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| Hotel 'Edelweiss' | |
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Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 17:49 | |
| Gut, dass Len nicht noch mehr auf das Thema sagte, was den Moment womöglich wieder zerstört hätte. So konnten sie diesen auch beide recht genießen. Unnötigerweise zuckte sie die Schultern, das er bei der Dunkelheit nicht wirklich sehen konnte. Als ihr das wieder einfiel, setzte sie doch wieder zum Sprechen an. „Wenn es der Dachboden ist, dann wird es da wohl auch irgendwie doch weiter nach oben gehen bis zum Dach direkt. Sonst… schlagen wir uns einfach einen Weg“, meinte sie mit trockenem Todernst. Immerhin hatte sie ja eine Waffe dabei. Das würde man schon schaffen irgendwie ein Loch nach oben zu bekommen. Oder sie hatten Glück, dass da noch ein Fenster war, bei dem sie sich durchquetschen und nach oben laufen konnten. So… einen Meter würde man doch gerade noch unbemerkt schaffen. Hoffte sie. Wobei sie natürlich am meisten hoffte, dass das wirklich gleich ganz oben war, wenn man hier hoch kam. Als das mit der Stufe bei Len passiert war, hielt auch sie sich nun am Geländer fest. Vorher empfand sie es einfach nicht als so nötig. Vor allem, weil man ja auch nicht wusste, ob da noch irgendein Spinnentier lauerte, das sie, oder wahlweise auch ihren Liebsten, beißen wollte und giftig war. Aber so ein Spinnenbiss war dann wohl doch erträglicher, als einen Stockwerk nach unten zu fallen und sich was zu brechen. Womöglich sogar noch mit dem Kopf gegen etwas hartes aufschlagen und, und!... Sie verwarf die Gedanken nun doch wieder. Wenn man davon sprach, oder dachte, passierte es womöglich wirklich noch. Natürlich war sie heilfroh, als sie noch einmal eine Antwort von ihm bekommen hatte. „Damit wir es ein bisschen leichter haben nach oben zu kommen“, erwiderte sie und musste unweigerlich grinsen. Man musste doch immer versuchen das möglichst Positivste aus jeder Sache zu holen! Sonst hätte man natürlich auch antworten können: ‚Damit wir so dumm sind hier raufzulaufen und zu sterben‘ Aber das wollte sie nicht, war ihr im ersten Moment auch gar nicht in den Sinn gekommen. Oben angekommen standen sie aber vor dem nächsten Problem. Der nun doch verschlossenen Eisentür. „Ja, mit einem Schloss und… ja.“ Sie ging nun einen Schritt weiter weg, da sie ja direkt vor der Tür stand und wurde anschließend angerempelt, was sie doch kurz aus dem Konzept brachte, sodass sie einen gefährlichen Schritt zur Seite fiel, ehe sie ihn doch leicht am Rücken berührte. Musste ja nun wissen, wo er war, damit sie nicht gegen ihn krachte. Bei dem kleinen Licht ließ sie ihn wieder los und sah ihm mit einem kleinen Abstand halbwegs zu. Knapp vorbei ist auch daneben, wie man so schön sagte. Denn sie spürte haarscharf den erzeugten Wind seines Katanas an ihrem Arm, was ihr doch einen kurzen Schreck verpasste. Als die Kette zu Boden viel nickte sie wieder anerkennend, während doch ein quietschender Ton erklang. Die Tür wollte nun wohl doch von alleine aufgehen. Deshalb auch die feste Kette also. Ein Windzug kam durch den kleinen Spalt und drückte sie noch weiter auf. Ein Licht durchflutete die Dunkelheit hier. Also waren sie eben doch gleich aufs Dach gelangt. „Na, dann nach Ihnen, werter Herr“, meinte sie breit grinsend. Anders ging es auch kaum, wenn sie sich nicht total an ihm vorbeiquetschen wollte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 18:08 | |
| „In Ordnung…“, nickte Len einfach mal ab. War ja auch so. Gesetzt den Fall, dass es für ein Hotel wirklich einen Dachboden gab, würden sie eben schauen, wie sie da rauskamen. Man konnte notfalls ja auch ein Loch in die Decke sprengen und mit Räuberleiter und springen hinaufgelangen. Oder aber ein Fenster, das man öffnen oder einschlagen konnte. Ihm fiel auf, dass es so viele Möglichkeiten gab, wie man trotz Hindernisse aufs Dach gelangen konnte… Dass es demnach auch viele Möglichkeiten zu diesem Kampf gab, egal, wie sehr man sich eigentlich immer noch sträubte. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf Lens Lippen und er stimmte ihr einfach mal zu. Im Endeffekt hatte sie ja einfach nur Recht, also warum nicht zustimmen…? Wäre die Tür verschlossen gewesen, hätte man sie wohlmöglich aufbrechen müssen und das hätte sicherlich Aufmerksamkeit erregt. Es war schon gut so, wie es war… Auch wenn die Treppe etwas von einem Ritt auf einem tobenden Bullen hatte. Etwas Selbstmörderisches. Er hatte sich schon gedacht, dass an dem Schloss eine Kette hing. Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte das Gartentor damals, als seine Eltern noch lebten und er bei ihnen war, auch ein so ein billiges Vorhängeschloss mit Kette gehabt hatte. Damit nicht einfach jeder die Tür aufmachen und die Kinder hinausgelangen konnten. Zwar hatte Len sich schon entschuldigt, aber als er merkte, dass sie fast schon gestolpert wäre, entschuldigte er sich abermals und schob noch eine dritte nach, da er einfach blind mit seinem Schwert ausgeholt hatte und sie wohlmöglich hatte treffen können. Das Geräusch des schweren, aufkommenden Schlosses und der Stahlkette war laut und hallte in dem Treppenflur wieder – wäre es auf eine Stufe gefallen, hätte es wohl gescheppert, dass das ganze Hotel auf den Beinen war, um nach dem Horrorgeräusch zu fanden. Aber so hielt es sich eigentlich, höchstens jemand, der zufällig die Tür geöffnet hatte und zu genau diesem Augenblick hineinspähte, hätte es wohl gehört. Also war ihm das alles ganz Recht. Len trat einen kurzen Schritt zurück – er wollte Yoko ja nicht direkt vom Steinplateau hinunter drängeln – und hob den linken, freien Arm, um ihn sich vor die Augen zu pressen. Das plötzliche Licht, welches durch den größer werdenden Türspalt drang, stach einem mitten hinein, weil man sich viel zu sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatte und brannte helle Punkte auf die Netzhaut. Erst ein paar Atemzüge später senkte er den Arm wieder, langsam aber sicher gewöhnten sich die Augen an die Helligkeit wieder. „Mh-hm“, machte er nur und trat schließlich auf das Dach hinaus. Hier oben wehte einer schneidender Wind, der einen frösteln ließ – und das, obwohl die Sonne noch nicht einmal den Horizont berührte und sich der Himmel auch kaum verfärbt hatte. Von der Wärme des Tages war jedenfalls nicht mehr viel zu spüren. Unter seinen Schritten knirschte es – Kies. Wieder einmal. Man musste aufpassen, hier einen festen Stand zu finden, wenn man schnelle Bewegungen machte. Aber das konnte er wohl noch ausgleichen. Die starke Böe, die hier in der Höhe wehte, zerrte an Kleidung und Haar, aber Len ließ sich davon nicht stören. Noch immer hielt er das Katana gesenkt, schließlich war er immer noch eher davon überzeugt, dass er nicht gegen sie kämpfen konnte. „Willkommen auf Hotel Edelweiss“, sagte er.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 19:14 | |
| Hach, da konnte sie sich gleich einen Keks abfreuen, dass er ihr mal wieder mehr oder weniger ehrlich zustimmte. War die letzten Stunden ja auch nicht unbedingt so gewesen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und dem mörderischen Trip auf der Treppe, waren sie nun doch endlich oben wieder auf einem sichereren Stein gelangt. Wobei… wer sagte, dass der sicher war und nicht plötzlich auch einfach unter ihren Füßen wegkrachte?! Okay, gaaaanz ruhig, Yoko!..., redete sie sich beruhigend ein, da sie nun doch mal wieder paranoid wurde. Vielleicht lauerte hinter der Tür auch gleich irgendein gefährliches Monster, das sie und Len fressen wollte! Bei jeder seiner Entschuldigungen winkte sie im Übrigen immer mit einem ‚Ist doch nichts passiert‘ ab und, dass er sich doch gar nicht zu entschuldigen braucht. Als nun die Tür aufging, wartete sie darauf, dass er durch ging, damit auch sie sich mit dem Licht auseinandersetzen konnte. Denn bisher war sie ja noch mehr im Schatten und kniff die Augen zu, als sie ebenfalls nach draußen ging. Sie rieb sich über diese und gewöhnte sich wohl erst langsamer daran, als Len, sodass sie ihn noch recht blinzelnd anblickte, als er wieder etwas sagte. „Arigatou“, antwortete sie grinsend und sah sich nun auch ein wenig um. Die Fläche hier oben war größer, als man wohl doch gedacht hatte. Wobei es auch nicht so verwunderlich war, wenn man so nachdachte, wie viel Fläche schon allein die Suite von ihnen hatte. Wenn es noch mehrere gab, dann noch die Zimmer und… Ja, dann war die Größe doch recht passend. „Äh… hä? Kies?“, stellte sie irritiert fest, als sie etwas unter sich hörte und nachsah, was es war. Was machte Kies denn bitte sehr auf dem Dach? Aber gut, das Hotel war sowieso etwas eigenartig, dann sollte sie das nicht weiter wundern. Auch ihre Augen gewöhnten sich nun an den Lichtunterschied und ihre Haare wurden vom Wind durchweht. Argh, sie waren ja gar nicht beim Friseur gewesen! Und… sie hatten gar kein Foto gemacht… Das ihr das nun auch erst jetzt wieder betrübt einfiel. „Du, machen wir morgen dann das Foto?“, fragte sie ihn lächelnd auch gleich aus ihren Gedanken heraus und versuchte ein wenig verzweifelt die Haare nach hinten zu bekommen. Die versperrten einem recht die Sicht, was auch ein Grund war, wieso sie sonst doch kürzere Haare hatte. Nachdem es nun doch einigermaßen ging, hob sie ihr Katana und richtete es auf ihn. „Bisher hatte ich immer den ersten Schlag, wenn ich mich richtig erinnere. Heute wird es anders sein“, forderte sie ihn dazu auf dieses Mal zu beginnen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 19:30 | |
| Len antwortete nicht auf ihren Dank, als sie auch endlich auf das Dach getreten war. Für so etwas bedankte sich die Menschheit nicht, außerdem fiel ihm nichts ein, was er noch sonderlich darauf sagen sollte. Gern geschehen kam irgendwie komisch, schließlich war es weder seine Idee gewesen, auf dieses Dach zu steigen, noch überhaupt zu kämpfen – auch das Hotel gehörte nicht ihm. Er hatte also eigentlich auch keinerlei Recht, sie hier willkommen zu heißen, geschweige denn davon, ihren Dank deswegen anzunehmen. „Ist vielleicht billiger und weniger arbeitsintensiv, als ein richtiges Flachdach – und das Gebäude wärmt sich vielleicht nicht so sehr auf“, stellte Len seine Vermutung in den freien Raum und zuckte demonstrativ mit den Schultern, um zu verdeutlichen, dass es ihn eigentlich eher ziemlich peripher tangierte, warum die Besitzer Kies auf das Dach von Hotel Edelweiss gestreut hatten. Sein Blick fiel an ihr vorbei auf die wunderbare Aussicht, die man von hier hatte. Da das Hotel nicht direkt mitten in der Stadt lag, sondern doch eher ein Stückchen weiter am Rand, konnte man viele kleine und große, bunte und graue Gebäude sehen. Sogar ein paar Bäume und Grünflächen konnte er erkennen, wenn er die Augen ein wenig mehr zusammenkniff und sich anstrengte. Die Menschen sahen von hier so klein aus… Aber viel konnte er sowieso nicht sehen, dafür stand er viel zu weit vom Zaun entfernt, um wirklich gucken zu können. Trotzdem war er, nach seinem Geschmack, immer noch viel zu nah am Rand, weswegen er ein paar Schritte rückwärts in die Mitte ging. Erst, als Yoko ihn ansprach, blinzelte Len, um sich in die Realität zu holen und blickte sie an. „Meinetwegen“, antwortete er. Er hatte nichts einzuwenden und fand es sowieso ein wenig schade, dass sie es heute gar nicht dazu geschafft hatten. Allerdings… sie konnten die Bekanntschaft zueinander nicht leugnen, wenn es davon sogar ein Beweisfoto gab. Das konnte einem bei einem Verhör dann doch zum Verhängnis werden. Doch wenn sie es unbedingt wollte, würde er nichts dagegen sagen. Er war im Übrigen sehr froh darüber, Zopf zu tragen, denn sein Pony störte ihn nicht sonderlich, auch wenn er ihm ins Gesicht peitschte. Unbeeindruckt sah er zur Spitze ihres Katanas und dann wieder zu ihr auf. „Das hat auch einen einfachen Grund, Liebste“, sagte er relativ ausdruckslos, „es ist nicht mein Stil, brachial auf jemanden loszugehen. Ich habe eben einen anderen Kampfstil.“ Zwar entsprach dies durchaus der Wahrheit, aber eigentlich sträubte er sich weiterhin, die Klinge gegen sie zu erheben.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 20:10 | |
| Sie nickte langsam. „Wäre gut möglich, ja. Wobei das ja nicht so schlau ist, wenn es sowieso mal wieder kalt ist. Oder wenn es regnet… wo kommt das ganze Wasser dann hin?“ Wieder einmal stellte die Utsukushi Fragen, die sonst nur kleine Kinder in den Raum warfen, weil sie es einfach noch nicht wissen konnten. Aber so war sie nun mal unsere liebe, kleine Yoko, da nahm sie es nicht mal sonderlich wahr, dass es dem Blonden vollkommen schnurzegal war, wieso hier Kies war, oder wenn hier sonst was rumlag. Die Aussicht nahm sie nur am Rande war. Immerhin war der Kies doch viel interessanter! Und, weil man hier so eine große Fläche hatte und die Tatsache, dass sie doch kämpfen wollten! Wieder grinste sie leicht, als er einwilligte. „Und zum Friseur wollten wir auch noch.“ Vielleicht hatte er dies ja auch wieder vergessen. Bei seinen Worten ließ sie ihre Waffe wieder sinken und legte ihren Kopf schräg. „Ach so? Du wolltest mich aber auch schon einmal hinterrücks umlegen, Darling“, erinnerte sie sich etwas belustigt und ging in seine Richtung. Immerhin war er nun doch ein ganzes Stück weiter weg. „Aber das liegt ja der Vergangenheit an.“ Nun war sie auch so weit, dass sich ihre Spitzen wohl schon wieder berühren würden, würden sie es beide wollen und ihre Katana ausstrecken. „Und wehe du hemmst dich nun zu sehr. Sonst hat das gar nichts gebracht, dass wir nun hier raufgegangen sind. Stell dir einfach vor… ich wäre ein Trainingspartner aus deiner Kindheit“, bat sie ihn darum und hob nun wieder leicht ihre Hand an. Atmete tief durch. Langsam war sie sich wieder nicht mehr sicher, ob sie noch gegen ihn kämpfen wollte. Aber… es war doch nur ein kleiner Spaß. Zum Frustabbau und zur Übung, die sie im Übrigen ganz dringend brauchte. Sie war noch nie so bewandert im Waffenkampf, hatte sich einfach auf ihre Fäuste direkt konzentriert und das merkte sie nun auch jetzt wieder. Es war schon lange her, dass sie das Ding hier so in den Händen hielt, weshalb sie auch die zweite Hand an den Griff legte. Sie musste sich jetzt erst wieder an das Gefühl gewöhnen. Nun lief Yoko aber doch den Rest zu ihm und holte quer nach ihm aus. Sah ihm aber trotzdem in die Augen und achtete auf seine Körperhaltung, dass er auch wirklich reagierte. Sonst musste sie gucken, wie sie den Schlag wieder abwenden konnte. Der Kies stellte übrigens seine eigene kleine Herausforderung dar während des Laufens.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 20:54 | |
