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| Hotel 'Edelweiss' | |
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Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 14:45 | |
| Im Nachhinein wusste man alles besser, das wurde auch Len schmerzlich bewusst, als er nun an den Gartenzaun gelehnt und mit dem Regenschirm in der Hand vor dem Hotel stand und noch einmal darüber nachdachte, was eigentlich geschehen war. Yoko schien so verwirrt und traurig gewesen zu sein, bedrückt. Und das alles, weil er mal wieder einfach das gesagt hatte, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. Gut, er hatte nicht wirklich verkraftet, dass sie ihm damals vorgehalten hatte, es wäre alles seine Schuld, was die Essiggurkensache anging – weil er es darauf bezogen hatte, dass er die Wahl des Schlafplatzes entschieden hatte. Aufgrund dessen fürchtete er sich unterschwellig auch davor, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die sie beide betrafen. Auch wenn es nur so etwas simples und völlig banales war, wie die Wahl Treppe oder Fahrstuhl. Er stand da also im Regen, wir so ein kleines Häufchen Elend. Ihm war auf dem Weg nach unten der Regen entgegen gefetzt. Ihm hingen die Klamotten nass am Körper und die Haare im Gesicht. Er starrte nur geistesverloren zu dem Punkt vor seinen Füßen und wartete, dass sie endlich aus diesem Gebäude kam. War doch alles nur ein großes Missverständnis. Ganz sicher war es nur ein Missverständnis. Sie würde es ihm nicht übel nehmen, sondern mindestens genauso fröhlich aus dem Hotel kommen, wie sie eben noch unbeschwert vor der Tür auf ihn gewartet hatte. Len klammerte sich an diese Hoffnung, an dieses Idealbild, auch, wenn es so gut wie unmöglich war. Das graue Wetter deprimierte ihn noch viel mehr. Ein paar wenige, vereinzelte Menschen huschten an ihm vorbei und noch weniger hatten einen Blick für ihn übrig. Irgendein Touri interessierte die Leute ja auch nicht, auch wenn er mit einem quietschgelben Regenschirm und trotzdem völlig nassgeregnet dort stand und sich keinen Zentimeter rührte. Er wartete immer noch und irgendwann wurde ihm das Warten zu viel. Er ließ sich am Zaun hinabrutschen und setzte sich auf den nassen Boden, zog die Knie an und stützte einen Ellbogen auf ihnen ab, den anderen Arm brauchte er wie gehabt, um den Regenschirm zu halten.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 15:01 | |
| Jetzt, wo die junge Frau nun so draußen stand und trotz der Überdachung angeregnet wurde, wurde ihr noch mulmiger zu Mute. Immerhin stand er nicht gerade hier wo rum am Eingang. Mit einer Hand zog sie sich die Jacke zusammen – sie hatte keine Lust sie mit dem Reißverschluss zu zumachen – und ging los. Vielleicht hätte sie sich etwas anderes anziehen sollen. Es war kalt und nass und es stürmte, regnete und sie hatte nur dieses weiße, dünne kurze Kleidchen an, das mit jedem Regentropfen, das es abbekam A) durchsichtiger wurde und B) an ihrer Haut klebte. Na wenigsten war es oben mit der Jacke bedeckt. Sie ging weiter in den Hof und da vorne da war etwas Grellgelbes… Sie zog ihre Brauen zusammen und erkannte ihn dann. Er saß recht zusammengekauert am Zaun. Ein Drang sagte ihr, dass sie losrennen solle, gleichzeitig hielt sie aber auch etwas zurück, weshalb sie nur langsam Schritt für Schritt auf ihn zu ging. Als sie vor ihm stand, ging sie ebenfalls in die Hocke. Sah ihn erst schweigend an, ehe sie den Blick auf den Boden abwendete. „Tut mir leid.“, sagte sie leise und war sich selbst nicht ganz sicher, ob er sie denn gehört hatte. Das Wetter war ja recht laut. Sogar ein Blitz zuckte wieder am Himmel über ihnen, gefolgt von einem Donnergrollen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 15:09 | |
| Wie jedes Mal, wenn er trotz des Regens Schritte hörte, hob Len den Kopf, um zu sehen, ob es denn jetzt Yoko war. Zwar konnte er durch den Wasserschleier nicht genau erkennen, um wen es sich handelte, aber das weiße Kleid kam ihm bekannt vor. Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen, immerhin hatte er ja den Regenschirm und nicht sie. Er war echt der schlechteste Freund und Liebhaber, den man sich denken konnte. Was ihn nicht unbedingt aufheiterte. Er blinzelte überrascht, als er sie vor sich hocken sah und ihre Entschuldigung hörte. „Was? Du entschuldigst dich? Wofür denn?“, fragte Len mit belegter Stimme und zog sich mit der freien, linken Hand am Zaun hoch, streckte ihr dann die Hand hin, um ihr aufhelfen zu können. „Weißt du – mir tut es leid, ich habe überreagiert.“ Er versuchte sich an einem Lächeln, aber es scheiterte total. Zu viel Angst hatte Len davor, dass sie ihm gar nicht erst verzieh. Dass sie eben kein Glück hatten, kein Recht auf Zusammensein. Aber wie sollte das auch gut gehen? Sie hatten sich gehasst. Sie waren Nukenin. Dauernd gerieten sie in schlechte, brenzlige Situationen und fürchteten um ihr Leben. Vielleicht war es ja besser, wenn sich ihre Wege jetzt trennten, bevor sie sich wirklich gegenseitig aufs Innerste verletzten… Trotz allem flüsterte er: „Bitte… bitte verzeih mir…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 15:42 | |
| Erst als er wieder etwas sagte, hob sie ihren Kopf, sah ihn an. Wollte seine Hand ergreifen, zog sie dann aber zurück und stützte sie auf ihre Oberschenkel ab, damit sie aufstehen konnte. Sie wollte nicht, dass er gerade ihre Gedanken hörte. Sie war viel zu verwirrt. Sauer auf sich selbst und machte sich Vorwürfe. Also ließ sie den einen Arm einfach baumeln, während der andere, oder genauer gesagt die Hand die an diesem Arm dranhing damit beschäftigt war die Jacke zuzuhalten. „Du hast nicht überreagiert… Ich hab nur einfach verdammt dumme Kommentare von mir gegeben. Also ist es doch meine Schuld.“, nuschelte sie und sah ihn an. Sein angesetztes Lächeln endete in einer hässlichen Grimasse. Warum war es nur so schwer, dass sie einfach glücklich sein konnten? Warum war es ihnen nicht gegönnt? Aber sie nickte. „Wie könnte ich dir nicht verzeihen?“ Sie lachte einmal verzweifelt auf und sank ihren Blick wieder. Sie musste trotz der Tatsache, dass ihr nun nicht nur Wasser übers Gesicht rollte, sondern auch Tränen, grinsen. Wahrscheinlich deshalb, weil er ja so sein Ziel endlich erreicht hat – selbst wenn es garantiert nicht so geplant war. Allerdings gab sie zu, dass sie sich nicht sicher war, wieso sie eigentlich weinte. Weil sie sich ständig so missverstanden? Oder waren es mehr Freudenstränen, weil er sie ja nun doch nicht verlassen hatte? Sie wusste es einfach nicht. Aber im Prinzip war es doch auch egal. Sie weinte wegen ihm und das war ja auch die Aufgabe gewesen. „Nimmst du mich bitte in den Arm?“, schniefte sie mit brüchiger Stimme und wischte sich mit dem Handrücken abermals über die Augen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 15:58 | |
