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| Waldweg | |
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+11Neji Hyuuga Nayako Inuzuka Sasuke Uchiha Akio Nakamura Uchiha Miku Kakashi Hatake Sakura Haruno Jiraiya Shiori Jitsugawa Itachi Uchiha Chinatsu Utsukushi 15 verfasser | |
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Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 20:14 | |
| Ihr Seufzer ließ ihn kurz erstarren und krallte die – übrigens ebenfalls dreckigen – Fingernägel in die Armlehnen seines tollen Wartezimmerstuhls. Zumindest waren die gepolstert und nicht allzu hart. War ein gutes Prinzip, um den Leuten vorzugaukeln, dass das Warten gar nicht so schlimm war. Genauso wenig, wie hier eine Uhr hing. Die Leute sollten halt notfalls auch nicht wissen, wie lang genau sie nun warteten. Aber was war er für eine Person, sich in dieser Situation Gedanken darum zu machen, was mit wartenden Menschen geschah und wie sie sich fühlten? Hatte er, bei Gott, nicht andere Probleme? Anscheinend war die Schiene, die er eingeschlagen hatte, nicht die Falscheste. Jedenfalls hatte sie ihn noch nicht zu einem unkenntlichen Brei zerkloppt und schreiend rausgerannt war Yoko ebenfalls noch nicht. So weit so gut. Nachdenklich kratzte Len sich an der Wange – er kratzte sich beiläufig verkrustete Blutspuren aus dem Gesicht – und meinte schließlich, relativ ungerührt: „Nun ja… Darin haben Rin und ich eben ein Talent… um die Fähigkeit zu verstecken. Kommt nicht gut, wenn alle wissen, dass man weiß, was der andere denkt… Und!“ Er lächelte schief. „Tu doch einfach so, als wäre gar nichts gespielt, hm? Ich will dir nicht wehtun.“ Was war das auch für eine derbe verfahrene Situation! Niemals hätte er sich erträumen lassen, dass das Nukenindasein noch größere Probleme, als hetzende ANBUs und Oinins, sowie ein paar Kopfgeldjäger und Stadtwachen hatte? Mein Problem heißt Yoko Utsukushi… Wie werde ich es nur los? Vielleicht sollte er sie halt doch umbringen. Jedenfalls wäre das eindeutig die einfachste Lösung für das Problem! Wobei er dann wahrscheinlich eh von der nächsten Klippe stürzen, oder einfach so an Ort und Stelle sterben würde. Tja, musst du wohl mit dem Problem leben… Sterben ist einfach. Das Leben ist das zu schaukelnde Kind. Len überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Ist mir egal. Immerhin hat es dich zum Grinsen gebracht. Trübsal steht dir überhaupt nicht.“ Er seufzte auf. „Aber gut. Warten wir bis nachdem mich der Typ von oben bis unten aufgeschlitzt und wieder zugenäht hat, weil er Freude daran hat.“ Ihm fuhr es eiskalt den Rücken hinunter. Er hatte eindeutig wenig Vorfreude, wenn er an den verrückten Chefarzt und seine Crew dachte. Allerdings fand er es noch weniger berauschend, Yoko gerade allein zu lassen. Vielleicht kam der alte, senile und sentimentale Mann wieder und laberte auf sie ein. Das war ja wohl eines ihrer größten Probleme gewesen, neben den normalen Problemen, die sie schon so hatten! Hätte der Kerl sie nicht von den Drogen abgesetzt, würden wir uns bestimmt einfach weiter fetzen. Wie gehabt. Ich glaube… emotionale Schmerzen sind doch irgendwie stärker als physische. Immer noch konzentrierte er sich darauf, mit Axt und Rhetorik die zerfleischte Beziehung zwischen der jungen Frau neben ihm und sich selbst zu fixen. Und deshalb merkte er auch kaum, wie seine Sturzschäden versuchten, ihn auseinander zu nehmen. Bevor Len aber erneut versuchte, vom Thema abzulenken, stand Yoko auf. Einfach so, aus heiterem Himmel. Du hast sie ja doch verjagt…, schoss es ihm zuerst durch den Kopf und seine rechte Hand ballte sich unwillkürlich zur Faust. Er entspannte sich aber sichtlich – zurückzuführen auf unglaubliches Erstaunen - als sie erneut sprach. Aber bevor er auch nur ansetzen konnte, war sie abgerauscht. Er sprang auf, um vielleicht noch ein bisschen Weg gut zu machen und sie einzuholen, schließlich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie nun einfach nur natürlichen Bedürfnissen nachging, aber bevor er auch nur ein Stück weit kam, hakte sich auch schon die Krankenschwester von vorhin ein. „Der Arzt hat Zeit für Sie.“ Kurz sah sie sich suchend um. „Wo… wo ist sie denn hin?“ Len starrte nur in den bis auf ein paar verwaiste Stühle leeren Flur und murmelte: „Hm, ich schätze weit, weit weg von mir.“ Die tonlose Stimme wandelte sich in eine freundliche und äußerst zuvorkommende, als er mit einem Lächeln meinte: „Keine Sorge, die kennt sich hier aus und findet notfalls mit Intuition und Glück zurück.“ Und wieder erntete er nur einen äußerst misstrauischen, schiefen Blick.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 20:45 | |
| Bei seinen Worten lachte sie für einen Moment mehr hysterisch auf. Wollte er ihr doch nicht wehtun. War es doch die ganze Zeit anders rum. Sie tat ihm weh. Allerdings wurde sie auch gleich wieder vollkommen still. „Vergessen… das werde ich niemals schaffen.“, antwortete sie ihm ehrlich. Was er so von dem Arzt erzählte, war nicht unbedingt erfreulich, aber sie war sich doch ziemlich sicher, dass er wusste, was zu tun war. Würde er nicht umsonst einen so hohen Rang in diesem Krankenhaus besetzen. Damit war auch das Thema ihrerseits einfach beendet.
Nachdem sie losgelaufen war, konnte sie schwören, dass er aufgesprungen ist. Aber nachgekommen war er nicht. So saß sie hier alleine auf diesem kalten Boden und starrte einfach vor sich auf eben diesen. Weiß. Weiß. Abermals extrem weiß! Liebe…. Was ist nun eigentlich Liebe? Man kann nicht ohne. Man kann nicht mit. Man ist voneinander abhängig. Versteht die eigenen Gefühle nicht mehr. Schmerz. Kummer. Einsamkeit. Denkt aneinander. Mochte ihn spüren. Nicht verlieren. Yoko versuchte relativ rational zu denken, auch wenn es ihr mehr als nur schwer fiel. Aber doch tat sich so einiges zusammen, was ihr zu dem Thema eingefallen ist. Aber ob es wirklich stimmte? Und ist es zutreffend? Sie ging die Liste gedanklich ab. Wurde doch alles mit ja und genau kommentiert. Letztendlich saß sie noch eine Weile einfach nur da, bis sie aufstand und tatsächlich noch mal aufs Klo musste. Wenn man schon die ganze Zeit in so einem Raum stand… Danach wusch sie sich die Hände. Spritzte sich das kalte Wasser ins Gesicht. Natürlich Wasser aus dem Waschbecken, nicht aus der Toilette. Wie armseelig sie doch auch gerade aussehen musste. Die Wunde wurde ebenfalls ausgewaschen und ein eigenes Pflaster drauf gepappt. Doch ziemlich durchnässt nun kam sie wieder raus auf den Gang und blickte sich um. War sie sich plötzlich gar nicht mehr sicher, wo sie sich nun befand. Aber sie hatte wirklich wieder Glück. Der Alte lief gerade etwas gehetzt durch den Gang. Sie fing ihn ab und fragte nach dem Feuerzeug. Und in dem Moment wusste sie auch, wieso er nicht mehr der Chefarzt war. Schien er doch schon ziemlich senil und vergesslich geworden zu sein. Allerdings meinte er, dass es am Empfang war. Jetzt konnte ich ihn gar nicht nach Len fragen…. Etwas betrübt darüber ging sie den Gang entlang. Erst im Eingangsbereich fiel ihr auf, wie spät es schon war. Nachmittag! Solange war sie da einfach nur blöd rumgesessen. Ein bitteres Lächeln zog sich über ihr Gesicht und ging nun direkt zu der Person hinter dem Empfangstisch.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 21:10 | |
| Ein schiefer Blick, ein Seufzen. Mehr gab es nicht mehr in dem Gespräch, das so abrupt geendet hatte, wie es auch begonnen hatte. Ja. Natürlich vergisst man solche Dinge nicht. Wie auch? Einschneidende Ereignisse, die können höchstens verdrängt und durch das Unterbewusstsein in irgendeine Art Macke verwandelt werden. Jedenfalls erklärte er sich so, warum er selbst die dämlichsten Angewohnheiten mochte. Weil sie etwas Beständiges hatten. Etwas von Geborgenheit und Zuhause. Ob sich später so etwas bei Yoko ausbilden würde? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es war verdrießlich, nichts einschätzen zu können.