| Len warf ihr einen relativ verständnislosen Blick zu. „Woher soll ich das denn wissen?“, fragte er relativ fassungslos darüber, dass sie sich an so etwas Banalem aufhängen konnte, das jedem normalen Menschen am Allerwertesten vorbeigegangen wäre. Manchen wäre es vielleicht gar nicht erst aufgefallen, oder aber nur am Rande ihrer beschränkten, menschlichen Wahrnehmungskraft. Außerdem verstand er so manchen Einwand nicht. Das Jahr teilte sich in Jahreszeiten, die eigentlich immer exakt gleich waren. Teilweise warm. Teilweise kalt. Es war nicht das ganze Jahr kalt. Vielleicht isolierten Steine nicht gegen die Kälte, aber wofür gab es Heizungen? Die waren ja schließlich in fast jedem normalen Haus, im Gegensatz zu teuren Klimaanlagen, die meistens nur in tropischen oder subtropischen Zonen zu finden waren, aber nicht mitten in gemäßigten Zonen. Außerdem glühte so ein Dach nach, schließlich wurde Wärme des Tages ja auch gespeichert. Und das Wasser… tja, das verdunstete halt am Tag, oder lief in den Regenrinnen ab, so gut es bei einem normalen Flachdach eben ging. Dieses Hotel war ja nicht das einzige Gebäude, das sich die Bautechnik eines solchen Daches zunutze machte. Auch war Len mehr als erstaunt darüber, dass sie solch ein Interesse an Kies an den Tag legen konnte, anstatt diese formidable Aussicht zu genießen… Aber vielleicht war sie dahingehend eben nicht so ausgereift. Er hatte ja auch seine Macken, Ecken und Kanten. Er sollte sich nicht darüber aufregen und einfach nur den Kopf schütteln. Sie waren ja schließlich nicht dazu da, um über Kies zu diskutieren, der auf einem Dach lag und vor sich hin vegetierte und dessen einziger Besucher in den letzten Tagen ein wenig Unkraut war, welches sich in den Rillen festsetzen konnte, nachdem Samen durch Vogelscheiße und Wind hierherauf gelangt waren. Alles in allem war dieser Kies banal genug, ihr Interesse zu fangen und selbst ihn damit in ewig lange und sinnlose Überlegungen zu vertiefen. Er seufzte schicksalsergeben. Manchmal war man eben sinnlos. „Ich erinnere mich“, sagte er nur. Ihm fiel schlichtweg nichts anderes ein. Sollte er jetzt sagen, dass es gut war, dass sie es trotzdem noch einmal laut ausgesprochen hatte? Dass sie es somit sozusagen festgelegt hatten, am folgenden Tag den Friseur irgendwo in der Stadt aufzusuchen? Er war im Moment überfordert mit allem. Mit ihr. Mit dieser Situation. Mit dem ganzen Tag. Mit seinen Gefühlen. Er war unsicher, sich selbst im Unklaren, was eigentlich genau mit ihm ablief. Manchmal konnte sie ihm wirklich den letzten Nerv rauben…, aber andererseits… Da fühlte er sich so wunderbar, wenn sie in der Nähe war. Wenn er ihre Hand hielt, war ihm, als könne er mit ihr gemeinsam jedes Hindernis spielend einfach überwinden. Mit ihr konnte er sich eine Zukunft vorstellen. Mit ihr konnte er sich sogar daran erfreuen, dass es immer einen Morgen nach dem grauenhaften Heute gab, dass auch morgen wieder die Sonne aufgehen würde. Er konnte daran glauben, dass man jeden Tag eine neue Chance hatte. Ein Kuss von ihr konnte ihn aus der tiefsten Depression holen, ein Lächeln steckte ihn unwillkürlich an. Und trotzdem stritten sie sich. Dauernd. Woran lag das wohl…? An ihm – ganz sicher lag es an ihm! Er … er hatte immer so schlechte Laune, war schnell gereizt, auch wenn es noch so ein irrelevantes Etwas war, das ihn störte. Er allein trug die schuld daran, dass sie die letzten Tage nicht wirklich glücklich sein konnte, dass sie die Tage nicht genoss. Er senkte den Blick einen Moment und schwor sich, ein letztes Mal alles zu geben, um ihr das Glück zu schenken, das sie wirklich verdiente. Wenn er sie noch einmal zum Weinen brachte, würde er gehen. Er tat ihr nicht gut. Und das tat nicht nur ihr, sondern auch ihm weh. In Gedanken versunken bekam er nur am Rande mit, dass Yoko wieder mit ihm sprach. Er war vollkommen auf sich konzentriert gewesen – und das war es auch, was er brauchte. Für sie. Für sich. Für einen Kampf. Er hatte lange nicht gekämpft, war ja schon fast eingerostet. Was für eine Schande. Shinjiro würde ihn dafür an den Füßen für eine Nacht an einem Baum aufhängen. „Es gibt für alles einen Grund, mein Schatz“, erwiderte er, zwinkerte und dann bekam sie eine Kusshand zu gehaucht. Keine wahrlich ernstgemeinte Geste. Dafür war er im Moment… zu er selbst. Der Junge hatte sich für sie so verändern wollen, in allem, was ihn ausmachte, da es ihn damals sichtlich zugesetzt hatte, was sie alles an ihm hasste. Zwar hatte es sich später als fast völlig falsch herausgestellt, doch trotz allem hatte er sich mehr und mehr verbogen. Gleiches konnte man von ihr behaupten. War sie nicht sonst eine Frau, die von Drogen nur so abhängig war? Temperamentvoll, launisch und blutdurstig? War sie nicht eine kaltblütige Mörderin gewesen? Alles hatte sich verändert. Sie hatte sich verändert. Er hatte sich verändert. Waren sie so wirklich glücklicher? Keinen Millimeter bewegte sich Len, als Yoko auf ihn zutrat. Er hatte sie direkt im Blick, keine noch so kleine Bewegung entging ihm. Nicht einmal, dass einige, kleine Kieselsteinchen zurück in die Mulden fielen, die ihre Schritte im Kies hinterließen. Eine Haarsträhne verfing sich für den Bruchteil eines Herzschlages in ihren Wimpern, bevor der Wind sie brutal wieder hervorzerrte. Er hörte sein eigenes Herz lauter schlagen, als den Wind in den Ohren pfeifen. So war es oft gewesen. Eine seiner Spezialitäten war es immer gewesen, alles andere, außer sich selbst, auszublenden. Ihre Worte setzte er direkt in die Tat um, er hörte schließlich nur zu gern auf sie. Er war ihr treu ergeben, vollkommen verfallen, er würde alles tun, was sie sich wünschte. Dass sie nicht bedacht hatte, wie die ‚Trainingspartner in seiner Kindheit‘ immer aus den Kämpfen herausgegangen waren, konnte er sich ja nicht einfach aus der Luft greifen. Es sprach viel dafür, dass sie keine allzu große Leuchte im Schwertkampf an sich war, beispielsweise der Ausgang ihres ersten Kampfes und das Hachimon Tonko [oder wie auch immer], das sie in ihrem zweiten Kampf angewandt hatte – und eher eine Taijutsuspezialität war. Ach, und die kleine, aber feine Geste, die sie tat. Das Katana in beide Hände nehmen und das, obwohl es kein wirkliches Zweihandschwert war, sondern wahlweise beid- oder einhändig geführt werden konnte. Erfahrene Schwertkämpfer würden eine solche Waffe erst dann mit beiden Händen packen, wenn sie entweder mehr Brutalität in ihre Schläge legen wollten, oder aber ihnen die Kraft ausging, was erst gegen Ende eines längeren Kampfes geschah. Besonders der Schwertarm war ja darauf trainiert, das Gewicht der eigenen Waffe und die Belastung der Schwünge auszuhalten. Die Distanz zwischen ihnen war nicht wirklich groß, aber groß genug, um die Zeit zu haben, sich zwischen den zwei Möglichkeiten – Parade, Ausweichmanöver – zu entscheiden. Im Moment hatte Len allerdings keine Lust, den Rückstoß in die Arme gezischt zu kriegen, wenn Stahl auf Stahl traf, geschweige denn dass er Lust darauf hatte, das Kreischen zu hören, dass die Klingen beim Aufeinandertreffen nun einmal von sich gaben. Deswegen reichte es, wenn er sich erst einmal unter ihrem Schlag wegduckte. Er ging in die Hocke und tauchte so unter ihrem Schwertstreich einfach hinweg. Aber der erste Schlag war sowieso der Schwierigste und oft nur um auszutesten, wie der Gegner auf brachiale, stupide Angriffe reagierte. Mit einem Mal fühlte er sich wirklich wie in seine Kindheit zurückversetzt. In seine Rolle als ‚begabtes Kind‘, das sein Pensum an Siegen erfüllen musste. Als Len, der gegen Ende am geschicktesten in Ninjutsu und Schwertkampf war – dem niemand in seinem Alter das Wasser reichen konnte. Es war eher ein Reflex, der ihn dazu zwang, sich lässig auf den Schwertknauf zu stützen und sie mit einem herablassenden Lächeln zu bedenken. „Zu langsam. Versuch es nochmal!“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 21:56 | |
| „Keine Ahnung. Du weißt ja sonst immer so gut wie alles. Bist doch schlau“, antwortete sie und zog eine Schnute. Er hatte ja sonst auch immer die Antwort auf alles! „42“, fiel ihr darauf ein und sie zog ihre Brauen zusammen. Hatte sie das gerade ernsthaft gesagt? Er meinte zwar, dass das die Antwort auf alles sei, aber das ging doch nicht wirklich. Passte doch auch gar nicht dazu. Es war… absurd! Ach es war komisch und zum verrückt werden. Wieso war er eigentlich so vollkommen abwesend in Gedanken versunken? Worüber dachte er nun schon wieder nach? Seit dem sie wusste, dass die Möglichkeit Gedanken zu lesen wirklich existierte, hatte sie es sich ja schon öfters gewünscht diese Fähigkeit zu beherrschen. Dass sie einfach mal wusste, was ihm da so im Kopf rumspukte. Dass sie das alles so aus und einschalten konnte. Das wäre wohl am Anfang ihrer Drogenkarriere ganz praktisch gewesen! Da hatte man sie doch ab und an übers Ohr gehauen, weil sie sich da einfach noch gar nicht ausgekannt hatte. Nun ja, wenn sie es erfahren hatte, rollten eben auch ein paar Köpfe. Und sonst war sie einfach eine Diebin. Womit doch das unsichtbar machen wieder praktisch war. Wie oft hatte sie in der letzten Zeit eigentlich schon diese Diskussion mit ihren Gedanken? Alles hatte eben so seine Vor- und Nachteile. Auch so ein Kiesboden übrigens. Wenn man sich richtig anstellte, würde man durch diesem auch einem Angriff gut entgehen können. Wenn man sein Gewicht zum wegrutschen richtig verlagerte. Und wieder einmal war er so extrem wortkarg. Vielleicht… sollte sie auch mal ihre Klappe halten und sich seelisch und moralisch auf die folgenden Minuten vorbereiten. Hatte sie das nicht selbst bei ihrem ersten Kampf gesagt? Dass er viel zu viel vor sich hinbrabbelte? Da hatte sie es sich sogar vorgenommen gehabt zu schweigen, aber er hatte sie ja so sehr aufgeregt mit seinen Worten, dass sie ihn doch nicht ernstgenommen hatte und sich auf das Gespräch damals einließ. Was an sich wirklich eine Ehre für ihn gewesen wäre, hätte sie nichts gesagt! Sonst quatschte sie immer hirnloses, unwichtiges Zeug, wenn sie jemand niederstrecken wollte. Wollte diesem jemand noch den letzten Funken Verstand rauben, damit er sich sonst selbst in die Klapse eingeliefert hätte, wäre er nur lebendig davon gekommen. Da konnte sich die Utsukushi noch gut daran erinnern, wie sich manch einer selbst den Gnadenstoß verlieh. Tja, Dummheit for the win! Schon witzig, dass man jemand wirklich in den seelischen Urin treiben konnte, wenn man nur genügend komisches Zeug von sich gab. Dabei war das manchmal nicht mal beabsichtigt gewesen von ihr! Verdammt… verwirrte sie ihn eigentlich auch schon mit dem, was sie manchmal so von sich gab? Wie vorhin mit dem Kies, das ihn ja nicht wirklich interessierte. Dabei war der Boden doch wirklich immer interessant! Wie gern hätte sie als zweites Element lieber Erde gehabt. Dann hätte sie Erdbeben bewerkstelligen können… irgendwann mal. Oder auch Brocken durch die Gegend fliegen lassen können! Okay, das konnte sie jetzt auch schon, wenn sie sich anstrengte. Allein mit Körperkraft, wobei das natürlich sehr viel kraftaufwendiger war, als wenn man solche hilfreiche Jutsu konnte. Feuer hätte sie auch immer toll gefunden. Hätte sie sich ihre Zigaretten auch selbst immer so anzünden können, wie Len es nun schon manches Mal getan hatte. Was gab es noch für Elemente? Raiton konnte sie, Suiton musste sie arbeiten, Doton und Katon waren unerreichbar. Ah! Futon. So ein schneidender Wind hatte doch auch etwas für sich. Konnte man doch bestimmt auch immer als fliegende Sicheln verwenden! Apropos Waffen, da fiel ihr ein, wie stolz sie doch auf ihr eigenentwickeltes Jutsu war. Das, das Raitonchakra in eine Waffe leitete, verlängerte und recht zerstörerische Auswirkungen hatte. Da brach damals selbst Len sein Wort, als sie dieses Jutsu anwendete. Wobei… was war eigentlich sein Wort gleich wieder? Sie wusste es gar nicht mehr so genau. Details vergaß sie gerne mal. Aber wenn sie sich richtig entsann, wollte er keine Jutsu anwenden. Wieder ausschließlich nur mit seinen Waffen kämpfen. „Heißt es nicht immer, dass es für alles ein erstes Mal gibt?“, warf sie da aber ein und schüttelte grinsend den Kopf bei dem, was er da so unernst machte. Und ja! Selbst ein blindes Huhn fand manchmal ein Korn. Oder in Yokos Fall: Selbst Yoko erinnerte sich manchmal an irgendeine Redewendung. Worauf man sogar richtig stolz auf sie sein konnte! Kam ja nicht allzu oft vor. Genauso wenig, wenn sie sich mal etwas auf ein Fremdwort reimen konnte. Da wo er bisher auch recht stolz auf sie war! Was sie immer wieder erfreut hatte bisher, wenn er sie mal gelobt hatte. Da war sie richtig wie ein kleines Kind… Aber sie strengte sich nun mal gerne an ihm zu gefallen. Dass er normal sein konnte bei ihrer Anwesenheit. Sich möglichst normal unterhalten konnte. Sie hatte es ja mal alles relativ gelernt, aber auch genauso schnell wieder vergessen. Bisher hatte sie es einfach doch nie gebraucht. Sie war die Jahre über gut mit ihren klaren Worten und Fäusten überall durchgekommen. Sie war da eben recht… eigen. Wenn man ihr nicht zuhörte, gab’s ‘nen netten Schlag ins Gesicht, wahlweise auch in die Seite, oder an eine besonders empfindliche Stelle. Versuchte man sie eben doch mit Worten zu veräppeln, gab’s dieselbe Reaktion. Wer mal etwas mehr mit ihr zu tun hatte, wusste, dass er das dann nicht mehr riskieren wollte. Ihre Schläge hatten es eben doch recht in sich! Womit sie unweigerlich an den Park denken musste, wo sie ihm gegen den Kopf geschnippt hatte. Wahrscheinlich… Ja, wahrscheinlich musste es ihm wirklich sehr weh getan haben. Obwohl sie sich eh angestrengt hatte in so etwas nicht viel Kraft zu legen! Immerhin liebte sie ihn ja. Wäre es unangebracht sich erst jetzt noch dafür zu entschuldigen? Würde reichlich spät kommen. Und in dem Moment hatte sie damals sogar starrköpfig behauptet, dass es wirklich dringend notwendig war! Sie wollte doch auch wieder versuchen zu ihren Worten zu stehen, die sie so von sich gab. Sonst wüsste man doch nie, woran man bei ihr war. Angefangen musste es ja damals haben, als sie ihm aufzählte, was sie so an ihm gar nicht leiden konnte. All das, was sie eigentlich besonders gern hatte. Aber irgendwie musste sie ihre aufgestaute Wut gegen ihn doch wieder los bekommen. Das war doch nachvollziehbar, oder? Aber sie musste nun ihre Gedanken erst mal beiseiteschieben. Er antwortete nicht weiter auf ihre Bitte, was auch nicht dringend nötig war, gut, aber nun ja, so machte sie sich eben für den ersten Schlag auf zu ihm rüber. Die letzte Distanz zu überwinden. Ein Grinsen schlich über ihre Lippen, als er dann auswich und so aussah, als ob er sich nun wirklich auf einen Kampf einlassen wollte. Dann brauchte sie sich jetzt nicht noch weiter darüber große Sorgen machen. War ja auch recht hinderlich in einem Kampf, wenn man Angst hatte, ja der könnte womöglich wirklich nicht ausweichen und man schlug frontal mit einer schneidenden Waffe auf ihn ein! So hatte ihr erster Schlag auch nicht so viel Kraft drauf, wie man es sonst so gewohnt von ihr war. „Wer ist hier langsam?“, fragte sie nur und drehte das Schwert nur in ihren Händen, sodass die Schneide in die richtige Richtung zeigte und schlug nun um einiges kräftiger von der Seite aus auf der Höhe seiner Hüfte zu.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 22:34 | |
