Waldweg

CF: Umland – Herberge im Wald

„Vielleicht solltest du da mal aushelfen, damit du sichtbare Muskeln bekommst, Mausi.“, meinte sie zu ihm grinsend und wandte das Verwandlungsjutsu an. Immerhin wurde nun die Wahrscheinlichkeit immer größer, dass sie jemand begegneten, den sie kannte. Es war schon unvorsichtig genug einfach so in die Herberge zu gehen. Er musste sie in dem Moment wirklich abgelenkt haben. Sie schüttelte nachdenklich seufzend den Kopf und ging nun als dunkelhaariger junger Mann neben Len her. Das war für diese Aktion ihrer Meinung nach die beste Verkleidung.
Dann holte sie sich das BingoBook vom Vorabend heraus und blätterte ein wenig darin herum. „Wo war ich denn nur…. Nein…Nein…Nein….GNAH!“, sie raufte sich durch die Haare und schlug nun das kleine Buch von hinten auf. So würde sie wohl schneller wieder zu dem Bereich kommen wo sie war.
So ging sie nun Seite um Seite umblätternd neben ihm her. Ohne die Bilder wäre man wirklich aufgeschmissen jemand zu finden. „Du wirst mir ja deinen Namen immer noch nicht sagen, hm?“, fragte sie ihn nach einer Weile, allerdings ohne ihn dabei direkt anzusehen.

„Du kannst es dir vielleicht nicht vorstellen, aber ich bin mit mir selbst im Reinen“, erwiderte er ungerührt und setzte seinen Weg einfach fort. Was sollte er schon sagen? Muskeln waren überbewertet – zumal er über genügend verfügte und sich damit gut genug zur Wehr setzen konnte. Mehr war gar nicht nötig.
Nach der Verwandlung warf er Yoko einen Blick aus dem Augenwinkel zu und stieß belustigt die Luft aus. „Das macht dich nicht unbedingt attraktiver“, scherzte er und dachte darüber nach, ob er sich selbst ebenfalls verwandeln sollte. Unbedingt Lust hatte er nicht darauf, allerdings hatte er noch weniger Lust darauf, ausgerechnet hier erwischt und ins Gefängnis verfrachtet zu werden. „Bäumchen, Bäumchen, wechsele dich“, murmelte er grinsend und verwandelte sich dann in eine hübsche, junge Frau, vielleicht Anfang zwanzig, mit langem, rötlichen Haar.
„Es ist göttlich, wenn man dazu in der Lage ist, jeden Pass zu bekommen, den man will“, sagte er und dachte daran, wie er eigentlich an diese Persönlichkeit gekommen war. Es war vielleicht nicht die angenehmste Art und Weise, aber er hatte aus seinen Fehlern schließlich Profit schlagen können. Die Frau war eine Attentäterin aus Kumogakure gewesen, jemand, der auf seinen Kopf ausgewesen war. Kurzer Hand hatte er sie „besiegt“, sie anständig zu Grabe getragen und sich ihres Passes angenommen. Sie galt seither als vermisst - aber nur regional in Kaminari no Kuni.
„Jetzt kannst du wenigstens wirklich ‚Mädchen‘ zu mir sagen. Ah, ich vergaß, wie schwer es ist, die Stimme zu verstellen…“ Dennoch gelang es, immerhin. Aber er hatte sowieso eine recht hohe Stimme, für einen Jungen in seinem Alter.
Dann betrachtete er ihre – oder jetzt seine – Aktivität. „Oh, suchst du mich? Ist ja niedlich. Bist du neugierig? Dann such mal schön.“
Auf ihre Frage antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln: „Wieso? Du findest ihn doch sowieso darin heraus. Früher oder später. Eher später.“

„Nein…kann ich nicht.“, meinte sie lachend und zog eine Augenbraue, als er ihre Attraktivität ansprach. „Ach, für normale Mädchen reicht das schon.“, entgegnete sie ihm schulterzuckend und räusperte sich, da sie auch noch eine Oktave tiefer in ihrer Stimmlage musste.
„Woah, seit wann bist du jetzt auch noch eine Hexe mit Zaubersprüchen?“, fragte sie ihn lachend, als er so etwas Komisches murmelte. „Ach, Rollentausch, ha? Aber ja, sicher ist es das. Als Nukenin stehen einem wirklich viele Dinge offen.“, meinte sie lächelnd und wuschelte ihrer Begleitung durch die Haare. „Stimmt, Süße und wärst du wirklich das da….wer weiß was ich mit dir anstellen würde.“ Sie zwinkerte ihm zu und blätterte weiter.
„Du bist ja so gemein und unsozial.“, murmelte sie wieder und schweifte dabei leicht mit ihren Gedanken ab. Würde er nur wissen, dass sie eigentlich sogar bisexuell war…. Dann würde er schreiend davonlaufen. Sie lachte mit ihrer dunklen Stimme auf und fuhr mit ihrer blätternden Tätigkeit fort. Er hatte immerhin recht… früher oder später würde sie ihn finden!
„Aber hey: dann bist ja eh du dran schuld, dass ich verschlafen hab.“ Sie schmunzelte ihn verschmitzt an und blickte ihn durch ihre nun fast schon leuchtendgrünen Augen an.

„Tja, so ist das. Uneinsichtig wie eh und je“ , kommentierte er dann nur und hob in einer hilflosen, aber eher desinteressierten, Geste die Arme. „Kann man nichts machen… Und: mir soll’s egal sein. Mir kommt kein Kerl ins Haus.“ Schon der Gedanke ließ ihn frösteln und fast in Ohnmacht fallen. Das war… ja, das treffendste Wort war wohl schwul.
Dann deutete er auf seine nun roten Haare. „Seit ich rothaarig bin und keine Seele mehr habe.“ Damit spielte er – grinsend – auf das Klischee an, und zwar, dass Rothaarige keine Seelen besitzen. Und Hexen sind. Aber das war unwichtig.
„Ja, Rollentausch! So ungefähr jedenfalls. Grad nachgucken, wie ich heiße…“ Er kramte eine seiner vielen Identitäten aus seiner Tasche hervor und las sich den Namen noch einmal durch. „Hikari Yagami [sehr einfallsreich, ist aus Digimon]. Aus Kumogakure. Hmmm, ich bin nur hier, um ein bisschen Urlaub zu machen. Und was machst du soo~?“
Es war schwierig, seinen Charakter so grundlegend umzukrempeln. Aber Frohnaturen kamen immer natürlicher und weniger auffällig. Leute wurden nicht so schnell misstrauisch, wenn man nicht mit einem Gesicht durch die Gegend rannte, das nach sieben Tagen Regenwetter aussah.
Sie, oder er?, erntete einen entgeisterten Blick. „ Bleib mir bloß von der Wäsche. Ich bin ein unschuldiges Mädchen. Ich bin unbefleckt und niedlich. Meine Reinheit wird euch alle zu Tode blenden.“ Len schüttelte den Kopf. „Ein Mädchen zu sein ist wirklich nicht einfach. Ich habe ja fast schon Mitleid. Wie könnt ihr nur diese Tonhöhe halten, ohne dass euch die Kehle abfällt? Aber wahrscheinlich ist es umgekehrt genauso…“ In seinen Ohren klang seine „neue“ Stimme ungewohnt und leicht surreal, aber das würde sich einpendeln, je länger er sprach.
Dann seufzte er.
„Ja, bin ich. Bin ja schließlich nicht umsonst Nukenin. Such doch einfach bei S, dann geht es leichter.“
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Sie blätterte im BingoBook hin und her, war beschäftigt und er konnte sich wieder Gedanken darüber machen, was wohl demnächst geschehen würde. Nach Konoha und zum Utsukushi-Clan gestaltete sich wahrscheinlich gar nicht so schwer, wobei die richtige Herausforderung sein würde, mit Rin klar zu kommen. Wenn sie sich gar nicht an ihn erinnerte…, so, wie Yoko behauptete, was dann? Amnesie… Ein hartes Los…
Er schreckte auf und sah seine Begleitung einen Moment verwirrt an. „Wie? Ich? Warum?“ Der Blick dieser eigenartigen Augen war schon fast stechend und er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Wer sucht sich freiwillig solch ein Aussehen aus?