Genauso wenig einschätzbar war der Typ, der vor ihm saß. Ja. Man kennt ihn. Der Chefarzt höchst selbst. Mit diesem unbeschreiblich netten Gesichtsausdruck, der von Freude und absolutem Wahnsinn zeugte. Die Krankenschwester stand hinter ihm und kritzelte Protokoll. Ein unsicherer Blick über die Schulter. Sollte er sich dadurch etwa sicherer fühlen? Keineswegs. Er fühlte sich wie in einem Experiment. Beobachtet. Protokolliert. Vielleicht würde er jetzt seziert? Du hast dir die Angst nur eingeredet, beschloss Len und schluckte einmal schwer, um die Trockenheit in seinem Mund zu vertreiben. Der Arzt saß verkehrt herum auf seinem Drehstuhl und lehnte die Arme auf die Stuhllehne. „Was kann ich dieses Mal für Sie tun, junger Mann?“ Er legte den Kopf schräg. „Ist die Hand gut verheilt?“ Len, ganz der Gentlemen, entwrappte seine rechte Hand und zeigte den sauber heilenden Schnitt. Schließlich war dies die Antwort auf die Frage des Arztes, er wollte nicht reden. Sonst würde er wie ein eingeschüchtertes Kind wirken. Der Arzt nickte fröhlich – ein bisschen zu fröhlich vielleicht – und stieß sich schließlich mit dem Fuß ab, um zu seinem Technik-Krimskrams an der anderen Ecke seines Schreibtisches herumzuspielen. „Du bist wieder in eine Schlammloch gefallen. Oder?“ „So in der Art…“ Ein Lachen. „So in der Art ist gut! Sag mal, bist du über die Treppe da gefallen, bevor du durch den Matsch gerollt bist? Oder war da einfach nur ein Stein?“ Len zuckte mit den Schultern. „Tut auch nichts zur Sache! Naja, dann geht’s mal an die Arbeit.“
Irgendwann später schliff die Krankenschwester ihn mehr hinterher, als dass er selber ging. Das hatte aber auch den simplen Grund, dass die einzige Aktivität, auf die er sich noch konzentrieren konnte, die war, seinen Tropf hinter sich herzuziehen und darauf zu achten, dass der Zugang an seiner Hand kein blödes Zeug anstellte. Die Aktivität nahm ihn voll ein. Aber die Krankenschwester wusste ihren Job zu tun. „Sabbere ich…? Ich glaube, ich sabbere…“, murmelte er und presste die Lippen fest aufeinander, um etwaige weitere Schäden zu verhindern. Die Krankenschwester lachte kurz und lotste ihn durch den Flur. Schließlich half sie ihm, sich in eines der Betten zu setzen, die dort in dem Raum stand und sie befahl ihm, brav dort zu bleiben und sich auszuruhen. Aber etwas Anderes hatte Len auch gar nicht vor. Schließlich war da ein nettes Beruhigungsmittelchen. Oder Schmerzmittel. Oder irgendetwas. Auf jeden Fall ging es ihm… gut… So leicht! Jetzt verstehe ich Yokos Drogensucht! Er wollte, zur Untermalung der Erkenntnis, schnipsen, aber er konnte seiner Hand den Befehl nicht geben. Dafür schlief er umso friedlicher.
Als er aufwachte, bildete er sich ein Schlürfen ein. Jedenfalls sagte sein Gehirn, dass es ein lustiges Geräusch zur musikalischen Untermalung der Situation wäre. Sein Blick fiel auf den leeren Tropf. „Ach… du bist ja leer…“ Er blinzelte. „Verdammt! Wie lange habe ich geschlafen!?“ Die Krankenschwester steckte den Kopf durch die Tür. Anscheinend hatten sie formidables Timing. „Neun Stunden.“ Okay. Neun Stunden waren jetzt nicht die Zeit. Aber wahrscheinlich waren seine Blessuren auch nicht allzu bedrohlich. Oder…? „Oh mein Gott. Ihr habt mich aufgeschnitten“, stellte er desorientiert fest, als er das fette, geklammerte, blutige Etwas an seiner Schulter sah. Anscheinend hatte er mit seiner Vermutung recht gehabt. So, wie er mit seiner linken Schulter umgegangen war, hätte das ja kein gutes Ende nehmen können. Die Krankenschwester lachte. „Jetzt rate mal, wo alles!“ Nur Psychoterror. Bloßer Psychoterror, versuchte er sich zu beruhigend. Aber irgendwie wurde man doch nervös. Nachschauen wollte er deswegen aber nicht. Wer wusste, wo die nicht einfach nur aus Jucks herumgeschnippelt hatten?! Ein Experiment… ich bin doch ein Experiment… Nun lächelte die Frau. „Ihre Cousine ist übrigens wieder aufgetaucht. Können Sie sich noch an vorhin erinnern? Wenn nicht, dann holen wir sie einfach dazu und ihr bekommt eure Erklärung einfach gleichzeitig!“ „Meine Cousine? Ich hab k- Oh! Yoko!“ Jetzt fiel ihm alles wieder ein. Irgendwie wäre es ihm lieber gewesen, wäre alles so verdämmert und nebelig geblieben, wie vorher. Verzweifelt seufzend schloss er die Augen. „J-ja… Holen Sie sie bitte.“ Daraufhin nickte die Krankenschwester.
Kurze Zeit darauf hatte sie auch schon den ganzen Flur mit mächtigen Schritten durchlaufen und stand am Empfang, um dort die vermeintliche Cousine in Kenntnis zu setzen. Aber bevor sie auch nur die Stimme erheben konnte, erkannte sie, dass hier wohl gerade etwas vorging. Die eingeteilte Krankenschwester, die gelangweilt den Empfang leitete und die Leute durch das geräumige Haus lotste, hob den Kopf und sah zu der gesuchten Yoko, die sich soeben freundlich zu ihr gesellt hatte. „Ja? Wie kann ich Ihnen helfen?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 21:36 | |
| „Der Alte meinte, dass er mein Feuerzeug hier abgegeben hat, als ich letzte Woche eingeliefert wurde. Wie sie sehen geht’s mir blendend und ich hätte das Ding ganz gern wieder.“, erklärte sie ihr. Nachdem nicht gleich eine Antwort kam, fügte sie noch an, wie es aussah. „So ein silbernes. Aufklappbar und hat nen Namen eingraviert.“ Vielleicht hätte ich mich abtrocknen sollen., stellte sie nüchtern fest, als sie sie immer noch recht ungläubig betrachtete. Schließlich stand sie aber auf und ging in den anliegenden Raum. Erst da bemerkte sie, dass da nun noch eine Krankenschwester stand. „Sie können ihren Cousin nun sehen und dann bekommt ihr beide eine Erklärung.“ Etwas verwirrt sah sie die Frau an. Erklärung? Ging es ihm wirklich so schlecht? Irgendwie lief hier alles viel zu schnell ab für ihren Geschmack. Kam sie gar nicht mehr richtig mit. Na langsam kommt es mir so vor, als ob ich auch noch was an den Kopf bekommen habe. Sie schüttelte diesen und nahm ihr Zippo entgegen, auch wenn die Krankenschwester es gar nicht abgeben wollte. „Ich muss sie darauf hinweisen, dass hier strengstes Rauchverbot herrscht.“ „Sicher doch.“ Für wie doof haltet hier eigentlich jeder mich? Die Utsukushi riss es ihr mehr oder weniger aus der Hand, da sie andere Tante bereits wieder davon stiefelte. Sie lief ihr nach und nach einer Weile standen sie vor einem Zimmer. Erst jetzt bemerkte sie die Angst, die langsam aber sicher wieder in ihr hochkroch. Wie es ihm denn nun wirklich ging? Die Tür wurde geöffnet und sie schluckte einen Moment. Wollte er sie nun überhaupt bei sich haben? Zögernd trat sie hinter der Schwester ein und sah auf Len. Es war zwar nicht gerade netteste Ausdruck, aber: er sah jämmerlich aus. Irgendwie war das Bild hier doch recht erschreckend. Dabei sollte so ein Anblick doch nur halb so schlimm sein, als wie was sie schon nach den Kämpfen gesehen hatte. Aber so hilflos in einem Bett… an einem Tropf angeschlossen. Sie zwang sich wieder zu einem Lächeln. „Bist du mir mit den Drogen voraus.“, versuchte sie zu scherzen und blieb einen Schritt von ihm entfernt. War es nicht unbedingt schön in so einer Lage direkt an jemand hochsehen zu müssen. Zumindest empfand sie immer so. Yoko strich sich eine nasse Strähne nach hinten und sah sich nach der Schwester um. Immerhin wollte sie etwas erklären was sie ihnen wohl auch wirklich schuldig war. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 21:55 | |