| „Aber auch nur in Feldern, die mich irgendwie interessieren… Steine gehören nicht zu meinen Interessen“, antwortete Len und fragte sich unwillkürlich, wie ein Mensch darüber beleidigt sein konnte – ja, beleidigt! Erkannte man doch einwandfrei an Yokos Gesichtsausdruck – dass man mal keine Antwort auf eine Frage hatte, die einfach sinnfrei war. Okay, vielleicht nicht vollkommen sinnfrei, aber eben eine Frage, die man im Alltag nun einmal nicht beantwortete. Oder in diesem Fall eben Fragen. Mit einer Hand fuhr er sich seufzend durch die heraushängenden Strähnen seines Haares, die ihm der Wind bereits aus dem Zopfgummi gerissen hatte. Das hatte keinen Sinn. Alles hatte hier keinen Sinn. Nicht einmal 42 ergab hier einen Sinn! Er ergab keinen Sinn. Aber er sollte sich nicht auf Kieselsteine konzentrieren, sondern auf das, was vor ihm lag. Ein Kampf – und zwar nicht irgendeiner. Ein Kampf gegen sie, den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Zwar wusste er nicht recht, was er davon halten sollte, aber das war ja in letzter Zeit sowieso oft der Fall. Die Selbstzweifel, die an ihm nagten, waren schon so etwas wie Wegbegleiter geworden. „Auch. Sowohl dein Sprichwort, als auch meine Phrase treffen auf die damalige Situation zu“, erwiderte er unberührt. Das war ja auch kein wirkliches Gegenargument, aber abstreiten konnte er es nicht. Also galt nur: einlenken! Für den jungen Nukenin. Da er selbst eher abgelenkt war, merkte er natürlich nicht, dass sich Yoko innerlich auch den Kopf zerbrach. Wobei – auch war nicht der treffende Ausdruck. Len zerbrach sich nicht den Kopf. Er versank in einer Welt, die es nicht mehr gab, eine blasse Erinnerung, die er schon längst verdrängt haben wollte, die sich aber nicht verdrängen ließ. Etwas, was solch schwere Narben im Herzen eines Kindes hinterließ, konnte nicht einfach verdrängt und vergessen werden. Er war labil, er gab es zu – labil! Am liebsten hätte er laut und irre aufgelacht, um es dem ganzen, verkackten Volk Kumogakures unter die Nase zu reiben, dass Yoko damals so etwas von Recht gehabt hatte, was seinen psychischen Zustand anging. Er hatte es nur eben nicht zugeben wollen! Er grinste amüsiert über seine eigene Feststellung. Sind wir nicht alle irgendwo ein bisschen irre? Gefangen in der Vergangenheit, mit vollkommener Verblendung verflucht, sah er sie an, wie einer dieser nichtswürdigen Genin und Akademisten, die sich schon damals, als er noch ein Knirps gewesen war, aufgespielt hatten und meinten, sie wären etwas Besseres. Die Blicke von damals hatten ihn schon immer aufgeregt, aber sie hatten ihre Lektion schon noch gelernt. Spätestens, wenn ihre Nasen und Lippen bluteten, oder ein Arm schlaff und unbrauchbar hinabhing. Len hatte es nie gerne getan. Aber irgendwann, ohne dass er es gemerkt hatte, war es zur Routine geworden, man gewöhnte sich einfach daran. Es war Alltag. Man betrachtete es als Alltag. Er merkte nicht einmal, dass sich irgendwann das spöttische Lächeln, das er früher so verachtet hatte, auf seine eigenen Lippen geschlichen hatte. [Woah. Die Sanada-Zwillinge sind beide abgedreht. Die psychische Krankheit muss vererbbar sein.] Als der Kampf begann, sah er dies alles an, wie früher. Das Kind wollte sich austoben, wollte zeigen, dass es besser war. Das Kind sollte es versuchen und dabei zu Grunde gehen. Yoko war das Kind, das seine Lektion zu lernen hatte. „Stümperhafter Griff!“, rief er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Art und Weise, wie sie ihr Katana in beiden Händen hielt. Kaum, dass ihre Klinge über ihn hinweg schwang, fügte er hinzu: „Haltung eines Amateurs.“ Wie würde sie wohl reagieren, würde er ihr die Beine wegziehen und sie so zu Fall bringen? Aber er war kein Sadist. Er wollte ihr ja nur beibringen, dass es nichts brachte, wenn man sich gegen sie anlegte. Shinjiros Zehn. Das ‚langsam‘ nahm sie wohl nicht ganz so auf, wie er es sich gedacht hatte. Len blieb nur die Zeit eines Wimperschlages, um fragend den Kopf schräg zu legen, bevor Yoko die Schlagrichtung änderte. Einmal drehte er sich um die eigene Achse, die Bewegung begann damit, dass er das Katana in die Höhe trat – Kieselsteine flogen wie nach einer kleinen Explosion über das Dach – und dann den Schwung nutzte, um ihre Klinge von unten nach oben zu treffen und somit einen für ihn verhältnismäßig schmerzhaften Treffer mit einer Parade abzuwehren. „Manchmal sagst du, ich wäre es…“, erinnerte er sich vage an ein paar Situationen, die ihm aber noch weiter weg schienen, als die wenigen, hoffnungsvollen, hellen Erinnerungsflecken an seine Zwillingsschwester Rin. „Aber ich bin nicht sonderlich überzeugt.“ Einmal drehte er sein Katana frei im Handgelenk, da der Aufprall einen beißenden Schmerz durch dieses hatte schießen lassen, aber nach einem kurzen Knacken war alles wieder in Ordnung.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 23:16 | |
| „Und dazu gehört zum Beispiel was?“, hakte sie noch etwas schmollend nach, ehe sie selbst ihren Kopf schüttelte. Sie wollte sich doch nun nicht ernsthaft darüber streiten, dass er keine Antwort auf die Frage hatte, warum hier oben Kies war und wie das hier oben genau ablief. Das… konnte doch nicht wirklich ihr ernst sein. Na, vielleicht sollte sie mal den Kerl an der Rezeption fragen. Vorausgesetzt sie dachte dann noch an so etwas Banalem. Sie vergaß ja schnell mal etwas. Vor allem Kleinigkeiten. Deshalb vergaß sie auch schon öfters, was sie so zu ihm sagen wollte in bestimmten Momenten, die dann aber von irgendetwas, oder irgendjemand unterbrochen wurden, sodass sie nie zum sprechen gekommen war. Wahrscheinlich war das alles aber auch Taktik des Selbstschutzes, dass sie Sachen einfach bis zum Vergessen sein verdrängte. Dass die ganzen Morde, die sie begangen hatte eben doch nicht auf ihre Seele schlugen. Manchmal, ja manchmal war sie auch schon gut gewesen. Da hatte sie Menschenleben gerettet, anstelle von zerstört. Höchstwahrscheinlich auch Taktik, dass sie sich sagen konnte, dass sie auch schon gute Taten vollbracht hatte, wenn sie mal wirklich starb und dann mit allem konfrontiert werden würde. Sie glaubte ja bekanntlich an ein Leben nach dem Tod. Und da… ja, da würde sie womöglich wieder auf diese Wesen treffen. Sie lächelte bitter und nickte seine Worte anschließend nur kurz ab. Hatte sie gar nicht so genau zugehört, was er ihr denn da nun darauf geantwortet hatte. Im folgenden Kampf verwirrte es sie doch etwas, dass er sie so ansah. So, wie damals. Als sie ganz am Anfang durch diese beschissene Einöde von Tsuchi no Kuni gewandert waren. Iwagakure… da begann alles, ob dort auch alles wieder enden würde? Anfang und Ende waren doch immer zusammen. Man drehte sich doch letztendlich nur in einem Kreis, um dort wieder hinzugelangen. „Was hältst du davon, wenn wir Iwagakure wieder einen Besuch abstatten würden?“, fragte sie deshalb zögernd zwischen den beiden Angriffen von ihrer Seite aus. Wäre doch auch eine Probe, ob sie dann noch zusammenblieben. Sie hatte Angst davor, ja, aber sie musste doch auch daran glauben, dass alles gut werden würde. Selbst, wenn es heute nicht so den Anschein danach hatte. „Ich nimm das Teil so, wie ich will“, brummte sie nur. Sie hatte sich eben nie so sehr auf einen richtigen Stil mit dem Schwert gekümmert. Wenn sie schon mit einer Waffe kämpfte, dann am liebsten nur mit ihrem Schlagringmesser. War viel handlicher und hatte bei einem direkten Schlag auch eine enorme Wirkung. Konnte man zudem noch immer ganz leicht wo verstecken. In einer ihrer langen Jacken zum Beispiel. Wo sie früher alles reingepackt hatte. Nun hatte sie ja auch mal einen Rucksack. Was wiederum bei heißem Wetter ganz praktisch war. Da war so eine Jacke nicht unbedingt das Angenehmste. Nun wehrte er den zweiten Schlag aber doch ab und ein heller Ton erklang, als die Klingen aufeinander trafen. „So? Dann beweis mir das Gegenteil“, erwiderte sie nur trocken und grinste nun doch, da der Schlag ihn von vorhin eben doch etwas zusetzte. Aus diesem Grund hatte sie ja auch ihr Katana ganz gerne in beiden Händen. Man nahm Kraft besser auf, konnte auch mehr reinstecken und wenn es wirklich sein musste, dann konnte sie es auch mal schnell noch einfach in eine der beiden Händen alleine geben, um weiter auf die gewünschte Seite zu kommen. Womit allerdings gesagt werden muss, dass sie mit der linken Hand doch auch um einiges schlechter war mit dem Ding. Mit ihren Schlagmessern, oder auch mit ihren bloßen Fäusten, ja da merkte man keinen großen Unterschied, ob man nun die linke, oder die rechte im Gesicht hatte. Rohe Gewalt eben – ihre Spezialität. Der Kampf musste jetzt aber auch endlich wieder weiter gehen, weshalb sie auch einen ausfallenden Schritt machte, um auf seine Beine zu zielen. Denn im Gegensatz zu ihm, hätte sie keine Scheu davor jemand von den Beinen zu fegen. Absäbeln… Gut, das würde sie bei ihm nun nicht machen. Bei anderen, doch sicher. Hatte sie ihm auch mal erzählt. Schön schmerzhaft, Füße und Hände abtrennen. Man musste mit seiner Beute doch auch seinen Spaß haben, wenn sie sich anderweitig nicht groß wehren konnte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Sa 27 Aug 2011, 23:40 | |
| Len rollte nur mit den Augen. Er würde jetzt nicht darauf antworten. Sie stritten ja schon wieder! Womit hatte es angefangen? Damit, dass er nicht wusste, warum irgendwelche Idioten Kies auf ihr Dach gestreut hatten? Vielleicht sollte er sie mal fragen, warum der Himmel blau war. Die (physikalische) Antwort kannte er wenigstens und sie würde bestimmt keine Antwort darauf wissen. Dann würde er schmollen und ihr mal vor Augen halten, was für ein Verhalten sie da an den Tag legte! Wie so ein kleines Kind, nicht gerade so, als wäre sie die, die fünf Jahre älter war, als er. Allgemein war im Moment alles merkwürdig. Wenn er einen Blick auf seine Hände warf, kam es ihm so vor, als gehörten sie schon gar nicht mehr wirklich zu ihm. Als würde er… als würde er einfach nur durch die Augen desjenigen sehen, der dort gerade einer Frau namens Yoko Utsukushi gegenüberstand. Aber die Erkenntnis, dass sein Kopf schon lange nicht mehr so funktionierte, wie bei einem normalen Menschen, kam ihm ja sogar recht schnell. Doch das Ganze machte ihm nichts aus… In seiner Kindheit war ihm viel gleichgültig geworden. In seiner frühen Jugend hatte er begonnen, alles und jeden um sich herum zu belächeln und dafür zu bestrafen, was sie ihm angetan hatte. Oder aber er hatte einfach nur das getan, was Shinjiro verlangte! War ja auch eine nette Angelegenheit. Das Beste an seinem Leben war wirklich bisher gewesen, dass sich seine halbwegs ausgeprägten Interessen – die stille, kühle Rache an den Kindern, die ihn verspottet hatten – mit den Pflichten deckten, die sein Großmeister ihm auferlegte. Len blinzelte und fasste sich einige Atemzüge lang an die Schläfe. Wie kam er darauf, dass ausgerechnet das das Beste gewesen war, was ihm bisher passiert war? Er hatte eine Frau gefunden, ein ganz bezauberndes Mädchen, das ihn liebte, wie er war, das er liebte. Das war das Großartigste in seinem Leben! Davon war er überzeugt! Für wenige Sekunden, bis er den Kopf schüttelte und den Blick hob, um sie mit eben diesem Blick zu fixieren, den er für den Rest der Welt eben übrig hatte. Eine Mischung zwischen Abscheu und Mitleid, pure Herablassung. „Ich hasse Iwagakure und seine stinkenden Gassen“, antwortete Len barsch. Natürlich wollte er dort nicht hin! Was sollte er auch schon groß da? Hier in Kumogakure war es nett! Frische Bergluft, ein nettes Hotel, ein netter Kampf, um wieder einmal jemanden darüber in Kenntnis setzen zu können, wie falsch er lag, ihn zu unterschätzen. Es gab sowieso nur einen Ort, den er jemals wieder sehen wollte. Ein kleines Dorf im Reich des Feuers. Und genau drei Menschen, denen er gerne sagen würde, wie sehr er sie liebte. Mutter. Vater. Rin. Was sollte er dann bitteschön in Iwagakure? Nein. Iwagakure war kein Ort für ihn. Len zuckte mit den Schultern. Sollte sie das Schwert nur halten, wie es ihr beliebte. Kraftverlust, Schmerzen und Muskelkater – darauf konnte sie sich einstellen! Er kannte das nur zur Genüge. Er schenkte ihr nur ein trauriges Lächeln, als wäre sie etwas ungeheuer Bemitleidenswertes. Seine Mundwinkel zuckten aber kaum einen Atemzug später wieder in die Ausgangslage zurück. Was grinste dieses Biest, dieses Miststück? Was hatte sie denn bitte zu lachen? Es war ein ausgezeichneter Abwehrschlag gewesen. Wie aus dem Lehrbuch. Elegant, schnell und effektiv. Ihr würde das Lachen schon noch vergehen. Seine Kiefer spannten sich ein wenig an, bevor er sich schließlich wieder unter Kontrolle hatte. Einen eher gelangweilten Gesichtsausdruck aufsetzte. „Mal sehen. Vielleicht, wenn du dich nicht ganz so schlecht anstellst.“ Wieder erfassten seine Augen blitzartig ihre Bewegung und rechnete diese in Informationen um – das Gehirn reagierte mit dem Befehl, zu springen. Dieses Mal zischte die Klinge unter ihm hinweg und er kam sicher wieder im Stand an. Das hatte er ausreichend geübt, daran konnte er sich gut erinnern! War doch erst vorgestern gewesen, als Kyo es ihm gezeigt hatte. Kyo. Kyo? Ein weiteres Mal presste Len sich die freie Hand auf die Schläfe und kniff ein Auge zu. Irgendetwas stimmte doch im Moment nicht mit ihm. Kyo ist tot. Len schüttelte den Kopf, um klarer zu werden. Trotz allem konnte er sich noch nicht recht entscheiden, was gerade die Realität war… War er wieder dreizehn? War er einfach nur dreizehn? Oder war er siebzehn, so, wie es sein sollte und sein Gehirn leistete gerade nur einen sehr schlechten Dienst, weil zu viel auf einmal an psychischem Stress und Druck auf ihn eingeprasselt war? Nein. Er erfasste Yoko wieder mit dem Blick. Das Ziel. Eine Lektion. Jetzt. Schon viel zu lang Zeit gelassen, sich zu erproben. Len musste sich dazu zwingen, ein spöttisches Grinsen aufzusetzen und sagte schließlich: „Nun gut, drehen wir den Spieß um. Tanz für mich, Kleine.“ Ein einfacher Stich. Einfach geradeaus, auf Brusthöhe. Bei guter Reaktion eigentlich einfach zu entgehen – aber eben plötzlich und schnell, wie eine Schlange zubiss.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 00:42 | |
