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| Hotel 'Edelweiss' | |
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Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 10:18 | |
| Jetzt, wo sie es in ihren Gedanken erwähnte, musste Len sich selbst dafür entschuldigen, dass er heute so wenig mit ihr geredet hatte. Dafür, dass er im Laden eingeschlafen und nicht mit ihr einkaufen gegangen war. Dafür, dass er die Schafe nicht vertreiben konnte. Für einfach alles, was ihm gerade einfiel. Er wusste nicht genau, warum er das tat. Vielleicht war es sein Unterbewusstsein, das vorher noch Luft haben wollte, falls sie wirklich starb… Aber das tat sie nicht! Er musste fest daran glauben. Yoko war stark. Yoko hatte schon viel mehr überstanden – sie würde jetzt nicht einfach an einer kleinen, hässlichen Spinne scheitern! Er sollte nicht zweifeln, sie musste doch merken, dass er für sie da war! Wenn sie die nötig Kraft nicht aufbringen konnte, dann eben er. „Und wehe du brichst das Versprechen!“, sagte er in einem ernsten Tonfall, bevor er leise lachte und sie liebevoll ansah – auch wenn sie das nicht mitbekam. Es war wirklich so, man lernte Dinge eben erst schätzen, wenn man sie verloren hatte. Und… das hatte er ja auch, indem er alles kaputt machen musste! Trotzdem brauchte sie ihn doch jetzt. Positiv denken. Das war kein Traum, das wusste er selbst und trotzdem…würde er auch gerne aufwachen. Das war doch alles ein reiner Alptraum! Wenn er es sich wünschte, vielleicht würde er tatsächlich aufwachen. Neben ihr, mit ihr im Arm, eng aneinander geschmiegt. Das wäre richtig – das hier war nur falsch. Es knickte ihn, dass Yoko sich nicht sicher war, ob er nun ihr Freund war, oder eben nicht, aber nachdem sie dort oben so… so darüber nachgedacht hatte, er hätte ihr alles vorgelogen… Nun ja, er würde auch an allem zweifeln. Da konnte er sie sogar nachvollziehen. Alles war nachvollziehbar! Und er war nur ein Idiot und musste hilflos zusehen. „Wenn das dein Wunsch ist“, gab Len zurück und hob die freie, rechte Hand, um den kleinen Finger mit ihrem zu verhaken. „Mit dem kleinen Finger!“, fügte er feierlich an und lächelte aufmunternd, bevor sie auch schon die Augen schloss, um einen hoffentlich erholsamen Schlaf zu finden. Schlaf half immer, sagte er sich, also beschränkte er sich darauf, mit ihr dort zu sitzen und sie ein wenig wegdämmern zu lassen, bevor er sich eben an die Iryonin wandte. Das Lustige war ja, dass sie sogar fünf Leute waren, nur dass zwei sich einfach oben auf dem Zimmer verschanzt hatten, weil sie schlichtweg keine Lust gehabt hatten, aufzustehen. Nun ja. Warum nicht? Es würde schon alles wieder gut werden. Yoko brauchte jetzt viel Ruhe und Schlaf, aber das würde sich schon alles wieder von allein zurechtbiegen. Der Körper hatte eben so seine Methoden, um nicht sofort den Löffel abzugeben. Schließlich halfen sie Len, sie ordnungsgemäß – sogar mit einer Trage, wie schön! – nach oben zu bekommen und verabschiedeten sich fürs erste. Um zweiundzwanzig Uhr würde jemand von Ihnen nach dem Rechten sehen – er gab ihnen den Schlüssel für Zimmer Nummer 42. Jetzt lag sie da also. Fast schon wie Schneewittchen, blass und schlafend, wie sie war. Er hatte alles dafür gegeben, sie möglichst gut einzupacken mit Decken und allem drum und dran – aber er wusste schon, dass es nicht allzu bequem war. Die Iryonin hatten wohl gedacht, er würde es schon schaffen, ihr bequemere Kleidung anzuziehen, aber er hatte es nicht einmal mehr gewagt, sie noch einmal anzufassen. Viel zu zerbrechlich. Jetzt saß er dort, auf einem Stuhl, den er sich an ihre Bettseite gezogen hatte und beobachtete Yoko. Nicht das spannendste Hobby, aber sehr viel besser, als irgendetwas zu tun, um sich abzulenken und sie wohlmöglich aufzuwecken. Einmal sprang er auf und durchklapperte, so leise wie möglich, alle Schränke nach einer Karaffe, fand sogar eine nette, goss Wasser hinein, holte ein Glas und stellte beides auf dem Nachtschrank auf, damit sie etwas trinken konnte, wenn sie aufwachte. Er meinte, dass das vielleicht besser wäre. Schließlich lehnte er sich irgendwann seufzend zurück und hob eine Hand an den Mund, um sich ausdauernd auf den Zeigefinger zu beißen. Einfach so ein Tick aus Nervosität, ähnlich wie Lippenbeißen, oder bei anderen Menschen Nägelkauen. Das würde eine lange Nacht werden – Schlaf würde er so doch niemals finden.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 10:51 | |
| Ihr Kopf wollte gerade auch nicht mehr so funktionieren. Bezog sich das Versprechen nun darauf, dass sie nicht einschlafen würde, oder darauf, dass sie bei ihm bleiben würde? In jedem Fall war die Antwort, die sie ihm anschließend gab zutreffend. „Werde ich nicht. Solange, wie du dir nicht etwas anderes wünscht.“ Sie würde ihre Müdigkeit so weit unterdrücken, bis er es erlaubte zu schlafen. Oder, bis sie es eben wirklich nicht mehr konnte. Aber der Wille eines Menschen ist doch unantastbar! Oder war er die Würde? Sie war sich nicht mehr sicher. Doch würde sie ihn auch verlassen, wenn er es denn nun wirklich wollte. Was sollte sie auch schon anders tun? Man konnte ja doch niemand zwingen bei einem zu bleiben. Man konnte daran glauben, hoffen und es sich wünschen, ja. Aber würde er es wirklich nicht mehr ertragen können in ihrer Anwesenheit zu sein, dann musste sie es akzeptieren – wie auch immer sie das dann auch anstellte. Und trotzallem war sie überglücklich, dass er das Versprechen doch mit dem kleinen Finger besiegelte. Dann konnte sie auch in Ruhe endlich einschlafen. Ließ dadurch ihre Hand auch wieder sinken und ließ ihn los. Sonst hätte sie seinen Arm ja noch recht verrenkt. Sie bemerkte es nur am Rande, wie sie auf eine Trage gehievt wurde und schon wieder im Aufzug steckte. Das Ding war doch auch verflucht, dass sie da jetzt ständig drin war und sich diese Musik antun musste. Na wenigsten hatte das ‚Bling‘ immer etwas Befreiendes an sich, da es ja hieß, dass sie sicher in irgendeinem Stockwerk angekommen sein mussten. Letztendlich atmete sie erst erleichtert auf, als sie wusste, dass sie wieder ‚Zuhause‘ war. Ohne diese Fremden und im Bett eingepackt war. Da konnte sie auch endlich richtig einschlafen. Drehte sich halbwegs auf die Seite und zog die Beine an. So vergingen auch die ersten Stunden, in denen sie einfach gar nichts machte, während Len an seiner Selbstverstümmelung arbeitete, von der sie nichts mitbekam. Erst als es zur zweiundzwanzigsten Stunde des Tages läutete und einer der Männer zu ihnen ins Zimmer kam, um nach dem Rechten zu sehen, wachte sie halbwegs auf. Immerhin redete er etwas mit Len, dass er sich doch lieber Kaugummi besorgen solle und deckte die Utsukushi wieder ab. Dabei war es doch so schön warm gewesen! Als ob man sie aus ihren schützenden Kokon gewaltsam schälte und sie nun nur noch hilfloser ausgeliefert war, als ohnehin schon. Doch protestierte sie wenigsten schon wieder mit einem Brummen, als man sie auch noch wieder auf den Rücken zurück drehte, um an die Hand zu kommen. Etwas verwundert darüber war er schon, dass sie noch immer dasselbe anhatte, wie vorhin. Weshalb er doch mal nachfragte, ob er ihm denn helfen solle.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 11:08 | |
| Stumm ertragen. Nicht weiter weinen. Nicht schreien und etwas zu Bruch schlagen. Sie beruhigen. Mit ihr reden. Atmen! Atme, oder du stirbst, Junge. Len schüttelte den Kopf und antwortete gepresst, dass er sich doch niemals etwas anderes wünschen könnte, als dass sie bei ihm blieb. Wieder einmal verfluchte er sein Kekkei-Genkai, denn er konnte ihre Gedanken und Zweifel nicht mehr ertragen, weswegen er irgendwann einfach den Blick abgewandt und einen Schaulustigen in Grund und Boden gestarrt hatte, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ohne sie, merkte er einmal mehr, war er nur ein hilfloser, zerbrochener, kleiner Junge. Er war abhängig, er brauchte sie! Und er war so froh, dass dieser Spinnenbiss… nun ja, nichts Schlimmeres konnte man nicht sagen, aber dass es ihr eben bald wieder besser gehen würde. Er teilte ihre Zufriedenheit, wieder im Zimmer zu sein, dass mittlerweile schon etwas von einer Zuflucht hatte, ein kleiner Raum, in welchem sie sich ungestört verschanzen konnten, wenn sie genug vom Rest der Welt hatten – den sie ja eh ignorieren wollten. Dass die Ärzte immer mal wieder nachschauen würden, störte ihn nicht, es beruhigte ihn eher, auch wenn er weiterhin nur nervös auf seinem Stuhl saß und Anzeichen darauf suchte, dass es ihr vielleicht doch wieder schlechter ging, sodass er einfach aufspringen und einen der Iryonin suchen könnte. Ich weiß gar nicht, in welchem Zimmer sie wohnen…, fiel es ihm auf. Er musste bei Gelegenheit einen der Männer fragen. Die Chance hätte er ja in zwei, drei Stunden. Während der Zeit bewegte er sich immer nur minimal und starrte unentwegt zu ihr herüber. Erst das Klopfen an der Tür und die anschließenden, verhaltenen Schritte ließen ihn blinzeln und aufsehen. Kaum, dass er aufgestanden war, knackten ausnahmslos alle seine Gelenke und er seufzte auf. So die ganze Zeit herumzuhängen war keine gute Idee. Auf die Anspielung mit dem Kaugummi sah Len zu seinem lädierten Finger, aber das würde man morgen schon gar nicht mehr wirklich sehen. Vielleicht wurde es ein bisschen blau, aber sonst würde es schon gehen. Außerdem würde er niemals den Raum verlassen, um sich so etwas wie Kaugummi zu besorgen! Er vermutete sowieso einen trockenen Scherz hinter dem Gerede des Mannes. Aber die Aufmerksamkeit eben dieses Mannes richtete sich sowieso wieder auf Yoko. Len musste fast schon lächeln, als sie sich leise darüber beschwerte, dass man sie weckte, oder so etwas in der Art. Schuldbewusst senkte er den Blick und zuckte dann gleichgültig, oder eher hilflos, mit den Schultern. Er war eben überfordert! Sah man ihm das denn nicht an? Er zog seinen Stuhl aus der Nähe des Bettes und setzte sich wieder, um akribisch darüber zu wachen, was der Kerl mit ihr anstellte. Sollte er ihr wehtun, würde es eben – Moment. Sein Katana lag noch auf dem Dach… Gut, er hatte noch ein oder zwei Ersatzschwerter, aber das Katana, das er auf dem Dach liegen hatte, war er eben doch mehr gewohnt. Er zog die Beine auf den Stuhl und legte die Arme um die Knie. „Ihr habt nicht zufällig einen Psychologen in euren Reihen? Mein Kopf ist nicht in Ordnung“, erwähnte Len irgendwann beiläufig und lächelte schief, als er den erstaunten Blick des Iryonin sah, der von seiner Arbeit aufschaute. Der bejahte, aber die schlief schon. Morgen früh vielleicht. Aber nicht mehr jetzt. Yoko war im Moment wichtiger und brauchte Aufmerksamkeit.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 11:43 | |
