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| Waldweg | |
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Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mo 18 Jul 2011, 23:35 | |
| Abfällig schnaubte Len. Der Ausdruck, den sie geäußert hatte, passte so sehr, dass es ihn gleichzeitig belustigte und doch wieder traurig stimmte. So verblieb er einfach in der Situation eines jeden, der am Pendel seiner Gefühle hing und hilflos zwischen vielen Emotionen hin und her schwang. Am Ende vermischte sich eh alles zu einem Schwarz, oder zumindest einem hässlichen Grau. Sprich: Die Welt verlor an Farbe und man blieb mit seinen Depressionen allein. War ich Teil der Stadt? Allein durch meinen kurzen Krankenhausaufenthalt? Hätte ich einen großen Bogen schlagen sollen? Aber es brachte nichts, darüber zu sinnieren, was hätte sein können. Len musste sich immer öfter daran erinnern, dass das Hier und Jetzt zählte und nicht, was vergangen war und vergangen blieb. Kurzzeitig dachte er, dass er tatsächlich auf eine Verflossene gestoßen war. Die sich nun köstlich darüber amüsierte, dass er sich nicht erinnerte und die sich nun erhaben fühlte, weil sie ihm einen Schritt voraus war. Nämlich ihren Namen. Er kannte ihn nicht. Sie schon. Würde sie ihn ihm wohl verraten…? Die Frage war einfach beantwortet. Len hatte sie nur eine kurze Weile forschend angesehen, da hatte sie auch schon ihren Namen genannt. Da fiel es ihm auch ein. Diese Frau hatte er nicht schon einmal gesehen, er hatte sie öfter gesehen. Er hatte sie sogar so kennengelernt, wie sie nun war. Nicht einmal ihre Stimme hatte er erkannt, so schwer hatte er darüber geseufzt, dass eben jene, mit der er gerade sprach, für immer verloren gegangen war. Dementsprechend fiel auch seine Reaktion aus. Er war wie erstarrt, sah sie mit offen stehendem Mund an, druckste ein paar Mal unverständliche Wortstummel, bevor er den Mund schloss und sie einfach nur weiter ansah. Ihm rutschte das Herz in die Hose, bevor es ihn schmerzhaft wieder daran erinnerte, was eigentlich vorgefallen war. Und bevor ihm Tränen in die Augen steigen konnten – ja, er war gerne ein Waschlappen, wenn auch nur für diesen einen Moment – wechselte er in eine kniende Position, um die Arme besser um sie schlingen und sie besser an sich ziehen zu können. „Gott sei Dank“, murmelte er mit einem stoßhaften Seufzer und wiederholte diese Worte noch ein paar Mal. Yoko…
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mo 18 Jul 2011, 23:59 | |
| Mit allem hat sie gerechnet. Nur nicht mit einem stammelnden aufgewühlten Len. Dementsprechend sah auch sie ihn ein wenig perplex an. Vielleicht hätte sie andere Worte wählen sollen. Sich anders offenbaren sollen. Dabei war es doch eigentlich die direkteste Art und Weise gewesen. Abgesehen davon, dass sie das Verwandlungsjutsu noch nicht wieder aufgelöst hatte. Die Zigarette rutschte ihr aus den Fingern, so sehr war sie gerade von ihm abgelenkt, und hinterließ eine heiße Spur zwischen diesen, ehe sie davon rollte. Den Schmerz nahm sie aber gar nicht wahr. Sie wusste einfach nicht, wie sie gerade auf seine Reaktion zu reagieren hatte. Auch wenn sie sich gerade einfach nur schweigend ansahen. Sie war froh, dass er dann doch den ersten Schritt tat. Obgleich dieser für sie noch absurder erschien. War sie etwa schon wieder in dieser Traumwelt gefangen? Egal… Sie löste das Jutsu auf. Wollte ihn wenn schon dann aus ihren wahren Augen sehen und in ihren Armen nehmen. Seine Arme um ihren Körper spüren. So legte auch sie ihre Arme um seinen Körper und legte für einen Moment ihren Kopf an seiner Schulter ab. Dann hörte sie aber dieses Seufzen zwischen seine Worte. Er weinte doch nicht etwa tatsächlich? Das Geräusch kam dem nämlich schon ziemlich nah, weshalb sie ihren Kopf hob. Sein Gesicht sanft in ihre Hände nahm und ihn forschend ansah. Trotzdem gab sie dem Drang nach sich zu ihm vorzubeugen, um ihn zu küssen. Fast hätten sich ihre Lippen berührt, als sie Hände und Kopf sinken ließ. „Tut mir leid. Vergiss das eben.“, meinte sie und rief sich in Erinnerung, dass alles nur ein Traum war. Eins merkte sie sich: Träume waren die stärkste seelische Folter, die sie bisher irgendwie durchgemacht hat. Nur gut, dass sie in mancher Hinsicht Masochist war. Sonst wäre sie daran wohl zerbrochen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 00:31 | |
| Die Sekunden, Minuten – ach, vergesst es, die letzten Tage, die vergangen waren, bevor er sie nun in seinen Armen hielt, verblassten angesichts dieses Momentes. Er hatte sie wieder! Niemals hätte er sich erträumen können, dass er jemanden nur ein, zwei Tage nicht sah und denjenigen so dermaßen vermisste. Allerdings hatte er all das doch irgendwo gern auf sich genommen, denn dieser Moment ließ ihn glücklich werden. Und Len war nie ein sonderlich glücklicher Junge gewesen. Kaum hatte er sie berührt, war die Kälte in ihm verschwunden. Die Gedankenleere. Die Gleichgültigkeit. Zwar rumorte sein Bauch und schien sich zu beschweren und sein Herz, ach, das konnte er vor Schmerz schon gar nicht mehr richtig spüren. Aber es war… ein recht angenehmer Schmerz, einer, der sich aushalten ließ. Len hatte die Augen geschlossen und verlor so tatsächlich eine Träne, eine zweite folgte. Aber wirklich weinen – das wollte er nicht. Schließlich freute er sich. Er freute sich jetzt sogar noch mehr, als in seinem Traum. Jetzt kannte er auch den Unterschied. Die Realität war noch schöner. Ihre Gedanken sickerten trotz allem zu ihm durch und leise flüsterte er: „Bitte… bitte lass es dieses Mal kein Traum sein…“ Nicht, dass es sonderlich an sie gerichtet war, sondern eher an die Allgemeinheit. Aber ihr Gedanke hatte ihn erinnert. Und es konnte nie schaden, einen Wunsch laut auszusprechen, von Sternschnuppen- und Wimpernwünschen mal abgesehen. Kurzer Rauch, dann war die langhaarige Frau verschwunden und er hielt seine Yoko in den Armen, erkennbar an den sichtlich kürzeren und helleren Haaren. Er mochte sie so sehr viel lieber, wenn er das anmerken durfte. Aber im Moment zählten andere Dinge. Zum Beispiel, dass sie ihn nun ansah. Aus ihren wunderschönen Augen, mit den langen Wimpern. Er lachte leise auf und wischte sich einmal über die Wangen, um die Spuren zu vernichten, ehe er erneut in die Falle ihrer Augen tappte. Unwillkürlich musste er sich fragen, ob sie Hypnose beherrschte. Aber er blieb nicht lange reglos, schließlich wollte sie ihn küssen… und er sie! Verdammt, warum ließ sie ihn los? Irgendetwas von der klumpigen Masse seiner inneren Organe begehrte empört auf. „Was…“, brachte er hervor, aber ihre Reaktion erklärte sich von selbst, in ihren Gedanken. So vorwurfsvoll ein verliebter Mensch die geliebte Person nur angucken konnte, tat Len das nun. Er ließ die Hände von ihrem Rücken gleiten und nahm stattdessen ihre Hände. „Sieh mich an“, forderte er, wohl aus Gewohnheit, immerhin erkannte er gerne die Lügen in den Augen seiner Gegenüber. Allerdings war sein Tonfall weniger befehlerisch, eher sanft und er lächelte Yoko an, wenn auch ein wenig schief. „Ich weiß nicht, was du geträumt hast…, aber mein Traum war… Relativ eigenartig… Nun ja… Trotz allem… Es…“ Verärgert brach er ab. Ihm hatten ja noch nie so sehr die Worte gefehlt. Kurz darauf startete er einen neuen Versuch. „Es tut mir Leid, was ich dir da im Krankenhaus angetan habe…“ Im Nachhinein konnte er sich wohl am wenigsten erklären, warum er so harsch gewesen war. Er schrieb es auf die Verwirrung. Die Anfälligkeit auf Genjutsu. Die Situation. Erst jetzt bemerkte er die von der Zigarette verbrannte Stelle, hob wortlos ihre Hand an, um einen sanften Kuss auf sie zu hauchen. Danach konnte er noch einmal versuchen, das, was er eben so phänomenal überhaupt nicht hinbekommen hatte, in Worte zu fassen. Er musste ein paar Mal tief Luft holen, bevor er überhaupt den Mut fand. Schließlich war diese Situation doch… befremdlich. „Also… in meinem Traum… da haben wir uns darüber unterhalten, dass das alles ein Traum sein könnte. Und… ich sagte darauf, dass ich dich immer lieben würde, egal, ob Traum oder nicht… Ja… Und so ist das wohl auch…“ Also im Traum war es wesentlich einfacher gewesen, einfach damit herauszuplatzen. Jetzt starrte er ja sogar, sich mit einer freien Hand an der Wange kratzend zur Seite. Und wenn er ehrlich war, ihm schoss das Blut kochend heiß in die Wangen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 10:10 | |