| Resigniert zog er die Hand zurück und vergrub sie anschließend in der Hosentasche, als sie nur unschlüssig herumgehangen hatte. Gute Sache. Er hatte es verbockt. Alles. Sein Glück mit einer einzigen, dummen Aktion aus dem Fenster geworfen, sogar fast schon wortwörtlich. War es jetzt Zeit, nach Sunagakure aufzubrechen und seine Schwester zu suchen? Sich vor die Füße einer völlig Fremden zu werfen, um sich dort auszuflennen, was für ein schreckliches, schreckliches Leben er hatte? Doch… er blinzelte überrascht und sah sie recht verständnislos an. „Nein, nein gar nicht, sag doch nicht so etwas. Du musst die Schuld doch nicht immer bei dir suchen. Ist doch offensichtlich, dass ich Scheiße gebaut habe, oder? Einer meiner dummen Momente, du weißt doch…“ Er wusste gar nicht wirklich, was er sagen sollte. Aber immerhin hatte er versucht, irgendetwas zu sagen. Weil sie so traurig aussah. Weil es so klar war, dass er den Fehler gemacht hatte, weil er einfach so herumgebölkt hatte. „Hm…“, machte er ratlos, „… ich würde ja glatt sagen, dass du es all denen gleich machen könntest, die ich verletzt habe. Aber eigentlich will ich das ja nicht. Deswegen vergiss das.“ Wenn er mal wieder nicht genau wusste, was er sagen sollte, sagte er einfach irgendetwas, was ihm spontan in den Sinn kam. Und das war, wie man sehen konnte, nicht das beste. Völlig überfordert starrte Len sie an und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Ihm stockte einfach den Atem und er schüttelte ungläubig den Kopf. „Hey, hey, nein…! Nein, das… das kannst du nicht…“, stammelte er und warf den Regenschirm uninteressiert zur Seite, um sie sofort in die Arme schließen zu können. Immer noch total hilflos hielt er Yoko im Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Tu mir das nicht an, hör auf zu weinen…“, murmelte er und schob sie sanft ein Stück von sich, um sie ansehen zu können. Jetzt war er sogar dazu in der Lage, ihr ein zartes Lächeln zu schenken. „Halt warte…“ Er räusperte sich und sang kurz den Refrain eines Liedes: „Sag mal weinst du, oder ist das der Regen, der von deiner Nasenspitze tropft? Sag mal weinst du etwa oder ist das der Regen, der da von deiner Oberlippe perlt? Komm, ich küss den Tropfen weg und probiere ihn, ob er salzig schmeckt.“ Er hielt kurz inne und drückte Yoko dann wieder an sich. „Nur Regen, oder? Nur Regen.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 17:02 | |
| Sie holte kurz nach Luft, um wieder etwas darauf zu sagen. Aber ihr fiel nichts ein. Natürlich könnte sie stur auf ihrer Meinung beharren, dass sie an allem Schuld hatte, aber das würde alles doch nur noch schlimmer machen. Also sagte sie gar nichts. War doch erst so, dass er bei einem Thema wollte, dass sie schwieg. „Wie?“, fragte sie nach und verstand nicht, was er damit meinte. Sie sollte so reagieren wie Andere Menschen, die er verletzt hat? Nein… er will es eben nicht. Aber wie haben sie denn reagiert? Das verwirrte sie alles nur noch mehr. War doch die ganze Situation gerade schon so… komisch. „Nehmen wir es so hin, dass wir einfach beide Schuld hatten, ja?“, fragte sie ihn noch, ehe sie auch schon zu weinen begann. Die Utsukushi drückte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. „Tut mir leid.“, brachte sie nur wieder hervor, als er sie bat aufzuhören. Aber sie konnte gerade einfach nicht. Wasser und Tränen schienen ihr wie Sturzbäche über das Gesicht zu laufen und sie brummte auf, als er sie von sich wegschob. Sie wischte sich wieder über die Augen, da sie kaum noch etwas erkennen konnte und sah ihn an. Oh, er lächelte und sang. Es war wohl das erste Mal, dass er so richtig sang und dann noch für sie! Unweigerlich zuckten ihre Mundwinkel ein Stück in die Höhe und sie hörte ihm zu. Er konnte richtig gut singen! Er drückte sie wieder an sich und auch sie legte ihre Arme um ihn. Langsam beruhigte sie sich aber auch wieder. Das Zucken, das vorhin noch ständig durch ihren Körper gefahren ist, als sie so stark geweint hatte, ließ nach. „Finde es doch heraus.“, antwortete sie ihm ein wenig neckisch auf das Lied bezogen, auch wenn ihre Stimme noch immer recht brüchig war. Sie sah zu ihm auf und wollte gerade wirklich gerne einen Kuss. Wohl auch als Bestätigung, dass wieder alles gut war. Dass sie zusammenblieben. Sich noch liebten. Bei dem Gedanken, dass es womöglich nicht mehr so sein konnte, durchfuhr sie wieder ein starker Schauder und einige neuere Tränen flossen über ihr Gesicht mit dem Regen hinab.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 18:23 | |
| Man konnte ihm richtig ansehen, wie erleichtert Len war. Dass das alles nicht ausgeartet war. Dass sie gar nicht so sauer war, mehr verzweifelt darüber, dass sie sich doch tatsächlich gestritten hatten. – Schon wieder. Sie hatten es aber auch wirklich nicht leicht, musste er immer wieder feststellen. Fragte sich nur, wie viele Steine man ihnen noch in den Weg legen wollte, bis sie gänzlich glücklich werden konnten. „Nicht so wichtig“, winkte er nur leise ab. War ja auch schwierig zu verstehen, vor allem, wenn man so aufgewühlt war, wie sie jetzt. „Gute Idee. Wir haben einfach beide Schuld. Vielleicht ist das ja auch tatsächlich so“, erwiderte er und dann geschah es eben. Sie weinte einfach. Und er war überfordert, wie jemand, den man vor eine hochkomplizierte, technische Maschine setzte, und der dazu noch nie etwas mit Elektronik zu tun hatte. Wie sollte er auch damit umgehen, dass sie weinte? Dass er sie zum Weinen gebracht hatte, nur, weil er am Ende nicht für Streit sorgen wollte, weil er nämlich gern Fahrstuhl gefahren wäre. Es war eben doch ausgeartet. Und eben doch seine Schuld. Zum Glück hatte er Schuhe an. „Du musst dich doch dafür nicht entschuldigen…“, murmelte Len nur, auch, wenn er trotz allem nicht wusste, was nun zu tun war. Er hatte in seinem Leben noch nie jemand anderes getröstet, als seine geliebte Zwillingsschwester Rin. Und da waren sie immerhin noch Kinder gewesen. Trost spenden – darin hatte er keine Übung. Deswegen stand er einfach nur unschlüssig da und versuchte, Yoko Halt zu geben. So gut er es eben konnte. Aber wer weiß? Vielleicht tat es ihr ja mal gut, zu weinen? Dafür, dass er durch das ganze Lachen heiser war, traf er übrigens erstaunlich gut die Töne! Auch wenn er liebend gerne früher, wahrscheinlich schon nach den ersten Worten aufgehört hätte. Aber für Yoko ging er doch gerne Schmerzen ein! Und gedanklich erhielt er sogar ein Kompliment dafür. Naja, jetzt stand er zumindest wieder als Held da. „Und du bist schon wieder frech“, bemerkte Len schief lächelnd, bevor er sich allerdings sofort zu ihr herunter beugte, um sie sanft zu küssen. Nur hauchzart, zu sehr war die Angst noch da, sie vor den Kopf zu stoßen, erneut zu verletzen. Nur, dass es nicht außerordentlich dafür sorgte, dass es ihr besser ging. Sie weinte einfach noch viel mehr – dabei hatte er es doch gerade geschafft, dass sie sich ein wenig beruhigte. Erneut drückte Len sie an sich und seufzte auf, während er ihr durch das nasse Haar strich. „Ich wäre dafür, dass wir Eis verschieben und lieber etwas Warmes trinken gehen…“, murmelte er und ließ sie schließlich los, um sich nach dem weggeworfenen Regenschirm zu bücken. Kaum in der Hand hielt er ihn über Yoko, damit sie nicht noch weiter nassregnete. Gott sei Dank passte er wenigstens noch halbwegs mit unter. „Du musst doch frieren…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 19:22 | |
