieren würde, weshalb sie das Tierchen gründlichst analysierte. „Sooo leicht war ich da doch auch wieder nicht zu besiegen….Zerstör doch nicht meine Träume!“ Sie lachte auf Arsch!
„Hm?“ Sie blinzelte ihn verwirrt an. „Sag bloß du gehörst zu der eitlen Sorte, die extrem auf ihre Haare achten.“ Das hatte sie nun wirklich verwirrt. Beziehungsweise sein Tonfall.
Als dann aber sein Chakra durch sie hindurchfloss, fühlte es sich… angenehm an? Auf jeden Fall anders. Hatte sie noch nie erlebt so etwas. Eine fremde Stärke floss durch sie, breitete sich aus und wurde weiterverarbeitet. Es war eigenartig, wo sie doch sonst nur auf ihre eigene Stärke vertraute. Nur auf ihr eigenes grenzenlos werdendes Chakra, wenn sie das dritte Tor öffnete. Ich sollte vielleicht wieder daran arbeiten auf die vier zu steigen…
„Sicher, aber dann würde es auch wieder langweiliger werden.“ Die Worte Yumas rissen sie aus ihren Gedanken. „Den Mumm hattest du das letzte Mal aber auch nicht!“, verteidigte sie sich schnaubend. Gut, eigentlich wusste sie, oder dachte dies zumindest, dass er sie nur wegen Rin am Leben gelassen hatte, aber irgendwie musste sie sich ja verteidigen.
„Red doch keinen Schwachsinn! Dir geht es auch alles andere als gut.“, warf sie ein. „Hör ja nicht auf ihn Yu-….“ Jetzt fühl ich mich hintergangen… Sie unterbrach sich selbst, als sie an einer anderen Stelle ihres Körpers auch das medizinische Jutsu spürte. „Warum hört hier niemand auf mich?“, stellte sie die rein rhetorische Frage und schnaubte auf. Sie schloss ihre Augen. Sie war so müde…und durch das Liegen wurde dies doch nur noch mehr bestärkt. Ätzend… ich hätte die Tablette nicht nehmen dürfen.
Yuma war derweil auf Kopfhöhe der beiden gekommen und saß zwischen ihnen. „Wie steht ihr Irren nun eigentlich zueinander?“
Die Utsukushi schreckte bei den nahen Worten auf und krallte sich für einen Bruchteil der Sekunde an die Hand, die sie hielt. „Zweckgemeinschaft. Und schock mich nicht so.“, antwortete sie aus dem Affekt heraus. Herzinfarkt pur

Len blinzelte in den sternenklaren Nachthimmel hinauf. Irgendetwas musste er ja tun. Vier Tage? Ich muss ja kurz davor gewesen sein, vor Durst zu sterben… Beziehungsweise zu verdursten… Keine angenehme Vorstellung.
„Hast du Angst, oder wie? Angst, zu sterben? Durch meine Hand?“, er lächelte, wenig feinfühlig und meinte in einem gespielt bekümmerten Ton: „Aber meinetwegen verschieben wir das.“ Er grinste schief und wandte sich wieder dem Sternenhimmel zu. Na, wo bist du, Herr Nordstern…?
Auf den Kommentar mit der eitlen Sorte sagte Len einfach nichts. Sie musste ja nicht direkt wissen, dass er sich darüber ärgerte, dass sie wieder mal wie ein Kind behandelte. Was ihn zugegebenermaßen störte.
Dann grinste er frech und fragte leise: „Na, Yoko? Ist es nicht schön, wenn einem geholfen wird und man sich nicht nur die ganze Zeit bekriegt?“ Ein gehässiger Tonfall, wie immer, wodurch das Ganze, was er sagte, natürlich ins Ironische gezogen wurde, oder jedenfalls nur halb so ernstgemeint ankam, wie es wohl sollte.
Len rollte mit den Augen. „Ich sagte dir bereits vier Mal, dass ich nicht sinnlos töte.“ Dass das Weib auch nicht zuhören kann…
Anschließend musste Len lachen. „Aber ich laufe nicht Gefahr, demnächst von Aasgeiern gefressen zu werden! Komm, sei so gut, und reg dich nicht auf. Ist doch alles zu deinem Besten. Und ich bin außer Lebensgefahr – hoffe ich zumindest – und schon wieder relativ fit. Also geht das klar. Lass dir einfach helfen. Ach, wie schön ist es doch, wenn die Vernunft siegt!“ Letzteres sagte er triumphierend, schließlich hatte er erreicht, dass sich die Eichhörnchen ausschließlich um Yoko kümmerten. Hoffentlich restaurieren sie sie gut…
Auf Yumas Frage musste Len erst einmal grübeln. „Sie lügt. Sie rennt mir hinterher wie ein Fangirl und ich versuche, sie loszuwerden“, sagte er grinsend, „ach, und ich diene anscheinend als Angstkompensator…“
Meine Hand…, dachte er sich, … meine funktionierende Hand!