| Eine ganze Weile musste er warten. Zwar war er immer noch völlig benebelt und er nickte, dachte er, ein paar Mal für einige Minuten ein, aber dennoch war die Zeit unerträglich. Ich will sie sehen, stellte er irgendwann fest. Sofort! Aber als er, in einer Überreaktion, mit seiner Hand auf eine seitliche Bettstange schlug, war das Echo nur, dass sie ihm daraufhin wehtat. Der Klang war nur hohl gewesen, dumpf und hatte nicht sonderlich laut und überzeugend geklungen. Aah…hahautsch! Dafür aber war sein Zimmernachbar aufgeschreckt und hob den Kopf. „Still! Ich versuche zu lesen!“ Hätte Len sich die Mühe gemacht, hätte er den Typen wohl als den netten Zimmerkollegen von Yoko identifiziert. Aber da er sich keine Mühe machte, sondern einfach weiter an die weiße Decke starrte, bekam er Hinako nicht mit. Der gab aber auch Ruhe, schließlich hatte er sein Ziel eindeutig erreicht. Len schwieg. Verharrte ruhig im Bett. Und schlief doch gerade noch einmal weg. Erst, als jemand direkt neben ihm stand, schlug Len abrupt die Augen auf und fixierte sofort die neue Person. Da nichts mehr in seinem netten Accessoire drin war, war sein normaler, leichter Schlaf eingekehrt. Und da hatte man es eben so drauf, aufzuwachen, bevor man aufgeschlitzt wurde. Natürlich beruhigte er sich sofort, als er die Person als Yoko erkannte. Er hob die Hand, in der eine nette Nadel steckte, die mit dem Tropf verbunden war. „Hm… Schon… Eifersüchtig?“ Er wedelte ein wenig herum, auch wenn es ein Stechen im Handrücken gab, sodass der Schlauch in der Luft schlenkerte. Hinako knurrte und schlug geräuschvoll eine Seite weiter. Die Krankenschwester tauchte wie aus dem Nichts neben Len auf und entzog ihm jegliche Kontrolle über den Schlauch. Pflaster drauf, damit es nicht spritzte. Aus und vorbei. „Oder auch nicht.“ Er setzte sich auf, vermied es dabei, den linken Arm zu belasten, und verharrte schließlich im Schneidersitz. „Schön, dich zu sehen.“ Mit einem Blick zur Krankenschwester korrigierte Len sich. „Euch.“ Daraufhin wurde der Gesichtsausdruck eindeutig freundlicher. Sie zog sich einen Hocker heran, pflanzte sich hin und sah erwartungsvoll zu Yoko, ob sie noch irgendetwas loswerden wollte, oder ebenfalls irgendwo Platz suchte. Stühle gab’s hier genug. Und wenn’s nach Len ginge… Das Bett war eindeutig groß genug. Ich suche ihre Nähe… Ich bin erbärmlich. Erwartungsvoll sah er nun zu der Krankenschwester. Machte eine ausschweifende Geste mit der Hand und wollte sie so zum Reden bringen. Sie holte tief Luft, starrte noch einmal auf ihr Klemmbrettchen und erklärte: „Nuuuun! Offensichtliche Dinge zuerst. Fangen wir mal beim Kopf an. Die Platzwunde wurde ordnungsgemäß vernäht und sollte keine allzu großen Probleme bereiten. Eine Gehirnerschütterung ist Gott sei Dank nicht aufgetreten. Kopfschmerzen sollten trotzdem vorhanden sein und noch eine Weile bleiben.“ Hinako warf ein sarkastisches: „Glückwunsch“ ein. Len hob in gespielter Freude eine Faust. „Woohoo.“ Die Krankenschwester räusperte sich. „Aber fahren wir fort. Der Schulterknochen war gesplittert. Um zu verhindern, dass das Gewebe allzu sehr Schaden nimmt, wurden die Splitter operativ entfernt und gerettet, was gerettet werden konnte. Sie müssen auf die Schulter aufpassen! Noch so ein Fauxpas und wir müssen das Ding ersetzen!“ Ein tadelnder Blick ihrerseits. Allerdings war er vollkommen überflüssig. Denn Len legte es nicht darauf an, ein künstliches… äh… Schultergelenk zu bekommen. „Dann noch ein paar blaue Flecke und Prellungen – sie müssen ja wirklich eine drei Meilen Treppe gefallen sein – und eine angeknackste Rippe.“ Len hob eine Hand. Seine Meldung wurde erst mit einem schiefen Blick quittiert, aber er bekam das Wort. „Sie deuteten an, dass Sie noch mehr geschnitten hätten…“ Die Schwester winkte ab. „Das war ein Scherz. Nun ja, fahren wir fort. In Ihrem Tropf war ein Schmerz- sowie Schlafmittel. Da dies nun aus ist, können Sie sich darauf vorbereiten, dass die Schmerzen bald zurückkehren. Seien Sie also so nett und schreien leise. Hinako-san möchte lesen.“ Sie zwinkerte und der Mann hob beiläufig den Daumen in die Höhe.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 22:25 | |
| „Wenn ich ehrlich bin… nein.“, entgegnete sie ihm immer noch schief grinsend. Natürlich war so ein Mittelchen toll, aber wenn sie es nur bekommen würde, wenn sie sich in der Lage befand, in der gerade war, dann konnte sie gut und gerne darauf verzichten. Ein Blatt Papier wurde geräuschvoll umgeschlagen und sie stutzte einen Moment. Sah zu dem Bett rüber. War es doch tatsächlich der Kerl, der auch mit ihr das Zimmer geteilt hatte. Moment… das hier war ihr Zimmer! Als sie eingetreten war, war ihr das gar nicht aufgefallen. Zu sehr plagten sie gewisse Gedanken und vernebelten ihren Verstand. „Hat’s heute Morgen wieder Spiegelei gegeben?“, fragte sie ihn beiläufig. Bekam einen vernichtenden Blick zu geworfen. Anscheinend also nicht. An sich fand sie den Kerl doch auch lustig. Wurde es einem letztendlich doch nicht so langweilig, wenn man sich gegenseitig erdolchende Blicke zuwarf. Oder las. Nun ja. Trotzdem konnte sie darauf verzichten. Dann widmete sie sich aber natürlich wider Len. Wurde ihm doch einfach das nette Mittel weggenommen. Sie nickte und zog aus ihrer Tasche ihr Zippo, um es ihm für einen Moment zu zeigen. „Hab das Ding sogar wieder bekommen.“ Sie lächelte ihn an. Irgendwie hatten ihr die Stunden gut getan, in denen sie blöd auf dem Toilettenboden gesessen hatte. Allerdings war die nächste Situation doch etwas überfordernd. Sollte sie sich einen Stuhl holen? Stehen bleiben? Sich zu ihm setzen?.... Wie gern sie sich gerade neben ihn gesetzt hätte, aber wenn er das nun nicht wollte? Sie presste ihre Augen zusammen und ließ sich einfach an Ort und Stelle auf den Boden plumpsen. Zog ihre Füße ebenfalls zu einem Schneidersitz und bekam ein paar komische Blicke zugeworfen. Aber der Boden war gut. Er war freundlich. Liebenswert. Er war ihr Freund! Hirn du bist scheiße., dachte sie sich trocken und sah zu der Schwester, die wie ein Wasserfall alles runter ratterte. Meine Güte, konnte die schnell sprechen! Da musste sich die Utsukushi direkt anstrengen mitzukommen. Keine Gehirnerschütterung… also müsste er da auch bei Verstand gewesen sein. Irgendwie. Sie war sich nun nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte, oder eben nicht. Reaktion Hinako-Len verwirrten sie für einen Moment und sie sah etwas entgeistert zu dem Blonden auf. Was so etwas anging, hatte sie eben doch keinen Sinn für Humor. Zum Nachdenken kam sie aber nicht wirklich, da sie wieder aufpassen musste. Die Schulter schien im Arsch zu sein. Zumindest klang es so. Als Len sich aber meldete, musste sie sich ein Lachen verkneifen. War das doch ziemlich überflüssig. Schmerzen, die nach Medikamenteneinfluss kamen…. Da konnte Yoko wohl ein Lied von singen. Aber nun wollte sie es doch auch wissen: „Wird sein Arm denn wieder ganz funktionstüchtig werden? Also dass er…. Zuhause z.B. wieder Holz hacken kann?“, fragte sie nach einer kurzen Denkpause. Konnte sie ja unmöglich fragen, ob er sein Schwert wieder schwingen werden können, um Menschen halb niederzumetzeln. Und Holzhacken das war vom Prinzip doch ziemlich ähnlich. Wobei man da normalerweise mehr Kraft hineinlegte.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mi 06 Jul 2011, 22:45 | |
| Len zog einen Schmollmund. „Du erwähntest etwas in die Richtung…, weil du so etwas nicht hattest! Du hast ja gelogen“, murmelte er – allerdings konnte er sie da halbwegs verstehen. Es gab zwei bedeutende Gründe, nicht eifersüchtig sein zu müssen. A) Sie war gerade halbwegs clean. So für fünf Tage. Da wollte man doch sicherlich nicht rückfällig werden und den ganzen anfänglichen Scheiß des Entzuges noch einmal durchleben. Und B) … nun ja. Wenn er rein logisch daran dachte, wie er sich gerade fühlte und wie er aussehen musste, da wollte er auch am liebsten tauschen. Sie saugt das Glück an… und ich kriege das ganze Pech ab… Im Ernst – in ein, zwei Monaten bin ich entweder ein Krüppel oder tot. Der Gedanke war zwar bitter, aber in der Rate, in der er sich verletzte, kam es ihm gar nicht mehr so unwahrscheinlich vor. Den kurzen Austausch von Gemeinheiten zwischen Yoko und seinem Zimmerkollegen nahm Len im ersten Moment einfach mal hin. Erst ein wenig später erinnerte er sich, dass er den Typen irgendwoher kannte. Und da Yoko auch so vertraut mit ihm sprach… Da kam ihm die richtige Lösung und er fragte sich, warum er nicht gleich darauf gekommen war. Sein Blick fiel auf das silberne, im Licht der Neonröhren glänzende Ding in Yokos Händen. Ah… „Dann habe ich im Endeffekt mein Ziel ja doch erreicht…“ Er lächelte zurück, seufzte innerlich allerdings auf. Auf die Art und Weise hätte ich allerdings gut und gerne verzichten können. Jeder hätte auf diese Art und Weise verzichten können. Ein wenig enttäuscht musste Len feststellen, dass sie wohl die schier dämlichste Option gewählt hatte, die zur Wahl gestanden hatte. Sie fiel wie ein nasser Wäschesack auf den Boden und ahmte seine Sitzhaltung nach. Er lehnte sich ein wenig über den Rand und sah mit schräg gelegtem Kopf zu ihr hinab. „Alles in Ordnung?“ Auch die Krankenschwester hatte kurz verwirrt innegehalten, war dann aber in ihrer Vorbereitungen fortgefahren. Hinako, der das Plumpsen registriert hatte, lachte Yoko laut aus, während er ein weiteres Mal die Seiten seines Buches umblätterte. Irgendwo war der Kerl ja lustig. Aber andererseits war er nicht gerade freundlich… Ob er wohl einen Ton sagen sollte…? Ha-halt… Die Krankenschwester will reden… Aufmerksam hatte er gelauscht und den letzten Satz mit einem schiefen Grinsen zur Kenntnis genommen. Na heiter… Aber so oft hatte er nun auch nicht vor Schmerz geschrien, in seinem Leben. Okay, vielleicht war das eine Anspielung auf seine erste Nacht hier, als der Doktor ihm ruckartig einfach die Schulter gebrochen hatte. Aber nun ja. Was geschehen war, war geschehen… Die Krankenschwester konnte Yoko im Prinzip nicht sehen und redete deswegen mit Lens Matratze, als sie meinte: „Nun ja, mit rechts auf jeden Fall. Links muss noch ein bisschen warten. Aber wenn er die Schulter endlich gut schont, sollte das klar gehen. Solange er damit keine Türen einrammt.