| Yoko nahm es mal so hin, dass er das Thema abwinkte. Würde schon nicht allzu wichtig gewesen sein. Außerdem konnte sie sich gerade eh nicht darauf konzentrieren etwas Kompliziertes zu verstehen, wo es um andere Menschen ging, wo sie doch gerade mit sich selbst zu kämpfen hatte. Mit sich selbst und um ihn. „Bei einem Streit sind immer mindesten zwei beteiligt und haben Schuld daran.“, bestätigte sie noch einmal. Er sollte nicht die Schuld auf sich nehmen. Schon gar nicht, wenn es nicht seine war. Beziehungsweise nicht nur seine. So etwas sollte man wohl teilen in einer Beziehung – warum gab es bei diesem Verhältnis zweier Menschen nur so viel zu lernen? Irgendwo war die ganze Situation doch so absurd. Sie weinte wegen einer Meinungsverschiedenheit bezüglich der Frage ob Fahrstuhl, oder Treppe. Das war doch so zum Haare raufen! Aber etwas Gutes hatte es ja… Sie waren nun wieder Arm in Arm und das liebte sie ja immer noch. Ihn liebte sie noch immer über alles. „D-Doch… es ist dir ja unangenehm.“, antwortete sie ihm wieder mit einem etwas gezwungenen Lächeln. Sie selbst würde wohl an seiner Stelle auch nicht mit dieser Situation umgehen können. Konnte nicht mal mit sich selbst richtig umgehen. Ihre Gefühle machten sich einfach so selbstständig. Er küsste sie dann wirklich, was sie doch auch wieder sichtlich beruhigte. Immerhin hatte er sie demnach nicht abgewiesen! „Was das frech sein angeht… wenn du dich bemühst, dann schaffst du das auch noch.“ Was darauf bezogen war, dass sie meinte, dass es mindesten genauso schwer war wie sie zum Weinen zu bringen. Dabei war das erst noch ein paar Stunden her – Ironie des Schicksals. Sie nickte schwach, was das Eis essen anging. Hatte er wohl auch wieder recht. Jetzt noch Eis essen gehen… das konnte man auch verschieben. Als er sie dann aber so losließ spürte sie wirklich eine gewisse Kälte in ihr aufsteigen, sodass sie sich selbst umklammerte und über die Schultern rieb. Wahrscheinlich hat er es gemerkt, oder geahnt, da bereits dieser Satz folgte. „Ich glaube, dass ich nicht mehr frieren dürfte, wie du. Willst du nachsehen, wie das Restaurant im Hotel ist, oder suchen wir uns etwas in der Stadt?“, fragte sie ihn, biss sich aber sogleich auf die Lippen. Immerhin stellte sie ihn schon wieder vor eine Wahl. Sollte sie nicht daraus gelernt haben, dass sie das eben besser unterlassen sollte? Das hatte doch zu diesem Streit geführt. „…Vergiss es.“, murmelte sie schließlich und strich sich ablenkend selbst durch die Haare. Sie war komplett nass, aber wenigsten würde sie nicht noch nässer werden dank dem Regenschirm. „Suchen wir uns ein Restaurant und lassen uns bekochen.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 19:41 | |
| Streit. Das Wort aus ihrem Mund zu hören, das ließ die ganze Sache real werden. Und ja, es stimmte Len traurig, dass sie sich gestritten hatten, zumal es so ein banales Thema gewesen war. Wie konnte man sich bereits so streiten – und das, obwohl sein Herz zersprungen war, als sie begonnen hatte, zu weinen? Hätte er nicht ahnen können, dass es ihn fast umbrachte, wenn er ihr so wehtat? Hätte er es sich nicht denken können, wo er doch immer so stolz auf seinen Intellekt war? Nein, das hatte er alles nicht. Und deswegen fühlte er sich immer noch miserabel und antwortete nichts. Allerdings war es ja jetzt schon halbwegs wieder in Ordnung… Ein wenig… Sie umarmten sich und spendeten sich so ein wenig Trost, wenn er auch mehr als nur hilflos war. „Tz, weil ich ein Trottel bin, deswegen ist es mir ‚unangenehm‘. Wenn es dir gut tut, kannst du auch ruhig noch weiter weinen… A-also nur rein theoretisch, nicht, dass ich will, dass du weiter weinst und dich schlecht fühlst und - “, Len verhaspelte sich und brach ab. Sah sie mit einem entschuldigenden Lächeln an und biss sich unbemerkt auf die Zunge. Er war eben ein Pfosten. War nicht mehr zu leugnen. „Abweisen...? Abweisen?“, ja, er reagierte wieder auf ihre Gedanken. „Meine Güte, Yoko, wie könnte ich dich jemals verlassen? Zumal ich heute wirklich kurz darüber nachgedacht habe, wie es wäre, dich zu heiraten…“ Er schluckte kurz und lächelte erneut mehr als gestellt. „Aber lassen wir das, lassen wir das alles.“ Len küsste sie glatt noch einmal, etwas sicherer dieses Mal und hoffte, dass sie sich nun ebenfalls wieder beruhigte. Sich davon überzeugte, dass er sie immer noch liebte und dass es sich auch nicht durch so eine Kleinigkeit ändern würde. „Ich bin abgehärtet und außerdem der Kerl. Ich würde dir ja meine Jacke geben, aber die ist auch dünn und passt nicht sonderlich gut über deine Jacke…“, murmelte er nachdenklich und sah sie an. Außerdem war er ebenso durchnässt. Allerdings überwog die Erleichterung, dass sich der Streit in Luft ausgelöst hatte, die Kälte, die in seine Glieder drang. „A-ah, das.. das macht doch nichts. Aber… wenn du vielleicht… Nun…“ Argh, Len musste mal wieder feststellen, wie schnell sie ihn aus den Reserven locken konnte. Und das nur dadurch, dass er Angst hatte, sie könnte wieder traurig werden. Ihm fehlten erneut die Worte, sodass er leidend zu ihr herüber sah. „Verzeih, wenn ich… Nun… Ich würde sagen, wir gehen zurück ins Hotel… Damit du dich umziehen und aufwärmen kannst…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 20:28 | |
| „Du bist kein Trottel.“, murrte sie und schloss für einen kurzen Moment sogar die Augen, um seine Anwesenheit einfach genießen zu können. Auf den Rest sagte sie nichts mehr. War ja nicht so, dass sie jetzt noch sehr viel weiter weinen wollte. Sie wollte sich ja schließlich auch mal wieder in den Griff bekommen. Aber irgendwie war sie auch glücklich über ihre Tränen. Sie hatte bisher nur für Menschen geweint, die ihr wirklich wichtig waren – wie ihre Eltern. Und damals als kleines Kind natürlich auch wegen Belanglosigkeiten… aber das hatte sich ja geändert. Und jetzt, wo sie so wegen ihm weinte konnte sie sich wenigsten selbst auch absolut sicher sein, dass sie ihn liebte. Dass sie ihn langfristig lieben würde können. Dass sie sich nicht nur auf ein ‚Spiel‘ eingelassen hatte. Natürlich sprachen auch ihre bisherigen Gefühle schon lange dafür, aber jetzt hatte sie noch einmal diese Absicherung. Im ersten Moment sah sie irritiert zu ihm auf. Hatte er ja doch wieder auf ihre Gedanken geantwortet. Passierte in letzter Zeit wieder ziemlich gehäuft. „Ich weiß nicht… du warst ja so sauer und so und bist abgehauen und so…“, antwortete sie mit einem wenig schlauen Satz, da ihr die Worte fehlten und sie es ja selbst nicht genau wusste. Aber man würde wohl einfach Verlustsängste haben, wenn man jemand wirklich liebte. Zumindest erklärte sie es sich so. Erst jetzt fiel ihr auf, was er da noch zum Schluss gesagt hatte. „Ha-Hast du das wirklich getan?“ Gut, sie auch, aber… hm. Es von ihm zu hören war doch etwas anderes… etwas Besonderes. Aber er schien ja nicht weiter darauf eingehen zu wollen. Verständlich – irgendwo. Aber sie bekam noch einen Kuss. Da musste sie sich doch langsam richtig freuen und wieder gut drauf sein. Auf seine nächsten Worte musste sie sogar grinsen. „Stimmt. Außerdem kann ich nicht verantworten, dass du mit einem durchsichtig gewordenen Hemd rumläufst und dir von allen Seiten die Mädchen nachgucken.“ Mal ganz davon abgesehen, dass sie zwischenzeitlich immer vergessen hatte ihre Jacke zuzuhalten und das Kleid vorne nun auch recht durchsichtig war, sodass man die Unterwäsche etwas erkennen konnte. Na wenigsten war sie hübsch und normal. Vor allem aber hübsch, wie sie fand! Ein einfacher roter Bügel-BH mit etwas Spitze und passender Slip dazu. Aber auch so ganz normal eben… ohne irgendeinem großen Schnickschnack, dass ein bestimmter Teil sonst frei wäre, oder gar Strapse, oder, gut! Das muss nicht weiter ausgeführt werden. Ein weiteres Mal blickte sie ihn verwundert an, als er gar so zu stottern schien. Seinen Satz abbrach. Also wartete sie darauf, bis er das sagte, was er wollte, damit sie losgehen konnten. Ihrer Meinung nach wäre es nicht nötig gewesen. Aber wieder so trocken im Warmen zu sein.. Und auch er, dass er nicht krank wurde. Das hatte doch so seinen Reiz. Außerdem sagte er mal, was er wollte! Schlussendlich war es ihr ja egal, was sie nun genau machten. Bisher waren es immer nur Entscheidungen gewesen, die ihr so wohl egal waren, welche nun getroffen wurde, denn entweder konnte sie beides leiden, oder gar keines davon. Also nickte sie und hakte sich wieder bei ihm unter. Hoffte, dass er jetzt nichts dagegen hatte. „Dann gehen wir aufs Zimmer – wirst du für mich kochen? Ach, und duschen wir gemeinsam? Aufwärmen und so.“ Sie grinste ihn wirklich breit an. War sie nun wohl wieder die Alte – wenn auch pitschnass und mit geröteten Augen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 20:57 | |