„Hmpf.“, erwiderte sie nur und sah demonstrativ in die andere Richtung. Sie wollte nun wirklich nicht darüber reden, wer sterben würde. „Vergiss mir aber nicht, wie dieser richtige Kampf ausgegangen ist.“, grummelte sie.
Sie schnappte nach Luft, ließ es dann aber doch sein. Sicher, sicher, meine Liebste. Aber sag mal, soll ich wieder nerven? Sie lächelte ihn zuckersüß an und musste zugeben, dass sie sich die weiblichen Bezeichnungen für ihn wirklich schon angewohnt hatte und sie unbewusst aussprach.
„Erst vier Mal? Na, vielleicht merke ich es mir nach dem zwanzigsten Mal, ja?“ Wobei er ja immer sagt, dass ich es wirklich verdiente zu sterben. Unlogisches Etwas.
„Es gibt in den Wäldern von Konoha Aasgeier? Wusste ich ja gar nicht. Ich dachte, die sind mehr in den Wüstengegenden.“ Dabei bin ich ja hier aufgewachsen…
„Ihr hört euch an, wie ein altes Ehepaar.“, warf Yuma kopfschüttelnd ein.
„Sicher nicht!“, rief die Utsukushi aus. „Und solang ich der festen Überzeugung davon bin, lüge ich auch nicht.“ Sie brauchte ja nur eine Beschäftigung… und dafür hatte sie sich fürs erste zumindest den Sanada ausgesucht. Angstko…ko….ko…..ach egal. Ja, sie dachte gerade nach, was das denn sein sollte und wollte nachfragen, da sie es aber schon wieder vergessen hatte, ließ sie es bleiben.
Dass er allerdings ihre Gedanken lesen konnte…daran würde sie sich wohl nie im Leben gewöhnen. Immerhin waren ihre Gedanken sonst immer das einzig richtig private, unantastbare.

„Wie könnte ich? Ich bin aufgespießt worden… von dir! Und muss damit leben. Weil du es nicht übers Herz gebracht hast, also beschwer dich nicht“, grummelte Len und starrte betont gerade aus in den Nachthimmel hinein. „Muss ich eigentlich weiter liegen?. Dann…
Nenn mich nicht Liebste… Liebster, okay, daran kann man sich mit Mühe gewöhnen… Aber ich bin ein Kerl! Kein Mädchen! Ein Kerl! Ich hab keine Brüste! Keine Milchmaschinen!, gab er zurück und knurrte in der Realität kurz auf.
Auf die nächsten Sachen antwortete Len schon wieder nicht. Denn – oh Wunder – es wurde ihm einfach zu dumm und niveaulos. Dieser Frau irgendetwas zu sagen brachte nicht viel. Denn Knäckebrot hat einen IQ von 3, sie einen von 2.
„Ich bin nicht alt, sie ist alt“, sagte Len und würde es nicht eher negativ-produktiv sein, würde er nun ihre Hand loslassen, um sich das Eichhörnchen zu schnappen. Und ihm den Hals umzudrehen. Kurz war es für ihn sogar eine Option, er zögerte ein wenig – schließlich könnte er sie so zu einem weiteren Kampf zwingen! Aber Len entschied sich dagegen. Schließlich konnte er nur einen Arm bewegen und selbst wenn es der Rechte war… Er wollte nichts riskieren.
„Angstkompensator. Du drückst meine Hand, um dir Halt zu suchen, da du eben derbe Schiss bekommen hast. Comprende?“

„Freu dich doch einfach, dass du noch lebst und ja, du musst liegen bleiben. Sonst fühl ich mich noch untergeordnet.“, grummelte sie. Gut, das war nicht das Beste, was sie sagen konnte. So würde er sich ja bestimmt erst recht aufsitzen!
Sie prustete kurz. Sicher hast du Möpse. Wenn auch andere, als ich, Süße. Außerdem geht es nur darum, wie man sich selbst fühlt, nicht wie man aussieht. Man konnte fast schon die Herzchen um sie herum fliegen sehen, so sehr säuselte sie diese Worte.
„FÜNF Jahre!“, schnitte sie Yuma ins Wort.
„Fünf Jahre verheiratet, hm? Zumindest kommt es so rüber.“ Manchmal konnte das Eichhörnchen richtig gehässig und bösartig sein, so stellte es sich auf die Hinterpfoten, um an die Nase der Utsukushi zu gelangen. Zwick in sie.
„Schmerz.“, kommentierte sie, aber so wurde sie wieder davon abgelenkt sich weiter zu rechtfertigen, bzw. zu verteidigen.
„Hm…ich glaube, so genau wollte ich das gar nicht wissen….comprende, Darling?“ Gut, sie hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Aber er hatte etwas erläutert und es zum Schluss angefügt. Also machte sie es ihm auf gut Glück gleich.