| Das war schon recht ärgerlich aus ihrer Sicht. Da schlief sie endlich richtig gut wieder, dann wurde sie von so einem fremden Kerl aufgeweckt. Na… wenigsten sah er nicht ganz so schlecht aus, wie sie feststellen musste, als sie doch ihre Augen öffnete. Schwarzes kurzes Haar, gut trainiert und schien ein paar Jährchen älter als sie zu sein. Also gehörte er recht zu ihrer damaligen Beute. Jetzt wollte sie aber treu bleiben. Hatte es ihm ja auch versprochen. Der Verband von ihrer Hand wurde abgenommen und er begutachtete sie. Schien wirklich wieder normal zu bleiben. Man sah nur noch die Einbissstellen. Wenigsten etwas, dass das Gift restlos rausgeholt worden war. Nachdem er sich mit Len über die Psychologin unterhalten hatte, griff er der Utsukushi an die Arme, um sie aufrecht sitzend zu bekommen. „Kannst du deiner Schwester ein Nachthemd, oder was raussuchen? Wahlweise auch ein großes Shirt….wobei ich mir bei ihr nicht sicher bin, ob sie so was hat.“ Man konnte eben doch immer viel auf den ersten Eindruck schließen, was eine Person denn so hatte und was nicht. Und so freizügig, wie sie eben gekleidet war, schloss er daraus, dass sie wohl mehr solche Sachen hatte. Sie selbst rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Was redeten die beiden da eigentlich die ganze Zeit? Sie wollte doch eigentlich nur schlafen! Aber jetzt konnte sie sich nicht mal hinlegen, weil da die Hand dieses Kerls im Weg war, der ihr eine Stütze geben wollte. Darauf könnte sie gut und gerne verzichten. „Sie hat ja irgendwie etwas von einer Puppe. So leicht und dünn sie ist“, stellte er belustigt fest und nahm beide Arme von ihr hoch, um sie mit einer Hand über ihr festzuhalten. Irgendwie musste er ja ihr anderes Zeug ausziehen, wenn er keine Hilfe von den beiden bekam! Und Schwupp hatte er ihr das Top über den Kopf gezogen. Als Yoko das realisierte – ja, sie war im Halbschlaf und hatte prinzipiell noch eine langsame Reaktionszeit, bekam er ein hübsches Andenken ins Gesicht. Nämlich den roten Abdruck ihrer Hand. Das konnte doch auch nicht wirklich wahr sein, dass ein fremder Kerl sie auszog und Len nichts unternahm! Der Iryonin selbst schien es gut wegzustecken. Rieb sich über die Stelle und grinste ein wenig. Wahrscheinlich passierte ihm das öfters. Allerdings brauchte er nun auch mal etwas für sie zum überziehen. Yoko sah hingegen nur hilfesuchend zu dem Blonden. Sie konnte mit der ganzen Situation gerade nicht wirklich umgehen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 12:04 | |
| Len versuchte einen Blick auf ihre verbundene Hand zu erhaschen, aber so breitschultrig der Kerl war, war das keine einfache Sache, eher eine richtige Herausforderung, sodass er es irgendwann schlichtweg bleiben ließ und sich lieber weiter auf seinen Stuhl kauerte, während er wie seelenlos vor sich her starrte. „Nicht so grob!“, zischte er allerdings und fügte dann leise und kleinlaut hinzu, immerhin wollte er nicht, dass der Kerl seine Hilfe entsagte: „Seien Sie… Seien Sie bitte vorsichtiger…“ Mehr bekam er nicht zu Stande. Selbst nach der Zeit, die er bisher gehabt hatte, um das Geschehen zu verdauen, saß ihm der Schock noch viel zu tief in den Knochen, um die Welt um sich herum überhaupt normal zu realisieren. Der Tag war ihm einfach viel zu viel gewesen. Vermutlich brauchte er Schlaf – da verarbeitete das Gehirn ja immer das, was am Tag so passiert war… Aber er konnte nicht schlafen! Nicht, wenn es ihr so schlecht ging. Schließlich hob er doch wieder den Kopf und sah den Mann fragend an. „Schwester? Die ist doch - “ in Sunagakure hatte er sagen wollen, aber dann arbeitete sein Verstand ausnahmsweise mal und er blinzelte ein paar Mal, bevor er realisierte, worum es eigentlich ging. Dann nickte er und sah sich suchend nach ihrem Rucksack um, ob sie darin etwas wie ein Nachthemd verstaut hatte. Aber das hatte sie bestimmt. Irgendwo. Kaum war das Ding gefunden, suchte er ein wenig, obwohl er sich schlecht dabei fühlte, einfach Yokos Sachen zu durchwühlen. Sie ging ja auch nicht einfach an seine Tasche und stöberte, wenn sie gerade lustig war. „Mhpf…“, machte Len, als er bemerkte, dass sie nicht so schludrig wie er war und einfach auch mal sein Zeug unversiegelt in seine Tasche stopfte. Also stand er auf und sah sich forschend nach seiner eigenen Tasche um. Oh, auf dem Esstisch, da hatte er sie vorhin abgelegt. Also stapfte er zum Tisch herüber und suchte ein wenig nach etwas Geeignetem. Er hatte noch ein relativ altes, ausgetragenes Sweatshirt, das selbst ihm ein Stück weit zu lang war, also würde das doch sicherlich gehen. Die Farbe war ein ausgewaschenes Marineblau, aber er mochte es so eigentlich ganz gern. Noch dazu gehörte es zu den noch gewaschenen Sachen, die er nun frischduftend aus einer Schriftrolle beschwor. Er hob das Ding hoch und fragte, ob das geeignet wäre, bevor er wieder zum Bett herüber ging und seinen Platz auf dem Stuhl einnahm. Er war immer noch viel zu sehr mitgenommen, als dass er wirklich zuhören konnte, was der Typ faselte, also zog er nur fragend die Augenbrauen zusammen, bis er sich zusammenreimte, was er eigentlich gesagt hatte. „Häh? Ach so… J-ja… Ein bisschen“, murmelte Len. Er war ja irgendwo auch Schuld daran, dass sie so leicht geworden war. Stress und all dieser Blödsinn. Auch die Tage im Krankenhaus waren nicht gerade förderlich gewesen. Und jetzt zählte sie immer noch Kalorien! Alles zum Verzweifeln. Die Ohrfeige, die der Iryonin bekam, ließ ihn wieder aufschrecken, aber bevor er fragen konnte, was passiert war, wurde es ihm klar und er wandte den Blick ab, hielt dem Iryonin das Sweatshirt hin, damit dieses Szenario auch bald ein Ende fand. Ihren Blick bemerkte er deswegen gar nicht, während er auf seine eigenen, wieder angezogenen Knie starrte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 12:43 | |
| Yoko zuckte merklich zusammen, als sie Lens Stimme höre. Immerhin waren die letzten unfreundlichen Worte von ihm ja an sie gerichtet gewesen. Ah… da fiel ihr ein, dass sie sich langsam doch wieder an Details des heutigen Tages erinnern konnte. Was ihre Lage nicht gerade besserte. Doch war das gerade nicht an sie gerichtet. Mehr an diesen fremden Mann. Und… so grob war er gerade noch gar nicht gewesen. War bisher alles erträglich gewesen – wobei sie halt lieber einfach weiter unter den Decken vergraben daliegen würde. „Man tut, was man kann“, erwiderte er nur kurz angebunden mit einem Zucken der Schultern auf Lens Bitte hin. Verschreckt reckte sie sich nun selbst und blickte Len nach, wie er einfach so aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie hätte sich ja gedreht und gewendet, aber sie wurde ja festgehalten. Also wirklich… sie war doch kein Spielzeug, dem man Klamotten aus und anziehen konnte, wie einem beliebte! Sie schnaubte verächtlich auf nach getanem Schlag. Doch blieb ihr da kaum Zeit sich über ihren Sieg zu freuen, da sie in ein Shirt gestopft wurde. Es raubte ihr für den Moment den Atem, da der Mann sich so ungeschickt anstellte, sodass er es nicht gleich über ihren Kopf gezogen bekam. Lag wohl auch daran, weil sie doch zu zappeln begann. Ihre Arme wurden durchgezogen und schließlich holte er auch ihre Beine aus der Deckenhülle heraus. Sie hatte selbst noch die Schuhe an. Kopfschüttelnd sah er zu Len, der das aber kaum mitbekam, da er ja mit sich selbst beschäftigt war. „Die Hose lass ich dir an. Will nicht auf der anderen Wange noch die Zierde eines Fußabdruckes haben“, kommentierte er und drückte sie wieder runter aufs Bett, da sie Anstalten machte, sich überhaupt zu bewegen. Sie starrte viel mehr lieber Len an. Der wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl kauerte. Umso mehr keuchte sie auf, als sie eben doch zurückgedrückt wurde und die ganzen Lagen der Decken auf ihrem Körper spürte. Er streckte sich und verabschiedete sich mit einem Gute Nacht von den beiden, das allerdings kaum wahr genommen wurde. Zumindest seitens Yoko, die lieber die Decke fixierte. Dann verschwand er auch schon wieder aus dem Raum. Nicht ohne die Information wieder zu hinterlassen, dass gegen 3 Uhr wieder jemand vorbeischauen würde. Als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, lag sie doch eine Weile einfach nur wieder so da. „Len? Legst du dich zu mir?...“, fragte sie zögerlich in einem Flüsterton. „Ich möchte nicht allein sein…“, fügte sie noch an und wartete auf irgendeine Reaktion seinerseits.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 13:03 | |
| Manchmal reagierte ein junger, aufgewühlter Menschen eben doch über. Das hatte er schon als Kind gut gekonnt, wenn man ihn schwach nannte oder ihn wegen seiner Schwester ansprach. Man traute es dem sonst so schweigsamen Jungen gar nicht so zu, dass er dazu in der Lage war, so aus zu ticken und herumzubrüllen. Aber nun ja, er bemerkte seinen Fehler schließlich und entschuldigte sich noch einmal, bei dem Mann für die unberechtigten Worte und bei Yoko für den Krach. Wahrscheinlich ging seine Stimme sowieso in einem Nuscheln unter, weil er lieber mit dem Boden sprach, als den Kopf zu heben und die Leute anzusehen. Ihm zerriss es das Herz, sie so zu sehen. Immer noch so hilflos, schutzlos, zerbrechlich und schrecklich blass und jetzt wehrte sie sich auch noch, wahrscheinlich, weil sie das Ganze hier gar nicht verstand. Er würde sicherlich genauso reagieren. Und jetzt würde er gerne etwas tun, ihr helfen – aber wie? Es ging ja nicht anders und außerdem… hörte sein Körper gar nicht wirklich mehr auf ihn. Len saß da nur und schwieg vor sich hin, weil Mund und Lippen viel zu trocken waren, um einen ordentlichen Ton herauszukriegen, wie er dachte. Einen winselnden Ton brachte er hervor, als er feststellte, wie enttäuschend er eigentlich war. Nicht einmal die Schuhe hatte er ihr ausziehen können! Ein Feigling war er. Ein richtig mieser Feigling und ein schlechter Freund – in der einen und in der anderen Bedeutung. Er wollte dem Kerl an den Kopf werfen, dass es gut war, ihre Hose nicht anzurühren, dass er da nämlich bei Gott nichts mit seinen Händen zu suchen hatte, aber er wollte die bereitwürdige Hilfe der Iryonin aus Kirigakure nicht einfach beiseite schmeißen, denn Yoko brauchte sie doch… Und er brauchte Yoko. Ergo brauchte auch Len die Iryonin. Sie waren zu wichtig, um sie durch eine unüberlegte Reaktion zu vertreiben. Er nuschelte ein ‚Gute Nacht und bis nachher‘, als er die Stimme des Mannes hörte, blieb aber sitzen, anstatt ihn, wie es sich gehörte, zur Tür zu bringen. Ja, warum eigentlich? War ja schließlich nicht sein Eigenheim, oder seine Wohnung, sondern ein Hotelzimmer, dessen Schlüssel er nicht einmal mehr besaß. Dementsprechend sinnlos wäre die Reaktion sogar gewesen. Nachdem die Tür geräuschvoll geschlossen wurde, hielt eine bedrückende, aber in den Ohren dröhnende Stille Einzug in das Zimmer mit der Nummer 42. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wollte er denn mit ihr reden und außerdem musste sie schlafen und sich ausruhen. Dann würde es ihr auch bald besser gehen und er konnte sie endlich fragen, was er tun musste, damit sie ihm glaubte, was er sagte. Er log sie doch nicht an, doch nicht sie, verdammt…! Len traute seinen Ohren nicht und vor allem auch nicht, was sie sagte. Nach allem, was passiert war, wollte sie, dass er sich zu ihr legte? Sie wollte seine Nähe haben? Nicht allein sein… In seiner völligen Verstörtheit interpretierte er es natürlich völlig falsch und zwar, dass es ihr auch völlig egal wäre, wer denn nun bei ihr war. Aber er liebte sie nun einmal so sehr, dass er ihr keinen Wunsch abschlagen konnte, sobald sie ihn geäußert hatte. Einen Moment barg er das Gesicht an den Knien und biss sich auf die Unterlippe, bevor er sich schließlich aufrichtete, seine eigenen Schuhe loswurde und auf seiner Seites des Bettes hineinkrabbelte. Er hielt absichtlich Abstand, um sie nicht zu verschrecken oder ihr eben zu nah zu kommen, aber dann hielt er es auch nicht mehr aus, einfach so neben ihr zu liegen. Sanft zog er sie in seine Arme und lehnte den Kopf gegen ihren, bevor ihm auch schon wieder brennende Tränen über die Wangen rannen. „I-ich hatte solche Angst um dich“, stammelte er hilflos und schluchzte einmal geräuschvoll auf.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 13:40 | |
| Der Mann winkte auf Lens Entschuldigung ab. Yoko… war da gerade einfach unfähig überhaupt irgendetwas zu sagen, wo sie doch von ein paar Erinnerungen durchflutet wurde. Dieses Mal bekam sie auch schon gar keinen Verband mehr um die Hand. Wozu auch? Es lief ja nichts mehr raus aus den Wunden und Luft war zum Abheilen auch immer recht hilfreich, sodass man solche Sachen eben nie zu lange dran lassen solle, wenn es nicht unbedingt nötig war. Auf Lens Abschiedsgruß hob er noch kurz die Hand. Zwar war diese aufkommende Stille wieder recht bedrückend, doch war sie gleichzeitig froh, wieder nur mit ihm hierzu sein. Und doch war er schon wieder nicht wirklich da. Dabei hatte er es ihr doch versprochen sie nicht zu verlassen! Sie biss ihre Zähne zusammen, ehe sie sich wünschte, dass er sich doch bitte zu ihr legte. Es dauerte eine Weile, bis er richtig reagierte und aufstand. Sie hörte, wie er sich seine Schuhe auszog und musste doch leicht grinsen. Na wenigsten dachte er nun auch mal an seine Schuhe. Da das Bett nur eine einzige große Matratze besaß, merkte sie auch, wie er sich hinlegte. Doch leider musste sie auch feststellen, dass er sich so weit von ihr entfernt hinlegte und auch keine Anstalten machen würde sich doch richtig zu ihr zu legen. Aber damit würde sie klar kommen müssen. Es war überhaupt ein Trost, dass er ihr zuhörte und nun in einem Bett mit ihr lag. Trotz allem wollte sie ihn ansehen, weshalb sie sich wieder halb auf die Seite drehte. Genau in dem Moment, als er auch seine Hände an ihren Körper legte und sie zu sich zog. Es überraschte sie doch sehr. Wohlgemerkt positiv. Doch was hatte er? Er.. weinte schon wieder? Sie sah es gerade nicht, aber die Laute, die sie hörte und auch das Zucken seines Körpers waren doch eindeutig. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern konnte, weshalb sie nun einfach ihren freien Arm um ihn legte und sich stärker an ihn drückte. „Ist schon gut… Mit mir ist alles gut… hörst du?“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Die Situation überforderte sie. Doch hoffte sie, dass sie dieses Mal wieder etwas richtig machte. Etwas anderes fiel ihr gerade auch gar nicht ein, was sie sonst noch machen konnte. „Sag mal Len… was war da heute auf dem Dach mit dir los?“, fragte sie zaghaft. Da sie sich immer besser an das Geschehen erinnern konnte, brennte diese Frage einfach darauf ausgesprochen zu werden.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 13:57 | |
| Allein die Tatsache, dass er sie warm – und nicht eiskalt – an seinem Körper fühlte, war Trost genug, um zumindest nicht laut loszuheulen, sondern einfach nur stumm darauf wartete, dass der Druck auf seine brennenden Augen nachließ. Er war ja so was von eine Memme! Ihm tat sogar schon der Kopf weh, vom ganzen Flennen. Da es sie augenscheinlich wirklich überforderte, schwor er sich, sich ab jetzt zusammenzureißen. Nicht, dass sie irgendwann ähnliche Gedanken entwickelte, wie er vorhin. Dass wenn er sie nur noch einmal zum Weinen brachte, dass er sie für ihr Wohl verließ. Wie grausam der Gedanke war! Keinen Moment wollte er sie missen und doch… , doch hatte sie gedacht, er würde sie gar nicht lieben, sondern einfach nur nach Strich und Faden verarschen. Es tat weh, aber er würde darüber hinwegkommen. Zumal er kurz darauf auch ihren einen Arm um sich fühlte und sie sich noch enger an ihn schmiegte. Ein paar Mal blinzelte er noch Tränen aus den Augen, aber schließlich ging es ihm doch wieder allmählich besser. Ein mächtiger Druck im Hals ließ ihn noch für eine Weile schweigen, aber dann lächelte Len und nickte brav. „Ja… Ja, ist okay. Ich weiß“, erwiderte er und strich ihr einmal mit der Hand durchs Haar. Wie hatte er sie vermisst… und das, obwohl sie doch die ganze Zeit da gewesen war. Ein weiteres Trostpflaster für ihn war, dass wenigstens er jetzt wusste, wie sehr sein Herz an ihr hing. Len verzog das Gesicht, kaum, dass sie ihn auf ‚das Dach‘ angesprochen hatte. Es kam ihm immer noch vor, als wäre das alles gar nicht wirklich passiert, sondern einfach nur… eine Art Traum. Oder eine blasse Erinnerung, grau und so alt, dass er sie schon fast wieder vergessen hatte. „Ich weiß nicht“, gestand er ehrlich und lauschte einen Moment mit geschlossenen Augen ihrem regelmäßigen Atem. Und er hatte auf dem Dach wirklich geglaubt, sie nicht zu kennen! Er hatte gedacht, sie wäre eine von diesen dämlichen Rotznasen, die meinten, ihn verspotten zu müssen. Wie verblendet musste ein Mann sein, um so etwas zu schaffen? „Ich… ich glaube… Nun ja, ich denke, meine Psyche ist einfach kaputt. Durch alles, was mir passiert ist. Und… mein Unterbewusstsein… das will wohl einfach nur deine Wünsche erfüllen… als wäre das meine einzige Bestimmung. Weißt du noch…? Du sagtest, ich solle mir vorstellen, du wärst einfach wie jemand aus meiner Kindheit… Mein Kopf hat es geschafft, das umzusetzen. Ich dachte, ich wäre… wäre wieder dreizehn.“ Er wusste, wie verrückt sich das anhörte. Wenn er sich so sprechen hörte, glaubte er nicht mal sich selbst. Er musste einfach abgedreht sein und fertig – aber doch nicht so ein Quatsch! „Ich weiß nicht…“, verbesserte Len sich plump. Das war die richtige Antwort.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 14:27 | |
| Es war schön, dass er endlich wieder so nah bei ihr war und sie wenigsten einigermaßen klar denken konnte, um es richtig zu realisieren. Vorhin hatte er sie ja auch die meiste Zeit getragen, doch war ihr Verstand da noch nicht so in der Realität. Als sie merkte, dass er sich langsam wieder beruhigte, sah sie ihn an und strich mit ihrem Daumen ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Wir… weinen recht häufig, richtig?“, fragte sie dann schief lächelnd und spürte seine Hand an ihrem Kopf. Irgendwie wäre es ja jetzt angenehmer, wäre das Licht aus und schiene nicht so erbarmungslos auf sie herab. Aber damit müsste man wohl leben können. Er solle es ja nicht vagen sie nun wieder loszulassen! Dafür war sie gerade zu froh einfach bei ihm sein zu dürfen. Ein großes Privileg, wie sie fand nach all dieser… Zeit. Das Thema mit dem Dach gefiel ihm nicht sonderlich – verständlich. Ihr gefiel es auch nicht, doch brauchte sie antworten, um wieder möglichst klar denken zu können. Also hörte sie ihm abwartend zu, ob da noch mehr kam, außer, dass er es nicht wusste. Bei seiner Begründung lächelte sie zaghaft. „Ich verstehe es… nicht wirklich“, gestand sie und senkte ihren Blick wieder. „Doch… verrate mir bitte, was der Wahrheit entsprach, was wir gemeinsam erlebt haben. Was… du für mich empfindest.“ Ihr Atem ging stoßweise. Hatte sie doch unheimliche Angst vor der Wahrheit, da diese doch die Tücke hatte gern grausam und unberechenbar zu sein. Das Leben war einfach nicht so wie in einem Märchenbuch mit einem Happy End! Nicht, dass sie jemals so etwas bis zum Ende gelesen hatte. Aber ab und an hatte man selbst für sie sich die Mühe gemacht ihr eines zu erzählen, wenn sie einigermaßen die Konzentration und Interesse aufgebracht hatte dem ganzen Geschehen zu folgen. Zuzuhören. Doch das war Nebensache. Was zählte war nun, was er ihr erzählen würde, was der Wirklichkeit entsprach. Ihrer gemeinsamen Wirklichkeit. Unbewusst krallte sie sich mit der Hand, die ihn umarmte und auf dem Rücken ruhte, in sein weißes Hemd. An dem ja immer noch das Preisschild hängen musste. Sie suchte sich nun eben doch einen gewissen Halt, an dem sie sich klammern konnte, würde sie gleich in die Tiefe stürzen. Im übertragenen Sinne natürlich.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 15:03 | |