| „Hm, weiß ich“, meinte Len einsichtig und lächelte erneut. Ja, ihm ging es schon eindeutig besser. Je mehr sie sich wieder versöhnten, desto mehr konnte er auch wieder lächeln. Er hielt sie nun im Arm und sie beruhigte sich langsam. Ihre Gedanken könnten ihn ebenfalls zum glücklichsten Mann auf Erden machen… Sodass er irgendwann nur meinte: „Du riechst auch gut… Und ein bisschen nass.“ Er zwinkerte ihr zu. „Och… Ich… Ich habe überreagiert, habe ich doch gesagt… Aber deswegen zwinge ich mich doch nicht zum Selbstmord. Denn wie könnte ich nur einen Tag ohne dich überleben, hm?“ Er war eigentlich sogar recht froh, dass sie nicht auf den Heiratsgedanken anspielte – und dann tat sie es eben doch. Len seufzte leise und nickte nur. Wie könnte er nicht? Irgendwann dachte man eben darüber nach, wenn man die ganze Zeit zu hören bekam, dass man im Delirium einen Heiratsantrag gemacht hatte… Und schließlich konnte seine Yoko sogar wieder grinsen. Und ein wenig herumalbern. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mich ansieht, wenn du neben mir hergehst?“ Und deutete mit einem Nicken in Richtung ihres Kleides. Sie waren aber auch beide dämlich genug, bei solchem Wetter in Weiß raus zu gehen… Na wenigstens mal eine nette Gemeinsamkeit. „Aber halt mal – die gucken doch nicht nur, wenn ich mit durchsichtigem Hemd rumlaufe…“, sagte Len gespielt beleidigt und zwinkerte erneut. Wenigstens ließ sie ihn ausreden. Auch wenn es dauerte. Weil er nun einmal in ihrer Nähe öfters ins Stocken geriet. Manchmal auch nur, weil es ihn verunsicherte, so weit in den tiefen Seen ihrer Augen zu versinken. Er tätschelte ihre Hand, kaum dass sie sich eingehakt hatte und setzte sich in Bewegung, den kurzen Weg zum Eingang zurückzulegen. Haltung und Eleganz bewahren. Der Schirm gerade über ihnen, das Kinn trotzig gereckt. Auf natürliche Arroganz achten. Und nicht plötzlich anfangen zu lachen, während sich die automatische Tür öffnete. „Bin einverstanden“, erwiderte er mit einem Grinsen und sah, wie der Typ an der Rezeption ihm einen äußerst feindlichen Blick zuwarf und dann auf einen beschmierten Polstersessel in der Lobby deutete. Len seufzte resigniert auf. „Sag mir, dass ich mich nicht mit Schuhen auf einen beigen Sessel gekauert habe…“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 21:49 | |
| Er lächelte, sie versuchte es auch. Also war das Thema Trottel abgehakt – zumindest ihrer Meinung nach. Sie lachte sogar wieder kurz. „Wie kommst du denn nun darauf?“ Natürlich bezogen darauf, dass sie gut roch und ein wenig angehaucht mit Ironie auf die Tatsache, dass sie nass war. „Darfst du auch nicht. Du musst leben, sonst sterbe ich ja auch noch… hm… irgendwie ist das gerade wirr.“ Sie schüttelte etwas perplex den Kopf über ihre eigenen Worte etwas verwirrt – ergaben die überhaupt noch groß Sinn? Vielleicht sollte man das Thema lassen. Oder zumindest beiseiteschieben… nur nicht jetzt noch weiter ausbreiten. Sie kratzte sich ein wenig verlegen die Wange. „Drehen sich eben beide Geschlechter um und hey, bei deinem durchsichtigen Hemd gucken einfach noch mehrere.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ja, es war nun wieder alles normal. Fast normal. Oder einfach normal für ihre Verhältnisse. Jetzt war sie aber doch etwas… baff! Er war einfach so damit einverstanden mit dem, was sie vorschlug? Immerhin …. Gut… ach… hm… Jetzt brachte sie keinen anständigen Gedanken mehr zustande – mal wieder. Sie schüttelte ihren Kopf und versuchte die Situation wieder auffassen zu können, die sich gerade so vor ihr abspielte. „Was?...“, fragte sie deshalb nach, während ihr Hirn ratterte, was er gesagt hatte… um was es eben ging. „Ah… ja… doch, hast du. Ich hab dich da hingesetzt, dass du warten sollst.“, antwortete sie schulterzuckend und löste sich von ihm, um ihm den Schirm abnehmen zu können und zuzuklappen. Jetzt wollte sie gleich noch viel mehr wieder hoch ins Zimmer! Aus diesem Grund nahm sie ihn an die Hand und ging in Richtung Aufzug. Ging ja doch schneller und sie machten nicht das ganze Treppenhaus nass. Da fiel ihr aber auf… Wo hatte sie denn Schlüssel und Portemonnaie hingetan? Mit der mehr oder weniger freien Hand, in der sie ja noch den Schirm hatte, tastete sie die Jackentaschen ab und wurde fündig. Nahm den Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schloss der Tür des Aufzuges. „Und du kannst wirklich kochen, hm?“ Na wenigsten hatte sie wieder richtig ihre Stimme gefunden, was das von vorhin anging.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 22:15 | |
| „Beweisstück A) Du warst nah genug, dass ich dich riechen konnte. Beweisstück B) Es regnet in Strömen“, gab Len die solide Antwort und überhörte einfach mal ganz dezent den ironischen Unterton. So war er halt. Und er mochte sich, wie er war. Sie sicherlich auch. Erneut brachte er ein Lächeln zustande. „Nicht wirr, sehr nachvollziehbar sogar“, meinte er nur, schließlich konnte er ihr halbwegs folgen. Aber er beließ es mal dabei, sonst könnte er sich wegen seiner Arroganz mal wieder selbst hinter den Mond jagen. „Du bist auch der erste Mensch, der mir über den Weg läuft, der sich die Jacke bei solchem Sauwetter nicht zumacht… Aber ja, da hast du eben Recht. Danke für den Aufbau meines geschädigten Egos.“ Er lächelte noch viel breiter, als er einen Kuss auf die Wange erhielt. Sie verstanden sich also wieder. Halbwegs. Man konnte eben über alles hinwegschauspielern. Man musste sich nur die Mühe machen! Oh! Sie war wohl mehr als verwirrt. Oder einfach nur sehr überrascht. Aber kein Wunder. Bin eben doch nicht so spießig, wie du denkst, dachte er sich fröhlich und schlenderte in die Lobby, um überhaupt nicht herzlich begrüßt zu werden. Entgeistert rieb Len sich einmal das Gesicht und lächelte den Typen an der Rezeption entschuldigend an, bevor er Yoko folgte, die sich sogar seinen Schirm unter den Nagel gerissen hatte. Er hatte es gar nicht wirklich mitbekommen, so sehr hatte er den Typen mit seiner Charme überzeugen wollen, dass er ein ganz feiner Kerl war, der nicht öfter mit Matschschuhen auf Polstermöbeln herumlief. „Ich dachte, du magst den Aufzug nicht“, merkte Len beiläufig an, während er die ganze Zeit die goldene Schrift – Aufzug – anstarrte. Sie musste ja den Schlüssel erst einmal finden, um das Ding überhaupt in Gang bringen zu können. Kaum erklang das ‚Bing‘ trat er ein und sah Yoko mit schräg gelegtem Kopf an. „Traust du mir das etwa nicht zu, hm?“ Mal davon abgesehen, dass er nie wirklich gut im Kochen war und er es nicht sonderlich oft tat, konnte er kochen. Nicht die kompliziertesten Dinge, aber manchmal glückte ihm schon der ein oder andere Gaumenschmaus.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 22:37 | |
| „Du sammelst gerne Beweisstücke, huh?“, fragte sie nach und grinste. Es war ja nicht das erste Mal, dass er es so sagte. Na wenigsten einer von ihnen verstand, was sie da so von sich gab. Sie selbst war ja nicht mehr ganz mitgekommen. Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Lauf halt gerne freizügig rum.“, konterte sie und streckte ihm die Zunge raus. „Aber gern geschehen – wobei halt. Warum ist dein Ego geschädigt? Du hast ja mich, da müsste es eher in voller Blüte stehen.“, meinte sie nun gespielt vorwurfsvoll und sah ihn an. Nun, wo sie im Hotel waren und vor dem Aufzug standen, lächelte schief. „Stimmt, aber der geht schneller und… ach egal, ich muss mich ja nicht wiederholen.“ Was natürlich eine Anspielung darauf war, dass er ja ihre Gedanken hörte, wenn sie ihn berührte, was sie zu dem Zeitpunkt ja noch tat. Nun ging die Tür aber endlich auf und er löste sich von ihr, um hineinzugehen. Sie trottete ihm wie ein treudoofer Hund hinterher, der hoffte, gleich noch ein Leckerli und einen Patscher zu erhalten. „Ach, ich mein ja nur. Ich kann zum Beispiel nicht kochen.“ Dieses Mal drückte sie selbst den Knopf und lehnte sich wieder an die Seitenwand. Fühlte sie sich besser, was dieses Ding anging. Der Aufzug setzte sich in Bewegung und fuhr hoch. „Und du wirst… also… du wirst wirklich mit mir duschen? Hast das nicht nur einfach so gesagt?“ Musste sie ja dann doch noch mal wissen. Nicht, dass sich ihre Vorfreude oben gleich verflüchtigte. Gut… als sie es gesagt hatte, war es alles andere als ernst gemeint. Aber so war es doch gleich um so vieles Mal schöner! Hach ja, sie sollte mit ihm mal irgendwelche heißen Quellen besuchen. Auch mal so ein richtig normales Date. Das erste hier war ja gründlich in die Hose gegangen, oder auf die Nerven, wie man es nahm.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Mo 08 Aug 2011, 23:04 | |