Sie sagte nichts mehr weiter dazu. Es führte letztendlich eh zu nichts. Sie blätterte weiter und weiter… irgendwann würde sie schon wieder da ankommen, wo sie gestern aufgehört hatte.
Dann antwortete sie nur mit einfachen “Hm“ auf seine Aussagen sie musste sich schließlich auf ihre Aufgabe konzentrieren. So gingen sie weiter schweigend nebeneinander her, bis er wieder was sagte.
„Achso~? Meintest du nicht, dass du keine Seele mehr hast? Dann müsste es dir doch egal sein, was deinem Körper geschieht.“ Sie legte ihren Finger unter sein Kinn und drehte seinen Kopf leicht in ihre Richtung, ehe sie wieder mit ihrer Beschäftigung fortfuhr. Sollte er sich davon ruhig verarscht fühlen. Oder im besten Fall hilflos verwirrt, dann konnte sie ihn wieder mal richtig schön auslachen.
„Ich bin natürlich Kai Eto. Dein Geliebter aus Kumogakure.“ Sie grinste vor sich hin und sah aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. Es war schon toll, wenn er mal kleiner als sie war!
„Bei S?“ Sie schlug die Seiten mit S auf. „AH! Da bin ich gestern stehen geblieben.“ Und siehe da: zwei Mal blättern und sie fand sein Gesicht. Sie grummelte leicht, da sie doch gestern schon so nah an seinem Namen war. „Na dann!“ Sie klappte das Buch mit einer leichten Bewegung wieder zu und steckte es weg.
„Aber stimmt schon. Mädchensein ist nicht die einfachste Aufgabe der Welt. Vor allem zu so bestimmten Zeiten, wenn du verstehst was ich meine.“ Dann räusperte sie sich aber wieder, da sie bei den Sätzen in ihre normale Tonlage gefallen war. So tief zu sprechen war wirklich eine Sache für sich. Da machte man sich als Frau doch irgendwie die hohe Stimme kaputt.
„Natürlich bist du schuld. Ich hab ja gestern noch deinen Namen gesucht.“ Bei dem Gedanken ermüdete sie auch gleich noch wieder und gähnte auf. Etwas Gutes hatte es, Kerl zu sein: Man musste sich wirklich nicht die Hand vor dem Mund halten!

Er schloss kurz beide Augen, A) um sie / ihn nicht ansehen zu müssen und B) um sich beherrschen zu können. Die Tatsache, dass sie Rollen getauscht hatten, bedeutete nicht, dass er nun tatsächlich ein Mädchen war und dementsprechend auf so etwas herein fiel – oder sonst irgendetwas. Ja. Er fühlte sich extrem verarscht.
„Nimm deinen Patscher da weg, oder ich muss ihn dir brechen“, hauchte er schließlich in einem zuckersüßen Tonfall und schlug die Augen wieder auf. Sie fuhr Gott sei Dank dann aber auch mit dem Suchen im BingoBook fort und er atmete kaum merkbar und leise auf. Erleichterung. Sie war so eigenartig, dass es ihm fast schon psychisch krank vorkam. Aber wahrscheinlich wollte Yoko ihn einfach nur weiter ärgern. Dass er keinen Stress gebrauchen konnte, vor allem jetzt, wo er doch kurz davor war, Rin vielleicht wieder sehen zu können…, war eigentlich offensichtlich. Nerven lagen blank. Er stand immer kurz vor der Eruption und würde wahrscheinlich im Affekt irgendetwas tun, was er nachher bereute…
Len lächelte gespielt fröhlich. „Ich bin da auch sehr glücklich drüber, Kai Eto, Geliebter aus Kumogakure. Aber mein Keuschheitsgürtel bleibt dennoch unangetastet, bis zur Hochzeit. Sonst macht mir meine geliebte Mama die Hölle heiß und mein geliebter Papa dir.“
Er hielt kurz inne. Grinste. „Oder ist etwa schon alles zu spät?“ Unschuldig zu klingen und über ein solches Thema zu sprechen, biss sich verdächtig.
„Schau mal, da ist Len! Kennen wir den nicht irgendwoher? Nein, bestimmt nicht.“
Dann schwieg Len betroffen. „Ja, ich verstehe…“, murmelte er betroffen und starrte Yoko an. Und erneut schlich sich ein breites Grinsen auf seine Lippen. „Ein Glück, dass das nur Henge ist, nicht wahr, Liebling?“
Bei ihrem Gähnen, gähnte er gleich mit. Gähnen war nun einmal ansteckend und er war außerdem noch etwas müde. Sehr erholsam war sein Schlaf nicht gewesen und lange hatte er auch nicht geschlummert. Allerdings sagte er noch: „Ist doch nicht meine Schuld, wenn mein Schatz mal wieder so verblödet war und sich die Nacht um die Ohren schlägt – und das für solch nichtige Dinge. Aber ja, ich verstehe. Manchen Menschen fällt es schwer, eigene und gute Entscheidungen zu treffen. Ich sollte dich eben nicht aus den Augen lassen.“
Das Plappermaul zu mimen war noch viel schwerer. Er sprach nicht gern und meist nicht viel, es sei denn, er regte sich über jemanden oder etwas auf. Aber Frauen quasselten ja am laufenden Band – das musste er nachmachen.
Schließlich hakte er sich bei ihr unter, lächelte zu ihr auf und fragte: „Sag mal, sehe ich in dem Fummel dick aus?“ Damit meinte er sein Kleid. Freshes, grünes Sommerkleid. :D
Er hatte so etwas immer fragen wollen. Immer hatten ihn etwaige Mädchen das gefragt und nie hatte er gewusst, was er sagen sollte.

