Wartezimmer

Ein Zimmer voller Sesseln, welches an das Empfangszimmer grenzt.
Es ist dunkel, schmuddelig und riecht nach toten Hamstern, die seit Wochen neben einer
halbverwesten, "ausgebüchsten" Lassie, die eigentlich ein Goldfisch ist, liegen.

Weiter zum Thema: Neben ein paar weiteren Pflanzen, die, wie im Empfangszimmer, ums
nackte Überleben kämpfen, findet man hier ein paar uralte Sessel, fünf an der Zahl, die alle
genau an der Wand aufgereiht wurden und in einem perfekten rechten Winkel zu der Tür
zum Empfangsraum stehen. Fenster besitzt das Zimmer nicht - nur eine schwach leuchtende
Glühbirne an der Decke, desse Stoffüberzug, der mal eine Lampenkappe darstellte, von Motten
zerfressen wurde.

[Empfangszimmer]

"Das ist ja... kuschelig hier.", murmelte Taiki und zog es vor zu stehen,
anstatt sich auf einen der Sesseln zu setzen. Der ganze Raum jagte ihm irgendwie einen
Schauder ein. Er hätte an der Außentreppe hochlaufen sollen, dann den schmalen Flur entlang
stampfen und schließlich die Tür zum Hokagebüro auftreten und "HIER BIN ICH!" brüllen.
Aber das alles viel aus, da er, Chinatsu zu Liebe, doch lieber den diplomatischeren Weg gewählt
hatte.

[CF: Empfangszimmer]

Chinatsu ließ nun endlich Taikis Arm los, mit der Vermutung, er könne nun blutleer sein und jeden Augenblick abfallen. Aber dies tat er freilich nicht, zur großen Erleichterung des Mädchens. Da Taiki keine Anstalten machte, sich vom Fleck zu bewegen, blieb sie einfach ungerührt neben ihm stehen.
„Das ist sehr rücksichtsvoll, nicht nur mir gegenüber. Aber was steht denn auf dem Zettel? Eine Nummer? Ein Termin?“
Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse und grinste ihren Cousin schief an.
„Nun, wir könnten auch sagen, es wäre sehr dringend, lebensnotwendig und so…“
Der Einfluuuuuss~, säuselte Chiaki und kicherte.

Er warf einen schnellen Blick auf den Zettel und sah eine Adresse, während
er an Orangen und Eis dachte. "Da steht eine lange Nummer. Wir werden wohl
warten müssen.", sagte Taiki nach einer Weile und ließ das Papierfetzen in seiner
Hosentasche verschwinden.
Tja.. Was sollte er davon denken? Nichts...
"Ich frage mich, was manche Menschen dazu treibt, das zu tun, was sie tun."

Chinatsu sah Taiki irritiert und fragend zugleich an, beließ es allerdings dabei. Er war gut. Er war so diszipliniert, dass er es schaffte, seine Gedanken in eine Richtung zu lenken, die wahrscheinlich nicht dem entsprach, das auf dem Zettel stand. Denn er dachte an keine Nummer, obwohl er sie las.
Als hätte er es schon ewig gewusst und geübt!
- Chiaki, ich mag deine Kommentare wirklich nicht.
- Und das stellst du nach drei Jahren fest?
„Wirklich? Wie lange ungefähr?“, fragte Chinatsu und sah zu den wenig appetitlich aussehenden Sesseln. Würde man es wagen können, sich auf einen zu setzen? Aber das Risiko, bleibende Schäden wie zum Beispiel den Tod davonzutragen, das war natürlich nicht ganz so prickelnd. Allerdings war Chinatsu auch wenig von dem Gedanken begeistert, die ganze Zeit auf der Stelle zu stehen.
„Hm, Instinkte und Überlegungen, sowie Manipulationen“, äußerte das Mädchen ihre Meinung.

"Soll ich dich halten?", fragte Taiki, hob das Mädchen aber einfach hoch,
damit sie nicht die ganze Zeit stehen musste, eher er sich auf den Boden hinsetzte.
Tja.. Warten.. Wie lange würden sie denn warten? Er hatte einen völlig idiotischen Grund für
eine Audienz angegeben, da er als Shinobi so oder so in der Residenz frei umherspazieren
durfte. Aber Chinatsu sagte ja, dass es besser wäre es über den diplomatischen Weg zu machen.
Und jeder normale Einwohner Konohagakures musste nun mal diesen endlosen Prozess an
Bürokram durchleben.
Lange Wartezeiten, schäbige Warteräume, notgeile Empfangsdamen und kein Apparat in der
Nähe, das irgendetwas von sich gab, was wie ein genießbares Getränk aussah.
Mit einem Mal war Taiki so froh nicht jedes Mal, wenn er sich einfach so mal hier hineinstahl, diese
Hölle durchleben musste, sodass er Chinatsu an sich drückte und zufrieden seufzte.