| „Eigentlich mag ich nur die Ausdrucksweise“, gestand Len ehrlich und lächelte schief. Tatsächlich sagte er es öfter. War aber auch geschickt formuliert, seiner Meinung nach! Also warum nicht öfter verwenden? Solange es sie nicht zu Tode reizte, war ja alles in Ordnung. Len legte den Kopf schräg. „So, tust du das? Aus welchem Grund? Willst du mich eifersüchtig machen, hm?“ Wahrscheinlich eine absurde Frage, so, wie sie das perfekte Klischeebild eines verliebten Pärchens abgaben. So immer zusammen, vermissten sich selbst nach wenigen Minuten, lechzten nach Berührungen, egal wie fein sie auch waren… „Mein Ego starb vor ein paar Minuten, als du mir das vierte Mal widerstanden hast“, sagte er grinsend. „Da hilft deine Anwesenheit nun wirklich nicht.“ Unwillkürlich hatte er das Genjutsu mitgezählt. … nun ja, das Leben war eben schwer. Gebannt starrten sie also gemeinsam auf den Aufzug und warteten ungeduldig, dass das Ding aufging. Währenddessen schoss ihm folgender Gedanke durch den Kopf: Ob der Typ wohl Angst hatte, dass ich erneut die Polster ruiniere? Schließlich war er auch dieses Mal pitschnass in den Empfangsraum zurückgekehrt… „Jo, jo, alles lässig“, erwiderte er nur knapp, immerhin hatte er ihre Beweggründe ja mitbekommen. Kaum war er in diesem Glaskasten, fiel sein Blick wieder auf das weiße Blumenbeet. Und erneut hatte er es nicht geschafft, ihr eine Freude zu machen. Manchmal zweifelte Len an sich und seinen Fähigkeiten, Frauen glücklich zu machen. Vor allem in diesem Moment. Geistesverloren starrte er also nun hinab und wandte sich fragend um, da Yoko ihn ja ansprach. „Wir mussten selbst für uns kochen, also blieb nichts Anderes übrig, als Können oder Verhungern“, antwortete er trocken und erinnerte sich daran, wie er und sie für die ganze Sippe Sushi gemacht hatten. So lange hatten sie auf die hochwertige Ware sparen müssen, aber am Ende hatte es sich gelohnt. Es war wirklich lecker gewesen. Ein Ruck – dann setzte der Aufzug zur Fahrt nach oben an. Und immer weiter hoch~, summte sein bekifftes Ich in seinem Kopf und er sah sein Spiegelbild in der Glasscheibe leicht verwirrt an. Aber nun ja, die Zeit war vorbei. Er würde nie wieder so sinnlos sein, ganz sicher. Er hob, aus Gedanken gerissen, den Kopf und blinzelte ein paar Mal, bis er auch wirklich verstanden hatte, was sie sagte. Nun. Was war jetzt wohl angemessen zu antworten? Vielleicht wäre es ihm ein wenig peinlich, schließlich war es mit der ersten, großen Liebe immer etwas anderes, als mit irgendwelchen, dahergelaufenen Opfern… Und trotz allem meinte er nur: „Du meinst doch nicht wirklich, dass ich mir die Chance, dich nackt zu sehen, entgehen lasse?“ Vermutlich hätte er nur provokant fragen sollen, ob sie denn meinte, er wäre erneut zum Lügner mutiert. Das hätte gepasst. Jetzt saß er nämlich in der eingebrockten Erbsensuppe und musste zusehen, wie er sich herauswand. Denn wenn Len es richtig erkannte, schien sie sich sogar so etwas wie… zu freuen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 11:04 | |
| Die Utsukushi nickte, empfand die Antwort auch als befriedigend. Er redete ja auch eigentlich gern in einer gehobenen Sprache – wobei er sich da ja eindeutig die falsche Freundin auserkoren hatte. Das wusste sie auch…. Aber gab es da nicht diesen Spruch von anziehenden Gegensätzen? „Vielleicht. Vielleicht will ich dir aber auch nur gefallen?“ Sie legte den Kopf nun ebenfalls etwas schräg und lächelte ihn an. So wie sie nun zusammen waren, wie so ein richtiges Pärchen, entsprach es sogar der Richtigkeit. Früher… ja früher da hatte sie sich nur für sich selbst freizügig angezogen – und weil es auch so seine gewisse Vorteile mit sich brachte. Die meisten Männer entsprachen eben doch den Klischees. Yoko kratzte sich am Hinterkopf. „So? Vier Mal schon? Warum bekomme ich so was entscheidendes gar nicht mit?“ Sie fragte sich wirklich wo plötzlich diese vier Male herkamen. Gerade würde ihr nur ein einziges Mal einfallen und das war da, wo sie noch nicht zusammen waren. Selbst dabei war sie sich nicht sicher, ob man das zählen konnte. Immerhin hatte sie nur ihrem eigenen Drang widerstanden – nicht wirklich ihm. Zumindest war das ihre Meinung. Die anderen Male… musste sie wohl schon verdrängt haben, wäre ihm nicht widerstanden, aber wusste nicht weiter, hatte plötzlich einfach eine andere Idee, was man machen konnte. Das Leben war eindeutig schwer. Das Thema Aufzug war abgehakt. Das vermutete sie nach seiner knappen Antwort, aber es war ja auch unnötig es noch weiter auszubauen. Aber das Thema Essen war da was anderes. „Wir?“ Was meinte er nun damit schon wieder? Irgendwie wusste sie wirklich rein gar nichts von seiner Kindheit – außer dass er von seiner Zwillingsschwester getrennt wurde. Aber warum eigentlich? Das musste sie ihn bei Gelegenheit mal fragen… es gab so vieles, was sie ihn noch unbedingt mal fragen wollte, fragen musste. Nun ja, aber es gab ja so viel bessere Themen, die man noch abhandeln konnte! Also grinste sie ihn wieder an. „Ich wusste gar nicht, dass du auch glatt eine perverse Ader besitzt.“, meinte sie und stellte sich wieder gerade hin, da der Aufzug gehalten hatte. Nur ließ die Tür auf sich warten aufzugehen. Nun, solange sie noch aufging, konnte es ihr ja egal sein.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 11:22 | |
| Auf ihre Antwort musste Len wieder anfangen zu lachen, auch wenn seine Stimme nicht viel hergab. Er sollte sich Lach- und Sprechverbot erteilen. So hinderlich sollte es ja nicht sein, immerhin gab es ja noch sein Kekkei-Genkai zur Kommunikation. Nur ein wenig, dann hatte er sich wieder beruhigt. „Ach, deswegen brauchst du doch nicht in durchsichtig werdendem Weiß im strömendem Regen gehen“, erwiderte er und grinste zurück. Sie war schon ein eigenartiges Mädchen, aber absolut nach seinem Geschmack – mehr oder minder. Schließlich passte Yoko eigentlich so gar nicht in sein Beuteschema. Sonst immer kleine, zierliche, langhaarige Mädchen… Die noch etwas wirklich Unschuldiges an sich hatten. Sie aber widersprach dem ja in allen Punkten, irgendwo. „Vielleicht, weil du kein Mann bist.“ Len fand seine Antwort durchaus plausibel. Zwar war es deutlich klischeehaft, aber sie sollte damit etwas anfangen können. Schließlich dachten Kerle durchaus öfters nur an das Eine, als Frauen es taten. Zwar war er eine klitzekleine Ausnahme, aber er wäre ja kein Typ, wenn er sich so etwas nicht merken sollte. Außerdem hatte er nun einmal ein ziemlich heftig-großes Ego. Und das verdaute Rückschläge eben nur sehr, sehr schlecht. Er wandte sich wieder der Glasscheibe zu und starrte hinaus. Man sah den anderen Teil vom Gebäude und natürlich den Innenhof mit den possierlichen, weißen Blümchen. Von so weit oben konnte er gar nicht sagen, was für Blumen es waren… Aber nun ja, er hätte eh keine Zeit, dort hinunter zu gehen und sich die Viecher anzusehen. Len wandte sich ihr wieder zu, um weiter reden zu können. Immerhin hatte sie so etwas wie eine Frage…, wie er aus dem Wiederholen erkannte. Er nickte. „Wir. Ich habe dir nie davon erzählt, richtig? Nun, ich war nicht allein in meiner Kindheit. Wir waren zehn. Sie, von der ich den schwulen Kompass habe, war eine von ihnen.