Bei allem was er sagte wurde ihr Grinsen immer breiter und breiter. Es war einfach zu köstlich die Situation. „So süß und zickig wie eh und je, meine Süße.“
Dann brachte er das Fass aber wirklich zum überlaufen. Sie löste sich von seinen Arm und warf sich auf den Boden, um sich dort lauthals auszulachen. Hin und her zu rollen und sich den Bauch zu halten.
„Gott, du bist das doofste Wesen, das mir jemals über den Weg gelaufen ist.“ Sie wischte sich ihre Lachtränen weg und fiepte nur noch, als sie sich gänzlich aufrichtete.
„Aber um dir die Frage zu beantworten: Ja, du siehst darin dick aus und ja, beschatte mich ruhig Tag und Nacht.“ Die Utsukushi lachte immer noch herzlich, wenn auch gefasster und nahm schließlich seine Hand in die ihre, um dieser einen sanften Kuss auf zu hauchen. „Na komm meine Liebste!“ Und wieder prustete sie los und hielt sich ihren Bauch.
„O.K. Ich hab mich gleich wieder.“ Sie atmete tief ein und aus, sah zu ihm rüber und begann erneut zu lachen. Die ganze Situation war einfach viel zu absurd. Für sie war es ja nicht wirklich was Neues einem Mädchen den Hof zu machen. Aber IHM! Das war einfach unmöglich! Nach einer Weile hatte sie sich dann aber tatsächlich wieder beruhigt und ging weiter. Das einzig Gute war, da sie sich nun schon vollkommen über ihn lustig gemacht hatte, würde ihr so etwas im Dorf nicht noch einmal passieren. Außer er machte wieder etwas wirklich dummes…. Aber darüber wollte sie sich nun nicht ihren Kopf zerbrechen.

Als sie sich auf den Boden warf und lachte, sah sie so unheimlich lächerlich aus, dass er auch gleich anfing zu lachen. Der glockenhelle Ton dabei, der sich nun eingestellt hatte, störte ihn dabei kaum noch. Er zeigte mit dem Finger auf sie und meinte: „Du nennst MICH doof und tust so etwas?“ Len brach erneut in schallendes Gelächter aus, musste sich irgendwann in die Hand beißen, um endlich zu verstummen. Immer noch leise lachend schüttelte er den Kopf und meinte: „So lächerlich… Reizend.“
Es machte ihm gar nichts, dass sie sich über ihn lustig machte. Es glich sich aus. So etwas ungeheuer Dämliches hatte er ja noch nie gesehen. Nicht einmal von ihr hatte er es erwartet. Es glich sich einfach aus.
„Hmmm~, naja, dann schläfst du ab jetzt auf der Couch“, sagte er in einem bitterernsten Ton, bevor er sich erneut auf die Lippe beißen musste, um nicht weiter zu lachen. Das brachte ihm ja nahezu unerträgliche Bauchschmerzen. Außerdem kam man schnell aus der Puste und falls es zu bremslichen Situation kam, wollte er nicht unbedingt den Kürzeren ziehen.
„Auf jeeeden Fall… Geliebter aus Kumogakure“, gab Len zurück und schüttelte den Kopf. So lustig es auch war, dass sie sich gegenseitig nach Strich und Faden verarschten, alles musste eine Grenze haben. Und war diese nicht langsam erreicht?
„Aber jetzt beeil dich. Sonst bringe ich dich um“, sagte er in einem herzallerliebsten Ton und amte so die frühere Mizukage nach. Die war echt niedlich, was solche Dinge anging. Mit Sonnenscheingesicht sagte sie einem, man solle die Klappe halten, sonst biss man demnächst ins Gras.
Ja… Für Hikari Yagami war Meii Terumi ein Vorbild.

„J-Ja!“, japste sie in dem Moment noch und musst bei seinem Lachen auch noch mehr lachen.
Dann nickte sie ein paar Mal und sie gingen weiter.
„Aber hey! Lebensziel erreicht. Ich hab dich mal zu einem richtigen Lachen gebracht.“, meinte die Utsukushi nach einer Weile zu ihm mit wieder gefasster männlicher (haha) Stimme. Natürlich war das so nur ein leichter Witz. Aber es hatte sie doch überrascht, dass er nun tatsächlich in ihr Gelächter so eingefallen war. Nette Abwechslung zwischen durch.
„Was musst du auch so ein Plappermaul spielen. Hättest auch ein schüchternes Mauerblümchen sein könne.“, sagte sie nun wieder grinsend und sah zu ihm rüber.
Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis wir in Konoha sind. Sie strich sich über die Ärmel ihrer Jacke, als ihr auffiel, dass dort noch Erde von vorhin haftete. Aber es musste einfach sein… sie hätte es sich nicht länger verkneifen können.
„Übrigens, bin ich immer noch so durchschaubar, wie du neulich meintest?“, wollte Yoko dann doch wissen, als sie sich an seine Worte erinnerte. Was jedoch auch eher ein Gespräch der Zeitüberbrückung sein sollte. Wenn sie jetzt schweigen würde, würde sie womöglich doch nur nervös werden. Immerhin kam sie nach so langer Zeit wieder zurück nach Hause. Als Nukenin und hatte zusätzlich noch einen anderen Nukenin dabei, der auf der Suche nach seiner Schwester, ihrer möglichen Cousine, war. Wenn es denn wirklich stimmte. Wobei sie es ihm sogar inzwischen wirklich glaubte.

„Ich hätte nie gedacht, ausgerechnet mit dir noch einmal lachen zu müssen“, gestand Len, immer noch ein wenig außer Atem. So sehr hatte er wirklich lange nicht gelacht. Aber Schadenfreude, beziehungsweise das Lachen über die Dämlichkeit eines anderen Menschen gefiel einem doch immer am besten. Und wenn es dann noch Yoko war, konnte er sich eben nicht zusammenreißen.
Dann verschränkte er die Arme vor der Brust – oha, da war ja jetzt was – und starrte demonstrativ in eine andere Richtung. „Lass mich. Ich kann nichts dafür, wie ich bin. Außerdem: zu einer Schönheit wie mir – bzw. Hikari - gehört nun einmal kein schüchterner Charakter. Das wäre unpassend.“ Doch wieder musste er leise lachen und schüttelte den Kopf, um sich wieder zu fangen.
Das ist so absurd… Die ganze Situation ist absurd.., stellte Len innerlich fest, ließ sich aber nichts anmerken. Ich werde vielleicht nach vierzehn Jahren meine Schwester wiedersehen – als mehrfacher Mörder und gesuchter Verbrecher und ich habe nichts Besseres zu tun, als in der Gestalt einer Frau mit einer anderen Nukenin zu albern, die sich in einen Kerl verwandelt hat…
Er hob den Kopf und sah fragend zu ihr. Dann lächelte er wieder und pattete Yoko auf die Schulter. „Durchschau- und berechenbar, Geliebter“, sagte er, „aber das liegt sicher daran, dass wir uns schon soooo lange kennen, nicht wahr?“