| Eine so schwere Last schien von ihren Schultern abzufallen, als er sie einfach nur umarmte. Sie einfach seinen Körper wieder spüren durfte. Ein Privileg, das sie nicht so schnell erwartet hatte wieder zu haben. Es war einfach zu schön, um wieder wahr zu sein. Doch wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass es der Realität entsprach. Seine Worte verwirrten sie kurz. Sollte er etwa einen ähnlichen Traum gehabt haben? Die Wahrscheinlichkeit war so gering. So unrealistisch wie noch nie etwas in ihrem Leben. Aber diese Gedanken rückten wieder in weiter Ferne, als sie ihn ansah. Tatsächlich vergoss er wenige Tränen, die er versuchte wieder zu verbergen, indem er sich über die Wangen wischte. „Wieso?...“, fragte sie brüchig und vielleicht war auch diese Tatsache mit ausschlaggebend, dass sie ihn doch nicht küsste. Trotzdem. Er weinte! Der Anblick zerriss ihr noch zusätzlich ihr Inneres. Sie wollte ja nicht mehr schuld daran haben, dass er Schmerz empfand. Nicht wegen ihr. Die Idee, dass es vielleicht eher Freudentränen waren, kam ihr nicht auf. „Solltest du nicht mich zum Weinen bringen?“ Yoko hob wieder ihren Kopf und erwiderte sein Lächeln ebenso schief. Seine anfänglichen Worte waren nicht unbedingt aufschlussreich für sie. Zusammenhangslos. Stockend. Trotzdem versuchte sie diese zu verstehen. Allerdings entschuldigte er sich für das, was im Krankenhaus vorgefallen ist. Sie erinnerte sich an die Worte, dass er sie als dumm bezeichnet hatte. Gut, war nicht das erste Mal und jetzt gerade traf es tatsächlich wieder zu, wie sie auf dem Schlauch stand. Aber sie winkte ab. War sie dort selbst nicht gerade die Freundlichkeit in Person gewesen. Die Finger der einen Hand verschränkten sich in seine, während die andere sanft geküsst wurde. Ihr kamen Bilder hoch von einer Szene aus ihrem Traum, bei der er ähnliches getan hatte. Sie schloss ihre Augen und rang mit sich selbst, als sie tief Luft holte. Langsam aber sicher konnte sie keinen wirklichen Gedanken mehr fassen. Umso mehr trafen seine Worte sie plötzlich unvorhergesehen. Hitze schien in ihrem gesamten Körper aufzusteigen. Als würde diese sie verbrennen. Ihr ganzer Körper bebte und ließ es mit einem Zittern auch nach draußen erkennen. In ihrem Traum schien einiges so viel einfacher. Er sah mit geröteten Wangen in eine andere Richtung. Sie selbst war wohl mindestens genauso rot. Wobei es auch einen anderen kleinen Grund hatte, wieso sie rot war. Sie hatte vergessen zu atmen und rang deshalb erst nach Luft, als sie es bemerkte. Ließ sie wieder stoßweise raus. „Tut mir leid.“, war das erste, was sie rausbrachte. Wobei das wohl darauf bezogen war, dass sie die Situation gerade kaputt gemacht hatte. Aber seine Worte raubten ihr einfach den Atem! Er gestand ihr seine Liebe. Dieses Mal sogar in der scheinbar wirklichen Welt. Etwas Schöneres konnte es doch gar nicht mehr geben. Doch… Nachdem sie ihren Mittelpunkt wieder gefunden hatte, legte sie ihre Hand auf seine, um sie runter zu nehmen. „Küss mich.“, forderte sie, wenn gleich sie mit einem Lächeln noch ein „Bitte.“ anhing. Dass sie etwas Ähnliches geträumt hatte, würde er wohl aus ihren Gedankengängen schon geschlossen haben, weshalb sie das nicht noch einmal extra ansprach. Wenn sie sich schon mal wieder an seine Fähigkeit in einem solchen Moment erinnerte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 10:28 | |
| „Ach…“, begann er leise und wischte sich noch einmal über die Augen, um auch die letzten Tränenspuren effektiv zu vernichten, „… ich war nur so glücklich, dass du doch nicht für immer verloren bist…“ Seine Mundwinkel zuckte unsicher, aber Len lächelte wieder, schließlich lächelte sie zurück. Und es sollte ein wunderbarer, fröhlicher Moment sein und nicht von so etwas Lächerlichem zerstört werden, wie, dass er jetzt einfach salzige Tränen vergoss, die ihr sowieso nur für einen Moment die Laune verdorben hatten. Er hob nur die Schultern und ließ sie kurz darauf wieder fallen. „Doch… sollte ich wohl. Tut mir Leid, wenn ich versagt habe und dass ich so ein Jammerlappen bin.“ Aber er war eben so erleichtert, sie wieder zu haben, da war es eben einfach so passiert. Freude. Erleichterung. Tiefe Zufriedenheit. Alles wirkte eben zusammen. Und vielleicht jahrelanger Druck. Tränen wollten eben auch mal an die frische Luft. Die eine Hand, die er jetzt noch hielt, würde er so schnell auf jeden Fall nicht mehr freigeben. Zumindest hatte er sich das vorgenommen. Sie war so schön weich und warm und ließ ihn sich weniger allein fühlen. Vielleicht führte das auch dazu, dass er es schlussendlich schaffte, seinem Herz ein wenig Luft zu verschaffen und ihr endlich das zu sagen, was doch nun schon längst überfällig war. Allerdings hatte er sich eine andere Reaktion erhofft. Vielleicht eine überschwängliche Umarmung. Oder ein zurückhaltender, schüchternen Kuss. Aber doch nicht, dass sie einfach hemmungslos zu zittern begann und beinah erstickte. Dementsprechend desorientiert sah Len sie an, schüttelte aber langsam den Kopf, als Yoko sich entschuldigte. Doch nicht dafür, dass er ihr den Atem geraubt hatte. Möglicherweise sollte er sich entschuldigen, aber er ließ es lieber. Auf Befehl wurde die Hand gesenkt und er sah sie wieder direkt an. War ja unhöflich, jemanden nicht anzusehen, wenn man mit ihm sprach. Und endlich, endlich!, durfte er seine Yoko wieder küssen. Darauf hatte er gewartet, danach hatte er sich verzehrt, ohne es wirklich zu merken. „Nichts lieber als das!“, flüsterte er noch, während er schon den Kopf neigte, um ihr im Anflug von Hektik nicht die Nase zu brechen. Und kaum trafen sich ihre Lippen, wenn Len auch erstmals ziemlich zögerlich war, konnte sich die Welt doch scheren, um was sie wollte. Ihn interessierte sie auf jeden Fall nicht. Denn alles, was nun zählte, waren sie. Sie beide. Hier, jetzt, in diesem Kuss vereint, der sein Inneres in einem Inferno explodieren ließ. Das ist also wirkliche Liebe, kam es ihn in den Sinn, als er sich schließlich wieder zurücklehnte und die Augen öffnete. Er fuhr sich einmal mit dem Daumen selbst über die Unterlippe und meinte verschmitzt: „Wenn das jetzt ein Traum war… dann weiß ich auch nicht. Ich glaube, ich leg‘ den Arzt um.“ Ziemlich romantische Aussage, nicht wahr?
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 11:19 | |
| „Spätestens in zwei Tagen hätte ich mich wieder auf die Suche gemacht.“, gestand Yoko mit einem Anflug eines Lächelns. Stimmte aber, vorerst hätte sie sich noch ein wenig auskuriert und dann wäre die Reise losgegangen. Das Erreichen eines neuen Zieles, oder zumindest der Versuch es zu erreichen. Vor allem: Von Anfang an meinte sie immer zu, dass er sie nicht so schnell losbekam. Und jetzt schien es wirklich immer wahrer zu werden. „Bist du nicht und bis jetzt ist noch keiner von uns gestorben, also hast du noch nicht versagt.“ Ein kleiner Versuch einen vielleicht zu blöden Witz zu reißen. Die Situation wieder ein wenig aufzulockern. Er wischte sich noch einmal über die Wange. Hätte er das nicht selbst getan, hätte sie es wohl getan. Aber da war sie ja zu langsam, weshalb sie nur für einen Moment seine Hand fester drückte. Schien er diese nicht loslassen zu wollen, was ihr mehr als recht war. Auch wenn er bei ihrer Entschuldigung abwinkte, irgendwie hatte ihre Reaktion den Moment etwas zerstört. Oder seinen eigenen gewissen Charme verliehen. Das übliche Failen zwischen den beiden und ihrer Liebesgeschichte, wenn die erste auch nur in einem Traum stattfand. Dann küsste er sie aber nach einer gefühlten Ewigkeit. Das Augenschließen machte sie ihm gleich, während sie spürte, wie sehr sie sich nach diesem Kuss doch gesehnt hatte. Endlich seine Lippen auf die ihren zu spüren. Das erste Mal, dass es mit echter Liebe war. Nicht wie die in ihren Träumen. Nicht wie die ersten beiden von ihnen, die wohl eigentlich nur Überlegenheit und Macht gegenüber des anderen vermitteln haben sollten. Liebe… Ein wenig enttäuscht blickte sie ihn wieder an, als er den Kuss gelöst hatte. War er ihr doch viel zu kurz vorgekommen Seine Worte ließen sie aber wieder etwas schmunzeln. „Lass diesen Spaß dann doch lieber mir. Sofern ich nach dem Aufwachen nicht wirklich psychisch gebrochen bin.“ Yoko stand auf, hatte aber immer noch seine Hand in ihrer. „Ich muss da noch einmal runter. Proviant.“ Sie lächelte schief. Eigentlich konnte sie ja ihrem überstürzten Fliehen danken. Sonst wäre sie ihm wohl nicht so schnell wieder begegnet. Der Gedanke daran ließ sie leise aufseufzen, während sie wieder auf die Stadt hinabsah.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 11:34 | |