| Irgendwo war sie ja recht froh, dass er nicht weiter auf diese Provokation einging. Sie wollte sich ja auch gar nicht streiten. Was hatte sie schon davon sich mit ihm wegen so etwas zu streiten? Dass sie sich überhaupt wieder mit ihm stritt? Das machten doch normale Paare nicht, die gerade mal ein paar Tage zusammen waren. Wobei ‚zusammen‘ bei ihnen doch auch relativ war. Sie kannten sich ja nun doch schon um einiges länger von ihren gemeinsamen Reisen. Auch von den Kämpfen her konnte man sich immer besser kennen lernen, wie sie fand. Das war wohl der Unterschied zwischen ihnen und normalen Paaren. Sie kannten sich doch schon von anderen Situationen. Sehr gefährlichen Situationen, um es nett auszudrücken. Was wohl vor allem auf ihren Mist gewachsen war. Wieso war sie aber auch nur so, wie sie war? Und jetzt… jetzt hatte er einen gewissen Teil ihrer Mauer, die sie sich über die Jahre aufgebaut hatte, eingerissen und war plötzlich wieder so anders. Es war, als wäre er wieder so, wie ganz am Anfang. So, als ob er sie wieder absolut nicht leiden könnte. Konnte er das vielleicht in Wirklichkeit gar nicht? Sie liebte ihn ganz sicher, aber… hatte Yuma womöglich eben doch recht? Das konnte doch nicht wirklich so sein. Hatte die Krise zwischen ihnen nicht überhaupt auch erst wegen dem Eichhörnchen begonnen? Sie atmete einmal schwer durch. Wahrscheinlich bildete sie sich das alles nur ein. Es war doch nur ein spaßiger Kampf, damit er sich wieder beruhigte. „Dann geh eben nicht in die Gassen rein.“, entgegnete sie ihm doch knurrend. Sie mochte Gassen. Da fand man immer nette Sachen, wie sie fand. Die meisten Drogengeschäfte konnte man in Gassen praktizieren! Das war Grund genug auch müffelnde Gassen zu mögen. Tja, so konnte sich Yoko Utsukushi eben auch Kraftverlust leisten. War ja das einzige, was sie zur Genüge besaß. Da würde man sie schon nicht so leicht in die Knie zwingen können. Oder sie sich selbst. Überhaupt! Sie war nicht gerne auf den Knien vor jemand anderen. Sie stand gerne aufrecht mit geregtem Kopf und ihrem eigenen hochnäsigen Blick. Er hatte sie da wirklich ganz schön verändert, was all diese Punkte anging. Sie sah sich nun auch andere Dinge mal genauer an – wie den Boden auf dem sie so ging. Diesem Kies, dem übrigens bläuliche Kunststeine untergemischt waren. Ob man vielleicht früher vorgehabt hatte, das hier alles richtig auszubauen? Sodass hier viele der Besucher mal oben waren, um den Ausblick und die Nähe der Sonne zu genießen? An heißen Tagen auch den Wind, der doch fast immer wehte? Bestimmt war ihnen ihr Geld ausgegangen. Oder die Bauleiter, die das alles überhaupt in die Wege geleitet hatten waren schon längst an irgendetwas verstorben. Könnte natürlich wirklich ein Grund sein. Vielleicht zählen die ja auch zufälligerweise zu meinen Opfern, dachte sie sich doch wieder grinsend. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Gefühlsregungen wieder, die sie teilweise nicht ganz deuten konnte. Dieser Kampf war so… anders dieses Mal. Er schien nicht mal ganz da zu sein. Genauso wenig wie sie heute. Sonst kämpften sie eben wirklich gegen die Person mit Leib und Seele, die da vor ihnen stand. Aber heute… „Hach, vielleicht will ich auch nur, dass du mal Initiative ergreifst, Schätzchen“, antwortete sie ihm darauf. Mit dem Anhängsel war sie eindeutig wieder ins alte Schema gefallen ihn zu ärgern. Vor allem wartete sie aber wirklich immer noch darauf, dass auch er mal endlich etwas machte. Immerhin wollte sie diesen Kampf bestreiten, damit er sich abreagieren konnte. Und das ging doch nicht wirklich, wenn er da nur immer stand, auswich und mal einen Schlag kurz abfing. Dem Gesagten schien er nun auch endlich mal nachzukommen. „Ich bin nicht klein“, brummte sie. War sie doch auch nicht! Das war etwas, woran sie sich schon immer aufhängen konnte. Bei allen. Wenn sie sie einfach als klein bezeichneten, wobei sie das doch nun wirklich nicht mehr war. Nicht in Sachen ihrer Größe, geschweige denn was ihr Alter anging. Selbst wenn diese Proteste eindeutig der Tatsache entsprachen, dass sie eben doch noch nicht so reif war. Schicksal. „Vergiss es!“, meinte sie nur mit einem höhnischen Unterton, als er meinte, sie solle wieder tanzen. Bei seinem Angriff zog sie für einen Moment die Brauen zusammen, wie sie darauf zu reagieren hatte. Da sie noch immer weiter unten durch den Schritt von vorhin war. Ja, sie hatte ihre Position nicht gewechselt, da sie es in dieser gerade doch recht bequem fand, fiel es weg, dass sie sich wirklich richtig nach unten wegduckte. Da müsste sie sich schon auf den Boden werfen. Worauf sie gerade keine Lust hatte. Solch kleine pieksige Steinchen waren nicht ganz so angenehm, wenn man sich mit ganzem Gewicht auf sie warf und sie sich in die Haut bohren konnten. Also machte sie das, womit man wohl eher doch nicht gerechnet hätte. Ein normaler Mensch wäre wohl schnell aufgesprungen mit einem Schritt zur Seite. Aber sie war ja nicht normal. Und sie nahm auch gerne mal eine Verletzung auf sich, wenn es denn so vorherbestimmt war. Außerdem wäre es ja so, als würde sie wirklich dem Tanzen wieder nachkommen. Damals war ihr nichts anderes übrig geblieben. Dieser dumme Speer war aber auch einfach zu lang gewesen, als dass sie da so schnell immer zu ihm gekommen wäre. Also schlug sie mit ihrem Katana auf seine Waffe von unten aus so fest zu, dass diese nach oben hin neben ihrem Kopf abgelenkt werden musste, oder es eben sonst wo hinsegeln würde, wäre er auf die Wucht ihres Schlages so unvorbereitet gewesen. Schließlich war sie auch wieder so weit, dass sie sich aufrichtete. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 13:27 | |
| Noch immer fühlte sich alles einfach nur falsch an. Er wusste, dass das seine Hände waren, die er dort sah, die Rechte, die das Katana fest umklammert hielt, die Linke, die er sich herausfordernd einfach nur in die Hüfte gestemmt hatte. Auch sein Haar, das ihm ins Gesicht peitschte. Seine Beine, deren Muskeln schon lange angespannt waren, um jederzeit reagieren zu können. Er wusste auch, wen er vor sich hatte. Yoko Utsukushi. Zweiundzwanzig Jahre jung. Einen halben Kopf kleiner als er. Braunes Haar. Geburtstag am zweiundzwanzigsten März. Geboren und aufgewachsen in Konohagakure. Waise. Enge Verbindung zu ihrem Onkel, der gleichzeitig als Ziehvater diente. Er wusste, dass sie auf Äpfel stand und sich gern gesund ernährte, damit sie die Schadstoffe von Drogen, Alkohol und Zigaretten wieder ausgleichen konnte, jedenfalls um ihr Gewissen zu beruhigen. Es war ihr egal, wenn sie tötete. Ein Genjutsu wäre Grund genug gewesen, um eine Waffe zu zücken und einen Kopf abzutrennen. Er wusste sogar, was für eine Göttin sie im Bett war. Und trotzdem kam es ihm so vor, als würde er sie gar nicht kennen. Als wäre sie einfach irgendeine Frau, die ihm noch nie im Leben über den Weg gelaufen war – und wenn doch, dann war sie ihm niemals wirklich aufgefallen. Wenn er wusste, wer sie war – musste er dann nicht auch ganz korrekt sagen können, wer er war? Die Frage war für ihn sehr viel schwieriger… Len Sanada. Blondes Haar, blaue Augen, durchschnittlich groß, ein wenig hager. Geboren in einem kleinen Dorf in Hi no Kuni, aufgewachsen bei seinen Eltern und seiner geliebten Zwillingsschwester Rin. Von ihnen getrennt. Durch eiserne Faust erzogen von Shinjiro und seinem Feudalherren. Einer der begabtesten Genin seines Jahrgangs. Gefürchtet. Berserker im Schwertkampf. Dreizehn. Er runzelte die Stirn. Da fehlte doch etwas. Da fehlte etwas Entscheidendes! Was hatte er vergessen? Was hatte er verdrängt? Was war passiert, dass er es überhaupt verdrängen konnte? Yoko ließ ihm keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Vielleicht musste Len einfach diesen Kampf gewinnen, bevor er seine Ruhe hatte, um darüber nachzudenken, was er da vergessen hatte. Es war schon ein beschissenes Gefühl, zu wissen, dass man etwas Wichtiges vergessen hatte, aber sich bei Gott nicht daran erinnern konnte. „Du willst mich zwingen, in dieses kackbraune Dorf zu gehen? Ehrlich wahr? Was erlaubst du dir? Wer glaubst du, wer du bist?“, erwiderte er in keinem äußerst sanften Tonfall, aber er ließ es sich nicht entgehen, fassungslos den Kopf zu schütteln und sie erneut anzusehen, als wäre sie ein armes, fehlgeleitetes Kind, dem man nicht mehr helfen konnte. Die konnte ihn garantiert nicht dazu bringen, nach Iwagakure zu gehen und noch weniger würde er sich in diese vor sich hin faulenden Gassen wagen. Dort gab es ihm viel zu viel Gesindel, das meinte, krumme Dinger drehen zu müssen. Sie gingen über Leichen, nur um ihr Zeug an den Mann zu bringen und nahmen auch gerne in Kauf, dass sie wochenlang nach Abfall stanken, weil sie sich hinter den schäbigen Mülltonnen eines armen Mehrfamilienhauses getroffen hatten. Nein, er würde sich nicht dazu herablassen, er würde immer den direkten Weg über gepflasterte Straßen gehen. So, wie es ihm gebührte. So, wie er es sich verdient hatte! Viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt konnte er schon kaum noch auf sie achten, die wohl ebenso in Gedanken versunken war. Aber das war ihm recht. Ein wenig musste er das Durcheinander wohl doch noch klären… Was ging mit ihm vor? „Hach, vielleicht tangiert mich das jetzt aber ehrlich peripher, du komische Trulla…“, zischte er und funkelte sie wütend an. Jetzt hatte sie es geschafft! ‚Schätzchen‘ – ‚Schätzchen‘? Mit wem, dachte sie, redete sie da? Er war doch nicht irgendein dahergelaufenes, kleines, schwaches Mädchen! Er war nicht schwach – er war ganz und gar nicht schwach! Er durfte nicht schwach sein – er wollte doch zu Rin. Aber Rin war so weit weg… Er würde es doch niemals schaffen, sie wieder zu finden, wenn er schwach war. Diese Yoko… sie konnte ihm doch nicht einfach so… Er presste die Zähne fest aufeinander und umklammerte sein Katana etwas fester. Beruhige dich, ermahnte Len sich und atmete tief ein und aus. Beruhigen. Atmen. Konzentration. Ohne die nötige Konzentration würde es nichts werden, nicht einmal gegen einen mickrigen Wurm wie sie… „Ich kenne Zwölfjährige, die so groß sind, wie du. Willst du das also noch einmal wiederholen?“ Zumal es ja sicherlich nicht der Moment war, um darüber zu diskutieren, ob Körpergröße und geistige Reife sich von dem eines vorpubertären Kindes sichtlich unterschied. Trotz allem fand sie vor seinem Angriff noch Zeit, ihn verspotten zu müssen. Aber das taten sie immer. Sie wollten ihn nur noch wütender machen und dann, so dachten sie, würde er schon irgendwann einen Fehler machen. Aber er machte keinen Fehler. Er konnte sich keine Fehler verzeihen! Fehler waren eben unverzeihlich und er wäre unwürdig, sollte er sich durch eine Fremde wie sie provozieren lassen. Egal, ob sie sich nun wehrte, oder nicht. Am Ende würde er triumphieren! Mit brachialer Gewalt schlug sie sein Schwert nach oben. Funken stoben auf. Die Klingen kreischten, als sie sich berührten. Zwar hatte er ungefähr dieselbe Abwehraktion vorhin getan, aber er hatte da weniger verzweifelt und vor allem sehr viel eleganter gewirkt. Keine Drehung, durch die er zumindest Schwung gesammelt hatte. Sein Stich wurde abgelenkt, aber das war nicht so fatal. Er fing sich ab und ging einen Schritt zurück, nur um das Katana von der rechten, in die linke Hand zu wechseln. „Die Linke reicht, um dich fertig zu machen“, meinte er nur in einer arroganten Stimmlage und lächelte sie möglichst siegessicher an, während er verstohlen die Finger der rechten Hand ausschüttelte, sie anspannte und wieder entspannte. Verdammt, hatte das gezwiebelt… Diese Frau hatte Kraft – aber das war von Anfang an zu erwarten gewesen. Er hatte es erkannt. An ihrer Taijutsuspezialisierung. Dass er das auch wusste… Woher? Und dann fiel Len unvorhergesehen das Schwert aus der Hand, bevor er in die Knie brach und sich beide Hände auf die Schläfen presste. „Was geht hier vor…?“, flüsterte er und kniff die Augen zusammen. Ihm war, als würde sein Kopf explodieren. Hatte diese Hexe etwa irgendein Kekkei-Genkai, das seine Psyche angriff? Er wollte sie mit einem möglichst zornigen Blick ansehen, aber er schaffte es nicht einmal, die Augen wieder aufzubekommen. Und dann war der Spuk vorbei. Einfach so. Als wäre nichts gewesen. Len fühlte sich merkwürdig verstört. War das wirklich mit ihm geschehen gerade? Hatte er sie nicht erkannt, gedanklich beleidigt, verspottet und selbst in der Vergangenheit erlebt? Als er die Augen öffnete, klärte sich sein Blick sofort. Der kurze Kampf war ihm nur vage in Erinnerung geblieben, weswegen er sich unwillkürlich fragte, warum seine Hand wehtat. Nun… es war eindeutig komisch. Was war das für ein Erlebnis gewesen…? Er hob den Kopf und sah sie fragend an. Ihm fiel nichts ein, obwohl er unbedingt etwas sagen wollte. Zögerlich hob er die Stimme und hakte schließlich etwas unsicher nach: „Geht es dir gut…?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 14:36 | |