„Ach maaaaan. Aber du meintest doch gerade, dass du nie gedacht hättest wegen mir so lachen zu müssen!“, erinnerte sie ihn mit einem leichten Schmollmund – der ganz Nebenbei ziemlich unpassend zu dem männlichen Aussehen war.
„Ja ja. So lange kennen wir uns schon und noch immer konnte ich dich nicht überzeugen.“, sagte sie leise, fast schon traurig. Diese Rolle könnte ja doch noch mehr Spaß machen, als sie vorher geahnt hätte. Sie griff schließlich leicht lächelnd nach der Hand, mit der er sie pattete und führte diese zu ihrer Wange, um sie zu streichelnd.
„Kommst du dir langsam schwul vor?“, fragte sie ihn wieder mit ihrem normalen Grinsen und ließ seine Hand wieder los. Das Ganze war aber auch zu köstlich! Wenn auch gleichzeitig surreal…
Dann fiel ihr aber etwas ein und sie schnipste mit ihren Fingern. „Meinst du nicht, dass sie dich nicht für ganz voll nimmt, wenn du ihr nach so vielen Jahren als Mädchen verkleidet begegnest?“ Die Frage war wohl nicht unbedingt die netteste, aber was raus will, muss einfach laufen gelassen werden! Selbst wenn es in ihrem Fall nur Wörter waren. „Wobei…nein… sie ist ja selbst Ninja, da müsste sie sowas schon verstehen. Irgendwie.“, beantwortete sie ihre Frage selbst und fuhr sich nachdenklich über das Kinn. Dabei fiel ihr auch auf, dass sie in dieser Gestalt einen leichten Bart hatte. Da war es als Frau wirklich schöner. Und man konnte normal gehen… So was zwischen den Beinen war schon… Nun ja… diese Gedanken führte die Utsukushi lieber nicht vollständig aus und schüttelte ihren Kopf, um wieder klar denken zu können.

„Du siehst so scheiße lächerlich aus, wenn du so ein Gesicht machst, Schatz“, kommentierte Len mit einem zuckersüßen Lächeln, bevor er mit den Augen rollte. Es war schon irgendwie anstrengend, gleichzeitig eine Fassade aufrecht zu erhalten und trotzdem ein wenig ernst zu bleiben.
Seine Hand verkrampft sich automatisch und fast hätte er sie gekratzt, konnte die Hand aber noch rechtzeitig zu einer Faust ballen. Sobald sein Handgelenk aus ihrem Griff befreit war, zog er sie zurück und schüttelte sie aus. Wuäh…
„ Nicht, dass ich wüsste. Schließlich bist du eine Frau“, sagte er und seufzte auf. Musste sie wirklich jetzt noch so einen Blödsinn machen? Wenn er sich anstrengte, konnte er am Ende des Weges den Wald sich schon lichten sehen. Bald ist es so weit… Es wird ernst…
Eine Weile starrte er einfach gerade aus und dachte darüber nach, wie er wohl ein Gespräch anfangen sollte. Er konnte ja wohl nicht einfach ins Haus marschieren und sagen: ‚Hey, Rin, wie geht es dir? Ich bin’s übrigens, dein Zwillingsbruder, der dich vor vierzehn Jahren vor sklavenähnlichen Verhältnissen gerettet hat!‘? Sicher nicht…
Len schreckte aus seinen Gedanken auf und sah sie an. „Hm? Ich denke mal, dass sie schon merkt, was abgeht. Du kennst doch… naja, sie kann doch Gedanken lesen… Und sie versteht sicher, dass ich nicht einfach in das Dorf marschieren kann…“ Ein wenig hilflos versuchte er sich heraus zu reden, und biss sich auf die Unterlippe, um sie nicht für diese unfaire Frage anzublaffen und weiter herum zu stammeln.
Dann nickte er einfach.
„J-ja… Gut möglich…“

„Was würde ich nur ohne deine ehrlichen Ratschläge tun, Darling.“, erwiderte sie auf seine Aussage hin. Was hätte sie auch sonst schon groß sagen sollen? Manchmal musste selbst sie sich ein bisschen zurückhalten….und…nunja, ein anderer Grund, der hier nicht aufgeführt wird – noch nicht (=D).
„Du bist ja so kindisch.“, grinste sie ihn an, als er seine Hand ausschüttelte. „Du hattest tatsächlich noch keine Freundin, oder?“, lachte Yoko wieder auf und schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. „Sicher, dass ich nicht vielleicht doch in Wahrheit ein Transvestit bin?“ Es machte wirklich Spaß alles in Frage zu stellen. Zumindest, wenn es um ihre Person ging.
Dann schwieg er eine Weile. Schien sogar ziemlich nachdenklich zu sein, weshalb auch sie schwieg.
Die Utsukushi lachte kurz auf. „Du bist ja fast schon erträglich, wenn du stotterst und nicht weißt, was du sagen sollst. Aber hey, das wird schon. Zur Not sag ich es ihr dann selbst, wenn du dich da auch wieder nicht traust.“ Ob er das wirklich wollen würde, bezweifelte sie doch sehr. Sie fiel ja meistens immer direkt mit der Tür ins Haus. Eine Eigenart von ihr, die sie sich auch ganz sicher nicht abgewöhnen würde.
„Bevor ich‘s aber wieder vergesse. Wenn sie sich nicht gleich an dich erinnert und du dann schon aufgibst, bekommst du von mir erst mal einen schönen gebrochenen Arm, und du musst es weiter versuchen!“ Ja, das war ihre groteske Art und Weise jemand Mut zu sprechen und viel Glück zu wünschen.