| Len zuckte mit den Schultern. Wie hoch wäre schon die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass sie ihn auch wirklich fand? Die Welt konnte verdammt groß sein, wenn man nur eine einzige Person suchte. Er musste es ja schließlich am besten wissen. Aber diese Begegnung war wirklich der pure Zufall, genau wie das vorherige zusammentreffen. Sie hatten eben Glück. Oder es war Schicksal. Aber irgendwo war es Len egal, solange sie nur wieder da war. Also erwiderte er nichts, sondern lächelte einfach nur selig weiter. „Danke, das heitert jetzt unmäßig auf“, gab er trocken zurück, fügte aber noch an: „Aber du übersiehst, dass ich dich nicht großartig zum Heulen bringen will. Höchstens vor Glück, aber so gut bin ich nicht in so etwas…“ Ein wenig nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum und leckte das bisschen austretende Blut ab, das von der „Wunde“ vom Vortag jetzt wieder kam. „Guck nicht so… ich lauf ja nicht weg…“, grummelte er und vermied den Blickkontakt. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie auch den ganzen Tag auf dieser Steintreppe sitzen und sich küssen. Aber das würde sie beide ja wohl kein Stück weiter bringen. Auf jeden Fall nicht weiter in Richtung Kumogakure, falls dies überhaupt noch der Plan war. Aber jetzt, wo sie schon so nah waren, konnten sie sich die Stadt wenigstens mal angucken. Ein wenig nachdenklich erwiderte Len: „Nun ja, ich hoffe einfach mal, dass das jetzt die Wirklichkeit ist. Verwunderlich, wie stark man durch so etwas verunsichert wird…“ Die Vorstellung einer psychisch gebrochenen Yoko war nicht nur äußerst schmerzhaft für sein Herz – sicherlich wäre sie auch äußerst schmerzhaft für umliegende Menschen, die das Pech hatten, in die Reichweite ihrer Zähne und Fingernägel zu kommen. Er grinste schief, behielt diese Gedanken aber brav für sich. Er besah seinen nun nach oben gerichteten Arm an und fragte, nur zur Sicherheit: „Du willst also, dass ich aufstehe?“ Schicksalsergeben seufzte Len und stand auf, nur um Yoko dann noch einmal sanft zu sich zu ziehen und sie erneut kurz zu küssen. Entschuldigend sah er sie an und meinte: „Entschuldige. Sehnsucht.“ Sein Blick wurde in das Tal geworfen und bei dem Gedanken daran, wieder hinein zu müssen, verzog er das Gesicht. „Du kannst alles haben, was ich bei mir trage. Und wenn’s arg wird kannst du auch mich fressen. Muss ich wirklich da runter?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 11:56 | |
| Er selbst schien ja nicht unbedingt davon überzeugt zu sein, dass sie sich wieder gefunden hätten. Aber sie hatten es nun mal. Nun, die Dummen wurden eben vom Glück verfolgt, da sie nichts anderes besaßen. Natürlich bezogen auf Yoko. Der Junge hatte ja eigentlich etwas im Kopf. Meistens zumindest… Gut, so gut wie immer. „Nun… es hört sich vielleicht ein wenig komisch an, aber in meinem Traum hast du mich tatsächlich zum Weinen gebracht.“ Sie lächelte ein wenig traurig. Allerdings nickte sie anschließend. „Schaffst du bestimmt noch.“ Yoko beugte sich vor und gab ihm einen zögerlichen Kuss auf die Wange. „Ich weiß.“, meinte sie nur zwinkernd und nickte abermals. „Bestimmt ist das die Wirklichkeit. Aber weißt du eigentlich, was uns da nun genau angetan wurde?“ Sie selbst hatte ja keine Ahnung, dass sie in einem Genjutsu waren. Als der Alte es sagte war sie noch in ihrem traumlosen Schlaf und weitere Erklärungen hatte sie sich nicht mehr angehört. War ja geflohen. Er stand auf und beugte sich wieder zu ihr, um sie zu küssen. „Du glaubst nicht, wie gern ich dich die ganze Zeit küssen wollen würde.“, winkte sie seine Entschuldigung ab. „Als ob ich dich fressen könnte.“, erwiderte sie trocken und ließ seine Hand los. „Aber warte hier. Ich geh einfach allein.“ Noch einmal beugte sie sich zu ihm hoch, um ihm einen ebenso kurzen Kuss zu schenken. „Und keine Sorge. ich komm wieder." Dann machte sie sich auf den Abstieg. Gerade war es ihr sogar recht lieb, dass sie doch noch mal einen Moment allein war, um alles zu verarbeiten. Auch wenn sie wirklich hoffte, dass er danach noch da war. Nicht mir nichts dir nichts verschwand. Aber sie wollte ihm nun Vertrauen schenken. Vertrauen war doch eigentlich wichtig, wenn man tatsächlich jemand liebte. Unten angekommen - sie war verwundert, dass der Abstieg doch plötzlich so schnell ging - drehte sie sich doch noch einmal um, ob sie ihn noch sah. Sicherheit eben. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 17:51 | |
| Aufgrund der äußerst reizenden Hand, die er in seinem Patscher hielt, bestand die ganze Zeit über eine Verbindung und somit Anreiz dafür, dass seine Fähigkeit proccte. Er verfolgte den Gedankenstrang mehr oder weniger missmutig, befand dann, dass sie sich noch ganz nett gerettet hatte. Denn er pochte darauf, überhaupt nicht dumm zu sein. Schwach, unterentwickelt und sogar ein Mädchen – okay. Aber nicht dumm! Nach Yokos Aussage starrte er tatsächlich erst einmal dumm aus der Wäsche und sie an, als wäre sie ein Geist. „Es hört sich vielleicht noch komischer an – aber in meinem Traum habe ich das auch hinbekommen.“ Wobei er sich nicht sicher war, weshalb sie geweint hatte. Wegen allgemeiner Unzufriedenheit, aus Verzweiflung oder doch vor Wut? Die Situation schwebte ihm trotz allem noch lebhaft vor dem geistigen Auge. Die zuversichtliche, folgende Aussage überhörte Len deswegen beinah. Sicherlich. Er rieb sich die geküsste Wange und seine Mundwinkel zuckten beachtlich in die Höhe, ging dann aber wesentlich ernster auf das folgende Thema ein. „Bestimmt. Nun ja, Genjutsu. Nicht gerade mein Fachgebiet. Ich schätze, sie haben uns eine alternative Welt aufgehalst, um uns in der Wirklichkeit ruhig zu halten, mehr oder weniger jedenfalls.“ Dabei warf er einen bedeutungsschweren Blick auf ihre Handgelenke, auf denen sich immer noch die roten Striemen der Fixierungsbänder abzeichneten. „Aber ich bin kein Experte darin.“ Er grinste schwach. „Ach, ich glaube dir alles“, meinte er und zuckte mit den Schultern. „Bin ich also nicht zum Anbeißen, hm? Muss ich jetzt weinen?“, fragte er in einem genauso staubtrockenem Tonfall und trauerte ihrer Hand hinterher, die er nun gezwungenermaßen loslassen musste. Wäre ja auch komisch gekommen, wenn Yoko sie ihm entzog und er sich trotzdem noch daran klammerte, wie ein Ertrinkender an das rettende Fass. Verwundert hob Len beide Brauen. „Sicher? Und wer sagt mir, dass du auch heil wieder hier oben ankommst?“ Konnte ja wer weiß was in dieser Stadt lauern. Sie zog einen ja magisch an und ließ einen nicht mehr los, wie ein viel zu starker Magnet. Selbst der kurze Kuss von ihr, ließ sein Herz erneut höher schlagen und er lächelte verzückt. „Nun, das will ich ja auch stark hoffen“, sagte er und zwinkerte ihr zu, auch wenn er ihr wohl trotz der gespaltenen Geister am liebsten hinterhergerannt wäre. Schließlich, als sie schon die Steintreppe hinabstieg, setzte er sich wieder an das obere Ende. Dieses Mal aber, um zu warten. Und das wäre wesentlich einfacher, als in Depressionen dort zu hocken. Fröhlich stellte Len fest, dass sie sich sogar noch einmal nach ihm umsah und da sie das breite Grinsen in seinem Gesicht von dort unten wahrscheinlich nicht sehen würde, begann er einfach überschwänglich zu winken.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 18:49 | |
| „Wa-Was ist?“, fragte sie etwas verunsichert nach, als er sie plötzlich so komisch anstarrte. Immerhin konnte sie ja keine Gedanken lesen, um zu wissen, was da in ihm vorging. Aber die Frage wurde beantwortet und nun wurde er komisch angeguckt. Ziemlich ernst sogar und irritiert. Sie schob es auf einen Zufall… auch wenn es langsam wirklich abstrakt vorkam. Sie beide hatten einen Traum mit des jeweils anderen und sich dort anscheinend auch schon geliebt. Und… nun gut. Sie konnte nicht weiter denken. Wusste sie gerade gar nicht, wie sie ihre Gedanken weiterführen konnte, weshalb sie einfach abgehackt wurden. Zu denken ohne zu denken, was und wie sie zu denken hatte, lag der Utsukushi da wirklich absolut nicht. Seine Antwort verwirrte sie unverkennbar. Sie sollen tatsächlich in einem Genjutsu gesteckt haben? Die Worte hinterließen in ihr einen bitteren Nachgeschmack. „Wie lange?“ Sie war sich gar nicht so sicher, ob sie das wissen wollte… aber sie musste ja ihr Zeitgefühl wieder berichtigen. Nicht dass plötzlich der Winter unvorhergesehen vor der Tür stand. Sie folgte seinem Blick auf ihre Handgelenke. Unwillkürlich kam ihr das Bild wieder hoch, wieso die dort waren. Er hatte ihr vorher einen Schnitt am Hals verpasst und masochistisch wie sie war lenkte sie sich ab, indem sie weiter daran rumgekratzt hatte. „Es tut mir nicht mehr weh.“, brach sie das kurz angehaltende Schweigen. „Ach…“ Sie begann zu grinsen und legte den Kopf schräg. „Du willst also gebissen werden? Das werde ich mir für den richtigen Zeitpunkt merken.“ Yoko zwinkerte ihm zu und Gottlob, Len konnte froh sein, dass er die nächsten Gedanken nicht mehr lesen musste. Malte sie sich doch gerade so ganz bestimmte nicht jugendfreie Szenen aus. Nun konnte sie es sich aber doch nicht nehmen lassen ihren Zeigefinger ein wenig belehrend zu wedeln. „Du willst mir doch alles glauben. Also glaub mir auch, dass ich wieder heil hier ankomme.“ Aber doch fand sie es schön, dass er sich scheinbar über einen so kurzen geschlossenen Kuss erfreuen konnte.