| Es war so eigenartig. Er schien gar nicht mir hier bei ihr in der Wirklichkeit zu sein. Gut, sie selbst hing auch ihren eigenen komischen Gedanken nach. Dass sie selbst Yuma inzwischen die Schuld daran gab, was hier gerade falsch lief. Dabei war er so ziemlich das einzige… Lebewesen, mit dem sie die letzten Jahre viel durchlebt hatte. Der eben doch so gut wie immer recht hatte. Ob er nun nicht doch auch wieder recht hatte? Dass sie es nur nicht wahrhaben wollte, dass… sie sich womöglich hoffnungslos verliebt hatte? Nein! Er erwiderte die Liebe. Ganz sicher. Oder auch nicht. …Oder auch nicht? Bei seinen Worten musste sie wirklich zusammenzucken. „Wer ich bin? Yoko - deine Freundin“, antwortete sie ihm mit einem eher traurigen Unterton, was sollte sie auch sonst noch groß weiter dazu sagen? Und ihr wurde nun doch eines klar. Wenn… wenn er sich wirklich dazu entscheiden würde auf Leben und Tod zu kämpfen. Sie richtig angreifen würde, dann wäre es eindeutig aus mit ihr. Denn sie konnte nicht vergessen, wen sie da vor sich hatte. Selbst, wenn es tatsächlich nur eine einseitige Liebe war. So etwas ließ sich einfach nicht ausschalten. Und, was sollte sie sonst schon machen, würde er sich gegen sie stellen? Sie hatte sonst niemand, zu dem sie wieder gehen konnte. Zu ihrem Onkel… klar, aber das wären auch nur wenige Minuten, bis man ihr dort auf die Schliche kam und einsperrte. Bei dem, was sie schon getan hatte wäre wohl auch die Todesstrafe angemessen. Und wenn sie wählen durfte, wie sie denn starb, dann doch wirklich nur unter seiner Hand und wenn er ihr den Gefallen nicht tun würde… Tja, dann hatte sie ein Problem. Freitod eine Schlucht hinab, wo es sicher war, dass dort kein Wasser unten war. Okay, so schlimm die ganze Lage gerade war, sie konnte sich doch nicht ein aufprusten verkneifen bei seiner Bezeichnung. Trulla – so hatte er sie noch nie genannt. Konnte man aber auch glatt als Kompliment auffassen, da dies ja eher eine Bezeichnung für Mädchen war. Da konnte sie seinen Todesblick auch gut wegstecken. Alles konnte sie gerade einfach auch nicht ganz so ernst nehmen. Vielleicht… vielleicht schauspielerte er ja auch nur? Das musste es sein. Ja, garantiert. Er wollte nur seine schauspielerischen Fähigkeiten erproben, dass er wieder so zu ihr war, wie früher…. Oder sogar schlimmer als früher. Immerhin wollte er damals immer etwas von ihr, weshalb er sich ja größtenteils benommen hatte. Er…. wollte etwas von ihr. Richtig. Er wollte durch sie zu seiner Schwester Rin gelangen. Das Mädchen, das sie als Chinatsu kennen gelernt hatte. Kaum etwas mit ihr zu tun hatte. War er etwa deshalb so… wütend? Weil er hier eben doch seine Zeit mit ihr vergeudete, wo doch seine Schwester ganz sicher noch irgendwo dort draußen war und sie selbst ihm einfach gar nicht zu seinem Glück verholfen hatte bisher? War es… das? Dass er sich eigentlich nur noch mit ihr abgab mit dem Funken Hoffnung, dass sie ihn zu ihr führte? Das wäre verdammt bitter, wie sie zugeben musste. Sie würde den, den sie liebte letztendlich an dessen eigene Schwester abgeben müssen. Sie holte tief Luft. Momentan wäre ihr wirklich wieder zu weinen zu mute. Aber das wäre nicht das erste Mal bei ihm. Er machte sie eben doch zu... schwach. Schwach, was ihre Seele und ihr Geist anging. „Sicher doch. ‚Ich bin nicht klein‘“, wiederholte sie ihre Worte, wie er es verlangte – oder auch nicht verlangte. Aber auf eine Frage antwortete man doch. Hatte man ihr beigebracht. Zumindest hielt sie sich solange daran, wie es ihr selbst keinen Schaden beibrachte. Und sie war eben der festen Überzeugung, dass sie nicht klein war. Seinen folgenden Angriff parierte sie recht gut, wie sie selbst fand. Sie selbst hatte ja gar nichts abbekommen. Zwar zogen die Muskeln in ihrem Unterarm ein wenig, da sie es eben nicht gewohnt war etwas mit einem Katana so abzufangen. Aber das würde sich schon wieder in den nächsten Atemzügen regenerieren. Sie hatte ja nicht umsonst jahrelanges hartes Training auf sich genommen, um dann so etwas nicht schnell wieder wegstecken zu können. Ihr Gegner – ja, inzwischen sah sie ihn langsam wirklich als einen Gegner an, den sie allerdings nie besiegen würde können – fiel einen Schritt nach hinten, um sich wohl selbst wieder für den nächsten Angriff vorzubereiten können. Diese Zeit nutzte sie nun auch wieder ganz aufzustehen. Und er wollte sie wohl wirklich verspotten, wenn er nur noch mit der linken Hand kämpfen wollte. „Ich wäre beeindruckt – würdest du es ohne Waffe machen“, antwortete sie dann aber nur noch. Würde er sein Katana wirklich niederlegen – wo er doch recht dumm sein müsste – hätte er verloren. Selbst, wenn sie selbst ohne Waffen kämpfen würde. Aber das wusste er ja eigentlich. Der folgenden Situation konnte sie kaum noch folgen. Was geschah da mit ihm? Es sah zu echt aus, als dass er es gerade nur spielte, oder? Man brach doch nicht einfach so auf die Knie. Vorsichtig ging sie den Schritt wieder auf ihn zu. So ein Bild kannte sie eigentlich nur von den Filmen, die sie bisher so halbwegs mit verfolgt hatte. Da waren die Menschen, die eine solche Haltung hatten immer von irgendetwas besessen – oder einfach psychisch labil gewesen. Stellte sich nun die Frage, was wohl auf ihren jungen Freund da zutraf. Langsam ging sie vor ihm in die Hocke, legte auch ihr Schwert neben sich auf dem Boden ab und sah ihn an. Ihn jetzt anzufassen, oder etwas zu sagen… das empfand sie für nicht die richtige Lösung. Nicht, dass es noch schlimmer wurde. Stattdessen saß sie einfach nur vor ihm und wartete, bis er endlich doch den Kopf hob und das Wort als erstes ergriff. Bei seiner Frage musste sie erst überlegen. „Definiere mir dein gut. Worauf es sich bezieht, bitte“, sagte sie schließlich. Körperlich ging es ihr hervorragend, bis auf die Tatsache, dass ihre Hand im Ruhezustand wieder schmerzte. Als sie diese die ganze Zeit um ihr Katana, oder eben um die andere Hand, geklammert hatte, hatte sie sie gar nicht mehr gespürt. Aber jetzt sah es doch recht anders aus. Was ihre Seele anging… Diese war vollkommen zerwühlt, als hätte dort ein grober Sturm gewütet. So sah auch ihr Blick aus. Verwirrt… ängstlich. „Wie geht es dir?“, fragte sie schließlich und stand zögerlich wieder auf, um ihm die Hand reichen zu können.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 15:09 | |
| Ja, sie hatte Recht in ihrer Vermutung. Len war nicht mehr mit ihr in der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hatte sich zu einem kleinen, verkümmerten Rest Erinnerung zusammengezogen und verschwand irgendwo in den Ecken seines Gedächtnisses, während sich die Vergangenheit in all ihrer wunderschönen, grauen, tristen Blüte um ihn legte. Seine Seele wurde von der schweren Last der Ketten erdrückt, die ihm eben diese grausame Blume angelegt hatte. Für den psychisch wirklich labilen Jungen, den seelisch schwachen und sehr verletzlichen Len hatte es die Auswirkung, die man nun leibhaftig vor sich sah. Überzeugt davon, dass die letzten vier Jahre überhaupt noch nicht geschehen waren. Dass er nur durch Zufall hier war und diese Lücken in seinem Gedächtnis hatte, wie er hierhergekommen war und diese Frau vor sich kennengelernt hatte. Der erste, wirklich klar erkennbare Hinweis, dass etwas mit ihm ganz und gar nicht richtig war, ließ er damit erkennen, dass er dann doch ziemlich stutzte und ihr einen verwirrten Blick zuwarf. Einen Moment blieb ihm die Spucke weg, bevor er sich wieder halbwegs fing und erwiderte: „Was? Wie kommst du auf so eine dumme Idee? Freundin… ich habe keine Freunde, Shinjiro hat gesagt, Freunde wären für die Schwachen – ich bin aber nicht schwach!“ Als Dreizehnjähriger hatte er die andere Bedeutung des Wortes ‚Freundin‘ noch gar nicht wirklich realisiert. Aber wer wollte es ihm übel nehmen? Immerhin war er ständig von seiner Außenwelt isoliert und nur mit den Anderen auf einen Haufen gepfercht gewesen, die sowieso nichts mit ihm zu tun haben wollt, und umgekehrt. Dass er sie mit der Frage, wer sie glaubte, zu sein, sogar verletzt hatte, fiel ihm nicht einmal an der schwankenden Stimme auf, mit der sie geantwortet hatte. Er schloss eher darauf, dass sie mehr und mehr den Schwanz einkniff. Gut so! Nur weil sie ungefähr zehn Jahre älter war, hatte das doch nicht zu bedeuten, dass er es nicht mit ihr aufnehmen konnte. Sie würde schon noch ihr blaues Wunder erleben! Aber je mehr sie sich wieder ihre Fassung erkämpfte, umso wütender wurde er. Ab und an verschwamm ihm die Sicht vor Augen, aber nach einem ausgiebigen Blinzeln oder einem fahrigen Wischen über die Augen mit der linken Hand war alles wieder in Ordnung. Einmal dachte er, er würde Rin am Zaun stehen sehen, wie sie herunterblickte und den Ausblick genoss. Aber nein. Er wusste ja nicht einmal, wie sie im Moment aussah. Ob sie überhaupt noch Ähnlichkeit mit ihm hatte. Als er sich nach ihr umwandte und ihren Namen murmelte, war sie wieder verschwunden und die Hoffnung, sie so unverhofft wieder zu sehen, einfach verflogen. Etwas stimmte nicht mit ihm und seinen Sinnen. Erst, als Yoko geräuschvoll einatmete und erneut um ihre Fassung rang, wandte Len sich ihr wieder zu. Er schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Erbärmliches Wesen…“, murmelte er nur. So hatte er jeden genannt, der letztendlich trotz der großen Töne, die er zu Beginn noch hatte spucken können, zu Fall gebracht wurde. Durch ihn und sein Katana. Dabei war es ihm egal, ob sie sich für groß, klein, dick, dünn, schlau oder dumm hielt. Sie konnte sich seinetwegen auch für einen lilafarbenen Elefanten halten, solange er ihr nur zeigte, dass er nicht schwach war! Zu seinem eigenen Ärgernis schien sie die Parade ja glimpflich überstanden zu haben, jedenfalls änderte sich nicht viel in ihrer Haltung, während er sogar die Hand, mit der er die Waffe führte, wechseln musste. Und er musste zugeben, dass es eh nur ein Bluff gewesen war. Sein linker Arm war sehr viel schwächer, als der rechte und es fiel ihm sogar zusehends schwerer, das Katana überhaupt zu halten. Die Spitze der Klinge hatte sich schon in den Kies gebohrt, da er nicht die Kraft verschwenden wollte. Grimmig knurrte er: „Ich lasse mich nicht auf das Niveau von räudigen Straßenkötern hinab, die ihre Gliedmaßen nicht unter Kontrolle haben.“ Aber das wurde eh alles einen Augenblick später einfach nichtig. Ihm fiel das Schwert aus der Hand, weil ihm sein Schädel plötzlich schmerzte, als würde ein Riese auf ihm Samba tanzen. Die mangelnde Konzentration und der Schmerz ließ ihn schließlich in die Knie brechen und elendig dort kauern, wie ein geschlagenes Kind. Durch den Druck auf die Schläfen ließ der Schmerz allmählich nach. Kaum, dass er meinte, sich wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben, merkte er, wie schwer ihm das Atmen eigentlich gefallen war und wie schnell sein Atem überhaupt ging. Dass sie vor ihm hockte, als er den Kopf hob, rettete ihn wohl. Es war ein kleiner Lichtblick in der verwaschenen Erinnerungswelt, die er gerade erlebte. So wirklich war er noch nicht zurück, viel zu irritiert war er von all dem, aber es half, sich zu erinnern. „Gut… gut eben… Habe ich dir wehgetan…?“, erwiderte Len nur schwach und musterte sie fragend. Rein äußerlich schien es ihr ja recht gut zu gehen. Aber… was hatte er der Zustand von ihm, dieses eigenartige Erlebnis mit ihrem Inneren angestellt? Er hoffte so sehr, dass es ihr gut ging, doch sank seine Hoffnung, wenn er sich wirklich Mühe gab und in ihren Augen las. Verwirrung. Angst. Was hatte er nur angerichtet? „Weiß nicht… Mir ist schlecht…“, antwortete er, aber das traf es wohl nicht ganz. Zwar lastete tatsächlich Druck auf seinem Magen, aber vielleicht schmerzte er auch nur, weil er fühlte, etwas grundlegend falsch gemacht zu haben. Nur unsicher nahm er ihre Hand und stand schließlich ebenfalls auf, sah scheu zu seinen Schuhspitzen hinab, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen, bevor er schließlich die Arme um sie schlang und die Augen schloss. „Es tut mir leid!“, murmelte Len leise und verzweifelt, umarmte sie nur fester, als könne er sie verlieren. „Verzeih mir, es tut mir leid, es tut mir leid…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 15:57 | |