“ Len begann kurz zu lachen, hatte er doch Ähnliches mal gesagt. Die Krankenschwester erhob sich, nahm Hinako sein Buch ab und legte es auf dessen Nachtschrank. „Sie müssen jetzt schlafen.“ Der Mann kniff ein Auge zusammen und starrte die Schwester angestrengt an. Legte die Hände in die Hüften. „Sagt wer? Und warum?“ „Sage ich. Und weil die reden müssen.“ Len zuckte zusammen, man könnte es zwar darauf schieben, dass die Schwester Hinako in dem Moment eine Spritze in die Vene rammte, aber eigentlich zuckte er bei ‚die reden müssen‘ in sich zusammen, wie ein kleines, verängstigtes Kind. Kurz darauf schlummerte Hinako friedlich schnarchend vor sich hin und die Krankenschwester verabschiedete sich zwinkernd. Stille kehrte ein. Len bildete sich ein, einen Heuballen durchs Bild rollen zu sehen, während der Wind eisig kalt durch die Kulisse fegte. Schließlich hob er die Stimme. „Nun… willst du dich nicht erst einmal woanders hinsetzen…?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 07:45 | |
| Die Utsukushi blinzelte kurz. „Ah…ich erinnere mich. Aber einer von uns muss doch wenigstens immer nüchtern sein, nicht wahr?“ Dieses Mal unterdrückte sie sogar ein schweres Seufzen. Wollte sie die ganze Situation nicht noch schlimmer machen als sie eh schon ist. „So in etwa, ja…“, antwortete sie leise. Der Weg dazu war aber allerdings nicht der beste gewesen, den man hatte wählen können. „Immer doch.“, antwortete sie dem Blonden. Sie war irgendwie doch wirklich froh hier zu sitzen, wo man nicht gaaaanz so im Blickfeld war. Auch wenn man am Anfang komisch angestarrt wurde. Oder ausgelacht. Nachdem die Krankenschwester auf ihre Frage geantwortet hatte, nickte sie – auch wenn sie das nicht so wirklich sehen konnte. Aus diesem Grund hing sie noch ein „Gut“ ran. Das war ja auf jeden Fall mal eine erfreuliche Nachricht, wenn es wieder in Ordnung gehen konnte. Stellte sich nur noch die Frage wie lang das wohl dauern würde. Wobei sie sich eingestand, dass es ihr egal war. Solange würde sie eben warten. Yoko kam aber nicht mehr dazu die Frage laut zu stellen, da die Frau aufgestanden war und zu Hinako rüber gegangen ist. Sie beobachtete das Ganze still schweigend. Die Worte versetzten ihr einen Stich in ihrem Herzen. Schnürten ihre Kehle zu. Reden… Noch immer sah sie zur Tür, aus der die Krankenschwester verschwunden ist. Erst als Len die Stimme wieder hob, zuckte sie merklich zusammen und drehte sich zu ihm um. Irgendwie hatte sie ja recht. Sie mussten es endlich aussprechen. „Der Boden ist mein Freund.“, murmelte sie nur, was man wohl nicht unbedingt verstehen konnte, aber sie stand doch ein wenig unbeholfen auf. Waren ihr in der Stellung die Füße tatsächlich steif geworden. Nach kurzem Überlegen ging sie schließlich um das Bett und nahm sich den Stuhl, auf den die Andere vorhin gesessen hatte. Zog ihn ran zu Len und saß nun vor ihm wobei sie ziemlich darauf achtete ihn nun nicht direkt ansehen zu müssen. Diesem Augenkontakt würde sie im Moment nicht stand halten können. „Also…reden…“, begann sie und wusste überhaupt nicht, was denn nun genau besprochen werden musste. Es gab so vieles, und doch schlug alles nur eine Richtung ein. „Da hab ich nun so lange über alles nachgedacht und weiß nun gar nichts mehr.“ Sie seufzte auf und verschränkte ihre Arme vor sich auf seinem Bett, um ihren Kopf darin zu legen. „Erinnerst du dich denn noch an alles?“, ertönte schließlich ihre dumpfe Stimme. Immerhin redete sie ja gerade mehr mit der Matratze. Hah! Matratze ist auch mein Freund!, schoss es ihr ein wenig verzweifelt durch den Kopf und wünschte sich nun doch an einem Tropf zu hängen und am besten einfach a uf der Stelle wegschlafen. Nichts mehr von alledem mitbekommen zu müssen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 09:32 | |
| Len zuckte mit den Schultern. „Wird schon schief gehen…“ Wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass wenn man für Ewigkeiten so lang unter permanenten Drogeneinfluss stand, nach fünf Tagen schon wieder vollkommen klar war. Wobei… sie hatte ja auf der Entgiftungsstation gelegen. Das würde schon etwas gebracht haben. Er fragte sich unwillkürlich, ob sie, so, wie er es sich vorstellte, auch zitternd und von Wahnvorstellungen geplagt die Nächte im Krankenhaus verbracht hatte. Er könnte fragen. Aber höchstwahrscheinlich würde es keine gute Antwort darauf geben. Er wollte nicht riskieren, morgens ohne Kopf aufzuwachen. „Ah…ja… Aber nun ja… Du kommst ja sowieso aus dem eher seltsamen Familienzweig…“, sagte er in einem nüchternen Tonfall, als wäre es eine trockene Feststellung, die er gerade erkannt hatte. Sie bekam noch einen schiefen Blick ab, bevor er sich wieder ganz der Krankenschwester widmete. Gut. Die Vorstellung all seiner momentanen Verletzungen war jetzt nicht gerade prickelnd, aber es war durchaus beruhigend, zu wissen, dass man wieder heile wurde. Oder zumindest so etwas in der Art. Und vor allem! Sie hatten nur an seiner Schulter geschnippelt, das war gut! Ich hab’s ja gesagt… Psychoterror! Missmutig starrte er der Krankenschwester hinterher, als sie aus dem Raum stöckelte und seufzte auf. Der Anfang war zwar getan, aber das Schwierigste würde ja noch folgen. Wobei – er konnte sich ja immer noch dumm stellen. Und so tun, als wäre nichts passiert. Und dann ganz normal plaudern, Smalltalk eben. Dumme Idee… Yokos Reaktion war durchaus merkwürdig, weswegen Len sie krumm ansah, aber nun ja, sie stand ja schlussendlich auf. Vernünftig, denn wer zu lange auf dem kalten Boden saß, konnte krank werden… „Alles, nichts – nun ja, laut Statistik hättest du jetzt zumindest über die Hälfte reden können…“, meinte er, obwohl der Scherz wirklich grottenschlecht war, und wahrscheinlich so deplatziert, dass es deprimierte. Was für eine Zweckentfremdung. Auf ihre Frage meinte er relativ gleichgültig: „Nicht, was die letzten neun Stunden passiert ist. Sonst bin ich so klar, wie ein Bergsee.“ Was für eine schöne Metapher.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 09:51 | |
| Im ersten Moment fühlte sie sich direkt dumm. Was redete er gerade von einer Statistik und er Hälfte? Yoko verstand es absolut nicht, wollte aber auch nicht nachfragen, weshalb sie es verschwieg. Die nächsten Worte versetzten ihr doch einen Stich. Also konnte er sich an das alles gar nicht mehr erinnern? Sie schluckte. Würde ihr das doch gerade absolut nicht passen… wobei, vielleicht wär es ja besser, wenn er es nicht mehr wusste? Neuanfang und so. Dann fiel ihr aber noch ein entscheidender Punkt auf. Die Uhrzeit. Wie spät war es denn überhaupt? Und…wie spät war es ungefähr als sie am Hang waren? Sie drehte ihren Kopf zur Seite, um die Uhr an der Wand zu finden. Nur gut, dass sie sich in dem Zimmer doch mehr oder weniger auskannte. „Ah…“, meinte sie schließlich mehr zu sich selbst, als sie die neun Stunden abgezogen hatte. Solange war sie also im Klo? Das kam ja selbst ihr schon direkt psychisch gestört vor. Aber jetzt wusste sie schon wieder nicht, was sie sonst noch sagen konnte. Liebte sie ihn, oder nicht? Liebte überhaupt er sie wirklich? „Dann waren deine Worte ernst gemeint? Du liebst mich?“ Yoko setzte sich doch wieder gerade auf und sah zu ihm rüber. Irgendwie war es jetzt doch besser sein Gesicht zu sehen. Vielleicht erkannte selbst sie mal ein Anzeichen einer Lüge, wenn er denn lügen würde.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 09:59 | |