| Es war beruhigend, dass Yoko es genoss, bei ihm zu sein, es war beruhigend, dass sie immer klarer wurde, es war beruhigend, dass sie einfach nur da war und nicht weit fort, weil sie an ihm zweifelte. Len blinzelte sie ein wenig verlegen an und lächelte schief zurück. „Ein bisschen vielleicht… A-aber ich schwöre dir, gibst du mir keinen Grund mehr, dann weine ich auch nicht!“ Es war so dreist, aber diese Voraussetzung zu stellen, war notwendig. In den letzten Jahren hatte er nie irgendwelche Tränen vergossen, nicht einmal vor Wut, wenn man ihn letztendlich doch in den Staub getreten hatte. Und jetzt? Jetzt hatte er schon zweimal vor ihr geheult – einmal, als er sie wiedersah, nachdem sie im Streit in der Stadt der Verdammten auseinander gegangen waren und einmal jetzt und zwar den ganzen Abend. Er müsste mal etwas trinken, damit sein Körper vielleicht wieder Flüssigkeit bekam und sein Schädel somit aufhörte, zu brummen, als würde ein Schwarm Hornissen darin wüten. Das Licht hatte er gar nicht bemerkt, denn wirklich stören tat es ihn nicht. Gut, es war vielleicht nicht ganz so gemütlich wie unter einem Scheinwerfer zu liegen, aber was zählte, das war doch Yoko und nicht, ob irgendwer vergessen hatte, den Lichtschalter zu drücken. Was für ein böser Iryonin, dass er das Licht angelassen hatte! Und für kein Geld der Welt wäre Len jetzt aufgestanden, es war viel zu schön, hier einfach mit ihr vereint zu liegen, nach allem, was sie heute alles durchgemacht hatten – zusammen, wohlgemerkt, aber doch so weit voneinander entfernt. Er tat ihr den Gefallen, zu erzählen, was er dachte was auf dem Dach passiert war, aber es war ja klar, dass sie es entweder nicht verstand – wie auch? Er formulierte schlechter als ein Erstklässler – oder einfach nicht nachvollziehen konnte, weil es so absurd klang. Aber er schnitt nur eine Grimasse und antwortete: „Ich auch nicht.“ Len musste hart schlucken, denn jetzt begann anscheinend dieses… ‚Wir müssen reden!‘ das immer kam, bevor Pärchen sich streitend neue, getrennte Wege suchten, die sie heulend oder brüllend allein gehen wollten. Und er hatte panische Angst davor, dass er irgendetwas falsch machte. Das hier war schlimmer als bedrohliche Situationen, von denen unter anderem sein Leben abhängen konnte. Aber er wusste, dass zu langes Nachdenken ebenso fatal sein könnte, wie überstürztes Reden, also begann er lieber zögerlich – gerade, als er einatmete, um genügend Luft für eine herrliche Rede zu haben, krallte sie sich in sein Hemd. Ein wenig verwirrt war er und blickte dementsprechend aus der Wäsche, allerdings fing er sich kurz darauf und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Wir haben so viel gemeinsam erlebt, was genau willst du hören?“, fragte er mit einem entschuldigenden Lächeln, bevor er laut aufseufzte, sie losließ und sich aufsetzte. „Ich weiß, dass dein Vertrauen in mich durch heute… gegen Null geht… und wahrscheinlich glaubst du, dass Yuma Recht hat – aber das stimmt nicht!“ Als er die Hände zu Fäusten ballte, schoss ihm ein scharfer Schmerz durch die rechte Hand, sodass er sie lieber wieder entspannte. Ein wenig traurig suchte er ihren Blick und sagte: „Ich lüge nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe. Ich meine jedes Kompliment so, wie ich es sage. Für mich bist du… einfach ein Teil meines Lebens. Ein ziemlich großer Teil – ach, was rede ich. Du bist mein Leben Und es tut weh, wenn du daran zweifelst…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 16:23 | |
| „Tut… mir leid. Ich mache das nicht absichtlich, weißt du? Ich… bin mir gerade nicht mal sicher, dass ich weiß, wieso du weinst“, gestand sie recht kleinlaut, wie ein überfordertes Kind, das gerade mit einem Fehler konfrontiert wurde, den es sonst ganz gerne vertuscht hätte. Aber sie war ja kein kleines Kind und wollte auch nichts vertuschen, wenn es denn die Möglichkeit bei ihr überhaupt gab. Anscheinend verstand es wohl wirklich keiner von den beiden so genau, das Wieso und Warum der heutigen… Fehler. Selbst das brachte ihr kurz ein Lächeln ab. Dann waren sie wenigsten schon zu zweit! Doch das nächste Thema ließ nicht lange auf sich warten. Denn nun musste sie Klarheit erlangen, was echt war. Sonst… sonst würde sie nun noch wirklich durchdrehen! „Was ich hören möchte? Was…. Was ich hören möchte…“, fragte sie sich selbst wiederholt leiser werdend. Wusste sie es doch auch nicht so genau. „Ich denke, ich möchte wissen, was in den letzten Tagen mit uns passiert ist und wann du mich belo-" Weiter kam die junge Frau nicht, da er sich aufsetzte. Sie einfach so losließ – weshalb auch sie ihre Hand lockern musste, wenn auch nur widerwillig. Ihre Lippen bebten. Sie hatte Angst. So fürchterliche Angst, dass sie ihn nun doch noch verlieren würde. Nein, nicht nur ihre Lippen bebten, ihr ganzer Körper zitterte. Natürlich spielte da zusätzlich noch der Fakt eine Rolle, dass er sie ja zu sich gezogen hatte und somit auch ein ganzes Stück aus ihren Deckenkokon und der Rest sich nun auch überschlug, da er sich so aufsetzte. Ihr Körper nahm es war, sie selbst aber nicht wirklich, dass es Mitschuld hatte. Und er setzte langsam zum Sprechen an. Jetzt wäre es ihr doch lieber, wenn es dunkel wäre. Die Dunkelheit war ein Freund. So würde er ihren ängstlichen, entsetzten Gesichtsausdruck gerade nicht sehen müssen. Doch seine Worte verwirrten sie. Er beharrte also weiter darauf, dass Yuma falsch lag. Tatsächlich hatte sie dort oben über das Eichhörnchen nachdenken müssen. Über das, was es gesagt hatte und wie wahr es ihr dort vorgekommen war. Doch… Sie presste ihre Lippen aufeinander und griff nach seinem Unterarm. Genau in dem Moment, indem er sich eh wieder umdrehte, um mit ihr zu sprechen. Sie hatte immer noch Angst, dass sie ihn noch immer verlieren konnte. Bei seinen Worten ließ langsam aber sicher ihr Druck wieder nach, bis die Hand ganz zurück fiel. Sie sah ihn einfach nur eine Weile an. Es musste einfach alles nur ein großes Missverständnis gewesen sein. Ganz bestimmt. „Also… meint du, dass das wirklich alles wahr war?“, hakte sie doch noch einmal nach und blickte schwer atmend weiter zu ihm auf. Nun hatte sie ja eigentlich schon die Antwort, die sie haben wollte. Doch eine Bestätigung war bestimmt auch noch einen Tick besser, um vollkommene Klarheit zu erlangen. Allerdings schien sie noch stärker zu zittern als vorhin. Ihr Blick verschleitere sich nun auch von Tränen. Sie hatte es gar nicht gemerkt, dass sie anfing zu weinen. Doch konnte sie ihn ja nun nicht mehr so gut sehen, weshalb sie blinzelte und sich fahrig, wie sie gerade war, mit dem Handrücken einmal darüber wischte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 16:56 | |
| „A-ah, natürlich - ! Ich wollte dir auch nichts vorwerfen… und… Du bist dir echt nicht sicher?“ Len wusste nicht, ob er lachen oder einfach weiter weinen sollte. Er entschied sich für Ersteres und meinte mit einer recht verständnislosen, dünnen Stimme: „Ach, ich hatte ja nur Angst darum, dass du mir in meinem Armen wegstirbst und ich zusehen muss, ohne irgendetwas tun zu können – darum und weil ich glücklich darüber bin, dass du jetzt in meinen Armen liegst ohne kalt und steif wie ein Brett zu sein. Aber sonst – weine ich eigentlich nur zum Spaß. Mache ich manchmal.“ Klang vielleicht ein bisschen unsensibel, war aber durchaus nicht böse gemeint. Er musste ihr ja irgendwie eintrichtern, was er gerade durchgemacht hatte, während sie zwar Schmerzen hatte durchleben müssen, aber die meiste Zeit über eher in einem wabernden Delirium herumgelegen hatte. Er dachte eigentlich, sie würde ihn da verstehen können. Aber vielleicht musste er ja einfach mal halb vor ihren Augen verrecken, damit Yoko es nachvollziehen konnte. Er brauchte es auf jeden Fall kein drittes Mal. Und ja. Es war schon eine verdammt verzwickte Sache mit dem heutigen Abend. Sie konnte sich nicht erinnern, weil kurz darauf ein Spinnenbiss ihr jegliche Sinne geraubt hatte – und er schlichtweg, weil er mental gar nicht wirklich anwesend gewesen war. Konnten sie das jetzt nicht einfach vergessen? Einfach hinter sich lassen, wenn eh keiner wusste, was abgelaufen war und einfach dort weiter machen, wo sie aufgehört hatten – beim friedlichen, glücklichen Zusammenleben? Das wäre aber auch viel zu einfach und viel zu schön, um das knallharte, grausame Leben zu sein. Das wusste er – und deswegen war er auch gar nicht wirklich überrascht, dass Yoko auf dieses bestimmte Thema zu sprechen kam. „Was mit uns passiert ist, huh? Viel zu viel, aber ich kann guten Gewissens sagen, dass zumindest der glückliche Teil zu fett ist und ergo Übergewicht hat“, meinte er mit einem schiefen Lächeln, setzte sich dann aber auf, um eine bessere Antwort zu geben. Ausführlicher. Direkter. Ein wenig sehr viel ernst gemeinter als das eben. Aber der letzte Teil, bei welchem er sie nicht einmal hatte ausreden lassen, machte ihn auf eine traurige Art und Weise wütend, sodass sich das schiefe Lächeln zu einem eher grimmigen verzog. Wann ich sie belogen habe? Ich habe sie nie belogen. Wie schön, dass einem die Vergangenheit noch immer anlastet und alles verallgemeinert wird… Als könnte sich ein Mensch nicht ändern… Aber das sagte er ihr nicht. Er musste ihr ja schließlich irgendwie klar machen, dass er sie wirklich liebte – dass sie gar keine Angst haben und schon gar nicht zittern musste. Aber das stellte sich als schwieriger heraus, als er sich vorgestellt hatte, immerhin war ihr Vertrauen wirklich in tausend Teile zersprengt worden. Und ich war’s nicht einmal wirklich… Das ist bitter… Doch die Schuld von sich zu schieben war auch keine Lösung. Er sah nur einen Moment zu ihrer Hand hinab, die sich um seinen einen Arm gekrallt hatte, sprach sich dann aber von der Seele, was er tatsächlich und aber wirklich wirklich für sie empfand… und ja. Dann ließ sie ihn auch schon wieder los, um einfach nur zu ihm zu sehen. Len starrte unentwegt zurück. Doch als er sie so sah und hörte, was sie sagte – ihre Tränen in den Augen erkannte -, musste er seufzen und lächelte dann etwas geknickt. „Komm mal her“, sagte er sanft, profitierte von ihrem Fliegengewicht und hievte sie ohne Kompromisse auf seinen Schoß, legte das Kinn auf ihre Schulter, während er sie einen Moment still umarmte. „Ich mag zwar ein Mörder sein und jemand, der sonst nicht wirklich sensibel mit diese empfindlichen Thema Liebe umgeht – aber hey… Ich würde mich doch nicht vor aller Welt so erniedrigen, zu heulen wie ein Kleinkind, wenn du mir nicht so unheimlich wichtig wärst.“ Es wurde Zeit, dass sie wieder glücklich wurden. Beide. Sie hatten es sich doch nach all diesen Geschehnissen wirklich verdient.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 17:38 | |