„Ich freue mich einfach darüber, Rin noch einmal wiedersehen zu können. Und: Jetzt setze ich mich absichtlich hin. Vor allem wegen deinem Gedanken. Ich muss ja den Erwartungen gerecht werden.“ Also setzte Len sich auf, grinste Yoko schamlos an – bevor es ihm auch schon wieder verging und er mit den Augen rollte.
„Also bitte. Kennst du die Anatomie des Menschen nicht? Kerle können keine Milch geben! Aus und vorbei!“ Dass er auf Yuma gerade eigenartig wirken konnte, dem war er sich bewusst, aber es störte ihn nicht. „Im Ernst: so kann das nicht weitergehen… Entweder du unterlässt es, mich als weibliches Wesen zu bezeichnen, oder ich lass dich hier. Allein. Und du darfst dir eine neue Beschäftigung suchen.“
Hoffentlich reichte das als Drohung aus. Aber so oder so bekam er etwas, was er wollte.
Das Treiben zwischen Besitzer und Eichhörnchen bedachte Len nur mit einem kritischen Blick, bevor er nickte. „Fünf Jahre.“
Er seufzte kurz und sah schließlich erneut zu Yoko.
„Sieh es so: Du brauchtest etwas, an das du dich festhalten kannst, weil du dich erschreckt hast. Somit wolltest du deine Angst ausgleichen. Dich geborgener fühlen. Und ich bin mir sicher, dass du keinen blassen Schimmer hattest, was ich vorhin eigentlich sagte.“

„Ich denke nie wieder….“, schwor sie sich grummelnd und musste nun wirklich zu ihm raufsehen. „Du bist doof. Was bist du auch so groß in dem Alter? Bald wirst du nicht mehr durch die normalen Türen kommen, ha! Dann kann ich dich schadenfroh auslachen.“ Wie ich mich darauf schon freue~
Die Utsukushi runzelte die Stirn. „Sicher kenn ich mich damit aus.“ Hab wirklich genügend Erfahrungen von und mit Männern sammeln können. Wobei sie zugeben musste, dass es doch schon ein Weilchen wieder her war. Wohl vor drei Monaten. Wie sah denn der gleich wieder aus? Braune Haare? Nein…blaue? Hm…nein..hm…hmmmm….
„Was? Achso.“, sie schüttelte ihre Gedanken ab. „Dann bezeichne ich dich eben wieder als ein kleines Kind.“, sagte sie unberührt mit der Schulter zuckend und ihr fiel erst in dem Moment auf, dass das Eichhörnchen von dem Arm weg war. Sie bewegte ihre Finger kurz durch und streckte ihn dann nach oben. Schmerz. Au. Schmerz. Au. Au. Schmerz., dachte sie sich dabei, konnte jedoch gut erkennen, dass die äußeren Wunden wieder relativ ordentlich aussahen. Narben eben. Sie ließ ihn wieder neben sich auf den Boden sinken. Aber die inneren Verletzungen…die würden wohl doch noch ein wenig brauchen, bis sie wieder vollfunktionstüchtig waren. Allerdings war ihr das vorher schon bewusst.
„Ich hatte es doch vorhin schon verstanden…irgendwie….wollte es nur nicht hören, du Ente.“

„Viel Erfolg dabei“, sagte Len und erwiderte ihren Blick, gespielt grimmig. „Ja. In drei Jahren werde ich wahrscheinlich noch so weit wachsen, dass ich über zwei Meter hinausschieße und nicht mehr durch Türen passe. Sehr wahrscheinlich.“ Innerlich lachte er sich kaputt. Natürlich würde er nicht mehr so viel wachsen, aber was stimmte, war, dass man bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr wachsen konnte. Oder tat.
Dann… ließ er ihre Hand los. Sofort unterbrach sich die Chakrateilung von allein. „Gott!“, wandte er sich flehend an einen dunklen Himmel. „Wieso? Wieso bin ich so gestraft…?“ Len wandte sich wieder Yoko zu. „Meinst du, so etwas möchte ich wissen?“
Er rieb sich mit der rechten Hand über die Stirn und stand schließlich auf.
„Das wird mir wirklich zu anstrengend mit dir. Ich bin dir für deine große Liebe zu mir wirklich verbunden, dass du mir überall hin folgen möchtest – aber nein danke. Ich halte das nicht aus, so behandelt zu werden… Da habe ich ja sogar von Akatsuki mehr Respekt entgegen bekommen.“
Mit den Worten drehte er sich um, marschierte zu seiner Tasche, holte die nötigen Schriftrollen heraus und begann, alles wieder zu versiegeln. Bis auf den Zelthaufen natürlich. Das hatte er ja ihr geschenkt, weil er „ihres getötet“ hatte.
„So, alte Frau. Ich mache mich dann mal auf den Weg. Sei nicht zu traurig.“ Er salutierte kurz, bevor er sich die Tasche umschwang, und sich auf den Weg machte, dem Flusslauf erneut zu folgen.
Len wollte nicht weit gehen, aber so weit ihn seine Beine trugen.