| Seine Worte versetzten ihr einen Stich im Herzen. Wie ein nasskalter Lappen, der ihr ins Gesicht geworfen wurde, traf sie nun endgültig die Erkenntnis, dass da bei ihm nicht etwas stimmte. Oder hatte er die ganze Zeit über einfach nur gelogen? So hatte er sich ihr ja auch mehr oder weniger vorgestellt, als sie mal etwas näher zusammenkommen waren. Als großer Lügner, der schon gar nichts mehr anderes konnte, außer sich auf seinen Lügen ein Leben aufzubauen. Zu vertieft in ihren Gedanken antwortete sie nicht mal mehr auf seine Frage. Es war aus, ja. Eine andere Möglichkeit konnte ihr gerade einfach nicht mehr durch den Sinn kommen. Er hatte sie von vorn bis hinten angelogen. Schien es also wirklich einfach als ein perfides Spiel angesehen zu haben, sie damals zum Weinen zu bringen. Die Lüge weiter aufzubauen, um ihrer Seele den gar auszumachen. Geschafft hatte er es. Und nicht nur das. Auch ihr Herz war in viele kleine Einzelteile zerbrochen und nicht wieder zusammensetzbar. Nur noch vage bekam sie mit, wie er sich ein paar Mal über die Augen rieb. Wahrscheinlich trieben ihm ab und an der Wind Staubkörner in diese. Der starke Wind, der immer noch blies. Wahrscheinlich hinderte nur noch er die Tränen daran, die sich zu sammeln begannen, auszutreten und erbarmungslos von ihren Wangen zu fließen. Vielleicht lag es auch daran, weil sie ihn sich noch ansehen wollte. Wenn es wirklich so vorherbestimmt war, dass sie dem Tod mutig ins Auge blickte. Vielleicht… Ja, vielleicht war dieser kleine Funke Hoffnung, der in ihrem Inneren nun nicht mehr als ein jämmerliches kleines Glühen war, anstelle der lodernden Flamme, die sie früher noch einst war, noch nicht erloschen. Kämpfte noch bitterlich darum nicht ganz ins Nichts zu verschwinden. So blickte sie ihn aus leeren, ausdruckslosen Augen an, als er wieder seine Stimme erhob. Sie wieder beleidigte. Es hieß doch immer, dass man mit Würde zu sterben hat, wenn man schon sterben musste. Über diese Erkenntnis bereichert, lächelte sie ihn bitter an. Vielleicht so, dass er es nur wieder so weit interpretierte, dass sie ihn verhöhnen und auslachen wollte. Mitleid mit ihm hatte. Was sie auch hatte, wenn sie so nachdachte. Ein Leben in einer Lüge verfangen. Das war kein Leben mehr. Da war selbst der Tod noch besser, als dass man wusste, man würde nie die Wahrheit sprechen. Man würde nie im Leben zu dem stehen können, was man so von sich gab. Da war sie eben doch eine Kunoichi, eine Jonin, der man eben doch einst Dinge gelehrt hatte. „Das ist schade. Wirklich schade. Sie können so viel mehr, als du denken magst“, erwiderte sie mit einem einschläfernd belehrenden Tonfall. Immerhin bezeichnete er auch sie gerade, als ein Straßenköter. Und sie wusste, was sie eben doch noch irgendwo konnte. Das Nächste, was passierte, verwirrte sie zusehends und sie konnte anfangs nicht damit umgehen, bis sie sich eben vor ihm hockte und wartete, was weiter passieren mag. Noch einmal fragte er sie, ob es ihr gut ging. Ob er ihr wehgetan hatte. Sie zögerte, was sie darauf antworten sollte. Konnte. So wartete sie auch erst seine Antwort ab, wie es nun ihm eigentlich ging, bis sie endlich wieder ihre Stimme hob. „Ja… Ja, hast du.“ Was brachte es ihr schon zu lügen? Wahrscheinlich war das doch alles wieder ein Fake und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie im Dunkeln liegen würde. Die Schatten der Toten nach ihr greifen würden. Da wollte sie wenigsten nicht noch weiter die Sünde der Lüge begehen. Mit seiner Geste hatte sie nicht gerechnet. Überhaupt, dass er die Hand als erstes ergriff. Sie umarmte. Wieso umarmte er sie? Und wieso entschuldigte er sich wieder? War diese nicht auch wieder leer? Unecht? Sie sagte nichts, sondern sah einfach über seine Schulter hinweg in die Ferne. Über das Dach des Hotels hinaus. Man hatte hier wirklich eine schöne Aussicht. Sie schloss ihre Augen und ließ sich weiter umarmen. Erwidern? Nein… dafür konnte sie nun keine Kraft aufbringen. Wenn es allerdings einfach ihm half, dass er nicht noch einmal zusammenbrach – bitte, sollte er es tun.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 16:30 | |
| In seiner Verblendung, seiner tristen, grauen Erinnerungswelt, in welcher er noch einmal dreizehn sein durfte, nein musste realisierte er wirklich nichts, was sie anging. Okay. Nichts war untertrieben. Er bemerkte jede noch so kleine Bewegung, schließlich war gerade vollkommen darauf konzentriert, einen Angriff abfangen zu können, sollte sie es noch einmal versuchen – was in seinen Augen natürlich kompletter Schwachsinn war, immerhin hatte er bisher alles abwehren können, egal, wie sehr sie sich angestrengt hatte. Ein wenig stolz war er ja darauf, aber ein wirkliches Hochgefühl, wie sonst, stellte sich nicht ein. Ihm blieb allerdings nicht wirklich die Zeit dafür, darüber nachzudenken, woran es liegen konnte, dass ihm sein Lieblingsfreizeitvertreib nicht mehr das Glück bescherte, wie sonst. Er zerbrach sich lieber den Kopf darüber, wie sie so standhaft sein konnte, einfach nur recht unbeeindruckt zu ihm herüberzusehen, während er sie, ihren Namen und das, was sie ihr kümmerliches Leben nannte, durch den Dreck zog. Bisher war spätestens bei solchen Sachen immer das Maß voll gewesen. Aber sie… dieses persistente Weibsstück verspottete ihn lieber weiter, als würde sie ihn gar nicht ernst nehmen! Es machte Len nur wütender und er schüttelte lediglich den Kopf und spuckte verächtlich aus, da Yoko noch irgendetwas Neunmalkluges erwiderte. Das Ende seines Zustandes war nicht nur das Ende dieser jämmerlichen Folter, die Beide auf ihre eigene Art und Weise durchlebten – aber das würde er erst später feststellen. Er musste sich orientieren, sortieren, was erlebt und was fiktiv gewesen war. Sich darüber aufregen, dass sein Bewusstsein anscheinend so schwach war, dass er sich selbst zurück ins vierzehnte Lebensjahr versetzt hatte, um so einen Kampf gegen sie überhaupt bestreiten zu können. Eigentlich hatte er nur ihren Wunsch erfüllt. Entgeistert sah Len sie an. Er hatte es sich schon denken können, dass er ihr unendlich wehgetan hatte. Aber… aber es wirklich vor Augen gehalten zu bekommen, das war eben etwas vollkommen Anderes. Schuldbewusst biss er sich auf die Unterlippe und hörte erst auf, als der Schmerz zu groß wurde und ihm durch den Geschmack von Blut nur noch schlechter wurde. Dass sie ihm trotz allem noch eine Hand hinhielt, schien ihm wie ein Segen und er hatte sie sogar leicht angelächelt, bevor sein schlechtes Gewissen ihn wieder übermannt hatte. Das erste, was ihm auffiel, war, dass sie sich gar nicht erst die Mühe machte, vielleicht ebenfalls die Arme zu heben und ihm so den nötigen Halt zu geben, den er brauchte, um das eben Erlebte zu verarbeiten. Aber damit kam er zurecht, er… er konnte damit umgehen, mehr oder weniger. Er würde sich irgendwo ein Buch kaufen und sich darüber informieren, was das eben gewesen war. Sie musste davon ja auch nichts wissen – er musste nur alles wieder ins Lot kriegen. Erst ihre Gedanken brachten ihn dann auf die richtige Fährte. Leere Entschuldigung? Unecht? Len öffnete langsam die Augen und ließ Yoko schließlich los. Trat einen Schritt zurück, aus Respekt vor ihrer momentanen Gefühlslage. Er wollte ihr ja nicht vor den Kopf stoßen. Trotz allem fehlte ihm gerade die Sprache. Sie dachte, dass er lügen würde. Wie kam sie darauf? Wieso sollte er sie anlügen, wenn er sich für sein beschissenes Verhalten, an das er nur verschwommene Erinnerungen hatte, entschuldigte? Er meinte es ernst, verdammt nochmal! Auch… AUCH eine leere Entschuldigung. Für einen Moment war er noch sehr viel verwirrter, als sowieso schon, aber dann dämmerte es ihm. Er wusste nicht wirklich, was er getan und gesagt hatte – aber eines stand ja wohl sternenklar fest: Er hatte alles kaputt gemacht. Len ertrug ihren Anblick nicht, zumal er nicht wollte, dass sie sah, dass ihm bereits die ersten Tränen über die Wangen liefen und drehte sich abrupt von ihr weg. Einmal stolperte er über sein Katana, aber er trat es einfach davon, als wäre es nur ein wertloses Stück Müll, das ihm auf einer normalen Straße im Weg lag. Hilflos stolperte er zum Maschendrahtzaun, der das Dach absicherte und krallte die Finger hinein, um nicht doch noch einmal zu fallen. Er wollte ihr zurufen, dass sie jetzt einfach gehen sollte. Dass es die beste Lösung wäre, wenn er ihr ja eh nur wehtat. Aber er konnte nicht. Ihm fehlte schlichtweg der Atem dafür. Im Genjutsu – im Traum hatte sie gesagt, sie würde ihm nur wehtun und ihn enttäuschen. Aber das war eine Lüge gewesen. Es war umgekehrt. Er war es. Sie sagte, man soll allem einen positiven Aspekt abringen… Nun… jetzt weint wenigstens niemand mehr, wenn ich sterbe.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 17:14 | |
| Jegliches Gefühl war aus ihr gewichen. Auch ihre Augen waren nur noch eine leere Spiegelung ihrer Seele, die ihn die ganze Zeit über ansahen. Eben dem kommenden Ende ins Auge zu blicken. Doch… es schien nicht kommen zu wollen. Er brach zusammen. Einfach so fiel er auf die Knie und gab ein jämmerliches Bild ab. Klammerte sich dann doch fest an sie. Doch sie schaffte es gerade einfach nicht diese Liebe zu erwidern, wenn sie denn echt war. Wenn nicht, dann zerbrach es ihr Herz doch nur noch mehr. Oder… ging das überhaupt noch? Sie war sich nicht sicher. Allerdings wollte sie nun wenigsten nicht noch zusammenbrechen. Da war ihr Ego doch zu groß manifestiert in ihrem Inneren. Er ließ sie los und sah sie stumm an. Wieso sagte er nichts mehr? Wieso machte er auch einfach nichts mehr? Abwesend verfolgte sie schließlich seinen Schritten, wie er sich den Weg zum Zaun erkämpfte. Aber was tat er da? Gar nichts, antwortete sie sich selbst und legte langsam den Kopf schräg, während sie zu ihm sah. Die Utsukushi presste ihre Lippen fest aufeinander. Sie hatte ja versprochen nicht mehr darauf zu beweisen. Allerdings… was brachte so ein Versprechen, wenn der, der darum bat es nicht ernst gemeint hatte? Doch da schreie immer noch etwas hilflos in ihrer eigenen verborgenen Tiefe, dass Glauben wollte. Der kleine glühende Span. Sukzessive setzte sie sich doch in Bewegung. Ihr Ziel? Er. Bei jedem ihrer Schritte knirschte der Kies unter ihren Füßen, der für sie gerade wie ein ohrenbetäubendes Dröhnen war. In der Entfernung von zwei Metern blieb sie wieder stehen. „Len…“, begann sie leise und merkte, wie staubtrocken ihr Mund doch nun geworden ist. „Wenn du… wenn du…“ Ach verdammt, sie wusste einfach nicht, was sie sagen soll in einem solchen Moment! Aber mehr als dieser letzte Versuch blieb ihr doch gar nicht mehr, oder? Noch mehr Chancen würde man ihnen doch bestimmt nicht mehr schenken, wenn es denn überhaupt noch eine gab. „Wenn du mich wirklich lieben solltest, Len, dann… dann…“ Weiter kam sie nicht. Ihr wurde plötzlich so schwindlig. So stark, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte und kippte vorn über. Dabei wollte sie doch nicht extra auf diese pieksigen Steinchen fallen! Und sie kam nicht mal dazu das zu sagen, was ihr gerade so wichtig war. Mal wieder. Aber war es denn verwunderlich? Das Gift der Spinne war eben doch stärker und gefährlicher, als wie sie es eingeschätzt hatte. Durch diese ständigen Bewegungen mit der Hand, hatte sich der Rest erst recht weiter im Blut ausgebreitet, sodass ihre gesamte Hand eine Farbenmischung von blau und rot ergab. Als hätte man auf dieser eingeprügelt. So oder so, hatte das Ganze nun fieberähnliche Auswirkungen. Sie war ohnmächtig und ihr Kopf glühte, wobei ihr auch noch kalter Schweiß von der Stirn lief.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 17:36 | |
| Sie zweifelte an seiner Liebe. Nicht nur Yuma – jetzt auch noch sie. Es war viel zu schwer zu ertragen, um es gleich zu realisieren, aber sein Verstand arbeitete doch mal wieder ganz prächtig für ihn. Oder eher: Er arbeitete ganz prächtig gegen ihn. Denn die Erkenntnis zerschlug sein Inneres in viele, funkelnde Bruchteile. Wenn man mochte, konnte man einen Vergleich zu einem klaren Sternenhimmel ziehen, in einer lauwarmen Sommernacht ohne eine einzige Wolke am Himmel. Unzählige kleine Lichter – ohne jegliche Bedeutung. Nun. Damit musste er sich wohl abfinden. Er konnte nichts daran ändern, es war zu spät. Das Bittere an dieser ganzen Sache war, er wusste nicht einmal wirklich, was er getan hatte, um ihr so schwer zuzusetzen. Es war eine gute Idee gewesen, sich abzuwenden und am Zaun Halt zu suchen. Len fiel nicht, obwohl ihm seine Beine wohl wieder liebend gern den Dienst versagen wollten, so sehr begannen sie zu zittern. Im Nachhinein war das alles eine beschissene, absurde Idee gewesen. Warum sollte so ein schlechter Mensch wie er schon Liebe verdient haben, ein so kostbares und wunderbares Gut? Noch dazu vereint mit einer so wunderbaren Frau wie ihr? Natürlich gab es einige Dinge, bei denen sie verschiedene Meinungen hatten, aber… aber… Er schüttelte leicht den Kopf und schluckte schwer, sodass ihm schließlich wenigstens das Atmen wieder leichter fiel. Es hatte keinen Sinn mehr, über so etwas nachzudenken. Würde sie nur endlich einfach gehen…! Er ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne fest aufeinander, um die unwillkürlich hervorbrechen wollenden Schluchz-Laute zu unterdrücken. So sehr darin beschäftigt, sich nur selbst am Leben zu halten, bemerkte er kaum, wie sie auf ihn zukam. Gut, die Sinne eines ständig unter Spannung stehenden Abtrünnigen konnte man nicht abstellen, sodass er das Knirschen sehr wohl wahrnahm. Aber er konnte sich nicht umdrehen! Deswegen reagierte Len auch nicht, als Yoko seinen Namen sagte. Er hörte ihr sehr wohl zu, wie sie begann, stammelte und abbrach. Doch Hoffnungen machen tat er sich nicht, oder eher: er versuchte die Hoffnung möglichst effektiv wieder niederzukämpfen. Nicht, dass er später noch tiefer fiel. Erst nach ihrem letzten Satz konnte er den Mut sammeln – er würde doch alles für sie tun! Alles, wenn sie ihm doch nur verzieh. Allerdings kam da etwas Entscheidendes in ihren Weg, um die geplante Forderung, Bitte oder wasauchimmer zu äußern. Er hörte, wie sie im Kiesbett aufschlug und fuhr erschrocken herum. Die kleine Distanz zwischen ihnen überwand er mit zwei langen Schritten, dann war er schon bei ihr und kniete sich neben sie. „Yoko?“, fragte Len erst leise, während er sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und ein Zeichen darauf suchte, was ihr denn plötzlich fehlte. Die Hand. Die Spinne! Was… was sollte er jetzt nur tun?! Hilflos zog er sie erst einmal in seine Arme und hielt sie fest. So heiß und doch so kalt. Er fuhr ihr mit einer Hand über die Stirn und sah sich suchend um – aber was sollte schon auf einem Dach sein? Die Tränen, die ihm sowieso schon die ganze Zeit heiß über die Wangen rollten, wollten einfach nicht versiegen und die Angst, die sein Herz schmerzhaft pochen ließ, machte alles nur noch schlimmer. „Halte… Halte durch, ja? Halte durch… Ich… ich…“ Len brach in einem wimmernden Ton ab, da ihm einfach nichts über die Lippen kam, was sie in ihrer Bewusstlosigkeit vielleicht erreichen und ihr Kraft geben konnte. Aber eines war doch klar, hier oben würde sie keine Hilfe bekommen. Zitternd richtete er sich auf und hievte sie auf seine Arme. Aufgewühlt, wie er war, fand er nicht einmal gleich die Tür, die wieder ins Hotelinnere führte, aber kaum war sie gefunden, ging er darauf zu und begann, die schwankende, quietschende Treppe hinunter zu gehen. Vorsichtig. Nicht stürzen. Auf die fehlende Treppenstufe achten. Weiter. Es wurde dunkler. Vorsichtiger. Aber er wurde langsamer! Er hatte doch keine Zeit… Erst ein kleiner Lichtstrahl ließ ihn wieder schneller die Stufen hinabgehen, schließlich sah er dort den Ausgang. Sofort schob er einen Fuß in den Türspalt, um die Tür aufzukriegen und stolperte so in den Flur. Musste er nur noch die nötige Hilfe auftreiben… „Wir schaffen das… wir schaffen das…“, murmelte Len wie ein Mantra auf und ab, mehr für sich, um sich anzustacheln, mehr Leistung zu erbringen. Der Fahrstuhl! Sie hatte den Schlüssel.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 18:45 | |
