Garten

Der Garten kann eigentlich gar nicht als Garten bezeichnet werden. Eher als riesiges, bepflanztes, umsorgtes Gelände. Es gibt einen Weg aus groben Steinen, der zu den wichtigstens Sehenswürdigkeiten führt.
Darunter befinden sich ein schöner Zierteich mit kleinen Kois, eine Terrasse mit Grill, einem Tisch und vier Stühlen, Liegen, einer Schaukel, einem geliebten Rosenbeet . Dann gibt es natürlich eine weitläufige, grasgrüne Wiese, überall Blumenbeete, Sträucher, Büsche, Zaun und Hecke. Hier und da stehen auch ein paar junge Kirschbäume, gerade groß und dick genug, dass sie eine Hängematte + Gewicht halten können. Der einzige Kirschbaum, der auch wirklich sehr hoch und alt ist, ist ein wirklicher Blickfang und steht etwas erhöht auf einem Hügel. Auf der einen Seite des wirklich sehr dicken Stammes steht eine alte Holzbank. Auf der anderen Seite des Hügels befinden sich Gräber von von uns geschiedenen Haustieren, darunter zwei Wellensittiche und ein Hamster. Aber auch eine Katze, die ihnen schon halbtot und vor allem totkrank zugelaufen war, aber nicht mehr gerettet werden konnte.
Man sieht: das Gebiet ist wirklich groß und bis auf den Tierfriedhof auch sehr schön und angenehm.

[CF: Küche]

Mit federnden, beschwingten Schritten näherte sich Chinatsu erst der Terrassentür, dann drückte sie sie auf und trat ins Freie. Die Luft war angenehm. Zwar ging es Richtung Abend, aber es war dennoch warm genug, um auch ohne Jacke herumlaufen zu können, ohne zu einer Frostbeule zu mutieren.
Aufgrund der Tatsache, dass ihr schon die ersten grünen Blättchen an den sonst so kargen Sträuchern und Bäumen entgegen grün-strahlten, war sie sogar noch heiterer.
„Ah, die Welt erwacht langsam wieder zum Leben“, meinte Chinatsu lächelnd und ging dann ein paar Schritte auf die Wiese hinaus. „Und, wo willst du sitzen? Bank, Stühle, Schaukel, Gras, Liege, Hängematte…?“

[Küche]

Auf dem Weg, hatte Taiki sich zwei Decken geschnappt. Zwar war es ja schon Frühling und die
Natur erwachte so langsam, aber man konnte ja nie wissen. Dass er selber ja in einer Art
zerfetztem Tanktop steckte, machte ihm eigentlich nichts aus, aber wenn Chinatsu sich erkältete...
"Lass uns doch in die Hängematte legen. Oder willst du lieber wo anders hin?", fragte er und
packte sich seinen Löffel in den Mund, um die Decken ungestört tragen zu können. Er hätte sich vielleicht
auch ein paar Kissen schnappen können.

Chinatsu warf Tai einen skeptischen Blick zu. „A) Ich habe eine gute Gesundheit, nicht so wie dein Schlappschwanz von Freund. B) Deine Gesundheit ist genauso wichtig. Selbstaufopferung ist Mist, wenn es anderen wehtut. Hm, ich sollte meine Mordgedanken nochmal überdenken.“
Doch dann nickte sie fröhlich.
„Ist in Ordnung. Ich wäre sowieso eher gestört von der Anwesenheit von herumgeisternden Tierseelen oder hartem, gammelnden Holz- oder Plastikmöbeln. Gute Wahl eigentlich.“
Also lief sie, mit der Schokoladeneispackung und ihrem Löffel in der Hand voraus. Unterwegs drehte sie sich um und ging ein paar Schritte rückwärts. „Soll ich dir nicht etwas abnehmen?“

"Ne, Ne.. Ist alles gut.", sagte er und huschte zu der Hängematte.
Mordgedanken überarbeiten... Sie sollte die bei Dai behalten., dachte Taiki und warf sich regelrecht in
das Stückchen Stoff, was die Bäume, an denen das Ding angebunden war, leicht zum knacksen brachte.
"Schnell, Chi! Bring das Eis, oder die Seelen von unseren ehemaligen Haustieren werden uns auffressen!
Oh nein! Der Hamster hat schon damit begonnen meine Hand anzunagen! Ich werde sterben!", mit einem theatralischen
Aufschrei, warf der Kerl sich zur Seite, sodass er von der Tiefe der Hängematte ganz verschluckt wurde und aus einer
Entfernung von sechs Schritten nicht mehr zu sehen war.