Als sie sich unten noch einmal umblickte, sah sie ihn winken. Sie lächelte. Ach, es war schon schönes verliebt zu sein! Auch sie hob ihre Hand und winkte für einen kurzen Moment zurück. Dann verwandelte sie sich wieder, als sie sicher war, dass sie gerade niemand beobachtete. Je mehr sie sich beeilen würde, desto schneller wäre sie wieder bei ihm. Die junge Frau lief durch ein paar Straßen. Wurde ein wenig komisch angesehen, da hier wohl wirklich selten Fremde waren und gelangte letztendlich in einen Supermarkt. Dort puschte sie ihren Proviant auf. Selbst zwei Packungen Zigarette wurde gekauft! Aber sie musste zugeben, dass sie bald wieder auf den Schwarzmarkt musste, um an Bargeld zu gelangen. Insgesamt hat das alles wohl eine knappe Stunde gedauert, bis sie den Hangweg wieder hinaufging. Da sah man eben, dass sie ne Frau war… Oben angekommen musste sie zugeben, dass Treppensteigen doch noch eine Sache für sich waren, wenn man geschwächt war. Jetzt freute sie sich aber wieder richtig ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 19:07 | |
| Ha. Das war aber auch alles ein großer, dicker Zufall. Hatten sie letzten Endes denselben Traum geträumt? Er würde eine stille Stunde nutzen, um sich seines Kekkei-Genkais ein wenig zu bedienen. Man konnte ja schließlich alles abgleichen, wenn man sich nur ein wenig zurückerinnerte. Aber das interessierte im Moment ja eigentlich gar nicht. Er starrte kurz angestrengt in den Himmel, während er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was man ihm da alles eigentlich erklärt hatte. Viel war es ja insgesamt nicht gewesen. Aber die Packungsbeilage für ein einziges Schlafmittelchen genaustens Punkt für Punkt durchgehen, natürlich… „Acht Tage. Keine Sorge, viel Zeit haben wir also nicht verloren.“ Wobei man sich fragen konnte, inwiefern die Zeit auch wirklich vergeudet gewesen war. Schließlich hatte es sie Beide irgendwo wach gerüttelt und sie hätten sicherlich nicht so schnell zueinander gefunden, wäre dieser Traum nicht gewesen. Vielleicht sollte er wirklich langsam damit aufhören, es als ‚Traum‘ zu bezeichnen, immerhin war es ein Genjutsu und somit bewusst gesteuert, nicht etwa nur vom Unterbewusstsein. Was ihn teils wirklich nachdenklich stimmte, aber es brachte jetzt auch nicht viel, darüber zu sinnieren, also ließ er das Thema fallen. Er nahm es hin, glaubte aber kaum daran. Das würde bestimmt noch zwei oder drei Tage fürchterlich brennen, so tief hatte das eingeschnitten. Hoffentlich hatten die keine Kabelbinder genommen. Das wäre der Ruf- und Respektsverlust schlechthin. „Bitte, bitte, beiß mich, Baby“, zitierte er, so trocken, dass er fast davon husten musste, eine Überschrift von einem Artikel über Vampire. So, wie er Yoko kannte, konnte er sich ganz gut ohne jeglichen Kekkei-Genkai-Schnickschnack ausmalen, was in ihr vorging. Sie war eben kein Teenager mehr, sondern eine knallharte Frau. Fünf Jahre älter. Wie unnormal. Anschließend nickte er einfach nur schief lächelnd. Wo sie recht hatte, da hatte sie recht.
Kaum, dass ihr Winken abbrach, ließ er ebenfalls die Hand sinken. Kurz sah er ihr noch nach, bis sie nicht mehr zu erkennen war und ließ sich schließlich auf den Rücken fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in den Himmel. Wolken beobachten. Kein allzu spannendes Hobby vielleicht, aber ihm war nicht nach dumm rumsitzen und nachdenken. Vielleicht hätten normale, nicht absolut vollkranke Menschen jetzt genug Denkstoff. Immerhin handelte es sich um das äußerst sensible Thema der Liebe. Und gerade jetzt, in der Anfangsphase, müsste er eigentlich vor Gedanken an Yoko und das Bevorstehende gerade zu sprudeln. Aber er starrte nur stumpf in den Himmel und entdeckte hier das Gebäude einer Kirche und dort einen Hund mit viel zu großen Segelohren.
Es wurde erst wieder interessant, als er Schritte hörte. Ganz der Vorzeigeshinobi richtete sich Len natürlich auf und warf einen Blick die Steintreppe hinab. Eigentlich war es ein strategisch guter Punkt, so am Ende einer Treppe. Man konnte einfach irgendetwas nehmen und es werfen – mit Glück verlor der Angreifer das Gleichgewicht und stürzte Hals über Kopf den Weg zurück. Man verschaffte sich nicht nur mehr Zeit, sondern dem Gegner auch noch Blessuren. Aber er hatte keinen Grund, einen Stein vom Wegesrand aufzulesen und ihn zu werfen. Immerhin schleppte sich Yoko nun die Treppe hoch. Hätte sie dicke Einkaufstüten gehabt, wäre er ihr wohl entgegen geeilt, um, ganz der Gentleman, ihr das Tragen abzunehmen. Aber alles, was an Proviant wohl dazugekommen war, war sorgsam verstaut. Dementsprechend wartete Len nur am oberen Ende der Treppe und stand dann gänzlich auf, als sie oben angelangt war. „Und? Überlebt?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 19:32 | |
| Sie nickte langsam. Acht Tage waren wirklich zu verkraften. Wobei es in ihrem Traum so viel länger vorkam. Natürlich kannte Yoko das Zitat nicht. Umso mehr sah sie ihn perplex mit gezogener Braue an. Der Tonfall zeuge davon, dass er es nicht ernst meinte. Aber trotzdem! „Du wirst es noch bereuen das gesagt zu haben, Liebster.“, erwiderte sie wieder ebenso trocken, wenn auch ernst gemeint.
Als sie nun endlich wieder oben war, neben ihm stand und er sie etwas fragte, schenkte sie ihm ein Lächeln. „Sieht ganz danach aus.“ Sie holte sich aus ihrem Rucksack die neugekaufte Flasche Wasser und trank ein paar Schlucke. „Wo wollen wir nun eigentlich hin? Steht Kumogakure immer noch?“ Wollte sie wissen und verräumte das Getränk wieder. Konnte es sich nun doch wieder nicht nehmen lassen, sich vor ihn zu stellen und sich einen Kuss zu holen. War sie doch sooo lange fort gewesen. Aber wie sagte man so schön? Die erste Liebe ist der Startpunkt einer anderen wunderschönen Welt. Und diese wollte sie in möglich vollen Zügen und all seinen Facetten auskosten. Das konnte man der jungen Frau doch gar nicht so übel nehmen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 19:48 | |
| Len konnte sich nicht dazwischen entscheiden, ob das nun gut oder schlecht war. Nicht, dass er eines schönen Morgens aufwachte und keinen Fuß mehr besaß, weil Yoko spontan auf die Idee kam, ihn abzubeißen. Da sie auch so furchtbar ernst klang, fuhr es ihm kurz eiskalt den Rücken runter. Und aus diesem Grund erwiderte er einfach mal gar nichts.
Len ging einmal um sie herum und ließ den Blick prüfend über ihre hübsch anzusehende Gestalt schweifen. Schließlich, wieder vor ihr angekommen, nickte er anerkennend. „Stimme dir da vollkommen zu. Siehst lebendig aus.“ Nachdem sie getrunken hatte, fügte er noch, leicht belustigt, hinzu: „Tote trinken nämlich nicht, als würden sie einen Rekord brechen müssen. Geschweige denn, dass sie überhaupt sonderlich viel trinken.“ Äußerst erheitert konnte nicht einmal die Frage nach dem eigentlichen Ziel jetzt noch etwas an seiner Hochstimmung ändern. Er sah in die Richtung, in der sie zumindest innerhalb des Genjutsus mal unterwegs gewesen waren. „Jetzt, wo wir es sowieso nicht mehr so weit haben, können wir uns das Städtchen auch ruhig mal ansehen. Oder was sagst du dazu?“ Vielleicht wollte sie ja woanders hin. Konoha vielleicht, mal wieder ihren eigenartigen Onkel besuchen. Er wäre der Letzte, der ihr ein Wunschziel abschlagen würde. Und er war ja sowieso einfach nur am Zeitschinden, also von daher… Als er sich wieder umwandte, wurde er auch endlich richtig begrüßt. Er legte seine Arme um sie, zog sie zu sich und sah sie selbst nach dem Kuss noch eine Weile stumm an. Als müsste er sich vergewissern, dass sie auch tatsächlich da war. Len grinste und meinte verschmitzt: „Wäre ich ein Dieb, wärst du meine Beute. Und wer hätte gedacht, dass so ein lausiger Taschendieb wie ich solche Juwelen abgreifen kann?“ Er küsste noch einmal ihre Wange, bevor er sie auch schon wieder losließ und stattdessen ihre Hand nahm. „Kommst du? Ich will der Stadt so schnell wie möglich meinen Rücken zukehren.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 20:32 | |
| Yoko drehte ihren Kopf so weit, wie sie konnte, um seiner Aktion zu folgen. Ging er immerhin einmal um sie herum und schien sie sich genau anzusehen. „Wird das nun immer so sein, wenn ich aus deinem Blickfeld verschwunden bin?“, fragte sie ihn amüsiert, als er ihr zustimmte, sie sähe lebendig aus. Nicht, dass sie etwas anderes erwartet hatte. Glaubte sie doch ihren Körper ganz gut zu fühlen. Und er war wahrhaftig da. Also musste sie ja irgendwie noch unter den Lebenden weilen. „Stimmt. Ich habe einen Toten noch nie zur Flasche greifen sehen. Aber abgesehen von ein paar schrägen Blicken ist mir da unten wirklich nicht mehr passiert.“, versicherte sie ihm noch einmal. Es war wirklich schön, wenn es jemand gab, der bei einem war und sich um die eigene Person sorgte. „Also ist es nicht mehr weit? Gut, dann will ich dir vertrauen und wir gehen dahin. Außer du hast einen anderen Wunsch. Ich fände es nur schön demnächst mal wieder einer normalen Stadt ‚Hallo‘ sagen zu können.“ Sie grinste schief und freute sich, dass er den folgenden Kuss so erwiderte. So gefühlvoll. So echt. Seine Worte ließen doch einen rosigen Schimmer auf ihren Wangen aufsteigen. „Solange ich nicht in einen Sack gestopft werde.“ Richtig, da wäre es ihr sogar ganz recht. Wobei… er hatte sie ja bereits gestohlen. Zumindest ihr Herz. Wenn es nach ihr ging, könnten sie wohl noch ewig dort stehen, aber sie nickte. Hatte er doch auch recht. Sie selbst wäre wohl wirklich froh, wenn sie diese Stadt hinter sich ließ. Wobei sie ihr die Erkenntnis der Liebe verdankte… Wohlig seufzte sie auf und ging nun neben ihm her.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Di 19 Jul 2011, 20:47 | |