| Sie wusste, dass nicht nur etwas mit Geist und Seele stimmte. Nein, auch mit ihrem Körper ging es in den letzten Sekunden rapide abwärts. Vielleicht lag es auch daran, dass sie alles nur noch so verschleiert langsam wahrnahm. Doch wollte sie mit ihm reden. Sie wollte ihn nicht einfach so verlieren, wo sie ihn doch erst gefunden hatte! Nicht nach so kurzer Zeit, wo doch alles noch so am Anfang eines langen Weges stand. Sie musste es einfach versuchen. Sonst würde sie es doch garantiert noch bereuen! Sie bereute es ja jetzt schon, dass sie vorhin seine Umarmung nicht erwidert hatte. Es nicht da schon versucht hatte. Aber… sie war einfach noch zu weit nach unten gerissen worden in ihrer verletzten Seele. Auch hatte sie Angst, dass er nun einfach springen würde, so wie er an dem Zaun hing. Der richtige Windstoß und er würde noch durchreißen und und!... Sie wollte es sich gar nicht weiter ausmalen, was dann war. Doch bei ihrem Versuch sich mit ihm zu unterhalten reagierte er wieder nicht. Blieb einfach so stehenhängend, wie zuvor. Würdigte sie keinen Blick. Das Spinnengift, gemixt mit dem Stress, dem Zweifel und der Trauer in ihr wurde zu einem gefährlichen Cocktail, der sie letztendlich ganz ihrer Kräfte beraubte, sodass sie vorn über fiel. Doch hatte sie immer noch so weit einen Selbsterhaltungstrieb, selbst in so einer Lage, dass sie mit dem Gesicht nur auf dem angewinkelten gesunden Arm fiel. Womit sie allerdings irgendwann erstickt, oder aufgewacht wäre, da dann die Luft knapp wurde, hätte Len sie nicht doch umgedreht und in seine Arme gezogen. Yoko bekam nichts mehr von ihrer Umgebung direkt mit. Es war, als würde sie umhüllt von vollkommener Schwärze sein. Als sei sie dort schwerelos und trieb, wie ein kleines Blatt auf der See hinaus. Es war irgendwo befreiend wieder mal ein solches Gefühl zu haben, doch hielt es nicht allzu lange an. Irgendwann drangen seine ständig wiederholten Worte doch wieder zu ihr durch. Und sie schlug blinzelnd die Augen auf. Schluckte schwer, da sie so schlaf hing, dass ihr Hals sich auch nach hinten gedehnt hatte. Jetzt würde sie bald eine Giraffe werden! So angenehm war es aber doch wieder nicht ein weiteres Mal in die Realität zu kommen. Sie fühlte sich einfach nur… schlecht, wenn nicht gar miserabel, um es kurz auszudrücken. Sie hob ihren Kopf an und sah flackernd den Jungen vor sich. Wenn man es so nennen konnte, immerhin trug er sie ja wieder. Flüsterte seinen Namen. Was war nun genau passiert? Und wieso war es nur so unglaublich kraftaufreibend ihre Augen offen zu halten. Und… das konnte doch gerade auch nicht echt sein… Der rechte Arm, der unschön einfach nach unten baumelte wurde mit etwas Kraftaufwand nach oben gezogen und sie streckte ihn mit Müh und Not aus, um die Hand sachte auf seine Wange zu legen. Sie war wirklich nass. Aber wieso? Wieso hatte er geweint? Oder weinte er immer noch? Sie war sich nicht sicher. Ihre Augen spielten ihr gerade recht einen Streich. Ließen alles so verschwimmen und tauchten immer und immer wieder alles in Dunkelheit. Wie in einem schlechten alten Film, der die Technik noch nicht so kannte. Ach das war doch sowieso alles so, so falsch gerade! Wieso ging es ihr überhaupt so beschissen gerade? Sie strich mit den Fingern einmal sanft über die Nässe, ehe sie den Arm doch wieder ganz sinken ließ. War zu anstrengen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 19:17 | |
| Len bereute. Len bereute alles und nichts. Er würde sein Leben dafür geben, alles rückgängig zu machen. Er würde darauf verzichten, ihr jemals begegnet zu sein und somit nicht nur einen Hinweis auf Rin, sondern auch die wahre Liebe gefunden zu haben. Er würde hier direkt vom Hochhaus springen, sollte es sie nur wieder glücklich machen. Aber im Moment fehlte ihm einfach die nötige Kraft und Konzentration, um etwas anderes zu tun, als sich mit Mühe am Zaun festzuhalten, um nicht zu fallen. Er quälte sich, dass er sich nicht umgedreht hatte, dass er zu feige gewesen war, um ihr ins Gesicht zu sehen. Hätte er es nur getan! Jetzt lag sie dort und einen Atemzug konnte er nur hinabstarren und fühlen, wie sein Herz einmal schmerzhaft aussetzte, bevor es zu pumpen begann, wie noch nie in seinem Leben zuvor. Er durfte einfach nicht die Schuld daran tragen, dass sie .. sie… sie starb! Er musste etwas unternehmen. Aber selbst, als er sie bereits vor dem Erstickungstod gerettet und in den Armen hielt, ging s ihm nicht besser, schließlich reagierte sie keinen Deut auf das, was er sagte. Wieso… wieso hatte er eigentlich diese dumme Idee angenommen?! Er hätte nein sagen sollen, er hätte nein und ihr sagen sollen, dass das mit ihrer Hand nicht ging. Sie hätten sofort zu einem Arzt gemusst. Warum hatte er sich nicht durchgesetzt?! Alles war seine Schuld und er konnte rein gar nichts tun! Gut, bis auf zu retten, was vielleicht noch zu retten war. So schnell es mit von Tränen verschleierter Sicht eben möglich war, rannte er die Treppe hinunter und setzte sich in Bewegung Richtung Fahrstuhl. Das Schlimmste war die Schwärze und Stille ihrer Gedanken. Da war einfach nichts! Würde er nicht irgendwo merken, dass sie atmete, würde er denken, dass sie schon längst tot war. Aber wahrscheinlich war es eben ihr flacher Atem, der ihm die nötige Stärke verlieh, um immer und immer weiter zu laufen. Len wurde langsamer, als er merkte, dass sie flatternd die Augen öffnete, wenn auch nur schwer. Erneut wurde er von einem Schauer geschüttelt und er weinte nur noch mehr, wimmerte erstickt, dass es ihm leidtat, so leid tat, dass er das alles nicht gewollt hatte, dass er sie retten würde, ganz sicher, der Typ an der Rezeption würde schon einen Arzt rufen und alles würde gut werden! Gegen Ende versagte ihm die Stimme und stumm ging er weiter, musste den Fahrstuhl erreichen. Er würde die Treppen, so fahrig, wie er im Moment war, niemals unbeschadet schaffen. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nur minimal, weil sei Erstaunen hineinmischte, als er ihre Hand an seiner Wange fühlte. Len war selbst erstaunt darüber, aber er schaffte es sich, zu einem dünnen Lächeln zu zwingen. „Ich… ich weine immer noch“, sagte er leise und als er schließlich beim Fahrstuhl angekommen war, setzt er sie vorsichtig ab, lehnte sie gegen die Wand, bevor er den Schlüssel in ihren Hosentaschen suchte. Erst links, weil er ihn dort immer aus Gewohnheit hinsteckte, aber die Tasche war leer, also rechts. Gefunden. Seine Finger zitterten so sehr, dass er kaum schaffte, den Fahrstuhl zu aktivieren. Erneut nahm Len sie auf seine Arme und achtete dieses Mal darauf, dass sie vielleicht nicht ganz so geknickt lag, auch wenn es schwierig war, es zu gestalten. Den Fahrstuhlknopf drückte er mit dem Ellbogen. Unruhig wartete er, dass das Ding sich in Bewegung setzte. Bei Gott, er würde dieses ganze verschissene Dorf anzünden, sollte der Aufzug wieder eine Panne haben, das schwor er. Als hätte die gedankliche Drohung gewirkt, schnurrte das Teil wie ein Kätzchen und brachte sie sicher in den ersten Stock. Die Tür war kaum geöffnet, da stürmte er schon heraus und drängelte sich durch die Leute, die in der Lobby waren. Verzweifelt bettelte er den Rezeptionstypen an, er möge einen Arzt rufen. Zwar war der Kerl erst einmal nicht begeistert, sie Beide zu sehen, aber der Ernst der Lage zwang ihn zum Handeln. Das Glück, das ihnen so lange gefehlt hatte, war wieder mit ihnen. Ein Team Iryonin aus Kirigakure machte gerade eine Fortbildung in Kumogakure und nahm sich dem Fall sofort an. Während zwei von ihnen Len Yoko abnahmen, kümmerte sich der Dritte um ihn. Der Typ navigierte ihn zu einem Sessel und ließ ihn sich setzen. Er wollte, dass er sich beruhigte und aufhörte, zu hyperventilieren, wenn er nicht umkippen wollte, denn damit war ihr wohl kaum geholfen. Das war der Moment, in welchem er übrigens das erste Mal den Blick von seiner blassen Geliebten wandte und dann langsam zu dem Mann sah, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Eine… eine Spinne… sie wurde gebissen… und … und dann ist sie umgefallen… wir haben uns gestritten… sie darf nicht sterben! Ich… ich liebe sie doch… und sie weiß es nicht einmal…“ Verzweifelt barg Len das Gesicht in den Händen. Er konnte nichts mehr tun, als abzuwarten – und das machte ihn krank.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 20:12 | |
| Das Einzige, was sich von einem normalen traumlosen Schlaf unterschied war, dass sie doch noch fühlte. Oder sie glaubte, dass sie fühlte. Diese Leichtigkeit in dieser Schwärze. Diese Ruhe. Im normalen Schlaf war da einfach nichts. Und fühlte sie sich nicht sicher, oder war so stark verwundet, dann wurde sie bei jedem noch so kleinem Geräusch wach. Die letzte Zeit mit Len zusammen. Ja, da fühlte sie sich doch eigentlich sicher. Da konnte sie auch einfach mal richtig schlafen. So lang, wie sie wollte. So lang, bis ihr Körper bereit war einem neuen Tag kraftvoll entgegen zu treten. Aber jetzt war es einfach alles so… anders. Und sie hörte seine Stimme. Musste zusätzlich feststellen, dass er geweint hat und immer noch weinte. Ihre Lippen formten die Worte, dass er aufhören solle. Er solle einfach nicht so weinen. Das tat ihr irgendwie weh. Dieser Anblick war schmerzhaft für sie, wenn sie wusste, dass ihre Augen doch noch so weit funktionierten. War fast schmerzhafter, als die Tatsache, dass es ihr gerade so dreckig ging. Und wieder entschuldigte er sich und redete dauerhaft auf sie ein. Da musste sie doch leicht lächeln. Sie würde doch garantiert nicht jetzt das zeitliche segnen. Sie würde schon noch ein paar Jahre haben. Sie wurde abgesetzt – wieso? In seinen Armen war es doch gerade so schön gewesen. Wenn sie es richtig erkannte, waren sie am Fahrstuhl und er durchwühlte ihre Taschen. Warum wollte er denn mit dieser verhassten Maschine nach unten fahren? Überhaupt: Es reichte doch sicher aus, wenn sie sich einfach in ein Bett legen würde und schlief. Schlafen war doch immer das Heilmittel für alles. Aber gut, dann fuhren sie eben mit dem Fahrstuhl, wenn sie dafür wieder in seinen Armen liegen konnte. Aber konnte man da wenigsten nicht diese dumme Musik abstellen? Die war ja so schrecklich, wie ein lautes Surren und Piepen direkt neben ihrem Ohr. Weshalb sie auch die Augen wieder zusammenkniff, um dem Geräusch zu entgehen. Es hatte auch noch ein rechtes nachklingen bei ihr, dass sie es erst gar nicht merkte, dass sie in der Lobby bei dem Kerl an der Rezeption waren. Erst, als sie auch den Geräuschpegel der anderen Menschen wahrnahm. Ach, sie lieferten ja schon wieder eine riesen Show hier unten. Vielleicht würden sie ja dieses Mal aus dem Hotel geworfen werden. Die Möglichkeit bestand. Doch… Nein! Das wollte sie nicht. Sie, sie wurde von jemand anderem abgenommen. Dabei wollte sie doch ganz gern bei ihm bleiben, wo sie ihn nun endlich wieder richtig hatte. Langsam aber sicher konnte sie sich nur noch vage daran erinnern, was an diesem Tag passiert war. Besonders, was in den letzten Minuten passiert war, bis sie irgendwo zusammengebrochen war. Es musste auf dem Dach gewesen sein und… sie hatten sich schon wieder gestritten. Wieso eigentlich?... Nun lag sie da einfach ein wenig abseits am Boden mit irgendetwas unter ihrem Kopf. Wahrscheinlich hatte einer dieser fremden großzügiger weise seine Jacke ausgezogen und es als Kissenersatz umfunktioniert. Hier und da spürte sie die Hände dieser Kerle. Dabei, dabei durfte sie doch gar niemand mehr anfassen außer Len! Und sie verdrehten ihren Arm halbwegs, damit sie wohl richtig zu ihrer Hand rankamen. Der Verband wurde abgemacht und Entsetzen spiegelte sich bei den beiden Männern wieder. Sah nicht unbedingt hübsch aus. Aber sie waren ja schon recht gut geübt, was Gifte aussaugen anging. Und genau das tat einer von ihnen, während der andere ansonsten sah, was womöglich noch alles nicht stimmte. Fazit war, dass es ihr wohl erst wieder besser gehen konnte, wenn das Gift weg war. Fieber, Schweißausbrüche. Dann noch diese Schwäche, die sie empfand. Es dauerte eine Weile, bis sie sich doch abwechselten und der erste zu Len und seinem Kollegen ging, um ihn mal darin zu unterrichten, was los war. Len… sie hätte ihn gerade wirklich gerne bei sich. Wieso war er überhaupt weggegangen? Sie misste seine Nähe doch so sehr.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 20:45 | |