| Es war ja irgendwie doch zum Todlachen. Das alles war so absurd und verdreht, dass es einfach schier unmöglich schien. Erst all das, was passiert war, die Rückkehr ins Krankenhaus… Und nun lag sie dort, seelenruhig, nachdem sie eine ganze Zeit lang verschwunden gewesen war und nuschelte in die Matratze. Was sollte man von so etwas nun halten? Kaum, dass Yoko nach der Uhr sucht, folgte sein Blick. Es ist doch recht spät geworden… Ich habe Hunger… Der beste Gedanke, der einem kommen konnte, wenn man reden sollte. Ich habe Hunger! Als würde Essen jedes Problem lösen. Irgendwo tief in seinem Inneren empfand er nun gnadenlosen Selbsthass, den er am liebsten mit einem selbstzerstörerischen Hechtsprung aus dem Fenster ausleben würde. Allerdings wäre das auch keine ideale Problemlösung. Bei seinem Pech würde er sogar lebend aus der Sache heraus kommen, total zertrümmert und alles – aber lebend und leidend. Len rutschte ein Stück zurück, streckte die Beine aus, da sie so langsam blutleer wurden und einschliefen und lehnte sich an das Kopfende des Bettes. Es war deutlich entspannender, aber die Stangen drückten sich schmerzhaft in seinen Rücken. Das Kissen wurde hochgeschoben. Besser… „Hmmm… lass mich nachdenken…“ Diese Phrase war bei ihm schon fast zur Gewohnheit geworden, so wie bei ihr das ‚Du bist ja so doof‘. Und, man mag es doch gerne wiederholen, zu den wenigen Dingen, die der gebeutelte Junge in seinem Leben mochte, gehörten Gewohnheiten. Ein vergnügtes Lächeln folgte. „Vielleicht.“ Vage Antworten waren gerade seine Selbstrettung. Wenn sie ihn nun immer noch abgrundtief hasste, würde es seine innere Barriere sein, sein Schutzwall. Er hoffte darauf, nicht allzu enttäuscht oder deprimiert zu sein. Das wäre viel zu demütigend.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 10:19 | |
| Yoko beobachtete ihn, wie er es sich bequem zu machen schien. Die Tatsache, dass er so etwas in solch einer Situation brachte, ließ sie im ersten Moment schlussfolgern, dass es ihm entweder egal war, was hier los war, oder aber, dass er doch Schmerzen hatte. Bei seinen Worten seufzte sie wieder schwer. „Vielleicht….das kann nun alles bedeuten. Kannst du dich nicht einfach mal klar ausdrücken?“, klagte sie ihn mit vorwurfsvoller Stimme an und lehnte sich selbst nach hinten, um an die Decke zu starren. Das Licht war so grell dort oben, dass sie ihre Augen schließen musste. Sie packte ihre Füße auf den Rand seines Bettes und lugte wieder zu ihm rüber. „Aber bevor du wieder unklar antwortest… ich schein dich wirklich… gern zu haben.“ Ihre Worte waren sogar direkt gewählt. Legte sie sich ihre Gedanken der letzten Stunden wieder zurecht. „Aber ich kann nicht sagen, dass ich dich lieben würde, weil…“ Sie hielt kurz inne. War das doch gerade irgendwo ein Liebesgeständnis ihrerseits. Oder ähnliches. „….weil diese Worte in meinem Sprachgebrauch zu abgenutzt sind. Sie sind nicht mehr echt. Unwahr.“ Etwas Ähnliches hat sich die Utsukushi auch gedacht, als er es ihr gestanden hatte – ob es nun echt wahr oder nicht. Sie wusste nicht mehr, ob er diese Gedanken gelesen hatte, oder nicht. Aber so waren sie noch mal laut ausgesprochen. Ich komm mir grad so blöd vor… Sie beugte sich nach vorne, um ihre Arme auf ihre angewinkelten Knie zu verschränken und besser zu ihm sehen zu können.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 10:34 | |
| Unter der strengen Beobachtung von Yoko fühlte er sich irgendwie mies. Ja, er nahm sich die Zeit, eine ordentliche Haltung zu finden. War das verwerflich? Und doch war es so, als würde sie ihn mit ihrem Blick durchbohren wollen, dafür, dass er so etwas Banales tat. Ich will hier raus. Ich bin eingesperrt. Ich bin eingesperrt! Eingesperrt mit ihr, einem Chaos in meinem Inneren und… Und diesem alten Mann! Er sah kurz, mit leicht verzerrtem Gesichtsausdruck zu Hinako, bevor er sich wieder Yoko zuwandte, die ihm ja ganz fein fein Vorwürfe machte. „Alles und doch wieder nichts. Hatten wir das Thema nicht vorhin schon? Und: nein, das kennst du doch schon von mir“, antwortete er trocken und musterte angestrengt die Wand, die ihm gegenüber lag. Sie war… weiß. Wer hätte das gedacht. Er würde sich am liebsten die Wunde an der Stirn wieder aufreißen und dann seine Stirn als Pinsel verwenden. Bald mag ich kein Weiß mehr… Wo er nun schon gedanklich bei Weiß war… Ein ordentlicher Blick an sich herab ließ ihn feststellen, dass er tatsächlich wie gebügelt war – und sogar seine eigenen Sachen anhatte! Wahrscheinlich hatte er die Schwester solange zugeheult, bis sie ihm in seine Klamotten geholfen hatte. Weiß… Weiß… überall ist Weiß…, spukte es ihm durch den Kopf, schließlich hatte er wieder eines seiner weißen Hemden an. Natürlich hatte er ihr unterwegs zugehört, aber irgendwie war… die Reaktion ernüchternd. Ihre Antwort war mindestens genauso undeutlich, wie er es formuliert hatte. Und das ärgerte ihn. Klartext würde zwar wahrscheinlich noch schmerzvoller sein, aber es würde ihn nicht so wütend machen… Er hob den Kopf, legte ihn schräg und sah zu Yoko herüber. „Entschuldige, ich hab‘ nicht zugehört“, sagte er blinzelnd, um durch schauspielerisches Talent noch glaubhaftere Wirkung zu erzielen. „Aber passt schon. Du sagst, es geht nicht – nun, dann geht es eben nicht! Who cares? Ich habe dir ja gesagt, mir macht es nichts aus.“ Len gähnte demonstrativ und ließ sich schließlich wieder nach unten sacken, zog das Kissen mit. „Sag mir Bescheid, wenn es Essen gibt.“ Wow. Was für eine Abwehrreaktion. Sie wird dich hassen. Aber dann sind wir ja eh wieder bei der Ausgangslage… und das ist okay.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 10:58 | |
| „Stimmt. Dabei hast du dich vor 9 Stunden verhältnismäßig richtig klar ausgedrückt.“, erwiderte sie ebenso trocken und fuhr sich leicht lächelnd durch die Haare, die im Übrigen wieder richtig trocken waren. Aber ihre Worte… er verstand es nicht. Fehlinterpretierte sie. Erstickte das Thema einfach im Keim. Und genau da wurde es ihr noch mal richtig klar. Sie wollte mit ihm zusammen sein. Und was redete er? Von Essen. „Falsch…du liegst falsch!“, schrie sie, ehe es um sie geschehen war. Die erste Träne bahnte sich ihren Weg über die Wange. Gefolgt von weiteren. Ein Schluchzen und sie vergrub ihr Gesicht wieder in den Armen. Würde am liebsten einfach aus dem Raum raus rennen. Immer weiter und weiter laufen. Aber ihre Füße wollten nicht so wie sie. Du bist so erbärmlich, Yoko Utsukushi. So dumm. So…, schimpfte sie mit sich selbst. Immerhin wollte sie nicht direkt vor ihm weinen, wenn es denn schon mal sein musste. Und doch konnte sie es sich nicht wieder verkneifen: „Du bist so doof, Len Sanada.“ Es war mehr ein Fiepen, als irgendetwas anderes.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 11:11 | |
| „Gut möglich“, gab er zurück und streckte sich, so gut es ihm eben möglich war. Er hatte es eben nicht so damit, lange untätig irgendwo in der Gegend zu verharren. Er musste sich bewegen. Ja, er hatte auch mal vier Tage einfach mal auf dem Boden gelegen und geschlafen, aber das war nicht vergleichbar. Seine Gelenke knackten. Tatsächlich… muss mich bewegen… Ein Blick zum Fenster. Das Wetter lädt sogar dazu ein. Aber ob sie mich lassen? Krankenhäuser waren immer so übervorsichtig. Sollte mal etwas falsch laufen, gab es immer die netten Klagen. Und die wurden teuer. Allerdings musste man das bei ihm nicht befürchten… Andererseits – die wussten es ja nicht, also wurde wohl erst einmal nichts aus einem netten Marathon. Schließlich zuckte Len zusammen und öffnete nur vorsichtig ein Auge wieder, um zu ihr zu sehen. Sie hatte ihn doch tatsächlich angebrüllt? Aber nicht der Ton oder die Lautstärke – wieso schlief Hinako bei dem Lärm eigentlich trotzdem friedlich weiter? – erschreckten ihn, sondern eher der Inhalt. Ich liege falsch? Er hob verdutzt die Augenbrauen und blinzelte ein paar Mal. Nicht… nicht im Ernst! Gut, es war eigentlich von Anfang an so geplant, auf diese Weise seine Aufgabe zu erledigen. Aber jetzt… Jetzt war das zu viel für ihn. Der Anblick tat ihm furchtbar weh und er krallte einige Herzschläge lang die Finger in das Bettlaken, bevor er die Decke zurückschlug und die Beine über den Rand schwang. „Yoko“, sagte er eindringlich und starrte sie weiter an. „Yoko, sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“ Vielleicht etwas zu harsch? Nicht, dass er sonderlich Gefallen daran hatte, jetzt so ernst und streng mit ihr umzugehen… Schließlich hatte er gerade eine zutiefst in ihren Gefühlen verletzte, weinende Frau vor sich. Das war ein wirklich ekelhaft-gefährlicher Cocktail. Er musste vorsichtig sein. Unberechenbar… Ein paar Herzschläge lang dachte Len noch über ihr Gesagtes nach, bevor er eine Hand ausstreckte und sie auf ihrem Kopf platzierte. „Heul doch nicht… Du hast mir meine Aufgabe ja viel zu leicht gemacht…“ Er sah erneut aus dem Fenster. Die Sonne schien noch, auch wenn es nun wirklich Abend wurde. Und – wie unpassend – sein Magen knurrte laut auf. Len entschied sich für pure Ignoranz. „Aber ja. Ich bin doof“, sagte er leise.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 11:41 | |