| „Ah…hm…“ Sie schüttelte zaghaft den Kopf. Sie war sich eben nicht ganz sicher. Weinte er wegen dem, was vorgefallen war? Oder weinte er, weil es ihr schlecht ging? Hatte es womöglich doch einen ganz anderen Grund? Dann bekam sie aber auch schon die Antwort. Nun, hing wohl alles so zusammen. Sie lächelte schief. „Unkraut und so… du weißt schon.“ Das hatte sie ihm doch schon ein paar gesagt. Solange er ihr sagte, sie solle ja nicht abkratzen, dann würde sie schon ihr bestes geben, es eben nicht zu tun! Außerdem.. es war eine jämmerliche kleine Spinne, die sie da gebissen hatte. Überhaupt, dass sie deshalb so zusammenbrach. Daran konnte sie sich immer noch aufhängen. Das zeigte einfach von so einer großen Schwäche. Dabei war Stärke doch das einzige, was sie besaß und… und ihn. Hoffte sie zumindest. Bei all seinen Worten schien nun endlich wieder ein Faden auf dem glühenden Span zu fallen, den er packte, um ihn in Flammen zu stecken. Hoffnung und anfängliches Vertrauen wieder aufzubauen. Und trotzdem hatte sie noch immer so große Angst, dass sie nicht mal mehr ihre Tränendrüse unter Kontrolle hatte. Dass diese dummen Teile einfach meinten ein salziges Sekret aus ihren Augen zu schicken. Dabei wollte sie eigentlich stark sein und nicht mehr weinen. Hatte es ihm sogar mal versprochen es nicht mehr zu tun, da es ihm wohl genauso in der Seele schmerzte, wie wenn sie ihn weinen sah. Da hatte sie wirklich nichts dagegen, dass er sie auf seinen Schoß zog. Sie selbst… ja, sie war sich ziemlich sicher, dass sie es gerade nicht fertig brachte schon richtig aufzustehen. Fühlte sie sich durch und durch leer und aufgebraucht. So erwiderte die Utsukushi seine Umarmung und vergrub ihr Gesicht in seinen Schopf. Schluchzte und hätte die Haare als Taschentuchersatz verwendet, hätte sie da doch nicht noch ein wenig Anstand. Reichte doch schon, dass sie an der Stelle nass von den Tränen sein würde und was so für Wasser aus der Nase lief. War halt einfach so. Wenn man weinte, löste sich auch in der Nase ein gewisser Mechanismus, der selbst dort etwas rauslaufen ließ. Noch einmal ließ sie einen kläglichen Ton von sich hören, ehe sie ihren Kopf nach seinen Worten wieder anhob und sich über die Augen rieb. „Lass uns… Lass uns das möglichst vergessen, okay? Ich möchte, dass wir wieder glücklich zusammen sind. Und… lass uns bald wieder aufbrechen, deine Schwester finden, ja? Nach Suna.“ Es war eigenartig das so zu sagen, wo sie doch eigentlich nach Iwagakure zurück wollte. Aber… er hatte es ja klar und deutlich gesagt, was er von der Stadt hielt, dass er da nie wieder hin wollte. Also würde sie diesen Vorschlag auch nicht wieder machen. Noch eigenartiger war aber, dass sie es sich wirklich richtig doll wünschte, dass sie es vergaßen, was heute da oben passiert war. Im Verdrängen war sie ja recht gut im Laufe des Lebens geworden. Warum also auch nicht das, woran sie sich so weit erinnern konnte, das es schrecklich war und sich doch nicht sicher war, ob es überhaupt echt war und er sich überhaupt nicht mehr richtig erinnerte? Das machte das Ganze doch garantiert noch einen Tick einfacher. Ja, ganz bestimmt. Es… musste… einfach… alles… Argh, sie wurde schon wieder so müde, dass sie nicht mal richtig zu Ende denken konnte und blinzelte. Es war gerade doch noch recht viel für jemand, der schon mit halbem Fuße im Grab gestanden hatte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 18:26 | |
| Dass es eine rein rhetorische Frage gewesen war, verschwieg er mal ganz dezent, denn schließlich lieferte er auch gleich eine Antwort auf das, was sie wissen wollte. Er war ja eben doch ein sehr zuvorkommender Mensch, der wusste, was man an Manieren an den Tag bringen sollte, um nicht schlussendlich gehasst auf der Straße in der Kälte zu landen. (Ganz zu Anfang seines Nukeninlebens war er weiterhin relativ hochmütig und dauergereizt durch die Straßen stolziert, wenn auch ein wenig verstört darüber, was getan hatte. Nun ja, dann war er öfter irgendwo rausgeflogen, erst dadurch, dass er erkannte, dass er etwas wollte und dafür auch etwas tun musste, hatte er gelernt, sich wirklich zu benehmen.) „Ja ja, Unkraut vergeht nicht. Aber du weißt doch – du bist ein zärtliches, zerbrechliches, wunderschönes Blümchen. Auf die muss man Acht geben“, erwiderte er kopfschüttelnd und lächelte ihr ein weiteres Mal aufmunternd zu. Ging ja nicht an, dass sie hier in Trauerstimmung verfielen, obwohl sie ja alles hatten, was sie brauchten! Ein festes Dach über dem Kopf, Verpflegung, soviel sie wollten, ein funktionierendes, lupenreines Bad und das wichtigste: Sie hatten sich. Also verdammt nochmal, es konnte doch nicht so schwer sein, glücklich zu sein und die ganze Sache unter den Tisch fallen zu lassen. Bis auf das bisschen ausruhen, das Yoko noch ableisten musste, erinnerte doch eh kaum noch etwas an diesen Tag. Gut, bis auf aufgeschürfte Knie und Ellbogen von ihrem Aufprall auf Kies (kurze Klamotten sind unvorteilhaft) und seine Hand, die man dekorativ in Weiß gekleidet hatte. (Seine Jeans hatte nämlich gute Dienste geleistet! In ein paar Tagen sah man eh nur noch verblassende, braune-violette Fleckchen.) Er seufzte leise auf, teilweise, weil es sich einfach nur richtig anfühlte, sie so zu halten, um ihr Trost zu spenden, aber auch, weil sie einfach nicht aufhören wollte, zu weinen. Dabei… dabei war doch wieder alles gut, oder etwa nicht? Sie wussten doch, dass sie immer füreinander einstehen würden, für einander da waren. Nicht einmal so ein… paranormales Ereignis wie auf dem Dach – er fühlte sich wie vom Geist seines dreizehnjährigen Ichs befallen – würde ihr Verhältnis trüben können, da war er sich ganz, ganz sicher. So flüsterte Len nur leise: „Sch… Ist doch gut… Warum weinst du denn? Solltest du nicht eigentlich fröhlich darüber sein, dass deine Menschenkenntnis dich so fatal im Stich gelassen hat und ich kein hoffnungsloser Lügner bin?“ Kurz darauf lachte er erstickt und entschuldigte sich für die ziemlich brutalen Worte – jedenfalls konnten schlecht gewählte Worte in emotionalen Situationen Auswirkungen haben, wie ein schwungvoller Hieb mit einer Streitaxt. Aber schließlich, als Yoko sich bereits wieder aus der Umarmung gewunden hatte, nickte Len erleichtert und lächelte zufrieden. „Wovon sprichst du – was sollen wir vergessen? Etwa, dass wir heute so ein schönes Frühstück hatten und dann einfach nur den ganzen Tag hier zusammen gelegen haben und unsere gegenseitige Wärme genossen haben? Niemals!“ Leugnen war schon immer der erste Schritt ins Vergessen gewesen. Er war gut darin, Geschichten zu erfinden, die die Realität ersetzten. Manche nannten es halt lügen, er nannte es ‚die Wahrheit ein bisschen schöner schleifen‘. Doch dann blieb ihm ein wenig die Stimme weg, er wusste gar nicht, was er darauf sagen sollte. Doch schließlich nickte er nur dankbar. Er wollte seine Schwester wirklich dringend wieder sehen… und wenn jetzt auch noch die Frau seines Lebens meinte, sie sollten Rin suchen gehen, dann war das doch eine formidable Idee! Schließlich flatterten Yokos Augenlider und er lächelte sie zärtlich an, bevor er sagte: „Ich geh nur eben ins Bad und dann bin ich gleich wieder da. Und dann schläfst du aber wirklich in meinem Arm, ja? Nicht so wie gestern.“ Er streichelte ihr noch einmal über den Kopf und half ihr dabei, von seinem Schoß wieder herunter zu kommen, bevor er aufstand und schließlich mit seiner Tasche ins Badezimmer verschwand. Ja, er hatte sein Zahnputzzeug und all das immer zurück in die Tasche geräumt. Er musste ja schließlich auf seine Zähne achten, damit sie weiter schön weiß blieben, um damit die Mä- … um damit Yokos Herz betören zu können! Wenn er nämlich abrupt aufbrechen musste, vergaß er das Zeugs nicht einfach. Einfach mal die Reihe rund, was man in einem Bad vorm Schlafengehen tat, dann sah er nur noch einmal in den Spiegel, wie es so seine Gewohnheit war. Das Haar war schon so viel gewachsen, seit seinem letzten Friseurbesuch… Erst, wenn man es offen trug, sah man es erst und er seufzte entgeistert auf, wenn er sich seine rot geäderten Augen und das fahle Gesicht ansah. Man durfte eben nicht unterschätzen, was so etwas alles mit einem anstellte. Aber schließlich probte Len nur ein möglichst glückliches Lächeln, bevor er mit einem Taschentuch in der Hand das Badezimmer verließ und überall das Licht ausknipste, bevor wieder vorsichtig auf seine Bettseite krabbelte – natürlich ohne das Hemd mit Preisschild und Hose. Und ja, er mochte es in Boxershorts zu schlafen. Die waren gemütlich, aus Seide und sündhaft teuer. Das musste man ja irgendwie honorieren. „Falls du noch ein Taschentuch brauchst…, ich habe dir eins mitgebracht…“, sagte Len leise, denn er wollte nicht riskieren, dass Yoko aufwachte, falls sie denn schon schlief.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 19:12 | |
| Als würde Yoko Utsukushi jemals rechtzeitig erkennen, wann es sich um ein rhetorisches Stilmittel handelte. Auf eine Frage antwortete man n un mal. Entsprach eben der Höflichkeit, die man ihr mal beigebracht hatte. „Und du, du du!.... ach vergiss es. Du bist mit nichts vergleichbar.“ Ihr fiel einfach kein gutes Argument ein, was er denn sein könnte. Denn für sie war er ja alles. Die Luft zum Atmen. Das Wasser, das sie brauchte nicht zu verdursten. Die Sonne, die ihr zeigte, dass es immer einen Morgen gab. Jetzt wurde sie ja glatt kitschig – seit wann konnte sie denn kitschig werden? War auch nicht unbedingt normal. Aber was war schon normal? Aber es war so wunderschön einfach wieder in seinen Armen sein zu können. Da krallte sie sich gleich wieder unbewusst in sein Hemd ein. Das Hemd, das sie ihm ja heute erst gekauft hatte. „Ich weiß nicht“, presste sie erstickt zwischen ihren Lippen hervor. Sie wusste es gerade wirklich nicht, wieso sie noch weinte. Doch war es auch befreiend. Bestimmt waren die Resttränen nur deshalb da, weil sie so froh war ihn wieder zu haben. Freudentränen also. War das nicht mal ein gewaltig großer, guter Schritt vorwärts? Wenn man aus Freude sogar weinte, musste es einem doch fast wieder gut gehen. Irgendwie. Sie löste sich wieder halbwegs von ihm und erwiderte das Lächeln – wenn auch nur dünn. „Ist gut.“ Nun konnte sie sich doch nicht mehr zurückhalten und gab ihm zögernd deinen Kuss auf die Wange. Eine kaum merkliche Geste, doch von unschätzbarem Wert, dass sie es sich nun endlich doch wieder traute. Sie wollte ihn wieder spüren… Am liebsten sofort, hier und jetzt. Aber sie hatte ja immer noch das Problem der Frau an sich hängen. Dass alles plötzlich so auf einem Schlag zusammen kommen musste. Nun ja, konnte man nur hoffen, dass es das fürs Erste gewesen war. Dass nun alles wieder bergauf gehen würde. Oder wäre es nicht besser, wenn es bergab ginge? Nach oben zu kommen ist doch so viel schwieriger, als wenn man einfach nur nach unten marschieren konnte. Aber so komische Redensarten würde sie wohl nie verstehen. Auf seinen Worten nickte sie. Es war schade, dass er nun ging, aber sie konnte es auch verstehen irgendwo. Sie würde wohl auch ganz gerne ins Bad gehen und sich bettfertig machen, würde sie es nur auch schaffen. So blieb sie einfach an der Stelle sitzen, an der er sie zurückgelassen hatte und sah ihm nach, wie er verschwand. Fixierte noch für einen Moment die Tür, ehe sie tief Luft holte. Sie musste sich nun auch mal anstrengen, wieder etwas zu schaffen. Also legte sie sich auf dem Rücken und machte ihre Hose auf, um irgendwie daraus zu kommen. War so ein Kampf für sich, aber sie hatte es geschafft und die Hose wurde achtlos auf den Boden geworfen. Dieses Mal auf seiner Seite des Bettes, da sie ja auch gerade da lag. War halt näher. Doch war das wirklich kräftezehrend gewesen, sodass sie nun schwer atmend dalag, gähnte und eindöste. Erst als sie seine Stimme hörte, wurden ihre Augenlider schlagartig geöffnet und sie sah zu ihm. Es war ja nun dunkel, wie sie überrascht feststellte und sie konnte nur noch die Umrisse wahrnehmen. „Danke…“, murmelte sie und tastete sich zu seiner Hand vor, um das Tuch zu nehmen. Ein wenig unschlüssig setzte sie sich wieder auf und schnäuzte geräuschvoll hinein, wie es wohl sonst eher ein Kerl machte, ehe es ebenfalls seinen Platz auf dem Boden fand. Yoko fiel wieder zurück und streckte ihre Hand nach ihm aus. Tatschte ein wenig auf ihm rum, bis sie feststellen durfte, dass er oben ohne war und an sein Gesicht angelangt war, um dessen Konturen nachzufahren. „Len?... Ich liebe dich.“ Musste doch auch mal wieder von ihrer Seite aus gesagt werden, wo es nun endlich so weit geklärt war, dass er sie ganz sicher liebte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 19:37 | |