| Len grinste belustigt und zuckte mit den Schultern. „Ich denke mal, das legt sich demnächst. Wenn so der erste Schock überwunden ist. Außerdem sieht man ja auf den ersten Blick meistens genau, ob jemand lebt, oder nicht.“ Er lachte kurz auf und zwinkerte ihr zu. „Die Mehrzahl der Toten, denen ich bisher begegnet bin, waren nämlich weder dazu fähig, zu stehen, geschweige denn zu laufen. Und solange du zurück in mein Blickfeld findest, ist also alles gut.“ Dass sie sich hiermit auf eine absolut dämliche Diskussion eingelassen hatten, fiel ihm erst kurz darauf ein. Also schüttelte er nur den Kopf und lachte sich innerlich darüber kaputt, wie absurd und verdreht er doch im Moment war. Aber das lag sicher an dem völlig durcheinander gewürfelten Hormonhaushalt. „Ich hoffe, die Blicke waren sehr keusch und scheu“, sagte er, trotz allem in einem ziemlich gelassenem Tonfall. „Denn jetzt bist du ja mein, haha.“ Noch einmal grinste er, widmete sich dann aber anderen Dingen. Zum Beispiel der Routenplanung. Wenn er die Karte auch wirklich richtig in Erinnerung hatte, dann war der Weg wirklich nicht mehr weit. Und damit es auch möglichst anspruchslos für die Dummen der Shinobi-Welt war, fädelte der sich auch schnurgerade einfach nur durch diesen Wald. Und wenn der erst einmal hinter einem war, konnte man immer noch einfach gerade aus gehen. Irgendwann käme man dann an. „Kumo ist toll“, meinte Len schulterzuckend, „hoffe ich jedenfalls. War noch nie da. Aber ich bin eigentlich wunschlos glücklich, hast du eine bessere Reiseroute im Kopf?“ Fragend legte er den Kopf schräg und musterte sie kurz. Das mit der normalen Stadt überging er einfach mal gekonnt. Er hatte keine Lust mehr, über diese Stadt hier zu reden. Sie war einfach ein Stück nicht verzeichnete Erde, auf die man ein paar hässliche Häuser gebaut hatte. Nichts, was man äußerst in Erinnerung behalten sollte. Außer vielleicht ein paar spezielle Momente, die einfach mit dem Ort zusammenhingen. „Du wirst ja rot…!“, stellte der Blitzmerker fest, als er den Blick wieder von der folgenden Route abwandte und stattdessen zu seiner Begleitung sah. „Dabei bin ich davon ausgegangen, dass Komplimente, Küsse und Liebesgeständnisse irgendwann zur Routine werden. Vor allem für eine durch die Gegend ziehende, abgehärtete Person, wie dich.“ Len klang ehrlich verblüfft. Er hatte sie bisher nur einmal rot werden sehen – und da war sie selbst dran Schuld gewesen, weil sie sich selbst beinah erstickt hatte. Allerdings fing er sich kurz darauf wieder und meinte: „Ich stopfe dich schon nicht in einen Sack. Solch wertvolles Kleinod muss man doch betrachten können.“ Sie waren keine fünfzig Schritte gegangen und schon war hinter ihnen der Wald so dicht geworden, dass die Stadt nur noch schwer zu erkennen war. Manchmal blitzte noch eine Lichtreflexion von Glas oder Metall auf, aber sonst blieb sie den Blicken verborgen. Nicht, dass er sich auch nur einmal noch umgewandt hätte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 09:27 | |
| „Geschockt weil du dir ausgerechnet mich als Geliebte ausgesucht hast?“, fragte sie grinsend nach und würde das sogar irgendwo verstehen. Immerhin hatten sie sich beide gegenseitig schon fast niedergemetzelt. Und das nicht nur einmal. „Stimmt. Die meisten liegen einfach unbeweglich am Boden.“ Nettes Gesprächsthema, das sie da so hatten. „Solange du willst, dass ich zurückfinde, werde ich es auch.“ Ihre Worte hatten ja fast schon etwas Trauriges an sich, wenn man sie genau nahm, selbst wenn die Utsukushi selbst gerade gar nicht an so etwas dachte. Viel zu schön waren die Momente nun, als dass man über das Verlassen werden nachdachte. „Ich schätze, dass die meisten misstrauisch waren. Wobei ich ehrlich gesagt nicht ganz so genau darauf geachtet habe.“ Sie zuckte mit den Schultern, begann dann aber wieder unbeabsichtigt zu grinsen. „Ach, bin ich das?“ Natürlich war sie das, aber infrage konnte sie es doch immer noch stellen und um ihn vielleicht auch etwas zu ärgern. Aber er schien gedanklich schon zu etwas anderem abgedriftet sein, weshalb sie diesen nachdenklichen Blick mit einem Lächeln kommentierte. „In Kumo direkt war ich auch noch nicht. Aber es soll gebirgig sein.“ Auf seine Frage schüttelte sie ihren Kopf. Auf seine Feststellung, wollte sie etwas erwidern, stockte dann aber und sah ihm mal lieber nicht ins Gesicht. „Ja, ja. Halt es mir nur vor…“, grummelte sie mit einem Schmollmund. Wobei sie es insgeheim ja selbst überrascht hatte. Aber in ihrem Fall durfte sie es sich schon mal leisten. Hin und wieder. „Schein ich eben doch nicht so hart zu sein und wirkliche Liebe konnte bei mir bisher noch nicht zur Routine werden.“ Die junge Frau lächelte und sah ihn wieder zögernd an. Er wollte ja immer, dass man sich ansah, wenn man miteinander sprach. „Kleinod? Ich bin nicht klein…“ Richtig, sie hatte keine Ahnung von diesem Begriff. Vielleicht sollte sie sich tatsächlich mal noch überlegen ab und an ein Buch zu lesen – wohl eher nicht. Die Stadt rückte immer weiter ins Vergessene. Was zählte war der Moment und nicht, welch schrecklicher Weg vorher begangen werden musste. Und nun gingen sie Hand in Hand nebeneinander her. Wobei sie wieder feststellen musste, dass er schöne Hände hatte. Schöne im Zusammenhang von stark… männlich, aber auch sanft.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 12:52 | |
| Sie erntete einen schiefen Blick seinerseits und pattete ihr einmal auf die Schultern. „Nennen wir es einfach ‚Der große Schock‘ und schweigen darüber, wodurch er ausgelöst worden ist.“ Wie gesagt, er hatte keinerlei Lust weiter über die Stadt oder das Genjutsu zu sprechen. Es sollte unter viel Geröll begraben und schließlich verdrängt oder vergessen werden. Das wäre die beste Option für alle Beteiligten. Wobei sein Verstand sich noch am Wort Geliebte auf hing. Wenn man über die genaue Wortbedeutung nachdachte, konnte man durchaus auf falsche Gedanken kommen. Aber er redete ihr mal nicht hinein. „Oder eher in Truhen. Manchmal sind sie aber völlig beweglich…, weil der Wind den Rest von ihnen durch die Gegend pustet.“ Yoko und Len waren halt nicht normal. Normale Verliebte würden vielleicht erst einmal Lieblingsgericht, Lieblingslied und Lieblingsfarbe austauschen. Vielleicht noch ihre Vorliebe für Satin- oder Baumwollbettwäsche. Aber normale Verliebte redeten nicht über die Beweglichkeit von Toten. Bei ihnen fehlten halt ein paar Rädchen im Kopf. Len konnte darüber nur lachen. Ein wenig überrascht sah er Yoko dann an. „Davon kannst du erst mal ausgehen. Zumindest die nächsten sieben Monate – solange hält nämlich das ‚Verliebtsein-Hormon‘.“ Was er sich nicht alles angelesen hatte. Und wie wunderbar „romantisch“ er war. Aber wo er recht hatte, da hatte er nun einmal recht. Liebe war alles in allem sowieso völlig unromantisch, war es doch nur ein chemischer Prozess innerhalb des Gehirns, das den Menschen zum Fortpflanzen zwingen wollte. Er wog den Kopf nachdenklich hin und her. „Kein Wunder. Die kriegen sicherlich nicht oft Besuch in dieser Stadt. Wahrscheinlich wollen sie das auch gar nicht wirklich, schließlich haben sie sich nie die Mühe gemacht, in Konoha mal anzufragen, ob man sie auf einer Karte aufnimmt.“ Und jetzt hatte er doch noch einmal über die Stadt geredet! Und das regte ihn ehrlich gesagt ziemlich auf. Verschwinde, Stadt, verschwinde! Dann sah Len sie vorwurfsvoll an. „Natürlich bist du das! Habe ich doch eben gesagt, hör mir doch mal zu“, grummelte er missmutig und starrte angestrengt auf die Baumstämme, die neben ihnen in den Himmel ragten. Ja, so Bäume hatten die Eigenart mal oft sehr im Weg zu stehen und dann keinen Fleck vom Platz zu rücken. Aber eigentlich wollte er sich jetzt einfach nicht mit dem Gedanken auseinander setzen, dass Yoko wohlmöglich doch nicht so viel für ihn empfand, wie er es sich ausgemalt hatte. Oder wie er es eben gerne hätte. In seinem jugendlichen Leichtsinn. „Finden wir’s heraus“, kommentierte er unbeeindruckt. Also stand Kumogakure fest, nachdem sie abgewunken hatte. War ja auch naheliegend, sowohl im sprichwörtlichen, als auch im wörtlichen Sinne. Schließlich musste Len ja doch grinsen. War ja auch unheimlich niedlich, wie sie reagierte. „Ich werd’s dir immer vorhalten. In meinem Traum habe ich dich damit auch aufgezogen. Und… jetzt fühle ich mich einfach mal geschmeichelt und nehme es als Kompliment.“ Er seufzte kurz und sah sie dann mit einem Kopfschütteln an. „Weißt du, was ein Synonym ist? Ein Synonym ist ein anderes Wort für ein Wort. Hand und Patscher zum Beispiel. Auf jeden Fall ist Kleinod ein Synonym für Edelstein.“ Die Vorstellung, dass Yoko in ihrer Kindheit tatsächlich niemals mit ihren Eltern etwas anderes getan hatte, als stumpf Dauerläufe zu machen und Holzpuppen zu verprügeln, rückte näher. So marschierten sie nun durch den Wald, ließen die vergangenen Tage hinter sich und gingen wohl ihrer gemeinsamen Zukunft entgegen. Wobei ihm da etwas Entscheidendes einfiel, was er auch gleich zur Sprache bringen musste. „Du, sag mal… Sind wir jetzt eigentlich… zusammen? A-also ein … ein Paar?“ Len biss sich ärgerlich auf die Zunge. Er hatte keine Lust, zu stottern, wie ein kleiner Junge.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 14:04 | |