„Das Gespött der Leute sein oder sterbend in einer Gosse liegen“, erwiderte Len in einem samtenen Ton, der einen sofort an Zuckerwatte erinnerte. Es war schön spaßig, wenn man sich mal wieder auf eine nettere Art und Weise aufzog, diese Richtung war amüsant. So konnte man sich auch die Langeweile vertreiben.
Erst sah er zu seiner Hand, dann wieder zu Yoko. „Ach, bin ich das? Vielleicht hat mich nur dein ätzender Bart gestört, Liebster.“ Nun wurde es frostig. „Und das geht dich gar nichts an. Hier und da mal…, aber nichts Festes. Wie auch, als Nukenin, hm? Es ist ja so romantisch, wenn man sagt: Ach ja, vielleicht solltest du es wissen, aber die Welt jagt mich, weil ich über zehn Menschen umgebracht habe.“ Er rollte mit den Augen. War klar, dass sie irgendwann auf so ein Thema kommen würde. Glücklicherweise gab es da nichts, worüber sie sich lustig machen konnte. Hoffte er zumindest.
Yoko erntete einen missmutigen Blick. „Sicherlich nicht.“ Sollte sie sich einen Reim auf diese schwammige Antwort machen. Natürlich wusste er nicht, ob sie in Wirklichkeit ein er war, aber wer das wollte, wollte es so. Und wenn schon… Es war halt für die Tarnung, da musste er durch. Wieder fröstelte er. Schlimmes Kopfkino…
Nun zog er die Augenbrauen zusammen und wog nachdenklich den Kopf hin und her.
„War das jetzt ein Kompliment oder eine Hänselei, ich bin mich nicht sicher. Aber ich denke schon, dass ich mit ihr reden kann. Wenn nicht, haben wir da noch eine andere Möglichkeit.“ Nun musste Len grinsen. „Aber das verstehst du nicht. Spezielle Sanada-Zwillings-Fähigkeit.“
Auf ihre nächste Aussage blieb er erst einmal stehen und starrte sie verwundert an, wenn auch eher misstrauisch. Was … soll ich denn bitte davon halten? Er holte wieder auf und schüttelte den Kopf. „Tja, du musst ja doch auf mich stehen, dass du plötzlich nicht mehr den Wunsch hast, mich bei Ort und Stelle umzubringen.“ Len zwinkerte ihr zu. „Liegt sicher an meinem neuen Aussehen, Herr Transvestit.“ Es folgte ein koketter Augenaufschlag und er lachte leise auf. „Naja. Wenn, dann aber bitte den Linken. Den Rechten brauche ich, um etwaige Wachen in die Hölle zu schicken.“

„Höchstwahrscheinlich, meine Liebste. Ich hatte schon wirklich wahnsinniges Glück dich getroffen zu haben. Hab ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“ Dieses Mal lag zu ihrer eigenen Überraschung rein gar keine Ironie in den Sätzen. Vielleicht nahm er sie ja wirklich noch ernst, wenn sie in einer ernsten Tonlage sprach – und dann konnte sie ihn wieder aufziehen. Wunderschöne Vorstellungen, die ihr da durch den Kopf gingen.
„Ich werde mich sofort rasieren, wenn wir in einem Zimmer Zeit finden, Ma’am!“ Yoko salutierte ihre Hand zur Stirn und schrie das Madam fast schon wie ein Soldat. Fehlte nur noch die richtige Uniform.
„Hm? Wenn es mich nichts anging, warum hast du mir dann geantwortet? Ich muss schon toll sein, dass du mir selbst so etwas erzählst.“ Sie grinste breit und dachte an ihre etwaigen Beziehungen nach, die bei ihr bisher nur Mittel zum Zweck waren. Sie zuckte unberührt davon mit den Schultern.
„Woah, du schenkst mir wirklich zu wenig Vertrauen für die lange Zeit, die wir bisher miteinander verbracht haben.“ Sie schüttelte gespielt entrüstet ihren Kopf und grinste ihn wieder an. „Nimm es so auf, wie du denkst, dass es nicht falsch ist.“ Sie zwinkerte ihn an. Natürlich würde sie ihm nicht sagen, ob das nun ein Kompliment war, oder nicht. Eigentlich wusste sie es ja selbst nicht so genau. Also überließ sie diese Entscheidung mal ihm, zumal sie sich nun nicht wegen so etwas ihren Kopf zerbrechen wollte.
Mund auf. Mund zu. Dann folgte ein Lächeln ihrerseits, als sie sich ihre Antwort andersüberlegt hatte: „Natürlich steh ich auf dich! Du bist doch meine Geliebte.“, rief sie entrüstet und legte einen Arm um ihn/sie… es[!].
„Wenn du mich schon so bittest…werde ich dir natürlich den Rechten brechen. Übrigens…falls es dir entgangen ist. Wir mobben uns inzwischen auf einer anderen Ebene, ne?“ Sie grinste ihn verschwörerisch an: „Willst du auch wissen wieso, meine Liebste?“

„ Glück - ja. Gesagt – Gott sei Dank noch nicht“, erwiderte Len trocken und das in seiner ganz normalen Tonlage. Sie erntete noch einen schiefen Seitenblick, bevor er auch schon wieder lächelte, so fröhlich und gespielt wie eh und je und sich wieder der höheren Stimme anpasste.
„Sehr nett. … Moment…“ Ihm blieb kurz die Spucke weg. Woah, noch böseres Kopfkino… Ich muss aufhören, zu interpretieren. Er schüttelte den Kopf und winkte ab. „Schon gut, vergiss das… Und… Tja, ich habe erfolgreich Sticheleien abgeblockt. Sonst hättest du wieder falsche Ideen gehabt. Das hat gar nichts mit dir und deiner Art zu tun.“ Ein Seufzen. Anscheinend hatte er sich tatsächlich vor etwaigen Hänseleien retten können.
„Ja, sooo~ lange Zeit, Schätzchen. So lange Zeit… Schon drei Tage. Na, wie viele von deinen Wegbegleitern haben es so lang überlebt?“ Er dachte nicht weiter darüber nach. Schließlich hatte er seine Sprache wieder gefunden und nichts, aber auch gar nichts, würde ihn wieder sprachlos machen. Hoffte er. Konnte er nur hoffen. Jedenfalls wollte er nicht noch einmal wie ein schwacher, kleiner Idiot vor Yoko aussehen. Das gibt einen fetten Stich ins Ego…
Als sie einen Arm um Len legte, erstarrte er.
„Zu viel Körperkontakt…“, murmelte er mit einer merkwürdig angespannten Stimme. „Nimm den Arm weg.“ Er fing sich und sah sie liebenswürdig an. „Sonst bringe ich dich um!“
Eine Weile schwieg Len und dachte über Gesagtes nach. Deswegen bekam er schon gar nicht mit, wie sich der Wald immer weiter lichtete und am Horizont bereits das Tor in Sicht kam. Dieses Mal aber wirklich und nicht nur durch pure Vorstellungskraft.
„Tja…“, sagte er schließlich, „… dann eben mit dem Linken kämpfen. Und… äh? Andere Ebene? Erläutere.“
Schließlich musste er erneut mitspielen und schnurrte fast schon förmlich: „Natürlich will ich das wissen, Geliebter~“