| Gespannt lauschte er Yokos Anlauf und lächelte fast schon gequält auf, als es sich als Fehlstart entpuppte. Er zuckte allerdings nur gleichgültig mit den Schultern und erwiderte in einem möglichst arroganten Tonfall: „Ich bin halt einzigartig! Komisch, sodass man mich nicht beschreiben kann – aber einzigartig.“ Er müsste jetzt nur noch möchtegernepisch das Haar zurück werfen und dann auf einem pinken Pony davonreiten, immer dem Sonnenuntergang entgegen und es wäre perfekt. Da das alles aber ein Ding der Unmöglichkeit war, vor allem im Moment, blieb es bei diesem einen, lächerlichen Gedanken, der ihn für einige Sekunden abgelenkt hatte. Trotz allem waren da natürlich ihre Gedanken, die sich nicht so einfach ausblenden ließen. Aber eigentlich war es gerade recht angenehm! Immerhin zeugten diese davon, wie wichtig er ihr war und was für einen Einfluss sie doch gegenseitig auf einander hatten. Er brachte sogar eine so kaltblütige Mörderin dazu, kitschig zu sein. Na wenn das nicht Liebe war! „Jeeeez“, stieß Len aus und seufzte lächelnd auf. „Du bist ja fast so schlimm wie ich. Ist aber auch schrecklich, ne? Hat man einmal angefangen, hört es nicht so einfach auf, wie bei so einem Wasserfall…“ So langsam fiel ihm aber auch gar nichts mehr wirklich ein, wie er sie noch aufheitern konnte. Doch stellte sich ja heraus, dass sie eigentlich trotz aller Tränen… glücklich war. Ziel erreicht! Wieso fühlte sich sein Herz trotz allem noch so schwer an? Dann war das Eis allerdings endgültig gebrochen, wenn nicht völlig in kleine Stücke zerhauen, sodass man nun ohne Bedenken einen Kopfsprung von einem Gletscher in die eisige, tosende See machen konnte, wenn man denn wollte. Sie würden es beide vergessen. Es würde nicht länger zwischen ihnen stehen. Es war eine hauchzarte Geste, die sie da tat und trotz allem zauberte es Len eines der glücklichsten Lächeln auf die Lippen, die er überhaupt aufbringen konnte. Ein einziger, gehauchter Kuss auf die Wange und er fühlte sich wie im Paradies! Konnte so etwas überhaupt mit rechten Dingen zugehen, oder war das nun ein Traum? Sie dachte sogar daran… „Na, na. Keine versauten Gedanken vor Mitternacht“, wisperte er ihr grinsend zu und zerwuschelte ihr das Haar, bevor er aufstand. Er merkte ja selbst, dass er etwas Kostbares wie sie nicht einfach allein zurücklassen durfte, denn er spürte ihren Blick noch lange wie brennend zwischen den Schulterblättern, bevor er im Badezimmer verschwand. Apropos Badezimmer! Er wusste ja nicht, wie das ablief – aber sollte sie nicht irgendwie mal demnächst wieder das stille Örtchen aufsuchen? Der verwirrte, junge Mann kratzte sich am Kopf, tat das Thema aber mit einem Schulterzucken ab. War ja jetzt auch nicht so wirklich das Wahre, worüber man gern nachdachte. Ein wenig ärgerlich war Len, als er ihre fast schon wieder verschlafene Stimme hörte. Er hatte sie geweckt! Trampel!, schimpfte er sich selbst, musste aber fast schon lachen, als Yoko anscheinend ein neues Hobby im Trompetenspielen gefunden hatte, beruhigte sich aber bald darauf wieder und starrte einfach nur in die Dunkelheit vor sich, in welcher er sie undeutlich erkannte. „Das kitzelt“, klagte er nicht ganz ernst gemeint, während sie wohl kläglich versuchte, irgendetwas an ihm zu finden, bis sie mit ihrer Hand sein Gesicht erreicht hatte. Erst dann wurden die Bewegungen weniger grob, sondern eher sanft, sodass er bald darauf einfach die Augen schloss. Nach so langer Zeit, wie er fand, diese Worte zu hören, ließ ein Feuer in einer Explosion in ihm ausbrechen, das wohl einzig und allein darauf ausgerichtet war, ihm großes Glück zu bescheren. Er lächelte fröhlich, wie ein Honigkuchenpferd und schlug die Augen wieder auf, um Yoko wenigstens halbwegs ansehen zu können. „Ich weiß“, sagte er, bevor er sich auf einen Ellbogen stützte, um sich schließlich zu ihr hinab zu beugen und ihr einen zögerlichen, aber zärtlichen Kuss auf die Lippen zu geben. Wie er es vermisst hatte…
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 20:46 | |
| „Stimmt, bist du. Und… du gehörst allein mir“, ergänzte sie zögerlich und sah ihn scheu an, ob diese Worte nun auch wieder erlaubt waren. Konnte ja sein, dass das doch schon wieder zu weit ging gerade. Da konnte sie auch gut mit dem arrogantem Tonfall leben, den er an den Tag legte. Es war gut, wenn er manchmal so sprach. Dann verlor er nicht alles von dem, was er früher war. Nicht, dass deshalb noch ein Streit ausbrechen würde. „Ah… hm?“, fragte sie dümmlich, da sie gerade nicht darauf kam, was er meinte. Gerade war sie einfach nicht so in den Gedanken, dass auch er ihre Gedanken hörte. Oder erst verzögert. Denn irgendwann dämmerte es selbst ihr, worauf es bezogen war. „Solang es nur ab und an zwischen uns beiden passiert, ist es doch in Ordnung“, meinte sie und lächelte ihn an, ehe sie sich überwand ihm wieder einen sanften Kuss auf die Wangen zu geben. Und… und er war glücklich darüber! Das stimmte sie nur umso glücklicher. War es ihnen doch recht verwehrt gewesen die vergangene Zeit. Das Glück der Liebe. War nun also wieder alles so richtig ganz gut? Alles wieder in Ordnung? Bestimmt. Musste doch auch mal wieder sein, dass sich das Chaos wieder zu einem erfolgreichen Blatt zusammenfügte und seine Geschichte klar weiter erzählte. Ein wenig beleidigt sah sie dann aber schon aus der Wäsche, als er ihr durch die Haare wuschelte, die ohnehin schon so zerstört waren von all den Ereignissen und auf einen solchen Gedanken antwortete. „Wenn man vom letzten 24 Uhrschlag aus rechnet, ist es doch auch schon längst nach Mitternacht…“, verteidigte sie sich halbherzig. Was war denn so verkehrt daran auch solche Gedanken für denjenigen zu hegen, den man so sehr liebte, dass man jede noch so große Dummheit dafür machen würde? Dass mit Rin schien ihn wirklich zu freuen, weshalb sie froh war, es angesprochen zu haben (....habs vorhin vergessen zu posten…..). Wenn er glücklich war, war sie glücklich. Ungeschriebenes Gesetz, dem sie unbewusst auf all ihren Lebenswegen nachgehen würde. Selbst, wenn es sogar etwas egoistisch war. Ihn glücklich zu machen, um daran selbst glücklich zu werden. Sie war schon eine schreckliche Frau und doch hatte sie also wirklich so jemand, wie ihn verdient? Das Leben war recht eigenartig und überraschungsreich. Nun verließ er sie aber doch vorerst und sie atmete schwer auf, ehe sie sich ihren Tätigkeiten hingab. Hose ausziehen und halb einschlafen, bis er wieder kam. Bei der Tatsache, dass es kitzelte, grinste sie. „Gut zu wissen, wenn du so etwas kitzlig findest.“ Dann fand sie aber auch zu seinem Gesicht, das sie suchte und dessen Wangen sie sanft streichelte. Sein Atem beruhigte sich immer mehr, was sie daran erkennen konnte, dass A) sich sein Brustkorb anders bewegte, den sie noch leicht mit ihrem Arm berührte und B) er sie nicht mehr so stark anblies mit seinem Atem, wie vorhin noch. Als würde er allein bei dieser Berührung schon halb einschlafen. Erst ihre Worte, mussten ihn wieder aufgeweckt haben. Nachdem sie bemerkte, dass er Anstalten machte, sich zu bewegen, ließ sie ihn wieder los und hörte ihm lächelnd zu. Selbst, wenn es da kaum etwas gab, was sie zum zuhören hatte. Nur zwei Worte, doch freute sie sich an diesen wirklich sehr. Es war ja auch wichtig, dass man einander glaubte und vertraute, was die Liebe anging. Und… genau das, sollte sie nun auch wieder wirklich tun. Er hatte nichts falsch gemacht. Es war einfach nur eine dumme Verkettung von Ereignissen und Zufällen, die eben so etwas Unschönes zutage gebracht hatten. Ja, ganz bestimmt. Er baute sich vor ihr halbwegs auf und küsste sie. Sie erwiderte ihn. Legte einen Arm um ihn und schloss ihre Augen, um ihn auch wieder wirklich auskosten zu können. Seine warmen Lippen auf den ihren zu spüren. Und doch stellte sie fest, dass er sich vor kurzem erst noch wider auf diese gebissen haben muss. Bei einem Kuss blieb so etwas eben nicht verborgen. Doch störte es sie auch nicht wirklich. Allein die Geste zählte, die so beruhigend auf sie war, dass sie einschlief. Wie bei Schneewittchen und ihrem Prinzen. Nur, dass es da so war, dass er sie aus dem Schlaf geküsst hatte und es nicht bewerkstelligte, dass seine Angebetete nun doch endlich zur Ruhe kam für heute. Oder für die nächsten Stunden, da bald ja auch wieder ein Iryonin kommen würde. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 21:19 | |