| „Gut, dann will ich mal nicht so sein.“ Sie zwinkerte ihm zu. Ab und an musste sie ihm ja auch mal einen Gefallen tun. Wobei sie tatsächlich eher dachte, ‚Der große Schock‘ bezog sich auf die Beziehung und nicht auf die Stadt. Nun, sie hatte eben so ihre eigenen Logiken. Wieder einmal nickte die Utsukushi. „Dann waren sie aber nicht in Truhen eingeschlossen, sondern sind einfach in Vergessenheit geraten. Wobei die in diesen Gegenden wohl eher nicht rumgepustet werden. Der Wald lässt das nicht sonderlich zu.“ Sie zuckte mit den Schultern und, dass so ein Gesprächsthema tatsächlich unnormal war fiel ihr nicht wirklich auf. Was ihr allerdings auffiel war, dass das hier wohl das erste richtige Gespräch war, das die beiden führten. Sie standen gerade nicht schon halb im Grab und insgesamt gab es einen richtigen Wortwechsel zwischen den beiden. „Sieben Monate sagst du? Jetzt haben wir Juli, also bis…. Februar. Dann bekomm ich also kein Geschenk.“, stellte sie lachend fest. Nein, sie fand es wirklich nicht schlimm, viel mehr amüsant. Aber tatsächlich fragte sie sich, wie lang sie wohl zusammen bleiben würden, wobei sie doch nicht wirklich darüber nachdenken wollte. Für den Moment war immerhin alles gut. Besser als gut. „Verwunderlich ist allerdings, dass es dort so viele Menschen gab und sie so groß war…“ Ein Schauer lief ihr am Rücken runter. Die Stadt hatte tatsächlich etwas Unheimliches an sich. „Einigen wir uns darauf, dass wir nicht mehr von diesem Ort sprechen, ja?“ Nie wieder. Seine nächsten Worte ließen sie schmunzeln. „Süß.“, kommentierte sie, da ihr darauf tatsächlich nur dieses Wort einfiel und beugte sich zu ihm, um ihm wieder ein Küsschen auf die Wange zu drücken. Thema Kumogakure war für sie also abgehakt, bzw. beschlossene Sache. „…erinner mich nicht daran.“, erwiderte sie ein wenig trocken und kratzte sich an der Wange. Tatsächlich war sie da mal knallrot gewesen, sodass er es selbst in dem fahlen Licht erkennen konnte. Peinliche Sache! Dabei ist er doch schon viel öfters rot geworden, als sie. Seine Erklärung kommentierte sie mit einem nicken. Tatsächlich wusste sie, was ein Synonym ist und sie verstand, was er schwafelte. Als sie dann eine Weile gegangen sind, stellte er doch eine recht bedeutende Frage und sie sah wieder zu ihm rüber. Richtig, meistens sah sie gerade aus, damit sie nicht über etwas stolpern musste. „Hast du etwa Angst vor der Antwort?“, war das erste was ihr darauf ein wenig irritiert einfiel, da er gar so gestottert hatte. Erst dann dachte siedarüber nach. „Nun… ich hoffe es. Sag du es mir.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 14:34 | |
| Len zuckte mit den Schultern. Zwar hatte er keine Lust, über die Stadt nachzudenken, geschweige denn von ihrem Traum der sie erst einmal auseinander getrieben hatte. Der ihn dazu getrieben hatte, so schrecklich gemein zu ihr zu sein… Halt. Er hatte doch geschworen, die Stadt endgültig hinter sich zu lassen. „Ich kann dir irgendwie nicht mehr genau folgen, Yoko“, sagte er stirnrunzelnd, „Wie sind wir eigentlich auf das Thema gekommen? Ach ja… Ich wollte wissen, ob du noch lebst. Was hat das nun mit in Vergessenheit geratenen Toten zu tun?“ Er dachte noch einmal scharf nach – und kam auf keine Lösung. Er war also darauf angewiesen, dass sie ihn einweihte. Sonst würde er wohl weiter in der Dunkelheit der Unwissenheit herumtappen. Wenigstens hatte er den zweiten Teil ihrer Aussage verstanden, befand es aber nicht als wichtig, extra noch darauf einzugehen. „Zumindest sehen wir noch den Schnee zusammen und können uns an Neujahr die Kante geben“, meinte er und legte den Kopf schräg. „Aber… Geschenk. Geht es um deinen Geburtstag? Wann hast du eigentlich Geburtstag?“ Reine Neugierde. Immerhin wusste er das Datum nicht, war ja auch klar, er hatte sich nie wirklich drum geschert. Aber das Herz machte halt, was es wollte und der Verstand hatte da kein Wörtchen mitzureden. Da Yoko aber daran dachte, wie lange Len und sie zusammen bleiben würden, stellte er sich diese Frage auch unwillkürlich. Wie lange hielt so etwas wohl in der knallharten Welt der Shinobi? Vor allem, wenn man ein Ausgestoßener war, der nicht wusste, wo er am nächsten Tag war? Und was für eine Zukunft hatte so etwas überhaupt? Len dachte darüber nach, was sie noch über die Stadt sagte, berücksichtigte aber ihren Wunsch und lächelte nur stumm, da er ja nicht mehr darüber reden sollte. Er sparte also eine Antwort einfach. Allerdings war es wirklich komisch, dass eine Stadt von solch einer Größe überhaupt solange unbemerkt bleiben konnte. Vielleicht war es ja ein Dorf von Aussteiger, die nichts mehr mit den Geschicken der Militärdiktaturen in den Dörfern zu tun haben wollten? Oder war es wohl ein Nest voller Abtrünniger, die versuchten, ein neues Leben zu beginnen? Ruhig und allein, unter sich? Er würde es wohl nie erfahren. Auf ihren Kommentar und den Kuss auf die Wange brummte er ein wenig und fühlte sich zutiefst gedemütigt, aber immerhin auf eine nett gemeinte Weise. War ihm schon ein wenig peinlich. Vielleicht sollte er einfach besitzergreifender sein, dann hätte sie es auch nicht in Frage gestellt. Doch dann würde er sich nur dumm und machohaft fühlen und das brauchte er zu seiner natürlichen Arroganz nicht. Er fühlte sich schon so wohl, wie er war. Und derjenige, der mit sich selbst leben konnte, lebte am gemütlichsten. Die Erwiderung nahm er hin und mit der freien Hand salutierte er, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte und gehorchen würde. Ihre folgenden Gedanken ließ er absichtlich unkommentiert, schließlich war es durchaus unpraktisch für ihn, zumal es für einen Kerl noch peinlicher war, rot zu werden. Er würde sich also nur selbst in die Scheiße reiten. Deswegen schwieg er friedlich vor sich her. Len blieb schließlich stehen und ließ ihre Hand los, damit er beide Arme frei hatte, um sie vor der Brust zu verschränken. Das tat er allerdings aus dem Unterbewusstsein heraus, als Schutzmechanismus. Er weigerte sich auch konsequent dagegen, Yoko anzusehen. „Ich habe Angst vor einem Nein“, gestand er leise und ehrlich. „Das ist ein Unterschied.“ Sie hoffte es. Sie wusste es nicht. Der gleichgültige Tonfall ließ ihn ein wenig betrübt doch wieder in ihre Richtung schauen. „Ich weiß nicht. Ich will, aber ich weiß nicht.“ Er hatte ja keine Ahnung, wie so etwas ablief. Erfahrungen konnte man eben nur sammeln und nicht in Büchern lesen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 16:18 | |