„Och…ich liebe dich, Kari-chin.“ Dann geschah es doch wieder: Ein Pruster verließ ihre Kehle, bevor sie sich wieder fing.
Die Utsukushi schmunzelte vor sich hin. Immerhin hatte er schon wieder seine Sprache verloren. Der Rollentausch war ja doch eine ganz nette Aktion gewesen. „Ich frag mich wirklich, was da in deinem Kopf vorgeht.“, murmelte sie leise mehr zu sich selbst, als sie ihn so beobachtete.
„Ach was! Wenn ich wollte, könnte ich dich sehr gut weiter ansticheln. Allein die Tatsache, dass die Mädchen dann wohl immer schreiend weggerannt sind, als sie es erfahren haben. Arme Dinger, muss ich schon sagen.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern und dachte über seine nächste Frage nach. „Wie lange sie überlebt haben? Also seit ich Nukenin bin?... Hm… Wenn man nur die nimmt, die man auch wirklich als Wegbegleiter ansieht…..äh….! Ich bin bisher immer alleine gereist und hatte dann meinen Spaß in den Dörfern.“ Sie lachte wieder auf. Immerhin entsprach es sogar mal wieder der Wahrheit. Wenn sie mal länger in einer Stadt blieb, dann konnte sie sogar mal eine gute Woche mit einem zusammen sein. Aber wirklich langanhaltend…. Nein, noch nie. „Aber hey, drei Tage sind schon eine ganz schön lange Zeit. Außerdem…mir kommt es zwar noch nicht so lange vor, aber müsste das nicht schon der fünfte Tag sein, seitdem wir uns kennen?“, fragte sie ihn blinzelnd und beobachtete seine Reaktion.
„Na so darfst du in Konoha auf keinen Fall reagieren….“ Sie beugte sich zu ihm, um ihm etwas zuzuflüstern: „Sa-na-da-san.“ Sie ging wieder normal weiter und zwinkerte ihm noch kurz zu. Die höchste Anrede, die er bisher von ihr erhalten hatte. Und bei dieser Ausnahme würde es wohl auch bleiben, wenn es nach ihr ging.
Sie grinste vor sich her. Zumindest hatte er jetzt wieder das Bedürfnis selbst noch mit dem linken Arm zu kämpfen. Somit hatte sie dieses Ziel erreicht: Sie wollte immerhin richtig gegen ihn kämpfen. Und nicht nur halbherzig, wenn er sich eh ergeben würde, um getötet zu werden. Das würde ihr bei ihm wirklich keinen Spaß bereiten.
„Hm…ich hab es mir anders überlegt. Frag mich das ein anderes Mal wieder. Oder werf dich mir zu Füßen in den Dreck und bettle.“ Wieder lachte sie. Wobei es dieses Mal wieder etwas gehässig war. Nein, sie würde es ihm noch nicht sagen. War zu einfach. Das musste sie schon in einer möglichst unpassenden Situation bringen.

„Und jetzt noch einmal mit mehr Enthusiasmus!“, sagte Len und stützte gespielt empört die Hände in die Hüften. „Also wirklich… das klingt, als wäre es auf Befehl und tooootal gestellt. Versuch’s nochmal!“ Es war ihm, als blühe er auch TOOOOTAL in seiner Rolle auf. Tja, es machte eben Spaß, sich auf solche Art und Weise gegenseitig zu triezen.
„Ich könnt’s dir ganz einfach zeigen, aber… nein, lassen wir das mal. Ich mag meinen letzten Trumpf um dich in den Wahnsinn zu treiben“, erwiderte er auf die Aussage, dass sie sich fragte, was er denn nun dachte. Sie will es NICHT wissen… Anderenfalls sind wir tot. Oder eher ich.
Dann lachte Len. „Ha! Ist mir doch egal, wie es ihnen geht.“ Und das entsprach der Wahrheit. Er war sich nicht einmal sicher, ob er jemals „romantische Gefühle“ für ein Mädchen empfinden konnte. Zumindest nicht mehr, seitdem sie … Er verscheuchte den Gedanken. Es war immer schwer, an so etwas zu denken und jetzt sollte er sich eher darauf freuen, dass er Rin möglicherweise bald wiedersah. Hoffentlich steigerte er sich nicht zu sehr darin hinein.
„Tjoa, dann bin ich überqualifiziert für die Aufgabe, würde ich glatt sagen“, meinte er nur und das Thema war damit vollkommen abgeschlossen, ein weiteres Mal ging er auf solche Themen sicher nicht ein.
Er machte sich schließlich, mehr genervt als irgendetwas anderes, von ihr los und trottete mürrisch weiter. „Noch sind wir nicht in Konoha – aber hey, du hast dir meinen Namen gemerkt. Respekt.“ Hätte er einen Hut, hätte er die Krempe als Zeichen der Anerkennung angetippt.
Dann verzog er, ganz in seiner Rolle, das Gesicht und sah seine Wegbegleitung schmollend an. „Aber Kai! Das kannst du mir nicht antun! Ich werde wie auf heißen Kohlen laufen und nichts mit mir anzufangen wissen, bis du es sagst! Oder ich muss solange reden, bis du es freiwillig herausrückst! Ich… wie kannst du nur von deiner Geliebten verlangen, sich in den Dreck zu werfen? Vor allem: ich habe so ein schönes Kleid an! Und es war teuer!“ Und somit hatte er zwei weitere Klischees angesprochen, mit denen die Mädchen ihn immer zu Tode genervt hatten.

Sie hob eine Braue und sah ihn nachdenklich an. „Das willst du nicht wirklich, glaub mir. Und wenn dann doch, sag nicht, ich hätte dich nicht vorgewarnt.“ Das sollte ihn vorerst zum Nachdenken bringen. Ärgern war wirklich was Schönes.
„Ach was meine Liebste. Mich bringt so leicht nichts aus der Fassung. Geschweige denn in den Wahnsinn. Aber du kannst es mir zeigen? Das hätte ich jetzt wirklich liebend gern erklärt.“
Bei seinem Lachen zuckte sie kaum merklich zusammen. „Woah, was für ne böse Lache! Aber hey…dann haben wir ja schon wieder was gemeinsam. Ich weiß schon, warum ich dich zu meinem Mädchen habe ♥!“
„Inwiefern denn überqualifiziert?“ Sie blinzelte leicht abwesend, als sie die Frage stellte.
„Natürlich. Ist ja noch nicht lange her, als ich ihn gelesen hab. Aber denk dir nicht zu viel darauf. Wird nicht oft vorkommen, dass du so etwas aus meinem Mund hören wirst."
„Na, ebenfalls Respekt. Du hältst dich ja ziemlich an Klischees. Dabei sind sie doch ziemlich überbewertet, oder hast du mich schon so erlebt? Wobei warte, stimmt ja. Ich bin ja ein Transvestit.“ Sie grinste wieder breit, schlüpfte im nächsten Moment allerdings wieder in ihre eigentliche Rolle. „Ach. Du musst nur bis heute Abend im Bett geduldig sein, dann erhältst du deine Antwort. Und…warum ich das verlange? Weil du doch so immer noch niedlicher aussiehst, Kari.“ Sie blinzelte ihm verschwörerisch zu. „Also, willst du es immer noch mit Enthusiasmus und ungestellt hören?“ Noch konnte sie es machen. Im Dorf würde sie es dann doch lieber sein lassen. War immerhin zu gefährlich, wenn er wirklich durchdrehte. Was sie zumindest erwartete.