So schnell, wie Taiki an ihr vorbei zu der Hängematte gerast war, konnte sie kaum gucken. Deswegen stand sie einen Moment nur unschlüssig auf der Stelle und reagierte erst beim Knacken, dann bei seinem Gesagten. Mit einem Blick zum Himmel, wo sich die Sonne zum Himmel senkte, der anschließend zu dem großen Kirschbaum schwenkte, lief es ihr kalt den Rücken runter, bevor sie sich beeilte, ebenfalls zur Hängematte zu laufen.
Dort angekommen beugte sie sich über die Ränder und schaute zu ihrem Cousin hinab. „Alles gut, oder hat der Hamster dich schon aus Rache getötet? Du solltest aufpassen, wo du hintrittst…“
Das Mädchen warf ihm das Eis und ihren Löffel zu, hoffte, dass er die Fressutensilien auch auffangen würde und kletterte dann mühsam in das für ihre Größe zu hoch gespannte Teil. Schließlich, nach einigen Positionskorrekturen und dabei ausversehen erteilten Ellbogen- und Handschlägen, sowie Tritten, saß sie bequem neben Tai in der Hängematte und stibitzte den Löffel wieder, um ihn wie ein Schwert in die Höhe zu halten. Das matte, orangene Licht der Sonne brach und blendete kurz.
„Auf in den Kampf!“

Die Eispackung bekam er gegen seinen Schädel geschmissen, während der Löffel neben seinem
Gesicht landete. Er war vorhin wirklich auf das Grab des Hamsters getreten, welches er früher immer
so liebevoll Piffy Würger genannt hatte, da das Viech seine Pfötchen so um einen seiner Finger zu
legen pflegte, als ob es ein entlaufener Maßenmörde wäre. Es starb den Kühlschranktod, nachdem
Riku sich das erste Mal in Taiki bemerkbar machte und seinen Körper auch übernommen hatte.
"Für Narnia!", rief der Neunzehnjährige und hob seinen Löffel ebenfalls
in die Luft, bevor er die Eispackung öffnete und seinen Löffel förmlich in das schokoladene Wunder
hineinstach, "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für einen Utsukushi!".

„Entschuldigung“, gab Chinatsu schnell von sich, als sie bemerkte, dass sie ihm gerade doch wirklich das Eis an den Kopf geworfen hatte. Und so ein Liter Eis hatte schon sein Gewicht, kombiniert mit Fallgeschwindigkeit und so weiter – das konnte schon eine deftige Beule geben!
Belustigt verfolgte sie die Erinnerungsbilder an den Hamster und lachte schließlich.
„Kann mich gar nicht wirklich an ihn erinnern. Er war ja nicht mal auf dem Familien-Tier-Foto drauf“, meinte das Mädchen und lauerte bereits auf das Eis, während sie noch hintenan fügte: „Riku ist also ein Mörder, der seine psychopatischen Triebe gerne an hilflosen Tieren auslässt.“
Kaum war der Deckel der Packung vom Rest getrennt, nahm sie sie mit der linken Hand und warf ihn über die Schulter. Dieser Deckel sollte sie für die nächsten zwanzig Minuten nicht stören!
Dann bekam das Eis eine heftige Fleischwunde durch ihre Wunderwaffe – dem Löffel – zugefügt. Während sich das Schokoladeneis auf den Weg in ihren Magen machte, murmelte Chinatsu: „Aber das klingt ja gerade so, als wäre es für uns schwierig und ein Fortschritt…“

"Stimmt.. Hm.. Wie wäre esch mit: Alwaysch the real sching, alwaysch Utschukushi.?", lallte
Taiki zwischen zwei Löffeln voller Eis hervor. Er hatte ja noch nicht mal hinuntergeschluckt, schon redete er wieder
drauf los: "Du muscht wischen, dasch Riku Hamschter hascht. Isch weisch auch nischt wiescho. Esch
ischt wohl ein übergründeter Hasch."
- Mit vollem Mund spricht man nicht.
// Du hast Piffy auf dem Gewissen...//
"Nun ja.. Wenn ich nicht gerade völlig blöd bin, kam ich gerade in die Akademie, als das Foto
mit den Tieren gemacht wurde. Lass mal schauen.. Riku tauchte auf, da war ich zehn.. Joa. Der Hamster war erst einen
Monat bei uns und schon wurde der vom Zeitlichen gesegnet.", fügte der Utsukushi dann hinzu und löffelte sich
wieder etwas in den Mund.