“ Genug Erläuterung. Nicht, dass er eine sonderlich große Bindung zu den Anderen eingegangen war, schließlich hatten sie immer ihren eigenen Beschäftigungen nachgehangen, aber trotz allem war der Gedanke an das Vergangene noch immer schmerzhaft für ihn. Er fühlte sich noch nicht dazu in der Lage, sich mit all dem auseinander zu setzen. Er lächelte schief und hob in einer gleichgültigen Geste die Schultern, nur um sie wieder fallen zu lassen. „Ich bin ein pubertärer Junge, ich brauche mein Fantasien, damit ich irgendwann erwachsen werden kann.“ Noch bevor er ausgeredet hatte, ging ein Ruck durch den Aufzug, sodass Len die Hand nach einer der Griffstangen ausstreckte und sich daran festhielt. Sein Blick wanderte von ihr zur Tür und wieder zurück zu ihr. „Ich weiß, dass du Fahrstühle nicht magst. Aber hast du Angst vor ihnen?“ Mit einem Kopfnicken deutete er in Richtung Tür und dann auf den anderen Teil des Gebäudes hinter ihnen. Sie hielten einfach zwischen dem dritten und vierten Stockwerk. „Wäre ungefähr die Zeit, es mir zu beichten.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 11:54 | |
| Sie schüttelte grinsend den Kopf. „Und deswegen musst du nicht gleich lachen und deine Stimme überanstrengen.“ Seine Stimme war ja immer noch nicht so in Ordnung. Vielleicht hätte er sie beim Singen auch nicht noch extra verausgaben sollen – aber es war so schön! Wenn man aber so darüber nachdachte, war es wohl wirklich zum Lachen. Vor allem, wenn man es dann noch so genau ausdrückte. Er fand eben immer die richtigen Worte – Grund mehr, wieso sie sich in ihn verliebt hatte! Waren sie eben mal ein ergänzendes Paar. So.. in gewisser Weise irgendwo. „Das versteh ich jetzt nicht…“, gab sie zu bei dem nicht-Mann-sein und legte ihre Stirn in Falten. Wie kam er nun darauf? Für sie war diese Antwort eher unlogisch. Was hatte es schon damit zu tun welches Geschlecht man hatte? Nein, das verstand sie nun mal gerade gar nicht – was wohl davon herführte, dass sie eben keiner war. Natürlich fiel ihr das gerade auch nicht auf. Also… das vom Denken her. Bei ihrem Körper war sie sich sicher, dass sie kein Kerl war – zu jeder Tages- und Nachtzeit Aber das Thema schwenkte um und sie hörte ihm brav zu. Schüttelte nur einmal kurz den Kopf, als er sie fragte, dass er es ihr ja nie erzählt hatte und antwortete nachdem nichts mehr von seiner Seite kam. „Der schwule Kompass? Ah, ja. Erinner mich vage daran. Aber… was ist denn damals passiert? Wieso warst du nicht bei deinen Eltern und getrennt von Rin und… wer war Shinjiro?“ Oh weiha, jetzt hatte sie es doch gefragt. Eigentlich wollte sie noch damit warten… aber es schien ihr gerade so passend hier, wo er doch eh gerade mehr oder weniger davon sprach. Nur konnte sie hoffen, dass es nun nicht wieder ausarten würde. Dass er nicht noch einmal weglief. Der Anblick war einfach so… schmerzhaft gewesen. Auch wenn er nur runtergegangen war und dort auf sie gewartet hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Könnte man nur immer die Zeit zurückdrehen… „Mein pubertärer Junge.“, korrigierte sie ihn noch grinsend, aber das Thema wurde von ihrer Seite aus in den Schatten gestellt. Der Fahrstuhl blieb stehen und nicht da, wo er es hätte tun sollen. Im vierten Stock oben, wo er dann die Tür hätte aufmachen sollen. Wo sie raus gehen wollte. Mit ihm noch einen netten Tag verbringen wollte. Stattdessen wurde ihr schwummrig und sie wünschte, sie hätte nicht den Fahrstuhl gewählt. Wäre die Treppen hochgegangen „Ich glaub mir wird schlecht…“, murmelte sie an sich selbst gewandt, als sie es wirklich realisierte. Als er sie auch noch darauf hinwies, dass sie stecken geblieben waren. Nicht mehr weiter fuhren. Sie griff nach der Stange und ließ sich auf den Boden sinken. Drückte sich in die Ecke. Da vergaß sie auch, dass er sie doch gerade etwas gefragt hatte. Stattdessen zog sie die Beine an ihren Körper und umklammerte sie. Schien alles ganz und gar von ihrer Umgebung auszublenden und starrte auf einen undefinierten Punkt vor ihren Füßen. Sie konnte ja Aufzüge eigentlich leiden – solang diese auch brav immer weiter fuhren, aber so bekam sie unweigerlich Platzangst.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 18:55 | |
| „Ich lache aber gern mit dir“, hielt Len tapfer dagegen, auch wenn ihn das Stimmen-Argument so ziemlich überzeugt hatte. Bald würde er wirklich nicht mehr reden können und dann war’s das mit Kommunikation - jedenfalls, was Außenstehende anging. Fragte sich, wie lange es brauchen würde, bis er sich gänzlich von dieser Drogen-Eskapade erholt hatte. Vielleicht einen Tag keinen Ton von sich geben? Zwei? Das letzte Mal, dass ihm die Stimme gefehlt hatte, da hatte er wohl eine Nacht lang durchgeschrien, abwechselnd wegen Albträumen und wegen der Schmerzen. Dass das bereits zwei Jahre her war… Er konnte es fast nicht glauben. „Ist nicht so wichtig“, beschwichtigte er. Wenn sie es nicht verstand… warum nicht? War ja nicht allzu tragisch, zumal das Thema abgrundtief banal und … irgendwie auch ein wenig peinlich war. Man musste sich eben erst daran gewöhnen, mit jemandem zusammen zu sein und eigentlich alles ansprechen zu können, was man wollte… Jedenfalls fast alles, sensible Themen ausgenommen. Wie beispielsweise das Thema, in welchem Yoko jetzt noch schmerzhaft herumbohren musste. Nicht, dass der Gedanke allein schon genug war, um ihn zu deprimieren… Dementsprechend zuckte er mit den Schultern und meinte nur: „Darum.“ Eine so dämliche Antwort hatte Len wirklich noch nie gegeben. Vielleicht während er bekifft war, aber bei vollem Verstand sicherlich nicht. Zwar wäre es vielleicht eine Art Therapie, wenn er darüber redete, zumal er ihr ja vertrauen konnte – aber er wollte nicht. Und das war wohl das größte Problem, welches die meisten Leute hatten. Sie überwanden ihre Scheu einfach nicht, oder hatten Angst, sie könnten es nicht verkraften… Ja, da war Len ebenso schwächlich, wie jeder andere Mensch auch. Allerdings schwenkte ja das Gesprächsthema um. Viel besseres Thema. Deswegen musste er auch schmunzeln und nickte ab. Klang vielleicht komisch… Aber er gehörte ihr und sie gehörte ihm. Ein überwältigendes Gefühl. Mindestens genauso überwältigend war übrigens, dass der Aufzug stecken geblieben war, doch in einer völlig anderen Art und Weise. Er ließ sich zwar nicht wirklich aus der Fassung bringen, schließlich würde sich irgendwer bereits darum kümmern, dass das Ding bald wieder laufen würde, aber dann war da noch Yoko, die sich dort wie ein verängstigtes Kind in eine Ecke des Fahrstuhls kauerte. Im Vorbeigehen drückte er auf den Notschalter, der direkt unter dem Erdgeschoss-Knopf platziert war und hockte sich dann vor ihr hin. „Nicht auf meine Schuhe, ‘kay?“, meinte er, entschuldigte sich dann aber für den platten Witz und streckte eine Hand nach ihr aus, um sie ihr sanft auf einen ihrer Arme zu legen, die ihre Knie umklammerten. „Was ist denn los? Hast du Angst, ich könnte dich mit meinem Essen und meinen Kochkünsten vergiften?“ Es war vielleicht nicht die beste Idee und noch lange nicht die beste Strategie, die ihm gerade eingefallen war, aber sie konnten ja eh nur abwarten, bis jemand das bockige Teil repariert hatte. Also wollte er Yoko ablenken. Man musste eben nur mal ihre Aufmerksamkeit bekommen, schließlich starrte sie einfach weltfern vor sich her. „Was hältst du von Pfannkuchen? Wir haben ja auch Nutella da oben….“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 19:45 | |