„Will ich nicht? Will ich nicht.“, nickte Len dann, vielleicht eine Spur zu desorientiert, ab. Irgendwie fuhr es ihm gerade eiskalt den Rücken herunter. Sie hatte gerade so etwas an sich, was ihm flau im Magen werden ließ, aber er schüttelte nur leicht den Kopf und schon hatte er sich wieder fest im Griff.
„Na so zeigen“, er schnippte einmal mit der Hand. Wartete kurz. Und: „Hm… Nichts geschieht… Ach ja, ich wollte es dir ja nicht zeigen.“ Er grinste sie an, zeigte ihr, dass er ihr auf keinen Fall seinen Trumpf zeigen würde – sie wäre eh nur sauer, weil er sie verarscht hatte – und marschierte fröhlich weiter. Es war nicht mehr weit – das hatte selbst er in dieser nachdenklichen Stimmung langsam kapiert.
„Ultraböse. Und… äh ja.“
Dann hob er belehrend einen Zeigefinger: „Ich bin überqualifiziert, weil…“ Er legte den Zeigefinger an seine Lippen und zwinkerte ihr zu. „Ist ein Geheimnis.“ Eigentlich war das Geheimnis kein Geheimnis. Es lag ja offen auf der Hand. Sonst gab’s keine Wegbegleitung und er hatte bereits drei Tage überlebt. Und kennen uns jetzt den fünften Tag, jaja…
„Ich bin ein Mädchen. Ich denke nicht“, sagte Len dann in einem herablassenden Ton und sah sie aus dem Augenwinkel an. Lächelte. „Und es ist mir völlig egal, ob ich so etwas öfter aus deinem Mund hören werde.“ Irgendwann sagt sie ‚Herr und Meister‘, sie wird schon sehen… Es ließ ihn schief grinsen.
„Aber so was von Respekt. Natürlich halte ich mich an Klischees, immerhin bin ich öfters laufenden Klischees über den Weg gerannt. Für den kleinen Hunger zwischendurch reicht das.“
Sein Blick richtete sich wieder nach vorn. Irgendwie klang alles leicht gestelzt, wenn er das sagte, was er sagen würde, es aber in einer hohen Mädchenstimme erklingen ließ. Ach Herrgott… Er musste kurz die Augen schließen und facepalmte [!]. Als er die Hand wieder sinken ließ, herrschte das normale, vergnügte Lächeln auf seinem Gesicht.
„Ach, du weißt doch, wie ungeduldig ich bin ~ Und… wie kann ich denn dreckig niedlicher aussehen? Da sehe ich doch eher aus wie eine S- … Vergiss das…“
Eine Weile dachte Len über ihre neuerliche Frage nach und meinte dann trotzig: „Du bist aber auch ein wandelndes Klischee… Wenn Männer nicht zuhören. Ich sagte bereits, dass ich es mir anders überlegt habe.“

Als er schnippte, sah sie zu ihm rüber und wartete darauf, dass was passiert. Der verarscht mich jetzt doch nicht etw- „Hmpf. Du bist gemein. Immer verheimlichst du mir Dinge, Schatz!“, rief sie ‚gequält‘ auf.
Er verarscht mich grad wirklich ziemlich. Gut, ich auch. Aber er! ….., grummelte sie in Gedanken. Richtig, sie hatte den Zusammenhang einfach nicht verstanden, weshalb er denn überqualifiziert sein sollte und jetzt wollte sie es wirklich wissen – wobei er da nicht mitspielte.
Dann schmunzelte sie leicht. Wie toll jetzt ein Tonband gewesen wäre, als er sich selbst als ein Mädchen bezeichnete. Sie hätte es ihm immer und immer wieder vorspielen können! Der Gedanke, dass dies allerdings nie eintreten werden würde, ließ sie fast schon traurig aufseufzen.
„Na dann. Irgendwann wirst du es noch bereuen das gesagt zu haben. Glaub mir.“ Sie grinste – wenn auch aus anderen Gründen – schief zurück.
„Ach aus hier und da mal ist jetzt öfters geworden, hm?“ Sie zog leicht grinsend eine Braue. Vielleicht hätte er das nicht so direkt sagen dürfen.
Das facepalmen bekam die Utsukushi nicht direkt mit. Viel lieber würde sie ihn nun schön hänseln. Aber das würden nun wohl gleich Ohren mitbekommen, die ja glauben sollten, sie wären ein Paar.
„Ach was. Du siehst doch immer niedlich aus. Außerdem ist es nur eine Frage dessen, mit was man denn dreckig ist.“, antwortete sie leicht abwesend und schluckte kurz. Sie standen nun schon fast direkt vor dem Tor und sie musste zugeben, dass sie es gar nicht so groß in Erinnerung hatte. War also wirklich schon lange her.
Yoko schüttelte gedankenversunken den Kopf und sah wieder zu ihrer Begleitung. „Was? Achso. Entschuldige, meine Liebste.“

Erneut zwinkerte Len ihr zu und sagte: „Tja, so sind wir nun einmal… Wir brauchen unsere Geheimnisse, um gegenüber unseren Geliebten gewisse Vorteile haben zu können.“
Er war jetzt voll und ganz in seine Rolle übergegangen. So nah an Konoha durfte er auch nicht wieder aus ihr hinaus fallen. Sie erntete einen fragenden Blick.
„Was bereuen, Kai? Was bereuen?“ Zwar wusste er das genau, aber das konnte Kari ja nicht wissen. Und im Moment war er nun einmal Hikari Yagami. Für die Außenwelt jedenfalls. Und Yoko gehörte eindeutig zur Außenwelt dazu.
Noch verwirrter fragte er: „W-wovon redest du? Du bist doch der Einzige für mich… Gut, du und mein Ehemann…“ Er hatte zwar keine Ahnung, ob die Kunoichi, die er damals getötet hatte, verheiratet gewesen war, aber es kam für ihn gerade amüsant.
Dann lächelte er verschmitzt. „Ach ja? Das hast du lieb gesagt. Meinst du, man kann in Konoha einkaufen? Schlagsahne – oder Schokosoße?“ Len prustete los und brauchte ein wenig, um sich wieder einzukriegen, aber kaum hatten sie fast das Tor erreicht, verstummte er wieder und warf Yoko einen tadelnden Blick zu.
„Sag ich ja. Du hörst mir nie zu. Und jetzt ist sogar ein Tor interessanter als ich…“