| Die Utsukushi hasste sich so sehr für diese Situation. Jetzt würde er sie zu Recht für schwach halten können. Und doch wollten ihre Tränen im Moment nicht versiegen. Rollten einfach weiter über ihre Wangen. Seine barsche Aufforderung ließ sie zusammenzucken. Ein kalter Schauer lief ihr am Rücken hinab. Vielleicht hatte sie irgendwo gehofft, dass er eben eingeschlafen wäre. Das alles nicht mitbekommen hätte. Aber sie konnte seinen Worten nicht Folge leisten. Noch nicht. Sie war einfach viel zu aufgewühlt im Moment. Ob er sich da ähnlich gefühlt hat?, schoss es ihr durch den Kopf, auf dem sie plötzlich seine Hand spürte. Warm, beruhigend – Moment, wann hat er sich aufgesetzt? Sie hatte es gar nicht bemerkt. „Ich heule nicht. Hab nur was im Auge.“, entgegnete sie ihm mit rauer Stimme. Gut, es war sinnlos so etwas zu sagen, wo er gerade ihre Gedanken lesen konnte. Aber ein Versuch nach außen hin war es doch Wert. Ein paar Mal atmete sie tief durch, ehe sie doch wieder ihren Kopf anhob und zu ihm aufsah. Er blickte aus dem Fenster und sie sah ebenfalls in die Richtung. Es wäre wirklich so ein schöner Abend. Könnte sie ihn doch nur wie gehabt genießen. Und sie brauchte den Blonden gerade, weshalb sie aufstand und sich an seine rechte Seite ans Bett setzte. Sich einfach nur an ihn lehnte. „Und wie doof du bist.“, murmelte sie und leckte sich über ihre Lippen. War selbst dort nun dieser doofe salzige Geschmack von ihren Tränen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Do 07 Jul 2011, 11:55 | |
| Sie weinte einfach. Warum weinte sie? Sie weinte doch sonst nicht. Wegen nichts. Nicht einmal, als sie von seinem Raiton-Drachen direkt getroffen wurde und sie eigentlich vor Schmerz hätte ohnmächtig werden sollen. Und jetzt weinte sie. Und er trug die Schuld daran. Selbst, wenn sie ihn mal darum gebeten hatte, sie zum Weinen zu bringen… es war furchtbar. Bestimmt nicht nur für sie. Er fühlte sich hundeelend und, als müsste er unbedingt etwas tun. Aber Len war gerade so furchtbar hilflos. Er konnte nicht damit umgehen. Sollte er etwas sagen? Aber konnte man ihren Gedanken vertrauen, so hatte es schon ausgeholfen, einfach nur ihren Kopf zu patschen. Eine Berührung… hatte er sich nicht danach gesehnt…? Nach ihr? Und jetzt… Jetzt fühlte sich alles so falsch und niederschmetternd an! Du hast sie zum Weinen gebracht… Sie… die du doch mitunter am wenigsten weinen sehen willst… „Ach…, das erklärt es. Meine Yoko weint nicht…“ Er nahm die Hand zurück und stützte sich seufzend zu beiden Seiten ab. Er wollte ihre Gedanken gerade nicht lesen können. Nicht lesen müssen. Und obwohl eindeutig sie die Leidende im Moment war, verurteilte er sie dafür, dass sie weinte. Wie konnte sie? Len wollte nicht, dass sie weinte! Hör auf…, flehte er gedanklich, aber da sie keine Gedanken lesen konnte, blieben die Bemühungen fruchtlos. Aber schließlich… Es war die pure Erleichterung. Sie hasste ihn nicht… Jedenfalls erhoffte er sich das aus ihrer Reaktion. Mit einer zitternden Hand wischte Len ihr ein paar Tränen von den Wangen, bevor er den Arm um sie legte und sie an sich zog. Er schloss die Augen, um sich besser beherrschen zu können. Denn wenn er jetzt noch zu flennen begann… Nein. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. „Stimmt… Wenn man etwas weiß, kann man es ja ruhigen Gewissens sagen, nicht wahr? Ich liebe dich. Egal, wie absurd das klingt. Wie absurd einfach nur der Gedanke ist… Es tut mir so schrecklich weh, dich weinen zu sehen… Also hör bitte auf damit, wenn dir auch was an mir liegt, versprochen?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Fr 08 Jul 2011, 17:18 | |
| Mit der Zeit beruhigte sich die Utsukushi immer weiter. Hier und da nickte sie und wischte sich letztendlich selbst nochmal über Augen und Nase, während sie sich einen Moment einfach nur an ihn lehnte. Die Umarmung genoss. Sie richtete sich fast schon schweren Herzens wieder ganz auf, um ihn direkt ansehen zu können. Wieder schoss es ihr durch den Kopf, wie schrecklich sie doch aussehen musste. Rotunterlaufene Augen. „Entschuldige. Wird nicht mehr wiedervorkommen und hey….du hast klare Worte gesprochen.“ Yoko legte ihren Kopf schräg lächelnd und wollte sich gerade vorbeugen, um ihm einen Kuss zu geben, als sie hinter sich etwas hörte. Das Bett von Hinako ächzte, als er den Versuch startete sich aufzusetzen. Stöhnend schaffte er dies auch. Nicht jetzt….bitte…, dachte sie sich betrübt und sah wieder zu dem Blonden. „Ich glaube…ich sollte nun eine Herberge aufsuchen, bevor die Nacht einbricht und ich auf der Straße schlafen muss.“ Zumindest konnte sie wieder einen leicht doofen Scherz anbringen und löste sich schließlich ganz von ihm. Traurig biss sie sich auf die Lippen, schenkte dem Alten einen Blick, der wohl langsam aber sicher wieder bei Verstand zu sein schien. Leise seufzte sie über diese Tatsache auf. „Ich werde eine Schwester fragen, ob die dir dann noch was zu Essen bringen, wenn du denn noch Hunger hast.“ Nun beugte sie sich doch noch mal zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Fr 08 Jul 2011, 17:54 | |
| Sie saßen eine ganze Weile einfach nur da und sagten nichts. Aber das war okay. Jedenfalls für ihn. Len merkte so auf jeden Fall, wie es ihr von Minute zu Minute langsam besser ging und es war die pure Erleichterung. Je mehr sich Yoko beruhigte, desto mehr nahm das Gefühl ab, das ihm nicht nur Kehle, sondern auch Brustkorb zuschnürte, als wollte sein Körper ihn dafür bestrafen, zu existieren. Halt – nicht zu existieren. Eher dafür, dass er sie zum Weinen gebracht hatte. Im Endeffekt hat es aber etwas gebracht, nicht wahr? Was für eine wunderbar absurde Feststellung. Genauso absurd wie der Rest des Geschehens. Absurd und absurd gesellte sich gern? Absurd trat nur im Rudel auf? Er schlug sich mental dafür, in einer solchen Situation gedanklich so abzudriften. Dann stand sie auf und mit schräg gelegtem Kopf sah er zu ihr auf, schließlich verstand er die Aktion nicht wirklich. Vielleicht brauchte sie ebenfalls Bewegung. Oder aber sie wollte gehen. Ein schlechter Gedanke. Er nickte ihr zu. „In Ordnung.“ Er lachte vergnügt auf und fixierte sie, nachdem er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, erneut mit dem Blick. „Ja… ja, habe ich wohl. Aber das war es doch, was du wolltest, nicht wahr? Und außerdem…“ Len zögerte kurz und grinste dann schulterzuckend. „Ich bin ein Kerl. Ich kann nur eine Sache gleichzeitig. Und in dem Moment musste ich mich darauf konzentrieren, nicht auch zu heulen.“ Er betonte es recht ironisch, aber das war purer Selbstschutz. Sie musste ja nicht wissen, dass er auch fast am Heulen gewesen wäre! Das war viel zu… unmännlich. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal geweint? Fast schon bitter, dass er sich überhaupt nicht erinnern konnte. Yokos Ansatz wurde eiskalt abgeblockt. Der alte Mann konnte zwar nichts dafür, aber er kassierte den härtesten Todesblick, den er gerade aufbringen konnte. Nur schade, dass Hinako immer noch benebelt war und ihn nicht mitbekam. Irgendwann, als sie wieder etwas sagte, wandte sich Len ihr wieder zu. Und er hatte wirklich panische Angst, dass sie nun einfach gehen würde. Nicht, dass er Einsamkeit nicht gewohnt war. Nicht, dass er nicht auch ohne eine Wegbegleitung zurecht kommen würde. Aber der Gedanke, Yoko nun für immer wieder weggeben zu müssen, weil es ihr eben doch zu viel wurde… Unerträglich. Dementsprechend starrte er sie auch wie ein begossener Pudel nach sieben Tagen Regenwetter an. „Halt… wollten die dich nicht sowieso noch ein paar Tage hier im Krankenhaus behalten? Vielleicht lässt sich das irgendwie einrichten…“ Kurz hielt er inne und fügte hastig hinzu: „Ist immerhin billiger. Und besser für deine Gesundheit.“ Nun wurde Lens Blick schon fast leidend. Sie schien wirklich gehen zu wollen. Vielleicht nicht einfach aus dieser komischen Stadt. Aber er vermisste sie ja jetzt schon! Und das, obwohl du sie vor ein paar Tagen noch unbedingt umbringen wolltest… Erst jetzt, da Yoko das Stichwort Essen in die Runde warf, meldete sich sein Magen wieder – und das mit voller Vitalität und Stärke. Und dann hieß es, wieder Schauspielertalent zu beweisen. Immerhin waren sie offiziell noch Cousin und Cousine. Dementsprechend rieb er sich, mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck über die geküsste Wange, während er ihr mit einem Auge zuzwinkerte. „Danke…“, murmelte er und kämpfte sich zurück ins Bett und unter die lupenreine Decke. „Ich habe das Gefühl, vor Hunger zu sterben.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Fr 08 Jul 2011, 18:46 | |