„Immer Utsukushi klingt gut“, antwortete sie ihm und futterte weiter munter Eis. Es war so zart und trotzdem noch eiskalt. Dann noch diese himmlischen Schokoladenstückchen… Am liebsten hätte sie es mit einem Happs verzehrt, aber dann war da noch der Wille, jeden einzelnen Löffel bis aufs Äußerste zu genießen.
Gespannt hörte sie aber dennoch den Anekdoten ihres Cousins zu. Es war schon interessant, was man alles Unnötiges über Riku erfahren konnte.
„Hm, wo Tai Recht hat, da hat er Recht… Du hast Piffy getötet, du Schwein!“, rief sie und deutete anklagend mit dem Löffel auf Tai, da sie nicht sonderlich wusste, wie sie ihm sonst drohen konnte, außer durch ihren Cousin hindurch.
Chinatsu hob eine Augenbraue. „Wie kann man in einem Monat schon so einen gewaltigen Hass auf ein kleines Plüschtierchen schieben? Ich mag Plüschtierchen. Armer Piffy… verzeih dieser armen, nichtsnutzigen Seele, die am genialen Verstand meines Cousin-Bruders nagt.“
Sie schlug ein Kreuz mit dem Löffel und aß dann ungerührt weiter.
Es war merkwürdig, dass Chiaki sich nicht meldete. Wahrscheinlich pennte er, oder aber hörte ebenso zappelig den Geschichten zu. Mörderische Geschichten gefielen ihm immerhin.
„Du, kann Riku nicht mal einen Monat mit Dai spielen? Der ist nicht plüschig.“

"Wegen Riku habe ich Dai einmal fast eine Glatze geschnitten.", murmelte
er und grinste verschwörerisch, "Oder das eine Mal, als ich ihn von einer
Brücke geschmissen habe.. Da hat er mich dazu überredet.".
- Ich finde es offen gesagt schön, dass du solch schöne Erinnerungen dank mir machen
durftest.
"Er findet übrigens, dass er einen richtig gut aussehenden Wirt hat. Er hat
Recht, oder etwa nicht? Versucht Chiaki denn manchmal auch dir seine Gedanken und Wünsche
unterzuschieben?"

„Wirklich?“ Chinatsu kicherte belustigt auf, bevor sie weiter Schokoeis löffelte. Es gab wirklich einfach nichts Köstlicheres auf der Welt, als Schokoladeneis… Jedenfalls nichts, was sie bereits kannte. Schokoeis war wirklich Platz eins. „Du hast Dai von einer Brücke geworfen?“, echote das blonde Mädchen ungläubig. „Warum…? Warum lebt er noch? Das hätte uns heute Ärger erspart“, knurrte sie und seufzte, bevor sie weiter Taiki zuhörte, der noch mehr zu erzählen, beziehungsweise fragen hatte.
Chinatsu musterte ihren Cousin ein paar Herzschläge lang eingehend, doch dann nickte sie bestätigend. „Hat er Glück gehabt. Und Chiaki…? Der ist ziemlich gewitzt. Der lässt mich unbewusst Dinge denken, die ich eigentlich nicht denke. Es ist schwer, dies von eigenen, wirklichen Gedanken zu unterscheiden. Meistens geht es dann um Sachen, die er unbedingt haben möchte, beziehungsweise erleben oder sehen möchte. Heute beispielsweise habe ich immer wieder daran gedacht, dass ich Dai möglichst effektiv zerfetzen muss. Es gelang ihm wahrscheinlich besser, weil ich selbst Dai leiden sehen will.“
Sie hielt kurz inne, um mehr Schokoladeneis essen zu können. Finsterer fügte sie hinzu:
„Jetzt noch mehr.“

"Wie noch mehr?", fragte er und wuschelte ihr durch die blonden Haare, während er noch etwas Eis aus der Packung schaufelte.
Da fiel ihm ein: "Soll ich dir vielleicht mal meine größten Dai-Pannen erzählen?".
- Welche von den ganzen Sachen meinst du? Soll ich dir ein paar zur Hilfe aufzählen?
// Was kam nach der Brücke? Da waren wir immerhin erst fünf und sechs..//
- Da wäre einmal die unbeabsichtigte Kunaiattacke, dann beim Zubereiten von Schokolade für Maimi-san
das Aufflammen von der Herdflamme in der Wohnung seiner Eltern, da du ja meintest, dass ein Fuutonjutsu
die Flamme ja größer machen könnte, damit die Schokolade schneller schmilzt...
"Du hast es ja gehört.. Welche willst du genauer beschrieben haben? Oder soll ich dir gleich das ganze Wesen
vom Toroi beschreiben, damit du ihm auflauern und zu Tode schlagen kannst?"