„Nicht notwendig“, antwortete Chinatsu, wurde dann aber sogleich wieder hochgehoben. Sie hob argwöhnisch eine Augenbraue. „Du magst es, mich einfach durch die Gegend zu tragen, oder?“, hakte sie etwas genauer nach, beließ es aber dabei. Auch Chiaki schwieg, während er gespannt lauschte, was Taiki da so alles in seinem Kopf herum schwirren hatte.
„Hm, du sollst dir jetzt aber auch nicht abmühen“, meinte sie, „du kannst mich ruhig runter lassen. Und tut mir Leid, dass du das durchmachst. Du hättest einfach sagen sollen, wie blöd das hier alles ist. Hätte ich es gewusst, hätte ich sicherlich auch einen Kamikazeangriff gewagt, um dem hier zu entgehen.“
Hättest du nicht.
Sie lächelte noch einmal und fragte dann: „Ist der Hokage nett? Ich bin nicht so oft hier.“

"Ach, der hat seine netten und seine beschissenen Seiten. Aber eigentlich
hab ich den bis jetzt immer dann zu Gesicht bekommen, als ich eine Mission erledigen sollte.
Da war der halt etwas ernster, aber nun ja.. Was soll man bei der Verteilung von Missionen
denn auch schon lachen, wenn es manchmal um die Ausrottung irgendwelcher Spasten geht,
die Konoha etwas anhaben wollen?", Taiki gähnte nach seiner Antwort und stellte sich dann
wieder hin, während er Chinatsu auf seinen Rücken hievte.
Es vergingen nach dieser Aktion fast zwei Stunden Einöde und sie wurden nicht aufgerufen. Das
nächste Mal, wenn er beim Hokage auftauchen würde, dann müsste er mal ein Wörtchen mit dem
wechseln, was die Betreuung der Zivilisten angeht. Mittlerweile fragte Taiki sich auch, ob seine
Lunge auch schon voller vergammelter Luft waren, denn der Gestank hier im Raum ließ einen nur
vermuten, dass hier irgendetwas Totes war, was womöglich so einige Krankheiten verbreiten konnte.

Chinatsu hatte es bereits aufgegeben, irgendwie wieder auf den Boden zu kommen und ließ das Schicksal über sich ergehen. Sollte er sie doch tragen, wenn’s ihm so toll gefiel! Chiaki schnaubte belustigt auf, sodass ein Teil von Taikis Gedanken in Häppchen geschnitten wurden.
Sie seufzte leise. „Ninja sein ist schon hart. Armer, armer Taiki-nii-san. Muss immer Leute töten gehen. Zermürbt das deine Seele?“

"Ich mag es Leute zu töten, die das Gesetz brechen..", murmelte der Blauhaarige,
der dies eindeutig von seiner Mutter geerbt hatte, die Nukenin wie die Pest hasste,
dennoch aber mit einer ganzen Reihe von ihnen befreudet gewesen war.
"Das zermürbt meine Seele nicht.", fügte er dann hinzu und trat die Tür zum Empfangsraum auf,
um nach draußen zu gelangen. Sie hatten schon genug gewartet.

[Straßen]

Chinatsu schwieg auf seinen Kommentar hin. Ja, die Familie hatte so gewisse Leute, die sich eindeutig mit ihrem Job identifizieren konnten, wobei Yuna und sie wohl eher aus der Reihe tanzten. Was Yuna so auf ihren Missionen machte, das wusste Chinatsu natürlich nicht, aber sie konnte sich bei dem sanften Wesen nicht vorstellen, dass es unbedingt Nukenin-Kill-geil war. Und sie selbst war das beste Beispiel, was als „Angsthase“ bezeichnet werden kann. Wenn sie die Chance bekam, dann war sie schon längst vom Schauplatz des Kampfes verschwunden, bevor er überhaupt anfangen konnte. Wieder musste das Mädchen seufzen und meinte dann: „Ist wohl besser so. Deprimierte Tais machen sich nicht gut. Vor allem im Krankenhaus. Ich mache mir Sorgen um etwaige Krankenschwestern.“
Dann ging es aber auch schon Richtung Empfangsraum. Sie winkte der verstörten Sekretärin von Tais Rücken aus zu und verließ dann wohl das Gebäude.

[OW: Straßen]