| Dass Len selbst vollkommen aufgewühlt war, war ihr gar nicht so sehr aufgefallen. Musste sie in dem Moment einfach mit ihren eigenen Gefühlen irgendwie zurechtkommen. „Hmmm? Was gibt es dazu lachen?“, fragte sie schmollend. Entsprach doch gerade alles der Wahrheit. Dann nickte sie aber. Bezog das Lachen auf ihre Feststellung hin. „Stimmt. Das wollte ich. Und…wirklich?“, hakte sie nach, als er meinte nicht weinen zu wollen. Die Ironie zu erkennen gehörte nicht unbedingt zu den Stärken der jungen Frau. Aber die Vorstellung, dass er weinen würde… sie wüsste absolut nicht, was sie dann tun müsste. Womöglich würde sie dann selbst wieder anfangen zu weinen. Erbärmlich, dachte sie sich daraufhin bitter und sah zu, wie Len Hinako wohl gerade wirklich gerne tot gesehen hätte. Dass er nicht wollte, dass sie nun ging, konnte selbst sie in seinem Blick ablesen. Verzweifelt. Und am liebsten wäre sie auch tatsächlich bei ihm geblieben. Immer. Die ganze Zeit. Tag und Nacht. Bei seinen Worten erstarrte sie für einen Augenblick. „Haben die das gesagt?“ Dabei wollte sie doch nicht noch länger als Patient hier sein. „Auf jeden Fall werde ich warten. Selbstverständlichkeit.“ Sie war froh, dass er auf den Schauspielakt mit dem Kuss eingesprungen war. „Und mach mir nun ja keine Dummheiten mit deinem Arm.“, mahnte Yoko ihn noch ein wenig und wandte ihren Blick von ihm ab. Wie schwer ihr das doch fiel…Sie setzte sich in Bewegung und schloss schließlich wieder die Tür zu dem Zimmer hinter sich. Lehnte sich für einen Augenblick an diese mit geschlossenen Augen. Tatsächlich begann sie wieder zu zittern. Sie gestand sich ein, dass sie das alles viel zu sehr überforderte. Hastende Schritte hallten durch den Korridor und sie stieß sich von der Tür ab, um ebenfalls loszugehen. Am Empfang angekommen musste sie sogar mal anstehen, bis sie drankam! Sie regelte es, dass Len nun auch etwas zu essen bekam. Erklärte der Frau, dass er durch die OP ja noch nichts zwischen die Zähne bekommen hatte. Und gerade wollte sie auf dem Absatz kehrt machen. Raus aus dem Krankenhaus, als eine Hand sie an der Schulter zurückhielt. Sie kannte die Schwester. Hatte sie ihr meistens das Frühstück gebracht. „Nur weil ihr Cousin nun auch hier liegt, heißt das nicht, dass sie nicht mehr hier zu sein brauchen. Wir möchten sie auch noch impfen, jetzt wo sie clean sind. Und ein paar andere Dinge.“ Und schon wurde an ihrem Arm gezerrt und die Utsukushi mitgezogen. In einem kleinen Behandlungszimmer bekam sie schließlich einige Spritzen in den Arm. Da bin ich direkt froh, dass mir so was nichts mehr aus. Ein Pflaster wurde draufgepappt und ja, der Verband um den Arm wurde vorher abgemacht. Und wieder wurden ihre Pläne zu Nichte gemacht, als man ihr noch den Verband abmachte, sie in ein Krankenhausdress steckte und in ein Zimmer führte. Wer auch immer dafür verantwortlich ist… verflucht seist du!, schrie sie und umklammerte ihre Sachen. Dieses Mal hatte sie sich strikt geweigert sie in irgendeiner Weise abzugeben. Also durfte sie alles mit aufs Zimmer nehmen. Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen. Sah zu dem Nachbarbett und musste feststellen, dass dort niemand war. Gerade eben würde sie sich doch wünschen, dass irgendjemand noch hier wäre. So allein in so einem Zimmer… da wurde man doch verrückt. Mit einem Mal sprang sie wieder auf. „Jetzt kann ich doch ganz einfach zu Len!“ Sie war schon fast an der Tür, als ihr die Uhrzeit auffiel. Sie war sich sicher, dass er sein essen schon hatte und nun womöglich schlief. Da… wollte sie nicht stören. Er musste sich ausruhen und das würde doch garantiert besser gehen, wenn sie nicht da war und nervte. Seufzend ging sie also wieder zu ihrem Bett zurück und legte sich hinein. Fiel in einen Halbschlaf.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Fr 08 Jul 2011, 22:09 | |
| Len sah sie kurz wehleidig an, da ihm das Lachen im Hals stecken blieb, als er ihren Gesichtsausdruck gedeutet hatte. „Nun ich… Fand deine Antwort… lustig?“, meinte er und duckte sich, fast schon als ein Reflex. Immerhin erwartete sein Körper mal wieder das totale Chaos, das über ihm zusammenbrechen würde, weil er etwas Gewagtes gegenüber Yoko geäußert hatte. Daran musste er eindeutig arbeiten. Sein Unterbewusstsein wusste zwar bereits, dass er sie wirklich ausstehen konnte, aber es schien noch nicht wirklich registriert zu haben, dass sie ihn ebenfalls mochte. Jedenfalls hatte ihre Körpersprache es ausgedrückt. Konkret erwähnt hatte sie es ja nun nicht. Bitter, nicht wahr, Len? Da traust du dich schon mal, etwas zu sagen – und dann kriegst du keine wirkliche Antwort. Irgendwo bin ich nicht gesegnet. Er seufzte auf. „Vielleicht“, antwortete er schief lächelnd. Es würde wohl eine seiner Standardantworten werden. [Ich sage, wenn ich etwas nicht wirklich mit ‚Ja‘ beantworten möchte, auch immer Vielleicht mit einem Grinsen xD] Und wie gesagt. Gewohnheiten waren eine schöne, bequeme, Geborgenheit schenkende Sache. Hinako tastete seinen Arm ab, in den die Spritze sich versenkt hatte. Ein grimmiger Blick. „Alles auf eurem Mist gewachsen…“ Und damit hatte er sich ein Buch gekrallt. „Dabei wusst‘ ich’s doch von Anfang an!“ Was eine Anspielung darauf war, was er gesagt hatte, als Yoko erfahren hatte, dass Len sie im Krankenhaus besuchen wollte. Der nächste Todesblick traf, wurde aber abgeblockt, wie nichts. Len war allerdings so sehr in seine eigene Panik gekehrt, dass er gar nicht erst mitbekam, dass Yoko nicht im Krankenhaus verweilen wollte. Gut, er wollte es auch nicht wirklich. Er hatte nicht einmal hierher gewollt. Aber im Endeffekt nickte er nur stumpf, weil er keinerlei Emotionen deutete, die auf Widerstreben hindeuteten. Erst kurze Zeit darauf entspannte er sich merklich und fand sogar noch die Kraft für ein Lächeln. „Das hört man gern.“ Sie würde also nicht gehen. Pure Erleichterung. Zeit für Glückshormone. „Du bist nicht meine Mutter, aber wenn’s dich beruhigt“, sagte Len halbherzig und schloss dann die Augen, um angemessen die Situation zu beenden. Denn wahrscheinlich wäre es um einiges zu viel gewesen, sie jetzt auch noch aus der Tür gehen zu sehen, wo er es doch am liebsten hätte, sie die ganze Zeit bei sich zu haben. Frisch verliebt zu sein ist scheiße!
Er war wohl eingeschlafen, denn er schreckte auf, als es an der Tür klopfte. Hinako rief irgendwann: „Herein!“, bevor Len auch nur den Mund öffnen konnte und die Krankenschwester von vorhin trat ein. Ein breites Grinsen umspielte ihre Lippen und sie schob doch tatsächlich einen Wagen vor sich her. Ein Tablett wurde ihm gereicht. Käseplatte. Ein bisschen Brot. Warum nicht? „Vielen Dank“, sagte er lächelnd und bekam ein reizendes „Bittesehr“ zurück. Angefügt wurde: „Und? Und? Wie ist es gelaufen?“ Sie erntete einen recht verständnislosen Blick, während er sich sein Abendessen in den Rachen schaufelte. Diese neugierige Frau musste ja nicht alles wissen. Und dieser neugierige, persistente, alte Mann, der ihm die Chance auf einen von Yokos süßen Küssen zunichte gemacht hatte – der musste auch nicht alles wissen! Ihm zog sich der Magen zusammen. Hunger war es nicht mehr. Yoko… Argh! Gefühle sind für den Misthaufen! „Zimmer Vier. Dritter Korridor“, sagte die Krankenschwester zwinkernd. Das war ein Tratschmaul. Ja, ein Tratschmaul. Diese Frau war eine Ratte, wie sie im Buche stand! Zwar hatte Len nicht gerallt, was sie ihm da hatte mitteilen wollen, sondern erst, als sie bereits aus dem Zimmer war – aber es lag auf der Hand, dass das ganze, weibliche Krankenhauspersonal von der Geschichte erfahren haben müsste. Frauen mochten halt romantische Dinge. Obwohl Len es nicht wirklich als romantisch ansah, was sie da für einen Bockmist fabriziert hatten. Was ist an Rotz und Wasser romantisch? „Deine Braut ist da“, erklärte ihm Hinako, ohne von seinem geliebten Buch aufzusehen. Er las übrigens Moby Dick, wenn es jemanden interessierte. Und ja, erst nach diesem Hinweis hatte Len verstanden, dass das die Zimmernummer von Yokos neuer Residenz war. Also musste sie tatsächlich hier bleiben? Als es draußen bereits dunkel war und Hinako schlief - der Typ schnarchte! Yoko hätte ihn warnen können - , sprang Len aus dem Bett auf und schlich zur Tür. Das war auf Socken natürlich sehr viel einfacher, als mit den Stöckelschuhen, auf denen die Krankenschwester hier herumliefen. Warum taten sie es eigentlich? Das war ja wohl kaum die richtige Arbeitsbekleidung. Vor allem, wenn es mal schnell gehen sollte. Nun ja, auf jeden Fall öffnete er die Tür, zwängte sich hindurch und schloss sie leise hinter sich. Der Unterschied vom dunklen Zimmer zu dem grellerleuchteten Flur war immens, sodass Len eine Weile geblendet und ziemlich dümmlich aus der Wäsche starrend vor der Tür verharrte, bevor er sich suchend auf dem Weg machen konnte.