„Noch mehr töten wollen, ganz einfach!“, erklärte sie wie selbstverständlich und leckte ihren Löffel noch einmal gründlich ab. Ganz einfach… Einen Grund mehr, ihn von der Landkarte radieren zu wollen, den Schwabbelmann…
Doch dann nickte sie, legte den Löffel in die langsam schwindende Packung und machte es sich schließlich gemütlich, legte sich der Länge nach hin und trat dabei – mal wieder – ausversehen Tai ein paar Mal. „Erzähl! Einfach alles. Was du alles bereits angestellt hast, um seine Seele zu zermürben und ihn so in den Selbstmord zu treiben, oder aber was du schon tun konntest, um sein körperliches Wohl zu gefährden.“
Dafür, dass du in der Öffentlichkeit kaum den Mund aufmachst, bist du aber ganz schön wortgewandt, wenn du mit ihm sprechen kannst.
- Richtig, denn hier fluten auch nicht tausende von Informationen in meinen Kopf, die es unmöglich machen, sich auf eine Sache zu konzentrieren.
- Auch wieder wahr. Und ich dachte, du hättest wirklich Geschmack an dem Gedanken gefunden, dich deiner Dai zu entledigen.
„Aber lustig wäre zuallererst das mit dem Fuutonjutsu… Das klingt spaßig.“

"Er hängt sehr an seinen Zeichnungen. Teilweise sind da welche von Yuna. Die, die ich
finde, behalte ich natürlich. Einige kann man auch vor seinen Augen verbrennen.", sagte er mit leuchtenden
Augen und fuhr dann fort, "Irgendwann habe ich eine seiner Zeichnungen angezündet und seine
Nachbarin, Mizuki-san, hat angeklingelt. Das Ding lag dann auch dem Sofa herum und es gabfast ein riesiges
Feuer. Es war so lustig... Vor allem, da keiner außer Dai darauf kam, dass ich Schuld daran war.".
Dann löffelte er wieder im Schokoladeneis herum und blickte zufrieden zu der Blattdecke hoch, aus der
einzelne blaue Fetzen des Himmels hervorblitzten.

„Ach… und ich dachte er kann nicht dicht halten und benutzt die Papierfetzen als Auslage für seine Riesenkatzen-Dai-Toilette…“, kommentierte Chinatsu nicht ganz ernst gemeint. „Aber gut zu wissen. Ich werde es auf meine To-Do-List schreiben, dass ich einige von den Yuna-Zeichnungen verbrenne…“
Sie kicherte kurz und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, um es noch einen Tick gemütlicher zu haben. „Mizuki-san ist also die Naturschönheit von Nebenan, ja? Also Dais Nachbarin. Ich merke mir, dass es effektiv ist, Sachen in Dais Wohnung anzuzünden.“
Chinatsu seufzte und hob den Kopf ein wenig, um zum Kirschbaum zu sehen.
„Und wenn er erst einmal tot ist, dann werde ich ihn da verbuddeln!“ Mit dem Arm deutete sie direkt auf den Hügel, wo auch die Tierleichen ihre letzte Ruhe gefunden hatten.

"Neben Na, Ni und Piffy?", fragte er und strich seiner Cousine durch die Haare,
"Dann werden ihre Seelen ja wirklich aus dem Totenreich zurückgeholt und sie werden
nie wieder ihre Ruhe finden.". Die blauen Fetzen flashten und der Utsukushi musste seine Augen
so einige Male zumachen. Er würde manchmal gerne fliegen können, ohne von Riku in die Luft gefetzt zu
werden und davon sterben zu können... Da machte es eigentlich nur halb so viel Spaß.