Yoko schüttelte seufzend den Kopf. „Ihr Frauen seid schon eine Spezies für sich. Aber was würde ich nur ohne jemand wie dich tun? Richtig: ich müsste schwul werden und wäre unbefriedigt.“ Sie lachte kurz auf und sah zu ihm rüber. „Was du bereuen wirst? Das erzähl ich dir heute Abend.“ Sie zwinkerte ihrer Begleitung verschwörerisch zu.
Dann blinzelte sie aber doch erst einmal und entschied sich für ein kurzes Kichern. „Ja, du böses, böses Mädchen.“
Dann legte sie aber ihren Zeigefinger auf die Lippen und schien zumindest wirklich angestrengt nachzudenken. „Ich wär ja glatt für die Schokosoße, oder eine Mischung? Ach, das überlass ich mal ganz dir.“ Sein losprusten erwiderte sie mit einem leichten Grinsen. „Und wenn du dich nicht entscheiden kannst, können wir doch immer noch die nette Herr Wache fragen.“ Sie meinte es wirklich ernst. Würde er sich nicht entscheiden können, würde sie den Kerl dort vorne fragen. Immerhin hatte sie kein Problem damit über so etwas zu reden und peinliche Angelegenheiten waren sowieso ihre Spezialität. Andere in peinliche Situationen bringen. Schon ein nettes Hobby, das sie da hatte.
„Ach was. Meine Augen sind nur auf dich gerichtet – musst du nur vor mir hergehen.“ Sie deutete eine charmante Handbewegung an, um ihm den Vortritt zu lassen. „Nach Ihnen Mademoiselle.“

GT: Konohagakure - Tor

Nach einigen Herzschlägen, in der Len noch einmal darüber überlegte, ob er sich angesprochen fühlen sollte, oder nicht – er war eben doch zu sehr Kerl -, grinste er und meinte: „Tja, schon schade, was? Aber ein Glück bin ich ja da, nicht wahr, mein Geliebter?“ Ein weiterer, schnurrender Ton erklang und innerlich verprügelte er sich ganz hart mit einem Morgenstern. Aber Tarnung war Tarnung und je echter es wirkte, desto besser.
„Sehr böse~“, kommentierte er und fügte an: „Böse aus Leidenschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes.“
Er beobachtete sie einen Moment, während sie wohl ernsthaft darüber nachdachte, und zuckte dann mit den Schultern. „Schokolade ist immer gut. Und Schokolade mit Sahne ebenfalls. Wie wär’s noch mit Erdbeeren? Sollen ja praktisch sein. Aphrodisiakum oder so.“ Und schon wieder kam er sich seltsam lächerlich vor. Aber das passierte ihm öfters neben Yoko. Er klatschte begeistert in die Hände. „Aber ja! Frag den Typen da. Er sieht erfahren aus, was solche Dinge angeht.“ Und wieder musste Len so breit grinsen, dass ihm schon fast die Mundwinkel wehtaten.
Dann nickte Len und zwinkerte ihr zu. „Ein wahrer Gentlemen, der Herr. Aber bitte starr nicht zu deutlich auf meinen Arsch. Denk dran, ich bin in Wirklichkeit ein Kerl.“

[OW: Konohagakure – Tor]

CF: Konohagakure – Straßen

Yoko lief noch ein Stück den Weg entlang und bog dann ab in das Dickicht. Dort verharrte sie eine Weile, während zwei Ninja ihr noch ein Stück nachgelaufen waren. Nun hatten sie allerdings ihre Spur und kehrten wieder zurück.
Jetzt war sie also doch nicht in das Büro des Hokagen eingedrungen. „War wohl der falsche Zeitpunkt… Zeitpunkt?“ Sie holte sich den Zettel heraus. Besah ihn sich fast schon gierig, steckte ihn dann aber wieder weg. Sie würde noch warten. So lange, bis sie dachte, der richtige Zeitpunkt war gekommen.

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So machte sie sich auf ein zweitägige Reise nach Na no Kuni. Dem Gemüseland. Dort war sie noch nie, war also nicht verfolgt und konnte sich dort wieder sammeln. Vielleicht etwas Neues überlegen und neue Dinge lernen.
Erst mal dort angekommen musste sie feststellen, dass es wirklich ganz hübsch dort war. Schönes Wetter. Schöne Landschaft. Und vielleicht ein bisschen zu viel Gemüse. Aber im Ganzen doch recht nett. Und vor allem hatte sie Ruhe, in der sie trainieren konnte. Dass sie es nicht mal in die Nähe des Büros geschafft hatte, zeigte ihr nur, dass sie noch nicht so weit war. Also musste sie stärker werden und wenn sie wirklich noch einmal gegen den Blonden kämpfen würde, dann würde sie keinesfalls verlieren!
So machte sie sich an ihre zweite Chakraaffinität. Es war zu ihrem Überraschen Wasser. Sie hätte zwar lieber Dinge mit Feuer zerstören wollen. Oder mit Wind etwas zerschnitten. Gar Erdbeben erschaffen! Aber doch musste sie feststellen, dass Wasser nicht so schlecht war. Immerhin leitete es Elektrizität.
So verging die Zeit und sie lernte es langsam aber sicher kleinere Pfützen zu erschaffen. Da waren selbst die Bauern besser als sie, musste sie sich eingestehen. Die meisten konnten Regen erschaffen, um die Felder zu bewässern. Und da sie dort aushalf – sie hatte ja recht viel Kraft, die sie brauchen konnten – konnte sie sich ein paar Dinge von der Fingerzeichenabfolge abgucken. Musste sie es nur selbst auch noch alles schaffen. Aber so etwas brauchte natürlich Zeit.
Nun waren bereits drei Monate vergangen und sie konnte nicht noch länger warten. Sie war zur Ruhe gekommen, hatte trainiert und half sogar Menschen – wenn auch aus Eigennutz. War nicht jetzt endlich der richtige Zeitpunkt gekommen?
An einem ruhigen Abend setzte sie sich draußen zu einem schönen Park. Überlegte lange, ob sie es wirklich machen sollte, oder nicht und öffnete schließlich den Zettel.

Die Utsukushi lächelte bitter und ließ den Zettel in ihren Schoß sinken. Sollte sie es glauben? War denn wirklich alles schon vorüber? Aus und vorbei? Ihr Lebensziel erreicht?...
Sie winkelte ihre Beine an und legte ihren Kopf auf diese. Starrte einfach nur vor sich hin. Ihr Kopf war leer und sie konnte keinen Gedanken mehr fassen.
Gut eine Woche lebte sie schließlich einfach vor sich her, ohne groß etwas zu tun. Dann sprang sie wie aus heiterem Himmel auf, als sie ein paar Pflanzen anpflanzte. Sie hatte noch ein Ziel, das sie erreichen musste! Das Leben kehrte wieder in ihr zurück und sie begann wieder mit dem Training. Hielt ihren Körper wieder fit, denn er schien doch ganz schön unter der Woche gelitten zu haben.
All ihre Lebensgeister waren nun wieder erwacht und nun nach insgesamt vier Monaten machte sie sich wieder auf. Auf die Suche nach Len….wie hieß er noch gleich wieder? Na, das würde ihr schon wieder einfallen!

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So machte sie sich auf nach Hi no Kuni. Hätte sie sowieso wieder durch müssen, allerdings hoffte sie, dass er irgendwo dort war. In der Nähe seiner Schwester, denn sie war sich sicher, dass er sie gefunden hatte – wenn sie nur wüsste…
Nun war sie wieder auf einen der Wege gelangt und folgte ihm.