| „Falsch. Ich habe gerade nicht gelacht. Also musst du über mich gelacht haben.“, konterte sie grinsend und war so direkt mal stolz auf sich, dass es Sinn hatte, was sie da von sich gab. Mehr oder weniger. Aber das sind wir ja alle gewohnt, dass sie gern komische Sachen quasselt. Das Thema mit Mann sein oder nicht… schien abgehakt sein. Wie waren sie überhaupt darauf gekommen? Ach ja! Weil er meinte, sie hätte ihn schon glatte vier Mal widerstehen können. Je mehr sie darüber nachdachte, desto rätselhafter wurde es für die Utsukushi. Also sagte sie auch nichts mehr darüber. Sie legte den Kopf schief. „Mit Darum wäre nur eine der Fragen beantwortet… wenn man das so nennen kann.“ Ging ja auch nicht, dass man auf die Frage nach einer Person, darum antwortete. „Aber lassen wir das, wenn du nicht darüber reden möchtest…“ Also wurde von ihrer Seite aus nun auch über dieses Thema geschwiegen. War es ja sonst nur wieder eine so drückende Stimmung und dieser wollte sie nun mal entgehen. Jetzt überwog aber ein ganz anderes Thema das Geschehen: Der Fahrstuhl saß fest und sie waren darin gefangen. Ganz schlecht für die klaustrophobiesche Yoko. Da halfen ihr seine Scherze auch nicht weiter. Was wohl auch er bemerken würde müssen, da sie weiterhin nicht reagierte. In ihrem Inneren nahm Yoko die Worte wahr. Auch, dass er bei ihr war, aber sie war nicht imstande etwas darauf zu erwidern. Stattdessen erinnerte sie sich an einen Teil ihrer Vergangenheit. Sie war wohl um die 16 Jahre alt und hatte einen Auftrag als Chuunin bekommen. Sie wusste nicht mehr, um was es genau ging, oder wo es war, was sie machen musste, aber sie musste mit dem Aufzug fahren – bis dahin war es auch noch nie ein Problem für sie gewesen. Nur kam auch dieser zum Stehen und sie musste warten. Am Anfang fand sie es sogar noch recht lustig! Allerdings verstrich die Zeit immer weiter in diesem immer enger werdenden Raum. Es war heiß, sie hatte nichts zu trinken, war allein. Mal wieder. Auch das Licht war ausgefallen. Es beängstigte sie unheimlich und als sie endlich rauskam, um nach Hause zu laufen, mussten mehr als sechs Stunden vergangen sein. Laut ihrem Onkel kam sie nämlich so viel zu spät. Aber er hat sich da nichts dabei gedacht – bis sie wie ein Häufchen Elend in die Wohnung eintrat. Es war einfach schon zu der Zeit, wo sie auch mal lange wegblieb. Da ging er sie nicht suchen, wo es vorkam, dass sie ja auch unabgemeldet länger aus war. Aber… ihr fiel auch was auf. Etwas recht Entscheidendes. Hier hatte sie Licht – konnte sogar nach draußen sehen, wenn sie denn wollte. Hier war sie nicht allein, weshalb sie auch ihren Kopf anhob und zu dem Jungen vor ihr sah. Ihn nun direkt ansah.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 20:07 | |
| Len öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss die Luke aber wieder, da ihm nichts Gescheites einfiel. Ein wenig ärgerlich war er darüber, aber schließlich gönnte er ihr diesen Sieg. Sollte sie doch denken, was sie wollte! Er hatte nur nett sein wollen. Wie immer eigentlich. Eine Weile schwiegen sie sich an, dann wandte er sich wieder dem Fenster zu, lehnte sich gegen eine Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. War ja schon fast eine ähnliche Haltung, wie bei ihr. Abwehrend. Schutzhaltung. Was seine Vergangenheit anging… Da konnte er ein wenig bockig sein. „Viel. Darum. Ein alter, toter Mann. Besser?“ Nur wenig besser. Und ja, er wusste, dass er wirkte, wie so ein kleines, bockiges Kind. Aber was sollte er tun? Er wollte halt wirklich nicht darüber reden… Vielleicht sollte er…? Weil es ja Yoko war… Aber er konnte seinen inneren Schweinehund nicht überwinden. Stur bleiben. Wollte sich nicht wieder damit auseinander setzen. Denn wie sagte er immer? Das Hier und Jetzt zählte. Das meinte sie doch auch… Mussten sie dann wirklich darüber reden?... Nein. Nun ja, aber das mit dieser Geschichte wurde ja kurz darauf völlig ausgeblendet. Es gab Wichtigeres. Yoko zum Beispiel, die dort kauerte, als hätte sie den Schock ihres Lebens. Aber vielleicht hatte sie den auch? Sah ganz nach Klaustrophobie aus. War schon befremdend… er kannte sie so gar nicht. Zwar war es immer wieder angenehm, verschiedene Facetten eines Menschen kennenzulernen, aber dafür hätte er sie nicht extra durch die Hölle schicken wollen. Er wusste gar nicht, wie er ihr helfen sollte. Schließlich reagierte sie kein bisschen. Starrte voraus, versank in einem traumatischen Ereignis ihrer Vergangenheit. Len seufzte. Half eben alles nichts. Man musste sich damit auseinandersetzen. Damit konfrontieren. Man musste dadurch, sonst lernt man nie, damit umzugehen. Er richtete sich auf und sah sich kurz um, während er beiläufig erzählte: „Als ich drei war, kam ein Trupp von Irren durch die Lande gezogen und suchte nach manipulierbaren Kindern, die besondere Fähigkeiten bzw. Kekkei-Genkais hatten. Unsere Eltern schickten uns in den Wald davon, wir sollten nach Konohagakure. Auf dem Weg, in einer Nacht, als Rin schlief, sah ich sie und bin freiwillig zu ihnen gegangen, damit ich von Rin ablenken konnte. Es hat funktioniert, wie ich aus deinen Erzählungen gemerkt habe.“ Nachdem er nicht wirklich fündig geworden war, richtete sich sein Blick auf den Regenschirm. „Weißt du, Shinjiro war unser Peiniger. Er hat uns von morgens bis abends trainieren lassen, wenn wir etwas nicht konnten, auch die Nächte. Strafen waren an der Tagesordnung. Ich bin der Einzige, der überlebte. Gib mir mal den Schirm.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten griff er danach, drehte ihn einmal in der Hand, holte aus – und schlug mit dem Holzgriff die Scheibe zum Hinterhof ein. Es klirrte und vereinzelte Scherben regneten in den Innenhof. Len drückte den Bruch durch, weitete ihn noch etwas mit dem Schirm aus und beugte sich kurz hinaus, um nachzusehen, ob dort jemand war. „Das werden die mir bestimmt in Rechnung stellen…“, murmelte er und trat noch einmal zu, damit sie auch wirklich rausklettern konnten, ohne sich zu verletzen. Dann streckte er ihr seine Hand hin. „Ich mag Abenteuer.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 20:33 | |
| Die junge Frau hörte weiterhin seine Stimme, die etwas erzählte. Wohl etwas recht wichtiges. Hatte sie vorhin nicht nach diesen Antworten verlangt? Sie war sich nicht mehr ganz sicher. So eine Starre ließ einen einfach einige Dinge wieder verdrängen. Aber es war grausam was er ihr da mitteilte. Viel zu grausam – wie konnte man sich nur so an Kindern vergreifen. Nun sah sie ihn aber an. Mit einem Blick zum Teil gefüllt von Mitleid. Zum anderen Teil gefüllt mit Angst, die sie an diesem Ort hier immer noch hatte. Sie selbst hatte es gar nicht mehr gemerkt, dass sie den Regenschirm fest umklammert hielt. Erst, als er ihn ihr entriss fiel ihr auf, dass nun etwas fehlte, woran sie sich klammern konnte, weshalb auch im ersten Moment der eine Arm schlaff auf den Boden fiel. Aber was tat er da? Ein herber Schlag gefolgt von einem lauten Klirren. Sie presste sich nun beide Hände gegen die Ohren, da dieses Geräusch - in ihrem nun so leeren Kopf - zu dröhnen zu schien. Würde sie im Nachhinein so zurückdenken, wie sie so wie ein Häufchen Elend hat aussehen müssen, würde sie sich wohl selbst eine Klatschen. Wenn nicht sogar mehr. So sah sie auch wie ein verschrecktes Tier zu ihm auf, als er wieder zu ihr zurück kam. Hatte im ersten Moment sogar vor ihm Angst. Nun, die Psyche eines Menschen war nun mal wirklich kompliziert. Aber er tat ihr nichts. Reichte ihr nur die Hand, die sie zögernd auch ergriff. Aber was wollte er nun tun? Irgendwie verstand sie nichts. Konnte auch keinen logischen Gedanken fassen, dass sie nun bei dieser zu Bruch gegangen Scheibe rausgehen konnten. Raus aus diesem beklemmenden engen – gut er war eigentlich recht groß – Fahrstuhl. Dabei hätte man von ihr wohl eher erwartet, dass sie sofort daraus geflüchtet wäre. Womöglich blind einfach raus gesprungen wäre ohne an irgendeine Konsequenz zu achten. Aber so… saß sie wie ein hilfloses Ding einfach noch mit ihm an der Hand da.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 20:45 | |