„Ja, neben Ni und Piffy“, bestätigte Chinatsu wie selbstverständlich, als würde sie darüber reden, was sie am Morgen auf ihr Toast legen würde, „dort ist er in guten Händen.“
Auf seinen Einwand musste sie allerdings hart grübeln. Chiaki gab ihr ab und an einen kleinen Denkanstoß und schließlich gab sie widerwillig zu: „Ja, das wäre nicht gerecht. Man legt den Teufel nicht neben kleine Engelchen. Die Armen haben das gar nicht verdient. Und Dai darf ja mal gar nicht unter so einem prächtigen Bäumchen liegen, wie dem da!“
Sie grinste schief und sah nun schräg hoch zu ihren Haaren, die bereits mächtig zerzaust waren.
„Magst du meine Haare?“
Auf seine Gedanken über Fliegen und Zerfetzen musste Chinatsu dann lachen.
„Ist Riku wirklich so schlimm, wie du sagst? So höflich, wie er in deinem Kopf redet, kann ich mir das gar nicht wirklich vorstellen. Bei Chiaki hast du ja erlebt, was für eine Arschgeige er ist.“

"Deine Haare sind so glatt und geschmeidig. Ja, ich liebe sie und möchte sie heiraten. Du
lässt mich doch, oder?", fragte er gespielt verliebt und schmiegte sich an sie, "Oh,
welch' gold'ne Schönheit dein liebliches Gesicht umgibt!".
- Das war wunderbar schmierig, Taiki-sama.
"Danke, Riku, aber ich rede gerade auch mit meiner Cousine und nicht mit einer...", der Neunzehnjährige
biss sich auf die Unterlippe und musterte dann einen Vogel, der am Himmel umherflog.
- ... Bettgeschichte?
"Ja, das war treffend, danke.", sagte Taiki schnell und aß noch etwas Eis, eher er
Chinatsus Antwort beantwortete, "Er belässt es bei netten und höflichen Worten, dabei ist er eigentlich
ein Gott verdammter Sadist, der nach meinem Blut dürstet.".

„Natürlich, ich will dir und deiner großen Liebe nicht im Weg stehen. Allerdings werde ich mich strikt dagegen wehren, dass ihr euch fortpflanzen wollt“, meinte Chinatsu, ohne mit der Wimper zu zucken und todernst, begann dann aber zu grinsen.
„Nein, mir wäre es lieber, wenn du was Ordentliches heiratest. Mizuki zum Beispiel. Oder wie sie hieß… Obwohl Dai dann traurig sein könnte. In Wahrheit liebt er bestimmt die Nachbarstante und nicht unsre Yuna. Ganz sicher. Wenn er von ihr ablässt, dann könnte ich es vielleicht auf das Abhacken von Gliedmaßen beschränken…“
Auf Rikus und Taikis Dialog schürzte Chinatsu nur vielsagend die Lippen und hob eine Hand, um eingehend und angestrengt ihre Fingernägel zu betrachten. Feinsäuberlich geschnitten und gefeilt, in Sonnengelb lackiert.
Erst, als sich ihr Cousin wieder an sie richtete, schenkte sie ihm wieder wirkliche Beachtung. Emotionslos blinzelte Chinatsu ihn an und meinte dann ganz trocken: „Dann werde ich diese gottverdammte Seele eben aus dir herausreißen und eigenhändig in Stücke zerlegen. Ich lasse im Leben nicht zu, dass so ein Bastard dein Blut auch nur im Geringsten bekommt.“
Verdammt gut gesprochen, Ritter!
- Halt… den… Mund… Chiaki.
Der Wassergeist hörte auf, zu reden, beließ es bei einem wissenden, spöttischen Lachen.

"Ruhig, Chi..", murmelte er und wuschelte ihr weiter durch die Haare, "Jede Tat braucht
ihre Bezahlung. Sei also froh, dass Chiaki nicht so drauf ist. Wo wir dann schon mal dabei sind.. Wollen wir tauschen?".
Taiki schloss seine Augen und seufzte. Er war so müde... Er würde jetzt ein paar Stunden schlaf brauchen. Genug
Eis hat er ja schon gehabt. Und jetzt etwas schlafen. Mit einem Ruck, setzte sich der Blauhaarige auf und breitete die beiden
Decken über sich und Chinatsu aus.
"Dai mag Vögel. Zeig ihm irgendein totes oder ausgestopftes Tier und er flennt wie ein Mädchen. Er hat
das letzte Mal zumindest richtig geflennt, als er den Tod eines kleinen Spatzen mitbekommen hat.", murmelte Taiki
und kuschelte sich an einer der Decken.