| Die Minuten, in denen er nicht wirklich gewusst hatte, ob sie überhaupt noch am Leben war, waren die schlimmsten gewesen, aber im Nachhinein konnte er sich gar nicht entscheiden, ob sich der Grad der Verzweiflung und des Elends überhaupt verändert hatte, zwischendurch. Es war einfach… grauenhaft. Nicht nur, dass er weinte, wie lange in seinem Leben nicht mehr, nein, er war auch noch so furchtbar hilflos. Einzig allein das bisschen an Wachsein, das Yoko ihm opferte, konnte ihn dazu anstacheln, weiter zu gehen und sein Möglichstes zu geben, um nicht auf der Stelle zusammenzubrechen und vor Kummer nie wieder aufzuwachen. Ihm fiel auf, dass er im Traum merkwürdig leichtsinnig gewesen war, zu sagen, es würde ihm nichts ausmachen, würde sie ihn enttäuschen, oder würde sie ihm wehtun. Er musste feststellen, dass diese Situation die Hölle auf Erden war. „V-verzeih… ich kann nicht…“, flüsterte er ihr schwach lächelnd zu. Nein. Die Tränen würden wohl noch lange nicht versiegen können. Nicht, bis er wusste, ob sie wieder gesund werden würde. Es tat ihm leid, dass es sie quälte, dass er weinte – aber bei Gott, es war eine Erleichterung, sie einfach fließen zu lassen. Es half ihm eben ein wenig…,wenn auch nicht wirklich viel. Ihre Zuversicht, jedenfalls die, die er ihren Gedanken entnehmen konnte, ließ ihn daran glauben, dass es wirklich wieder gut werden würde. Und der Glaube konnte doch Berge versetzen – hieß es nicht so? Er musste fest daran glauben… Sie würde noch einige Jahre vor sich haben und sie verdammt nochmal mit ihm verbringen! Koste es, was es wolle. Dass ihr der Fahrstuhl nicht gefiel, konnte Len ja sogar verstehen, aber im Moment ging es nun einmal nicht anders. Er versuchte es ihr leise beizubringen, dass er nicht stark genug war, um sie die Treppen herunter zu tragen und dass sie nicht einfach nur schlafen konnte. Schlafen war eine schlechte Idee. In Filmen starben die Menschen, wenn sie einschliefen! „Nicht einschlafen…, hörst du? Nicht einschlafen. I-ich wünsche mir, dass du wach bleibst. Bei mir. Okay? Nicht einschlafen“, sagte er in einem flehenden Tonfall und übertönte so wenigstens für den Moment die dudelnde Fahrstuhlmusik, die ihr anscheinend ebenfalls Leid zufügte. Er würde für sie singen, um diese Musik zu übertönen… Aber ihm fehlte die Stimme dafür. Selbst dafür entschuldigte er sich öfter, als notwendig. Wenn er sich entscheiden musste, dann war auch die ganze Szene in der Lobby eine pure Folter. Es hatte zwar nur ungefähr zwei Minuten gedauert, bis die Iryonin aus ihrem Zimmer angetrottet kamen, aber trotzdem… Zählte nicht jede Sekunde? Vor allem bei Vergiftungen? Er hoffte nur, dass sie gut mit Yoko umgingen. Er würde sie persönlich in die Hölle schicken, sollte ihr etwas geschehen! Mit einem entsprechenden Blick funkelte er die zwei Männer an, die ihm schließlich Yoko abnahmen und sie auf den Boden legten, um sie zu untersuchen. Aber schließlich musste er ein klärendes Gespräch mit diesem Mann vor sich führen, der noch einmal die ganze Geschichte hören wollte – bei dem Teil mit den Schafen schaute er relativ dumm aus der Wäsche – und sich schließlich erkundigte, ob ihm sonst etwas fehlte. Er hatte sich in der rechten Hand eine Sehne überdehnt, aber da reicht ein einfacher Verband für ein paar Tage. Nur weniger belasten, dann würde es schon funktionieren. Als wenn Len das nicht selbst wüsste! Seinen Sehnen müssten schon ausgeleiert sein, so oft war ihm das schon passiert. Irgendwann kam dieser andere Mann, einer von Yokos Ärzten, auf ihn zu und er sprang sofort auf, weil er einfach nicht mehr länger still auf diesem Platz sitzen konnte. Die Frage, was mit ihr war, konnte er sich verkneifen, denn kaum hatte er angesetzt, begann der Typ frei heraus zu erzählen, welches Gift es war, wie es wirkte und dass sie unwahrscheinliches Glück gehabt hatte. Len konnte das medizinische, gefachsimpelte Zeug nicht ganz nachvollziehen und fragte dann die Fragen aller Fragen – ob sie denn durchkommen würde. Das Lächeln, das sich auf den Lippen des Mannes bildete, verhoffte nur Gutes. Yoko würde zwar noch ein wenig brauchen, um sich auszukurieren, aber in ein paar Tagen wäre sie sicherlich wieder fit und flink, wie eine junge Gazelle! Einen Moment fiel er zurück auf den Sessel und lehnte sich erschöpft zurück, atmete aus und schloss einige Atemzüge lang die Augen, um sich sammeln zu können. Diese… Angst, die er gehabt hatte… er wollte sie nie wieder durchmachen. Es war bereits das zweite Mal, dass es ihm passiert war. Noch einmal wäre sein Tod, das prophezeite er sich schon. Doch schließlich hielt ihn nichts mehr auf dem Sessel und er ging erst eilig, dann aber langsamer und leiser werdend auf die am Boden liegende Yoko zu, um sich schließlich neben sie zu setzen. Einmal strich er ihr das Haar aus der Stirn und nachdem er gefragt hatte, ob er dürfte, bewegte er sie ein wenig, um ihren Kopf sanft aus seinem Schoss zu betten. Len wollte für sie da sein, jetzt, wo es ihr so schlecht ging. Egal, ob sie ihm nun glaubte, dass er sie liebte, oder nicht. Er konnte nicht einfach nur herumsitzen… Einmal musste er sich noch mit dem Handrücken über die Wangen wischen, aber dann konnte er wieder lächeln. „Sie sagen, dass alles gut wird, Yoko… Und ich glaube ihnen.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 21:22 | |
| Trotz allem, was er da so sagte, schloss sie ihre Augen. Musste es einfach tun, da diese Musik ihr sonst noch den letzten Nerv rauben würde. Und er entschuldigte sich weiter. Selbst dafür, dass er gerade nicht singen konnte! Das war doch wirklich kein Grund zur Entschuldigung. Aber gut, sie schlief schon nicht ein jetzt. Bei dem Krach konnte man das auch gar nicht wirklich gut. „Ich bin doch da. Immer; wenn du willst“, sagte sie leise stockend. Hatte sie nun doch eine Weile nicht mehr gesprochen und so schien ihre Stimme eingerostet und staubtrocken. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen ab. Nun waren sie aber auch schon unten und sie in den Händen Fremder. Das konnte sie ja sowas von gar nicht leiden. Wenn man sie nun doch erkannte? Sie war eben paranoid! Und noch stärker wurde es, als er einfach nicht mehr da war. Wenn man ihn nun erkannte? Sie würde doch garantiert nicht schnell genug wieder auf die Beine kommen, um ihm helfen zu können. Dafür waren da einfach diese Iryonin, die sie behandelten. Es stellte sich auch noch etwas heraus. Nämlich, dass die Impfung gegen allem Möglichen recht überfällig war und Mitschuld daran hatte, dass der Biss so eine starke Auswirkung gehabt hatte. Hätte sie sich aber auch mal denken können. Eigentlich wurde sie ja in dieser komischen Stadt geimpft, aber das war ja alles fiktiv. Aber war das nicht jämmerlich? Hatte sie so vieles schon erlebt. Den schwersten Unwettern getrotzt, selbst eine hohe Klippe war sie erst vor kurzem runtergefallen! Und dann setzte so eine kleine Spinne ihr so stark zu. Das war eindeutig jämmerlich. Aber so war nun mal die Realität, die immer wieder für Überraschungen gut war – ob sie nun schlecht, oder schön waren, war wieder etwas anderes. Sie blickte mehr oder weniger immer noch zu dem Kerl, der sich an ihrer Hand zu schaffen machte, sodass sie erst merkte, dass da nun noch jemand war, als sie die Hand an ihrer Stirn spürte. Sie drehte sich ein wenig und erblickte dann auch Len. Er weinte ja immer noch! Und sie kam sich gerade vor, wie eine Puppe, so wie man sie die ganze Zeit rumtragte, weiter reichte und hier und da verdrehte. Das Gute an der Sache war allerdings, dass es ihr nicht mal weh tat. Wenigsten etwas Positives, was das Gift so mit sich brachte. „Ve-Verlass mich nicht, ja?“, hauchte sie tonlos und schloss nun doch wieder die Augen. Um ihn ansehen zu können, müsste sie sonst wirklich recht schmerzhaft erst den Kopf verdrehen. Also konnte sie es sich nur so wünschen. Sie wollte jetzt einfach nicht alleine sein – egal, was nun wirklich noch passieren mag. Ein starker Verband, wurde um ihre Hand angelegt und sie musste die Zähne zusammenbeißen. War doch auf gewisser Ebene schmerzbereitend. Aber demnach musste es doch nun wieder in Ordnung sein, wenn er fertig war, oder? Und… sie war eben doch müde und wollte am liebsten hier auf der Stelle einschlafen. Allein schon deshalb, weil sie ihren Kopf auf seinem Schoß haben durfte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' So 28 Aug 2011, 22:06 | |
| Während er im Fahrstuhl stand, sie in den Armen hielt und Gott darum anbettelte, er möge sie nicht zu sich holen, war ihm, als würde diese Situation alles Vorhergegangene einfach ausradieren. Als würde es sie zusammenschweißen, dass Yoko von dieser Spinne gebissen wurde und an diesen Vergiftungserscheinungen litt. Man konnte eben wirklich allem etwas Positives abringen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie schwer es im Moment für sie war, auch, wenn Gedankenausschnitte immer sehr viel von der inneren Gefühlswelt anderer Menschen zeigte. Len konnte es eben nicht nachfühlen. Aber er ließ es zu, dass sie die Augen geschlossen hielt, er könnte im Prinzip ja sowieso nichts an dieser Tatsache ändern. Also hieß es, mit ihr zu reden, um sie wach zu halten. Er kam sich merkwürdig lächerlich vor, mit solch einer gebrochenen Stimme irgendetwas zu ihr zu sagen, was ihm momentan zwar richtig vorkam, aber eigentlich nur immer und immer wiederholte Phrasen waren, wie zum Beispiel, dass es ihm leidtat und dass sie es nicht wagen durfte, ihn auch nur für eine Sekunde allein auf dieser Welt zu lassen! Er freute sich so unheimlich, ihre Stimme zu hören, auch wenn sie nur schwach erklang und sie so unheimlich schutzlos wirkte. „Ja, ehrlich?“, hakte er vorsichtshalber noch einmal nach und lächelte zaghaft zurück, auch, wenn sie es nicht sehen dürfte. „Versprochen? Bitte versprich es mir.“ Allerdings… was bedeutete schon ein Versprechen an ihn, der sie ja eh nur verletzte… es musste am Fieber liegen, dass sie trotz all dem, was er getan hatte, noch immer bei ihm bleiben wollte. Wenn es ihr besser ging, aber auch wirklich erst dann, wenn es ihr wieder gut ging, würde er fragen, was er getan hatte. Seine Erinnerungen waren so… blass. Verschwommen. Als wären sie schon viele Jahre alt. Und auf jeden Fall musste er fragen, was er tun sollte, wenn er sie wirklich liebte. Sie fragen, was sie noch hatte sagen wollen, bevor sie bewusstlos geworden war. Von ihrem Paranoia bekam er aus gutem Grund nichts mit – er saß ein paar ganze Meter von ihr entfernt und wurde von diesem Typen zugequatscht, der ihm und seinem Schock einfach nur ein wenig Ablenkung verschaffen wollte. Eine gute Idee, aber trotz allem dachte er nicht daran, dass irgendwer sie oder ihn erkennen konnte. Viel eher lagen seine Sorgen und Gedanken alle bei ihr. Egal, wie sehr der Iryonin es auch versuchte, immer wieder sah Len zu ihr herüber und wurde von Mal zu Mal unruhiger. Zumindest hatte sie die Augen geöffnet und beobachtete den einzig verbleibenden Arzt, der sich um ihre Hand kümmerte, sodass sie nicht einmal mitbekam, wie er sich zu ihr setzte. Aber das lag sicherlich auch ein wenig an dem Gift… trübte die Wahrnehmung, doch Len kannte sich weder mit Giften, noch mit Spinnen sonderlich aus. Nur die schwarze Witwe, die über verschiedene [für hier zu komplizierte] Prozesse verhinderte, dass wirkliche Reizinformationen über die Nerven weitergeleitet werden, dessen Konsequenz Lähmungserscheinungen sind – wenn die Atemwege, bzw. eher das Atemzentrum betroffen war, trat auch der Tod ein. Aber er sollte sich nicht über so etwas Gedanken machen, sondern lieber für Yoko da sein, denn sie brauchte ihn jetzt… Oder eher: Sie brauchte jemanden, der für sie da war, in dieser Zeit. Das ‚Gespräch‘ vorhin auf dem Dach hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge. Aber trotz allem zwang er sich zu einem Lächeln und streichelte ihr beruhigend über die blassen Wangen. „Niemals, hörst du? Niemals verlasse ich dich und lasse dich allein.“ Sogar Lens Stimme kehrte nach und nach zurück, je mehr er sich beruhigte. Das Schlimmste war überstanden, sagte er sich. Bald würde es ihr wieder blendend gehen. Tröstlich wisperte er ihr zu, dass der Schmerz gleich nachlassen würde, da war er sich sicher. Dass sie keine Sorgen haben musste, denn er war da. Ein letztes Mal fuhr er ihr über die Wange, dann sagte er leise und sanft: „Schlaf ruhig. Es ist überstanden. Ich passe auf dich auf.“ Nach diesen Worten fühlte er erneut einen Kloß im Hals…, aber gleichzeitig war er auch so erleichtert! Er hatte früher Leute immer belächelt, die diese Phrase benutzt hatten, aber er könnte jetzt die Welt umarmen. Doch schließlich machte er sich Sorgen über die Unterbringung. Hier, mitten in der Lobby auf kaltem Boden, war sicher kein guter Ort für sie, um sich auszukurieren. Deshalb fragte er die Iryonin, ob sie in ein Krankenhaus musste, oder ob er sie mit hoch auf die Suite nehmen könnte. Es lag wohl kein Problem darin, eine geeignete Stelle für sie zu finden – die Ärzte würden alle drei Stunden nach ihr sehen, in der Nacht alle fünf, wenn es genehm war, denn sie wohnten ebenfalls im vierten Stock.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 29 Aug 2011, 09:34 | |
| Alles hatte immer etwas Gutes an sich, selbst, wenn es noch so schlecht gerade war. So konnte sie sich langsam aber sicher auch einfach nur wieder daran erfreuen seine Stimme zu hören, die ununterbrochen an sie gewandt war. Das war… schön, wo er den Tag kaum mit ihr gesprochen hatte. Das zeigte nun doch auch wieder nur davon, dass er wieder da war, oder? Er war nie weg… eigentlich und doch schien er ihr einfach so fern gewesen zu sein, mit dem, was er sagte und tat heute. Sie nickte so gut es eben ging. „Ist gut. Ich verspreche es“, antwortete sie und atmete tief durch. Sie wusste einfach nicht, ob das alles gerade wirklich gut, oder doch eher schlecht war. Und überhaupt… war es gerade überhaupt echt? Es konnte doch gut sein, dass sie nur einen Alptraum hatte. Wenn dem so wäre, dann würde sie nun wirklich ganz gerne mal aufwachen und alles wäre wieder im Lot. Aber in einem Traum konnte man doch gar keine Kälte und Hitze empfinden, oder? Ihre eigene Hitze, dann aber noch dieser kalter, gefliester Boden. Sie war ja nur so knapp bekleidet, da spürte man schon so einiges an Armen, Beinen und am Rücken, da sich das Top ein wenig verrutscht hatte. Kein Wunder, wenn man getragen, an andere überreicht und schließlich abgelegt wurde. Da kam so was eben nun mal vor. Was sie auch nicht sonderlich störte. Doch musste das doch davon zeigen, dass sie eben doch nicht träumte, oder? Und Len war doch da. Ihr… war er nun ihr Freund, oder nicht? Sie war sich nicht mehr sicher. War sich prinzipiell nicht sicher, ob es dieses Gespräch eigentlich in der Realität abgespielt hatte. „Versprichst du es mir?“, hakte sie nach und winkelte ihren rechten Arm an. Sah nun doch wieder so gut es ging zu ihm hoch „Mit dem kleinen Finger…ja?“ Es war so eine kindliche Geste, doch manchmal war so was auch so stärkend. Wie jetzt, wenn er es wirklich machen würde. Eben etwas, an das man sich klammern konnte in der Not. Etwas, wovon man Kraft beziehen konnte. Nun übermannte sie wieder diese Müdigkeit, als er es ihr auch erlaubte endlich zu schlafen. Wenn er es erlaubte, würde sie es schon machen dürfen. Außerdem war er hier bei ihr. Dann musste es wohl stimmten, dass alles wieder gut werden würde. Aber… bisher hatte sie doch alles überstanden. Und das immer alleine. Dann würde sie es doch erst recht überstehen, wenn jemand bei ihr war und auch die professionellen Ärzte, die bestimmt wussten, was sie taten. So bekam sie auch nichts mehr mit, was die ganzen Leute genau um sie herum so besprachen. Sie seufzte merklich auf, ehe sie wieder ihre Augenlider schloss und wegdämmerte.
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