| Die Utsukushi blinzelte ein paar Mal, runzelte die Stirn und dachte selbst erst mal nach. Dann schnippte sie mit den Fingern. „Na weil der Wind nur die Toten umher tragen kann, die eben irgendwo vergessen offen liegen. Wären sie nicht vergessen worden, würden sie in Truhen unter der Erde liegen und da kommt der Wind ja nicht wirklich rein. Aber… ja, ich glaube, wir kommen gerade ziemlich vom Thema ab. Hauptsache ist, dass wir beide leben, wach und gemeinsam unterwegs sind.“ Sie lächelte ihn aufrichtig an. Es kam selten vor, dass er etwas nicht mehr verstand, wobei sie selbst vergessen hat, wie er eigentlich auf Truhen gekommen ist. Aber vielleicht sollte man das Thema irgendwo sein lassen. Kam es immer weiter ab von dem, worum es ursprünglich ging. „Stimmt. Dann darfst du mir einen Schneeengel zaubern.“, erwiderte sie grinsend und erinnerte sich an den Schlammengel, den er einst gemacht hatte, allerdings musste sie auch gleich ihre Braue skeptisch heben. „Wenn du dich tatsächlich betrinkst, dann hast du bei mir einen Wunsch offen.“ Denn wenn eins bei der Utsukushi durchgedrungen ist, dann die Tatsache, dass er Drogen und Alkohol nicht ausstehen konnte, gar verabscheute. Abgesehen von Zigaretten. Zigaretten waren aber auch wirklich gut. Auf seine Feststellung nickte sie abermals. „Zu spät und doch zu früh, sodass ich wieder älter werde.“ Sie lächelte schief. Tatsächlich störte sie ihr eigenes Alter. Immerhin war sie über fünf Jahre älter als er. Meinte er selbst, dass die Männer im Alter reiften, die Frauen hingegen einfach… alt und hässlich wurden. Sie seufzte, wollte seine Frage dann aber doch nicht unbeantwortet lassen. „Ende März. Aber frag mich nicht an welchem Tag genau. Hab ihn vergessen.“ Sie zuckte unberührt mit den Schultern, um zu demonstrieren, wie unwichtig es ihr doch eigentlich war. immerhin hatte sie die Jahre niemand mehr gehabt, mit dem sie feiern würde und die Tatsache, dass sie an diesem Tag wirklich älter wurde, wurmte sie, weshalb er in Vergessenheit gerückt ist. Es reichte ihr schon aus, wenn sie ab April immer sagen konnte, dass sie ein Jahr älter war, da schenkte sie auch ihrem alten Ausweis keinen Blick, um mal nachzugucken. Tatsächlich konnte sie sich von dem Fetzen Papier nicht ganz trennen, wieso wusste nicht einmal sie genau, aber wahrscheinlich lag es daran, dass dies tatsächlich so ziemlich das einzige war, das sie noch von damals besaß und sie einfach sicher gehen konnte, dass sie wirklich die war, die sie glaubte zu sein. Auch wenn das Bild manches Mal wirklich irritierend war. War sie gerade 17 auf dem Bild und hatte noch hüftlange Haare. War noch jung. Dann musste Yoko aber feststellen, dass sie wohl wieder etwas falsch gemacht hatte. Viel zu oft machte sie in ihrem Leben etwas falsch. So sah sie zu ihm, wie er seine Arme verschränkte und antwortete. „Len…“, sagte sie leise traurig und legte dann eine Hand an seinen Arm, um ihn im Gehen abbremsen zu können und sich selbst vor ihn zu stellen. Immerhin hat er sie auch noch nicht mal angesehen. Zumindest nicht im ersten Moment. „Len, es tut mir leid.“, begann sie erneut. „Ich habe wohl das falsche Wort gewählt. Ich hoffe es nicht. Ich wünsche es mir. Ich wünsche es mir aus tiefsten Herzen, allerdings scheinst du selbst es nicht zu wissen.“ Ein trauriges Lächeln folgte und sie blickte nach unten. Auf seine Arme. Nun hoffte sie aber inständig, dass sie es nicht noch schlimmer gemacht hatte, dass er ihre Worte noch falscher interpretierte. Sie liebte ihn immerhin.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 16:46 | |
| Len ging ein Licht auf und er nickte verstehend. „Ah“, machte er und lächelte, „wir haben wieder aneinander vorbeigeredet. Ich meinte eigentlich die, die eingeäschert werden. Aber das, was du da eben erläutert hast, funktioniert natürlich auch. Obwohl Deflation wohl eher weniger zutrifft, den meisten Teil machen wohl Tiere und Destruenten.“ Er und seine Fachsprache. Aber Len war es halt gewohnt, in etwas höheren Kreisen zu verkehren. Er war niemand, der sich in einer dreckigen Gasse an eine Häuserwand lehnte, um ein paar zwielichtige Gestalten zu beschatten. Len hatte Stil, wenn man das so sagen durfte. Für ein paar Bestechungsgelder konnte man sich so einige Treffen mit so einigen Personen erkaufen. Trotz der Kindheit weit abseits des Elternhauses hatte er den Anstand gelernt. Man könnte manchmal wirklich meinen, er wäre ein Adeliger vom Land und nicht irgendein dahergelaufener Mörder. „Aber ja“, fügte er mit einiger Verzögerung an und erwiderte ihr Lächeln fröhlich, „das ist alles, was zählt.“ Irgendwo war so ein Thema ja deprimierend. Umso amüsierender die Tatsache, dass Yoko und Len sich trotz allem so gut verstanden und sich daran erheitern konnten. Lag vielleicht daran, dass sie nicht oft Smalltalk führten, vor allem nicht, oder gerade weil sie nicht über so etwas Abwegiges redeten. Vielleicht sollten sie es öfter tun. „Mach ich“, versprach Len. Zeit für neue Erinnerungen an Schneeengel. Allerdings – wer wusste, wie lange sie überhaupt noch lebten? Nukenin konnten so gut wie gar nicht für die Zukunft planen, denn niemand konnte ihnen sagen, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch am Leben oder nicht in einer grauen Gefängniszelle waren, um dort zu versauern. Er verdrängte den Gedanken und meinte: „Denkst du etwa, ich würde nicht trinken? Vernebelt den Verstand, lässt einen Dinge tun, die man lieber nicht tun wollte und tötet Gehirnzellen – aber mein Gott, selbst die ödeste Party wird durch Alkohol bunt und lustig. Den Spaß gönne ich mir auch manchmal.“ Allerdings verkniff er es sich meistens. Denn betrunkene Partygäste redeten auch gerne mal und schütteten ihr Herz über Sachen aus, die sie am liebsten für sich behalten hätten. Das mit dem Wunsch, das merkte er sich dennoch. Er würde darauf zurückkommen. „Aww, hat die kleine Yoko Angst vorm Erwachsenwerden?“, triezte er sie ein wenig und grinste sie schief an. „Ich schicke dir einen Kirschlolly per Post, sollten wir uns da schon nicht mehr ausstehen können.“ Er sagte es munter und locker – schließlich war die Aussicht auf so etwas im Moment so etwas von gering, dass er ihm keine Bedeutung schenkte. „Du hast deinen Geburtstag vergessen?“ Selbst Leute mit miserablem Zahlengedächtnis und manche mit Alzheimer wussten ihren Geburtstag noch. Yoko stellte wirklich eine absolute Ausnahme dar. Aber wenn sie eine gute Begründung dafür hatte, warum nicht? Zwar würde er garantiert mit ihr feiern wollen, aber was nicht sein soll, soll nicht sein. Die gute Laune verschwand schlagartig, wie, wenn man den Lichtschalter drückte und die Dunkelheit in die kleinsten Schatten in den winzigsten Winkeln verscheucht wurde. Was war er auch so dumm gewesen, so etwas anzusprechen? Hatte es nicht gereicht, dass sie gerade fröhlich durch einen Wald spaziert waren, unbeschwert, in den Tag hineinlebend? Er befand sich als unnatürlich dumm in diesem Moment, auch wenn er es in anderen Situationen gerne abstritt. Er ließ die Schultern hängen und seufzte auf. „Ach…, ist ja nicht deine Schuld. In meiner anmaßenden Dummheit habe ich halt vor mich her geredet und… ja, da kommt halt manchmal Stuss.“ Er zwang sich zu einem Lächeln, sodass es mehr als gekünstelt wirkte. Denn ihr verzweifelter, trauriger Anblick machte ihn nur noch deprimierter. Schlussendlich schloss er Yoko wieder in seine Arme und blickte über ihre Schulter starr zu Boden. „Der richtige Terminus ist doch egal. Hauptsache wir lieben uns. Oder?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 17:46 | |
| „Oh, aber die sind doch in Urnen. Die meisten jedenfalls...“, meinte sie blinzelnd und fragte dieses Mal nicht, was er mit seinen Fachbegriffen meinte. Irgendwann würde ja sonst noch ihr Kopf von diesen Wörtern platzen! Gut, wohl eher unwahrscheinlich, aber ein Hirn ist irgendwo begrenzt und dann würde sie womöglich noch Dinge verdrängen, vergessen, die wirklich wichtig waren – zumindest in ihren Augen. Aber die Verständigungsprobleme waren wohl von Anfang an vorprogrammiert. Das hätte sie vorher wissen müssen – war ihr aber egal. wenn es von schwerwiegender Bedeutung hatte, würde er es ihr erklären. „Ach, wirklich? Das will ich dann auf jeden Fall miterleben, wenn ich da noch in der Lage bin. Aber mein Wort steht. Du hast dann einen Wunsch frei.“ Sie zwinkerte ihm grinsend zu. Und würden sie zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit haben gemeinsam zu reisen, oder sie selbst nicht schon zu dicht war, als dass sie noch so etwas wahrnehmen konnte, dann würde sie sich in gewisser Weise freuen. Immerhin hätte er dann auch Spaß irgendwo. Betrunken sein hing meistens auch mit Spaß zusammen. „Ich…“ Sie schnaubte auf. Es würde wohl nichts bringen, wieder zu sagen, dass sie nicht klein war. „Vor dem Erwachsenwerden nicht, sondern vor dem Altwerden.“ Sie grinste ebenfalls. „Wenn ich es mir aussuchen darf, hätte ich lieber Apfel.“ Auch sie nahm die Worte nicht sonderlich ernst. Noch nicht, denn noch war alles in bester Ordnung. „Verdrängt. Vergessen. Nun, ist wohl so ziemlich dasselbe.“ Sie schwieg kurz, ehe sie noch etwas zögerlich hinzufügte. „Wenn du ihn wirklich wissen willst, kann ich dir bei Gelegenheit meinen alten Ausweis raussuchen. Dann hast du auch die Absicherung, dass ich tatsächlich so heiße.“ Yoko würde für ihn das Stück Papier wirklich in ihrem Hab und Gut suchen gehen. Die folgende Situation war auch wieder eine derer, in der sie letztendlich doch nicht wusste, was zu tun war und ob das, was sie tat das richtige war. Trotzdem musste sie ihm noch einmal wiedersprechen: „Du bist nicht dumm. Garantiert nicht.“ Sein falsches Lächeln sah sie nicht mehr, da sie in dem Moment bereits ihren Blick auf seine Arme abgewendet hatte. Erst als er sie wieder in diesen hielt und an sich drückte, atmete sie einmal tief stoßweise aus. Beinahe wären ihr wirklich die Tränen gekommen, aber eben nur beinahe. Terminus, an diesen Begriff – Wortspiel – erinnerte sie sich noch. War es noch gar nicht allzu lange her, als er ihr den mal erklärt hatte, weshalb sie, so gut es ihr möglich war, nickte und für den Moment ihre Augen schloss.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 18:07 | |