„Ich. Bin. Ruhig.“, gab Chinatsu unbeeindruckt zurück. „Und was das angeht… Richtig. Aber was bringt er dir denn, dafür, dass du mit Blut bezahlen musst? Was das Tauschen angeht… Ich würde ihn dir sogar ganz abnehmen. Ich bin es seit meiner Geburt gewöhnt, Stimmen zu hören, da macht die eine auch nichts mehr aus. Vielleicht ist es sogar angenehmer, da sie um die Wette quatschen und schließlich die dutzenden anderen Stimmen ausblenden“, sinnierte sie sinnlos herum, da Tauschen ja eindeutig flach fiel. Und auch das gänzliche Übernehmen war ja wohl eine Hirnsupernova.
Chiaki musste lachen und befahl Chinatsu, ihre Hand zu bewegen, damit er kurz mit Riku reden konnte.
Gesagt, getan, das Mädchen nahm kurz Tais Hand.
Ey, Windgeist-Loser! Interesse daran, mein Zuhause in den Wahnsinn zu treiben?
Sofort zog Chinatsu die Hand zurück und hätte Chiaki am liebsten gehauen. Was aus gegebenen Gründen nicht funktionierte.
Das plötzliche Aufsetzen ihres Cousins brachte die Hängematte zum Schaukeln, sodass sie sich wie eine Ertrinkene in die Hängematte krallte, um nicht irgendwie herauszufallen. Was ja irgendwie unpraktisch gewesen wäre.
Dankbar zog sie die Decke bis zur Nasenspitze hoch und zwinkerte ihrem Cousin fröhlich zu. Gedämpft erklang ihre Stimme durch den Stoff: „Ich werde ihn mal in einen Wildtierpark mitnehmen. In jedem gibt es mindestens einen Teil, wo ausgestopfte Vögel leben. Aber selbst ein armes Vögelchen umnieten, das könnte ich bei Gott nicht…“

"Chiaki ist krank! ~", säuselte Taiki und schmiegte sich an Chinatsu,
bevor sein Kopf mit Rikus kurzer Laune erfüllt wurde. Windgeister waren machmal für n
Arsch, wenn es es denn mal so anmerken darf. Und das darf man!
"Aus, Riku.", knurrte der Utsukushi schon fast und es herrschte dann Stille
in seinem Hirn. Nun ja... Ob Chinatsu noch etwas sagte, das konnte er nicht mehr wirklich wahrnehmen,
aber zur Sicherheit gab er noch ein paar Laute von sich, die ziemlich nach einer Zustimmung klangen,
eher er einschlief.

Krank?, empörte sich der Wassergeist, Was meinst du mit ‚krank‘? Ist es nicht kränker, einen Windgeistloser in sich zu haben, der einem möglichst effektiv das Blut aussaugen will?
- Er hört dich nicht, Chiaki. Daraufhin schwieg er betroffen und ließ den Rest unkommentiert.
„Hm, Recht hast du. Und Riku soll sich nicht aufregen, Chiaki kann manchmal nicht darüber nachdenken, bevor er etwas sagt.“
Chinatsu knuddelte ihren Cousin einmal und lächelte dann. „Schlaf gut, Tai.“
Eine Zeit lang starrte sie zum Himmel, dann zum Teich, in dem regelmäßig das Blubbern von Fischen zu hören war, die nach etwas Essbarem schnappten, und zum Schluss zum Kirschbaum. Jetzt, wo es langsam dunkel wurde, hatte er schon irgendetwas … Gruseliges. Immerhin waren seine Äste vom Winter noch recht kahl und unter ihm waren Tierchen begraben. Ihre Haustierchen. Manche aufgrund vom Unvermögen der Familie Utsukushi her. Sie fröstelte und zog die Decke schließlich bis über den Kopf.
Das gleichmäßige Atmen von Taiki beruhigte Chinatsu allerdings.
Wenn ihr Cousin schlafen konnte, wie ein zufriedener Pandabär, dann war schon alles in Ordnung.
Vielleicht ein oder zwei Stunden später sackte auch sie in das wunderbare Traumland.

Es waren mittlerweile schon einige Stunden vergangen, als ein schlaftrunkener Taiki aus der Hängematte
schlurfte und Chinatsu richtig eindeckte, bevor er sich wieder auf den Weg ins Innere des Hauses
machte. Er stolperte über den Tierfriedhof, lief gegen die Schaukel und plumpste ungewollt in den Teich, eher
er die Terrassentür erreichte und weiter schlurfte.

[Yunas Zimmer]