| „Allein dir“, wiederholte er sinngemäß und leise und lächelte fröhlich, um zu signalisieren, dass alles richtig war, so wie es ablief. Ihre Unsicherheit war auf der einen Seite wirklich niedlich, auf der anderen Seite allerdings mehr als verständlich. Nach allem, was heute geschehen war, war Len auch nicht mehr zu hundert Prozent von seinen Aktionen überzeugt, was deren Richtigkeit anbelangte. Allein der Tatsache nach, dass sie das alles hatte beenden wollen, dort auf dem Dach, konnte das alles ja nur … falsch sein. Aber sie hatten ja bereits festgestellt, dass sie dort oben fehlgeleitet gewesen waren. Ein zufällig ausgelöster Dominostein hatte eine Kettenreaktion ausgelöst und schlussendlich waren sie dann dort angelangt, wo ihr Zusammensein fast zerbrochen wäre. Das Praktische war, dass eine Sicherung sich eingeschaltet und somit verhindert hatte, dass alles in sich zusammenfiel. Sein Gehirn hatte wieder angefangen, zu arbeiten und schlussendlich war es auch irgendwie gut gewesen, dass das Gift sie schlussendlich umgehauen hatte – aber nun ja, nicht mehr daran denken! Denn jetzt war alles richtig. Ganz sicher. „Alles ist in Ordnung, solange wir ein wir sind“, erwiderte Len schulterzuckend. Und ja, bei Gott, er freute sich halt über den Kuss auf die Wange – na und? Durfte er das nicht? Das war der Startschuss für einen Neuanfang gewesen! Über zweite Chancen freute sich der gemeine Mensch nun einmal und lernte diese zu schätzen und endlich auszunutzen. Kurz tat Len so, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, was für einen Einwand sie geliefert hatte und zuckte dann erneut mit den Schultern. „Da hast du Recht. Weiterdenken“, lenkte er ein und salutierte grinsend. Einmal schnaubte er belustigt auf, als er so ihren Gedanken lauschte. Aha, aha, so eine Egomanin war sie also! Er schnitt eine Grimasse und kommentierte frei: „Wenn du das als egoistisch ansiehst, dann gibt es nur Egoisten auf dieser Welt. Ach ja! Ich denke mir auch immer, was für ein schlechter Mensch ich bin und frage mich, ob das überhaupt sein darf, jemanden wie dich zu haben. Mach dir also kein Kopf darüber, man hat einfach die Reste zusammengeworfen, damit die sich vielleicht gegenseitig wieder zu guten Menschen machen.“ Ein letztes, schiefes Grinsen, dann verschwand er aber in Richtung Bad, um dort zu erledigen, was er halt erledigen musste. Nicht vergessen, hinter den Ohren zu waschen. Kaum, dass er zurückgekehrt war und angegrabscht wurde, verzog er schmollend den Mund. „Lass mich!“, rief Len gespielt beleidigt. „Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich bin furchtbar kitzelig. Aber ich sag dir nicht, wo. Angst zu sterben und so etwas.“ Dass er zu solchen Witzen fähig war, zeigte er ja, dass er den Schock irgendwo überwunden haben musste. Schließlich war es ja irgendwo ein Witz über den Tod… den sie gerade so besiegt hatte. Tja… So war er. Aber er verdrängte Dinge eben schnell. Aber eigentlich ging das Beruhigen eher darauf zurück, dass sie ihm ausdauernd durchs Gesicht fuhr und er davon eigentlich nur schläfrig wurde, während er genoss und schnurrte, wie ein zufriedenes, sattes, kleines Kätzchen. Mit einem ‚Hmhn?‘ hatte er bei seinem genannten Namen aufgesehen und dann eben gesagt, er wüsste das… Tat er ja auch! Wie konnte sie ihn nicht lieben, wenn sie ihm sogar das da auf dem Dach verzieh? Es war ein überwältigendes Gefühl, endlich wieder ihre Lippen zu fühlen, weich, voll, sanft. Ein wenig verzog er die Lippen noch zu einem schiefen Grinsen, wollte aber nicht gänzlich den Kontakt zu ihr verlieren, als sie bemerkte, dass er sich wieder selbst zerkaut hatte, aber dann… Der Tag war ihr wohl einfach zu viel geworden. Len stieß amüsiert die Luft aus und gab ihr schließlich noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er Yoko die Decken bis zu den Schultern hochzog und sich dann selbst auch zudeckte. Sie wieder in seine Arme zog. Dachte, dass es gut so war, wie es jetzt war. Ein Weilchen lag er noch wach, dachte über dies und jenes nach, bis das Geräusch ihres regelmäßigen Atmens ihn ebenfalls in den Schlaf wiegte. Und das, obwohl er doch vor nicht einmal einer Stunde noch geglaubt hatte, er würde überhaupt keinen Schlaf in dieser Nacht finden.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 09:06 | |
| Sie lächelte sanft zurück. Hach war sie froh, dass sie gerade doch nichts falsch gemacht hatte! Wäre ja doch noch gut möglich gewesen. Aber so… so war alles ganz bestimmt wieder gut! Und wenn man sich liebte, dann überstand man auch ganz bestimmt Krisen und startet Neuanfänge, wenn es denn sein musste. Sonst… liebte man sich doch auch gar nicht wirklich, oder? Auf seine Worte nickte sie. Ging also das wieder los, dass sie sich durchgehend recht gaben bei dem, was sie da so schwafelten. Was nicht hieß, dass es ihr nicht gefallen würde. Sie war froh, dass sie sich wieder einig sein konnten! „Denken ist aber anstrengend…. Aber dafür habe ich ja dich“, witzelte sie doch wieder grinsend. Was allerdings nicht ganz so gelogen war. Er war ungelogen der Schlaue von den Beiden, also würde es bestimmt noch ein paar Mal passieren, dass das genügte, dass sie einen komischen Tag gemeinsam überleben würden, würde es zu einer brenzligen Situation kommen in der andere Sachen keinen Sinn mehr haben würden. Irritiert blinzelte sie ihn an, als er so frei war wieder auf Gedanken zu reagieren, die sie mal wieder gar nicht ganz so bewusst gedacht hatte. Man dachte eben einfach so nach, auch ohne es richtig zu merken, weshalb sie doch nur schief lächelte. „Dann gibt es eben nur Egoisten auf der Welt… solange die sich auch noch gegenseitig haben“, erwiderte sie und legte überrascht den Kopf schräg. Also dachte nicht nur sie so. Konnte also nicht nur sie das Glück nicht einfach mal nur froh hinnehmen. Immer musste man alles infrage stellen. Doch war es schön zu wissen, dass sie da gleich empfanden. Vielleicht würden sie es ja dann auch noch bald lernen können! „Wo du kitzlig bist… Na, das werde ich schon noch aus dir herauskitzeln“, meinte sie breit grinsend, was er bei der Dunkelheit kaum sehen konnte. Sie selbst war nicht immer kitzlig, was recht komisch war. Lag wohl ganz und gar daran, wie es ihr körperlich und gefühlsmäßig ging. War auch schon früher so, als sie noch Zuhause lebte. Fühlte sie sich rundum wohl konnte man sie kitzeln. War sie allerdings mit irgendetwas unzufrieden – was oft vorkam – konnte man es noch so stark versuchen und es ließ sie einfach kalt. Selbstbeherrschung eben. Die Gedanken an früher verblassten allerdings in dem folgenden Kuss. In der sie nach so langer Zeit seine Lippen wieder auf den ihren spüren durfte. Und der noch dazu so unglaublich zärtlich und sanft war. Zum dahin schmelzen, eben. Da störte sie sich auch nicht an der Lippe von ihm, oder daran, dass er anfangs etwas Bang gehabt zu haben schien. So unglaublich beflügelnd und befreiend, dass sie doch endlich ihre Ruhe fand und einschlief. Einfach so mitten in einem Kuss. Selbst die Kälte und das Zittern waren schon seit einer Weile vergessen gewesen. Zwar nahm sie anschließend wahr, dass es so unheimlich wärmer geworden war, doch nahm sie es nun einfach nur hin und kuschelte sich unter den Decken näher zu ihm. Erst um halb vier wurden sie unsanft geweckt. Ja, halb vier, da sich dieser Iryonin eben verspätet hatte. Die Tür wurde geöffnet und das Licht eingeschaltet, sodass es wieder grell auf sie hinab schien. Die Stimme ertönte, dass sie aufwachen sollen – kein Wunder. So wie sie da ziemlich in der Mitte des Bettes zusammengekauert waren, konnte da niemand sonderlich zu ihr. Es war im Übrigen einer der Iryonin, die sie am Anfang behandelt hatten. Doch das war ihr egal. Sie wollte nun schlafen hier bei ihm. Mit ihm. Doch ließ das Licht sie nicht unbedingt in Ruhe, sodass, sie ihre Augen blinzelnd öffnete – ob Len auch schon wach war?
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 09:47 | |
| Die Freude lag ganz auf seiner Seite! Endlich wieder zu wissen, dass er ihr gehörte – ja, das formulierte er absichtlich so – das war befreiend. Len war gern ihr Eigentum, mit dem sie machen konnte, was sie wollte; außer eben allein lassen. Da wollte er dann doch ein Wörtchen mitreden. Ein wenig neigte er den Kopf schräg, bei ihrer Antwort, lächelte dann aber. „Gut, dann denke ich eben für uns. Aber nur solange, bis du wieder gesund bist, dann ist das eigenständige Denken dein neues Aufbautraining“, gab er zurück und wunderte sich über den gequirlten Schwachsinn, den er da von sich gegeben hatte. Nun ja, in der Liebe war eben nicht alles sinnvoll, da musste er nicht damit anfangen, irgendwo Sinn hineinzupressen, wo es einfach keinen Platz für Sinn gab. Langsam wunderte er sich über seine eigenen Gedanken und fragte sich, ob er Denken nicht auf nach dem Schlafen verschieben konnte. Das wäre dann sicher sehr viel einfacher, zumal er wirklich langsam müde wurde. Sie und ihre Wärme lullten ihn halt ein, gaben ihm ein Maß an Geborgenheit. Len entschuldigte sich leise dafür, dass er immer und immer wieder einfach auf ihre Gedanken antwortete, weil ihm eben eine Antwort scharf unter den Nägel brannte. Außerdem, so rechtfertigte er sich recht hilflos, hatte sie ihm ja erlaubt, darauf zu antworten, wenn es ihm wichtig war. Nun – das war wichtig für ihn gewesen! „Falsch. Das heißt: Scheiß auf die restlichen Egoisten in der Welt, solange wir uns haben“, korrigierte er sie mit einem schiefen Grinsen. Und er war sich sicher, dass sie zusammen alle Hindernisse niederreißen konnten, anstatt sie nur zu überwinden, Probleme verdreschen, anstatt sie zu lösen und lernen konnten sie nebenbei auch, was es bedeutete glücklich das anzunehmen, was die sonst so grausame Welt einem geschenkt hatte, um den restlichen Horror zu überleben. „Wenn du weiter so lieb zu mir bist, vielleicht verrate ich es dir ja irgendwann“, murmelte Len ein wenig dösig, weil sie ihm ja so kontinuierlich über die Wangen strich. Das war einfach so herrlich beruhigend! Beruhigend… Das Wort hatte er in letzter Zeit öfter gebrauchen müssen, aber wer verübelte es ihm? Wer hochgradig verstört und unruhig war, brauchte eben ziemlich viel Zeit, um wieder zu sich zu finden. Aber das schaffte sie ja ganz einfach durch ihre Anwesenheit. Er wunderte sich ja selbst darüber, dass sie ihn so schnell wieder ruhig gestellt hatte. Wie so ein Kind, das den Nucki zurückbekam und dann sofort wieder glücklich und zufrieden war. Hm, ja. Der Kuss. Auch so ein Thema. Zum Teil genoss Len ihn natürlich, da er so herrlich war und verdeutlichte, dass sie wieder zueinander gefunden hatten, dass sie jetzt darauf vertrauten, dass sie liebten und auch geliebt wurden. Aber dann war da noch die Tatsache, dass es Yoko schlicht und einfach einschläferte. Doch bis auf hinnehmen konnte er ja nichts tun. Er nahm es sportlich und mit Humor, fand es zugleich unheimlich niedlich und versuchte eben alles, um ihr den Schlaf so angenehm und friedlich zu gestalten, wie er konnte. Halt, nein. Sie waren ja beide haushohe Egoisten. Eigentlich suchte er nur ihre Nähe, um sich dadurch wieder so großartig zu fühlen, wie sonst auch, wenn er sie berühren durfte. Zu seiner Zufriedenheit stellte sich das Glück auch ein, sodass er friedlich da lag, ihr sanft durchs Haar fuhr und schließlich selbst wegdämmerte. Len war schon wach, als der Schlüssel ein paar Mal am Schloss vorbeischrammte und schließlich einrastend seinen Weg ins Schlüsselloch fand, wo er dann mehrere Male umgedreht wurde, um die Tür aufzuschließen. Das Licht gab ihm nur den Rest und er kniff unzufrieden die Augen zusammen, da das Licht selbst durch geschlossene Augenlider brannte. Einen Moment schmiegte er sich noch ein wenig mehr an Yoko, als könne er so dem Wachsein entfliehen, gab es aber schließlich auf, kaum dass er die fordernde Stimme des Mannes hörte, sodass er die Augen aufschlug und sich sanft von ihr losmachte, um sich aufsetzen zu können. Ein paar Mal musste Len sich noch über die Augen reiben, aber schließlich hatten sie sich an das Licht gewöhnt und er konnte den Mann ansehen, der ihn aus seinem friedlichen Schlummer geweckt hatte. „Guten Morgen…“, murmelte er nur mit schwacher Stimme und gähnte herzhaft, bevor er endlich wieder einen Blick in Yokos Richtung warf. Er konnte eben kaum ohne ihren Anblick.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 10:27 | |