| „Denkst du!“, widersprach er mit sanften Tadel und schüttelte den Kopf. „Viele wünschen sich eher, dass ihre Asche dann verstreut wird. An Orten, an denen etwas Entscheidendes in ihrem Leben passiert ist, oder einen Ort, den sie sehr mochten. Sehr beliebt ist auch das Meer.“ Viele Verwandte machten sich aber auch den Spaß und stellten ihren Verstorbenen mitten auf den Kamin, damit sie die teuren Ming-Vasen bestaunen und beim Staubwischen für immer auf dem Boden zerschellen lassen konnten. Der Staubsauger mutierte zur letzten Ruhestätte des Toten. Jedenfalls stellte Len sich das manchmal vor, in seinem makaberen Humor. Ein wenig verwirrt erwiderte Len: „Ja, wirklich. Oder meinst du, ich sage so etwas nur daher, um dir zu gefallen? Nicht, dass ich so etwas nicht tun könnte, aber du hasst es mehr, wenn ich lüge, als dass du das leiden kannst – oder liege ich falsch?“ Konnte ja gut möglich sein, dass er auch mal vollkommen falsch kombinierte. Zugegeben, so oft kam das nicht vor, aber die Chance bestand. „Aber gut. Verschieben wir die Diskussion auf später. Vielleicht, wenn ein Saufgelage in Aussicht steht“, nun zwinkerte Len ihr zu und zuckte mit den Schultern, als Zeichen, dass der Rest ihn eher peripher tangierte. Dann meinte er in einem väterlichen Tonfall: „Du bist zweiundzwanzig – was meinst du, wie lange du noch nicht alt bist? Mit vierzig kannst du sicher noch mit Topmodels mithalten und dich für Bikini-Zeitschriften ablichten lassen.“ Da er es durchaus ernst meinte, so top in Form, wie Yoko nun einmal war, konnte sie ihm nicht einmal vorwerfen, dass er sie verarschte oder anlog. Deswegen lebte Len auch mit sich selbst im Reinen. Das mit dem Apfel vermerkte er sich auf seiner inneren Merkliste, genau wie das mit seinem freien Wunsch, sollte er doch tatsächlich mal tief in die Flasche schauen. „Nicht, dass ich dir nicht glauben würde, aber bei Gelegenheit kannst du ihn mir wirklich mal zeigen. Nur aus Neugierde. Und dann kann ich dir deinen Apfellolly schenken.“ Er beharrte klipp und klar auf der Süßigkeit. Der Geschmack war ihm egal. Es ging ums Prinzip. Hatte schon fast etwas von einer Gewohnheit, die er mochte. Und hach, was war das Leben schwer! Wieder einmal hatten sie sich in einer Situation verfahren, in der keiner von Beiden wusste, was wohl gerade richtig wäre, wenn man es tat. Sollte man jetzt irgendetwas bedeutungsschweres, unaussprechlich Schlaues sagen? Etwas genauso Grandioses tun? Len blieb dabei, Yoko zu halten und vielleicht, ganz vielleicht hatte er sie jetzt noch ein bisschen mehr an sich gepresst, während er mit belegter Stimme sagte: „Dann hatte ich zumindest einen dummen Moment. Auch ich kann dumme Momente haben.“ Ein paar Herzschläge lang verharrte er so, bevor er sie ein Stück von sich fort drückte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Und jetzt sind wir nicht mehr traurig, sondern ein verliebtes, glückliches Pärchen, okay?“ Außerdem sollten sie vielleicht ihren Weg mal fortsetzen. Sonst kämen sie niemals in Kumo an.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 18:51 | |
| Yoko sah ihn kurz blinzelnd an. „Ach wirklich? Nun.. wusste ich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, dachte ich nicht. Außerdem musst du doch gar nicht groß etwas tun, um mir zu gefallen und noch einmal nein, du liegst vollkommen richtig damit. Es hat mich eben nur überrascht. Bisher warst du auf Drogen und Alkohol nicht so gut zu sprechen.“ Sie zuckte mit den Schultern und nickte ergebend. Immerhin hatte er recht. Jetzt darüber zu diskutieren war sinnlos. Sie würden es gerade eh nicht herausfinden können. Auch das nächste Thema winkte sie mit einer Handbewegung ab. Würde sie ausnahmsweise nachgeben. Wobei man bei ihr eben bedenken musste, dass irgendwann, vielleicht sogar schon recht früh, ihr sündhaftes Leben sie einholen würde. Der stetige Genuss von Drogen aller Art. Bei seinen Worten kehrte ihr Grinsen wieder zurück. Vor allem weil er das ‚bei Gelegenheit‘ wiedergab. Aber sie würde ihn ihm zeigen. Vielleicht sogar schon an diesem Abend, wenn sie nicht allzu müde war. vielleicht würden sie es sogar schon bis nach Kumo schaffen, wenn sie sich beeilten? Dann hätten sie ein hübsches Bett für die Nacht.
Auch sie drückte sich an seinen Körper. Es war einfach dieser gewisse Halt, den, den sie eigentlich noch nie so gespürt hatte bei einer Person. Nicht einmal von ihren Eltern, war sie doch viel zu aufsässig gewesen, sodass sie eine solche Umarmung nie zuließ und sich raus gewandt hatte. Len beharrte weiter auf seine Dummheit, bzw. auf einen dummen Moment und sie ließ die Worte unbeantwortet. Eigentlich musste er ja wissen, dass sie ihn nicht für dumm hielt und jetzt nur noch mal etwas dagegen zu sagen… es hätte keinen Sinn. Letztendlich würde er wieder etwas möglich Schlaues kontern. Als er sie fort drückte, seufzte sie noch einmal auf und öffnete wieder ihre Augen. Bekam sogar ein Küsschen auf die Stirn, das ihr wieder ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte. „Okay.“ Trotzdem streckte sie sich zu ihm hoch, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn für einen kurzen Augenblick auf die Lippen. „Gehen… wir weiter, ja?“ Sie lächelte noch immer und ging die ersten Schritte vorwärts.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 20 Jul 2011, 19:26 | |
| Er nickte bestätigend. Er erzählte keine Ammenmärchen, dafür waren Geschichtenerzähler gut, die an den Straßenrändern oder auf gestapelten Obstkisten saßen und den Kindern ihren Geschichten auftischten, um als Belohnung vielleicht einen Happen zu Essen bekamen, oder aber ein bisschen Kleingeld. Aber nicht Len Sanada, Nukenin Rang B, höflichster Lügenbaron, den man sich vorstellen kann. Nach ihren Worten strich er sich seinen Pony mit einer betont lässigen Handbewegung aus dem Gesicht. „Es sind die Haare, nicht wahr? Jeder verfällt meinen Haaren“, sagte er in einem möglichst arroganten, eitlen Tonfall und grinste sie an. Dann zuckte er aber nur mit den Schultern. „Ist ja auch wahr. Mein Körper ist immerhin alles, was ich an Kapital habe. Ohne ihn in einem ordentlichen Zustand zu halten könnte ich mich nicht einmal mit ein wenig Grips aus den Fängen meiner Häscher winden. Frage mich übrigens, wie du es geschafft hast, solange frei zu bleiben.“ Da Yoko auf die nächsten Themen schwieg, schwieg er ebenfalls. Man konnte ja jedes Thema mal fallen lassen, wenn es im Grunde nicht mehr weitergeführt werden musste. Zwar hörte Len ihr gern beim Sprechen zu, aber er konnte auch ihr Schweigen leiden. Neuerdings. Immerhin hatte es ja auch irgendwo mit ihr zu tun. Allerdings gab es einige Dinge, die mit ihr zusammenhingen, die er dann doch verabscheuen würde. Jedenfalls für den Moment. Ihr Fernbleiben.
Was war es nicht ein Glück, dass den Beiden wiederfuhr? Sie fanden sich in dieser schrecklichen, schlimmen Welt, nur, um einander den nötigen Halt und einen gewissen Überlebenswille einzuhauchen – der sie wohlmöglich am nächsten Tag ins Grab bringen konnte. Mut der Verzweiflung, nannte er es. Wenn der Andere plötzlich wichtiger war, als man selbst. Ja, er wusste, dass sie ihn nicht für dumm hielt. Und im Prinzip wusste er es selbst ja noch am besten. Aber wirklich schlau war seine Reaktion ja nicht gewesen, nicht wahr? Da konnte man eben nicht widersprechen, weshalb wohl auch Yoko die Worte fehlten. Insgesamt renkte sich alles wieder ein, als er sie schließlich doch wieder losgelassen hatte. Nach ihrem Kuss seufzte Len kurz auf. „Das ist das Unglück der Rastlosen: nie Zeit für lange Küsse.“ Er zwinkerte ihr zu und nickte dann bedächtig. „Gute Idee. Sonst sind wir wahrscheinlich nächste Woche Dienstag noch nicht einmal in der Nähe Kumogakures.“ Er holte auf und hielt sich in ihrer Nähe. Händchenhalten war vielleicht ein bisschen übertrieben, außerdem schränkte es die Möglichkeit ein, schnell zum Katana zu greifen und mit Schwung um sich zu häckseln. Und! Was wohlmöglich noch schlimmer wäre! Man könnte erkennen, dass sie verliebt waren. Und das war wohl das größte Druckmittel, was Erpresser in die Finger bekommen können, nach Kindern natürlich, was in ihrem Fall glücklicherweise ausfiel. Also verzichtete er darauf, noch einmal nach ihrer Hand zu angeln. Das verringerte das Risiko. Aber so, wie man als leichtsinniger Teenager nun einmal war, konnte er eben nicht umhin, ihr immer wieder äußerst eindeutige, verliebte Blicke zuzuwerfen und sie zu betrachten. Er musste immerhin sichergehen, dass sie auch kein Hirngespinst war.
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