| Zwar erwiderte Yoko rein gar nichts auf das, was Len von sich preisgab – und trotzdem fühlt er sich merkwürdig befreit. Er hätte schon viel früher über all das reden sollen, auch wenn es nur eine Kurzzusammenfassung war. Jahrelange Qual verließ ihn und er war frei von allem. Er konnte durchatmen. Aber nun – sie hatte ihre Antworten erhalten und schwieg, als hätte man ihr den Mund zugenäht. Das machte ihm alles rein gar nichts aus. Er würde wahrscheinlich auch keine Worte für so etwas finden und als er um ihr Leben gefürchtet hatte, hatte er auch kein Wort herausgebracht. Angst lähmte den Körper und war ein Feind, aber auch nur in wenigen, katastrophalen Fällen. Meistens half sie einem, am Leben zu bleiben. Das alles berührte ihn kein Stück. Was ihn allerdings wirklich ins Tiefste verletzte, war, dass sie nur panisch zu ihm aufsah, nachdem er die Scheibe zerstört und ihr die Hand hingehalten hatte. Er warf ihr einen tief traurigen, aber auch mitleidvollen Blick zu. Er konnte sich nicht wirklich in sie hineinversetzen, weswegen er auch schwieg, damit er nicht alles noch schlimmer machte. Gerade, als er die Hand wieder sinken lassen wollte, ergriff Yoko sie. Na immerhin. Len schenkte ihr ein dünnes Lächeln und zog sie dann sanft auf die Beine, nur um sie dann in die Arme zu schließen. „Es wird gut, Yoko. Alles wird wieder gut. Du musst mir nur jetzt vertrauen, okay? Versprich es mir.“ Er ließ sie wieder los und wandte sich von ihr ab, um zur zerbrochenen Scheibe zu gehen. Wind wehte hinein und verfing sich in seinem Haar. Ganz schön zugig… „Du zuerst. Erinnere dich an deine Ausbildung. Chakra in Hände und Füße – und dann wie ein Gecko an die Scheibe tackern.“ Ein weiteres, aufmunterndes Lächeln, bevor er sich erneut dem Innenhof zuwandte. Sie waren schon in einer netten Höhe. Zwar war er nicht gerade eine Leuchte im Schätzen, aber wenn man rechnete, dass Zimmer durchschnittlich zweieinhalb Meter hoch waren und man großzügig einen halben Meter dicken Boden hinzurechnete… Kam man bei dreieinhalb Stockwerken schon auf ungefähr 18 Meter. Großzügig und in Eile gerechnet. Nur keinen Gedanken daran verschwenden, was wohl passieren würde, wenn sie fiel…
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 21:15 | |
| Sie nahm diesen schmerzverzerrten Blick von ihm wahr. Wahrscheinlich war auch das der Auslöser, wieso sie doch noch nach seiner Hand griff. Wo er sie so in seinen Armen hielt, wurde es auch langsam aber sicher wieder besser mit ihr. Sie kehrte wieder in die Realität zurück – was man wohl auch an ihren Augen erkennen konnte, die nun wieder mehr Glanz annahmen und versuchten Geschehnissen zu folgen. Zum Schluss erwiderte sie sogar die Umarmung, indem sie selbst die Arme um ihn schloss, aber dann ließ er sie auch schon wieder los und ging zur Scheibe. Sie folgte ihm langsam, bis sie neben ihm stand und erst mal einen Blick nach unten warf. Hoch. „Ah…hm… Gecko?“ Das war wirklich nicht das Klügste, was sie als erstes wieder von sich geben konnte. Aber immerhin verarbeitete sie seine Worte nun wieder so, dass sie auch etwas darauf sagen konnte. Sie schüttelte heftig ihren Kopf, damit da drinnen auch wieder richtig etwas zu arbeiten begann. Also tat sie auch das, was er ihr sagte. Mehr oder weniger. Yoko ging an den Rand von dem Loch und beugte sich mit dem Oberkörper raus. Musste erst einmal nachsehen, wo sie hier war. Wo sie sich nun genau festhalten konnte, um h och zu kommen. Es war um einiges schwieriger aus dieser Position, als wenn man einfach vor einer Wand stand und hochlief. Sie legte ihre Hände an die Scheibe über ihr und es dauerte eine Weile, bis sich das Chakra stabilisiert hatte. Sonst wäre sie gleich abgestürzt. Der eine Fuß wurde an die Wand neben sie gesetzt und sie zog sich endlich zur Seite hoch. An einer Steinwand konnte man aber auch besser Halt finden, als auf dem Glas. Nachdem auch durch den letzten Fuß Chakra floss kletterte sie hoch, wie ein Gecko – auch wenn sie nicht wusste, was das eigentlich war. Aber das machte man auch einfach so. Konnte man auch ein wenig mit einem Marder vergleichen. An sich war es ja nicht mehr weit bis ganz nach oben, aber sie musste noch ein kleines Stück seitwärts zu dem offenen Fenster. Sie erinnerte sich wieder an es. Er war dort rausgesprungen… mehr oder weniger. Der Gedanke ließ sie aber auch wieder unkonzentriert werden, weshalb sie mit den Füßen gefährlich abzurutschen schien. Also machte sie sich mit dem Arm lang und griff nach dem Fensterrahmen. Zog sich ächzend hinein und fiel plump auf den Boden im Gang, bis ihr einfiel, dass er hoffentlich nachkam und ja auch hier rein musste, weshalb sie ein Stück zur Seite ruckte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Hotel 'Edelweiss' Di 09 Aug 2011, 21:28 | |
| Ein wenig entspannte sie sich in seinen Armen und Len ließ sie erst wieder los, als er auch ihre Arme um seinen Körper gefühlt hatte. Das war für ihn ein Zeichen, dass sie ihn erkannte, oder zumindest nicht mehr als eine Gefahr einschätzte. Und trotz allem tobte in seinem Inneren ein Sturm. Wie groß konnte ihre Liebe schon wirklich sein, wenn sie sogar Angst vor ihm hatte? Er senkte den Blick und stand deswegen eher wie ein teilnahmsloser Beobachter vor dem Abgrund. Und auf ihre Nachfrage reagierte er nicht. Geckos waren kleine Eidechsen… Aber das stand ja auch gar nicht zur Debatte. Er sah nur wortlos zu, wie sie langsam aber sicher aus dem Aufzug kletterte und folgte ihr mit dem Blick, ob sie es auch wirklich sicher nach oben schaffte. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sie in Angst nicht in der Lage war, die nötige Konzentration aufzubringen, um sich zu retten. Wobei es sicherlich einfacher gewesen wäre, einfach auf einen Techniker zu warten. Gut, es hätte vielleicht länger gedauert… Ach, jetzt war es sowieso zu spät. Kaum verschwand sie aus seinem Sichtfeld, näherte Len sich dem Ende des Bodens und drehte sich um, die Hacken in luftiger Höhe, wie ein Turmspringer, der zu einem komplizierten Sprung rückwärts hinab ins Wasser ansetzte. Aber eigentlich lehnte er sich nur ein Stück zurück, um an die Scheibe über sich zu kommen. Wenn Len zu irgendetwas in der Lage war, dann dazu, sein Chakra zu kontrollieren. Denn sofort, nachdem er es seinem Körper befohlen hatte und sprang, fand er Halt und konnte sich mit einiger Anstrengung weiter hochziehen. Nur weg von dem Aufzugsscheiben-Zeug und zu der normalen Mauer hin. Da waren wenigstens noch Vertiefungen und Mäkel, in die man sich notfalls krallen konnte. Kurz blickte er sich um und sah noch ein Fitzelchen von Yokos Schuh – sodass er sich dieses Fenster als Ziel setzte. Stand stabilisieren, Wandlaufjutsu. Fast schon entspannt erreichte er das Fenster und kletterte hinein, blieb noch ein wenig auf der Fensterbank hocken, bevor er hineinsprang, schließlich konnte sie ja noch direkt vor dem Fenster kauern… Kaum stand Len wieder, sah er sie kommentarlos an. Wartete auf eine Reaktion von ihr. Das war ja wohl das Mindeste, was er von ihr erwarten konnte…
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