| „Muss ich denn wirklich?“, fragte sie etwas kläglich nach. Es reichte doch vollkommen, wenn nur einer dachte, wo das doch nicht zu ihren Stärken gehörte. Zumindest nicht das sinnvolle Denken. Wirre, unnütze Gedanken brachte selbst sie zur Genüge zustande. Aber die halfen ja nicht wirklich weiter. Das Einzige, was gut war, war, dass sie daran dachte, dass sie ihn liebte und vertrauen wollte und, dass es nun doch wieder auf Gegenseitigkeit beruhte. Denn eine einseitige Liebe wäre auf Dauer sehr anstrengend und er sagte doch selbst, dass es keine Lüge war, als er sagte, er liebe sie. Und wieder einmal winkte sie lächelnd ab, dass er sich nicht zu entschuldigen brauchte, denn wie gesagt, hatte sie es sich ja selbst gewünscht, dass er auf Gedanken antwortete. Nur war es momentan doch recht viel für sie auf Gesprochenes und Gedachtes antworten zu erlangen. Sie war eben doch noch recht k.o. Ein wenig schreckte sie auf, als das ‚Falsch‘ ertönte – was hatte sie falsch gemacht? Doch fuhr er ja auch gleich fort, sodass ihre Angst nur unbegründet wieder verflog. Ganz wahr haben konnte sie es einfach noch nicht, dass sie ihn wieder hatte. Da hing immer noch dieser Schleier über sie, der sie vorsichtig sein ließ. Trotzdem nickte sie auf seine Worte. Ja, solange sie einander hatten würde sich alles wieder gerade biegen. Darauf, wo er denn kitzlig sein konnte, sagte sie nichts mehr. Er war ja eh schon so gut wie nicht mehr aufnahmefähig. Und genau diese Ruhe übertrug sich wohl auch auf sie, sodass es sie erst überraschte, dass er sie küsste, ihn dann aber genoss und doch tatsächlich einfach einschlief, weil ja nun alles wieder so gut war. Doch diese einsame Zweisamkeit war ihnen nicht lange gestattet gewesen. Fünf Stunden nur und sie wurden geweckt. Das alles nur, weil sie da so ein Problemchen hatte. Und als sie bemerkte, dass die Liebe ihres Lebens doch wirklich nicht mehr so neben ihr lag, schlug auch sie richtig ihre Augen auf – egal, wie sehr sie da gerade auch geblendet wurde. Aber er saß da einfach nur im Bett und begrüßte den Störenfried. Sie konnte also wieder durchatmen. Doch war ihr durch den Schreck glatt die Farbe aus dem Gesicht gewichen, was man natürlich wieder falsch interpretieren konnte, dass es ihr noch immer miserabel ginge. „Morgen“, ertönte dann auch die Stimme dieses Mannes und er ging an Lens Bettseite. Bat ihn aufzustehen, damit er zu der Dame hinkam.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 10:45 | |
| Einen Moment sah Len sie forschend an, bevor er seufzte und meinte: „Gut. Dann eben nicht. Aber nur, weil du so niedlich bist.“ Beim letzten Zusatz hob er den Zeigefinger, um zu verdeutlichen, dass das eine absolute Ausnahme war. Es knickte seine Gemütskurve zwar ein wenig, dass sie in ihren Gedanken die Phrase doch wieder benutzte, schließlich hatte er nie aufgehört, sie zu lieben, aber naja… Er wusste ja nicht, was er auf dem Dach abgezogen hatte, oder eher: Was sein räudiges, dreizehnjähriges Ich getan hatte, doch er konnte ihre Entscheidung eben nachvollziehen. Vielleicht auch nur, weil er sie unbedingt verstehen wollte. Zwar sagte Yoko ausdrücklich, dass er sich nicht entschuldigen brauchte, aber trotzdem fügte er noch an, sie solle ihm verzeihen, dass er gerade plapperte, wie ein Papagei, denn er wollte einfach ihre Stimme hören – und wenn er sich dafür an jedem noch so kleinen Gedanken aufhängen musste, dann war das so. Allerdings schwor er, ihr die nötige Erholungszeit zu gönnen und lieber zu schweigen wie ein Grab. Bei diesem Sprichwort verzog er das Gesicht und verbesserte sich dazu, dass er schweigen würde, als hätte man ihm dem Mund zugenäht. Besser. Schön war es, dass sie ihm zustimmte. Er lächelte fröhlich über die Tatsache und tat so, als hätte er nicht gemerkt, dass sie unwillkürlich zusammengezuckt war und darüber nachgedacht hatte, was für einen Fehler sie beging. Es wäre sowieso sinnlos, immer und immer wieder darauf herumzureiten, dass jetzt alles in Ordnung war. Sie musste sich eben daran gewöhnen – und wenn er ehrlich war: er musste es auch noch. War ja auch kaum zu fassen, dass sie das alles durchgestanden hatten. Es folgte schließlich nur Stille und ein wenig Zärtlichkeit, bis der Schlaf sie beide übermannte und in eine warme Traumwelt entführte. Da es dort so wunderschön gewesen war – selbst wenn Len keinen Traum gehabt hatte, oder sich zumindest nicht daran erinnert hatte – war er sehr unwillig darüber, aufzuwachen. Wäre der Iryonin nicht da, um seiner Yoko zu helfen und zu sehen, ob es ihr gut ging, würde er ihn wohl weniger höflich bitten, zu gehen. Aber so wünschte er ihm eben nur einen guten Morgen – auch wenn es eher noch mitten in der Nacht war – und zog nachdenklich und besorgt zugleich die Augenbrauen zusammen, wenn er sich Yoko so ansah. Immer noch so blass. Er hatte sie sogar mit mehr Farbe im Gesicht in Erinnerung. So legte er ihr eine Hand auf den Arm und fragte leise, ob denn alles in Ordnung wäre. Vielleicht, so sagte er sich, war es auch nur das Licht, das so plötzlich kam, das sie so blass wirken ließ. Es geht ihr ganz sicher besser… Nach Aufforderung ließ er sie schließlich resigniert wieder los und schwang die Beine aus dem Bett, um aufzustehen. Aber wirklich entfernen tat er sich nicht. Er ging nur ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen die kalte Fensterscheibe. Der Wetterbericht hatte Recht – es war kühler geworden. Aber die Sonne war ja auch noch nicht wieder aufgegangen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 11:30 | |
| Ein triumphierendes Grinsen huschte über ihre Lippen, als er nachgab. So war es gleich viel, viel besser! Niedlich war es dann aber doch, dass er nur so viel plapperte, weil er sie plappern hören wollte. Da musste glatt sie sich entschuldigen, dass sie ihm den Wunsch nicht ganz erfüllen konnte, da sie gerade immer und immer müder wurde. Und…. Rollentausch! Sonst war es ja immer umgekehrt, da wollte immer sie unbedingt seine Stimme hören. Schlussendlich schliefen ja beide ein nach dem Austausch einiger zärtlicher Gesten, die an dem Tag wirklich zu kurz gekommen waren. Und sie wurden einfach wieder unsanft geweckt. Als Len nun auch sie ansprach, nickte sie. Er war ja noch da, dann war alles gut. Und doch musste er sie jetzt verlassen, selbst wenn es nur wenige Schritte waren. Während der ganzen Zeit, in der sie sich nun hinsetzen musste und begutachtet wurde, hielt sie ihn im Blick. Erst, als sie angesprochen wurde, bemerkte sie, dass dieser hier ja sogar ein kleines Köfferchen dabei hatte und ihr erklärte, wie sie die Tabletten zu nehmen hatte, die er ihr reichte. „Ah…hä?“, fragte sie wenig schlau nach, da sie nicht folgen hatte können. Entnervt stöhnte er auf. Würde wohl gerade auch lieber schlafen. „Also nochmal von vorn. Du schluckst zwei und trinkst Wasser nach. In sechs Stunden eine und am Abend wieder zwei – alles klar nun?“ Sie nickte zögernd. Hatte sie doch schon wieder nicht aufgepasst, was er da so schwafelte, aber sie würde einfach raten, wie sie sie zu nehmen hatte. Oder Len fragen. Der hatte bestimmt aufgepasst. Wegen ihm war sie übrigens wieder abgelenkt gewesen, da sie ihn ansehen musste. „Um acht Uhr kommt wieder jemand vorbei. Also bis dahin gute Nacht.“ Er nickte beiden kurz zu, ehe er wieder aus dem Zimmer verschwand. Yoko besah sich die Packung, in der die Tabletten zum Rausdrücken noch drinsteckten. Bestimmt sollte sie was nachtrinken. Sie hatte ohnehin Durst. Nur wo soll sie jetzt was her bekommen? „Ne, Len? Hilfst du mir mal kurz auf?“, fragte sie etwas rot im Gesicht. Diese verdammten Decken lagen einfach total schwer auf ihren Beinen! Und sie musste aufs Klo auch noch… Peinliche Sache, so etwas!
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 30 Aug 2011, 11:47 | |
| Gut, hatte sie eben gewonnen, Hauptsache war, dass sie eben dazu in der Lage war, zu grinsen und diesen kleinen Sieg auszukosten. Da war ihm doch egal, dass er nachgeben musste, zumal es ja eh nur darum ging, zu denken und denken tat der Mensch von ganz allein. Wie waren sie eigentlich darauf gekommen…? Oh, ach ja. Sie hatte diese bestimmten Gedanken gehabt. Als Len sich so daran erinnerte, musste er ebenfalls anfangen, zu grinsen, bemühte sich aber, nicht allzu auffällig dabei zu sein. Er winkte bei ihrer Entschuldigung ab, immerhin konnte er ja verstehen, dass sie müde war. Wenn er daran zurückdachte, wie schlapp er sich gefühlt hatte, als sie ihn fast umgebracht hatte – da hatte er ja auch nur schlafend auf dem Boden gelegen. So vier Tage lang, oder was es nun gewesen waren. Doch sie bekam ja ihre Ruhe kurz darauf und er stibitzte ebenfalls etwas von ebenjener, indem er friedlich neben ihr einschlief. Der nächste ‚Morgen‘ kam viel zu früh, aber das hatte Len ja eigentlich gewusst. Man hatte ihn ja vorgewarnt. Er nahm einfach mal hin, dass sie einfach nur nickte, bei seiner Frage, ob es ihr gut ginge, aber das würde ja der Iryonin schon gleich sagen, wenn ihr denn etwas fehlte. Wie abgesprochen starrten sie sich wohl gegenseitig an, während der fremde Mann die Untersuchung durchführte. Musste auch merkwürdig aussehen, wie sie da einfach nur saßen und standen und sich ansahen. Schließlich musste Len fast schon lachen und wandte schließlich den Blick ab, ging zu seiner Tasche und kritzelte auf einen schnell gefundenen Papierfetzen – eher gesagt auf die Rückseite des eng beschriebenen Kokoro Kiseki Notenblattes – die Reihenfolge und Menge, wie sie die Tabletten nehmen musste, in tabellarischer Form auf. Er musste ja darauf achten, dass sie nicht die Medikamente ausnutzte, um ihre Drogensucht irgendwie auszugleichen… Oder so etwas in der Art… Und wie sich herausstellte war es sogar ganz praktisch, da Yoko schlicht und einfach gar nicht wirklich aufgepasst hatte und es möglicherweise verdrängte. „Danke für Ihre Hilfe! Schlafen Sie gut!“, rief Len dem Mann noch hinterher, bevor er sich, mit dem Zettel in der Hand, wieder zum Bett aufmachte und sich auf die Kante setzte. Das Papier legte er auf den Nachttisch und sah sie dann an. „Naja, erst die Arbeit, dann das Vergnügen, nicht? Wasser steht auf deinem Schränkchen da… Habe ich gestern hingestellt“, antwortete er frei und deutete auf die Wasserkaraffe und das Glas, das er in seiner Nervosität einfach dort hingestellt hatte, falls sie Durst bekommen sollte. Nun ja! Zumindest hatte es jetzt den Vorteil, dass sie ganz praktisch ihre Medizin einnehmen konnte.
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