Man verkürzt die Sache hier ein wenig. Folgende Ereignisse ereigneten sich auf seiner haarsträubenden Suche nach seiner kürzlich neuernannten Geliebten: Einmal erwischte ihn eine Krankenschwester, weil er immer noch blinzelnd durch die Flure wankte und bugsierte ihn schnurstracks wieder in sein Zimmer. Eine Ereigniskette fand statt: Hinako wachte, klappte sein Buch auf und Len musste warten. Als Hinako wieder eingeschlafen war, begann das Spiel von Neuem. Und wieder stand er eine Weile einfach nur blind wie ein Maulwurf vor der Tür. Doch dieses Mal konnte er den gierigen Fängen seiner Häscher entkommen – nur um im falschen Zimmer zu landen, weil er die Zahlen in seiner Hast durcheinander gebracht hatte. Also wechselte er den Korridor – und fand endlich zu Yoko. Auf leisen Sohlen ging es hinein und die Tür fiel fast tonlos ins Schloss. Anscheinend schlief Yoko. Aber das war auch kein Wunder. Als sich seine Augen nämlich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, konnte er genau sehen, dass die Uhr neun vor drei zeigte. Ah… Was für eine Uhrzeit… Wie lange ich gebraucht habe, dafür, dass ich doch ein ach so toll ausgebildeter Shinobi bin… Sein Blick ruhte, natürlich, eine wirklich ganze Weile auf ihr, schließlich war sie selbst in lädiertem Zustand noch eine Schönheit. Er hatte es sie nie sonderlich spüren lassen. Nun lehnte er an der Wand direkt neben der Tür und musterte sie. Ihm war nie aufgefallen, wie schön ihr Haar fiel. Was für eine intensive Farbe sie hatten. Was für eine wirklich ausgesprochen nette Figur sie hatte. Wie fein geschwungen ihre Lippen waren. … dass sie so entzückend lange Wimpern hatte, die ihre Augen einrahmten. Selbst in dem düsteren Raum hier war Yoko erschreckend schön anzusehen. Er sollte es ihr mal sagen. Sie würde es sicherlich mögen.
Die Tür flog auf und grelles Licht schien hinein. Gott sei Dank stand Len hinter der Tür, sodass die Person, die nach dem Rechten sah, ihn nicht erkennen konnte. Höchstens seine schlotternden Knie wären zu hören gewesen. Oh. Mein. Gott! Wahrscheinlich hatte er sich noch nie so hart erschrocken, wie in diesem Moment. Erst, als die Tür wieder zugegangen war und Len sich in Sicherheit wog, setzte er sich in Bewegung. Und setzen war das richtige Wort. Denn er setzte sich auf das freie Bett und sah kurz hinaus. Es war immer noch herrlich dunkel. Wahrscheinlich um die Viertel nach Drei. Sein Blick fiel wieder auf Yoko. Laut genug, dass es sie aufwecken sollte, falls sie nicht schon hellwach war, weil die Nachtwache hineingestolpert war, sagte er mit einem vergnügten Lächeln: „Du hast doch nicht unser Date um drei Uhr vergessen, hm?“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Mo 11 Jul 2011, 17:23 | |
| Stimmt wohl…. Aber deine Freundin., dachte sich die Utsukushi auf seine Worte hin. Musste feststellen, dass sie breit grinste. Der Gedanke, dass sie nun eigentlich jemand gehörte, war ihr wirklich mehr als fremd.
Die Nacht brach schließlich ganz ein und mit ihr auch der richtige Schlaf. Sie träumte. Wie lang sie wohl nicht mehr geträumt hatte? Zehn Jahre? Könnte hinkommen. Zumindest hatte sie nicht mehr bewusst geträumt, sodass sie sich am nächsten Tag noch daran erinnert hätte. Es war ein Albtraum, wie er im Buche stand. Sie war aufgewacht und den Gang entlang gelaufen. Wollte Len nun doch sehen. Bei ihm sein, falls es ihm nun wirklich schlecht ging. Der Gang war nur schwach beleuchtet, was sie da nicht weiter gestört hatte. War es so für die Augen um einiges angenehmer, als das gleißend künstliche Licht, das sonst alles erhellte. Ihre Füße waren blank und ein Nebel, legte seine kalten Hände auf diese. Dann sah sie sie. Am Ende des Ganges, der in die Richtung von seinem Zimmer führte. Ein Schauder überfuhr ihren Körper und der Brechreiz kam in ihr hoch. Das konnte nicht real sein, redete sie sich ein. Aber doch schien es so wirklichkeitsnah. Bildete sie sich ein die Fäulnis zu riechen, die von ihnen ausging. Es waren Tote. Nein, Untote. Zombies. All diejenigen, die sie einst getötet hat. Zumindest glaubte sie es, als sie vereinzelte Gesichter wiedererkannte. Yoko rannte und rannte, um die Distanz schnellstmöglich zu überwinden. Doch sie schien nie anzukommen. Wie es in einem Traum so üblich ist, gibt es ab und an immer plötzlichen Szenenwechsel, der nicht erklärbar ist und der Träumer es in dem Moment doch als normal empfindet. Sie stand an der Türschwelle. Musste zusehen, wie die Fänge der Leute nach den Blonden griffen. Ihn Stück für Stück verzehrten und sie tatenlos zusehen musste. Konnte sie doch nicht weiter gehen. Als wäre dort eine unsichtbare Wand, die sie zurückhielt. Die Untoten, die kein Ende zu nehmen schienen, liefen plötzlich einfach durch sie hindurch. Geister? Langsam aber sicher wurde ihm die Haut vom Körper geschält. Das Fleisch ausgerissen. Die Utsukushi schrie ihm etwas zu. Auch den Untoten, dass sie aufhören sollen. Dass sie sie nehmen sollen. Er hatte damit doch nichts zu tun! Doch hörten sie nicht auf sie. Gierig verschlangen sie ihn weiter und gingen weiter einfach durch sie hindurch, während ihre Stimme gegen seine Schreie ins Nichts trat. Mit einem Mal gab es einen Knall. Hierbei nahm sie im Unterbewusstsein das Aufschlagen der Tür wahr. Der Boden gab in dem Zimmer nach. Gab den Blick frei auf die unendlichen Tiefen in einem gemischten Schein von blutrot und giftgrün. Hände steckten sich nach dem Körper, oder was davon übrig geblieben ist, des Jungen aus. Zogen ihn hinab.
In dem Moment schreckte sie auf. Saß kerzengerade mit schreckgeweiteten Augen in ihrem Bett und starrte auf die Wand vor sich, in der auch die Tür war. Der Wahnsinn, die Panik, stand immer noch deutlich in ihrem Gesicht geschrieben. Schwer atmend sah sie in die Richtung, von der doch eben eine Stimme gekommen war. Oder hatte sie sich das eingebildet? Ein Traum…. Das war doch alles nur ein Traum, oder?!, dachte sie sich hysterisch und erkannte schließlich die Silhouette von Len. Er saß dort tatsächlich. Ihm ging es gut. Oder war das auch nur ein Traum? Ihre Stimme versagte, als sie etwas sagen wollte. Musste erst einmal schlucken und rieb sich über die Augen, die dadurch auch wieder normal aussehen mussten. „Traum oder Wirklichkeit?“, wisperte sie schließlich und sah wieder in seine Richtung. Gut, sie hatte ihre Stimme gänzlich wiedergefunden. „Bezogen darauf, dass du gerade hier bist. Und…. auf die letzten 24 Stunden…“ Ihre Stimme senkte sich und sie sah wieder zu Boden. Wahrscheinlich war alles fiktiv. Alles nur Hirngespinste davon, weil ich bestimmt noch ausgenüchtert habe. ….Nein. Ich will das nicht. Nein!, schrie Yoko in Gedanken und hoffte auf eine Antwort. Eine Antwort, die sie hören mochte. Dass es echt war. Zumindest ein bestimmter Teil.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg Sa 16 Jul 2011, 23:30 | |
| Wenn man stumm in einem Krankenhausbett saß und die ganze Nacht Zeit hatte, um zu denken, kamen einem die eigenartigsten Gedanken. Außerdem fielen einem die merkwürdigsten Sachen auf. Während Len angestrengt gerätselt hatte, wie spät es wohl sein musste – schließlich fiel nicht außergewöhnlich viel Licht in das Zimmer, zumal die einzige Lichtquelle, das Fenster, in seinem Rücken lag – hatte er festgestellt, dass der Zeiger einen Fehler beherbergte. Er sprang nämlich manchmal hin und her, unkenntlich, wie spät es denn nun wirklich war. Man könnte so etwas ruhig mal reparieren, dachte er sich, ein wenig zu säuerlich vielleicht. Schließlich konnte es sein, dass es bereits sehr viel später war und sehr viel später bedeutete nie etwas Gutes. Im Klartext konnte er davon ausgehen, dass demnächst die Visite vorbeikam. Oder erneut eine übereifrige Nachtschwester. In Erklärungsnot war er noch nie sonderlich gekommen, also hatte er sich auch nie in Extremsituationen eine Ausrede einfallen lassen müssen. Aber all dies rückte in weite Ferne, als das Zucken begann. Nicht, dass irgendwelche Körperteile von Len durch spontane Entscheidungen Dinge taten, die er nicht befohlen hatte. Eher, dass Yoko zuckte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er das Szenario eine Weile schweigend, konnte sich nicht direkt einen Reim darauf machen. Doch dann wurde alles so kristallklar, wie ein frisch der Quelle entsprungener Bergbach. Ein Alptraum. Natürlich hätte er früher darauf kommen können. Aus Erzählungen. Aus Schriftstücken. Aber er hatte nie sonderlich viel mit Leuten zu tun gehabt und um die reichlichen, anfallähnlichen Traumzuckungen seiner Kameraden hatte Len sich nie geschert. Nur die Tatsache, dass alles immer zerwühlt und man schweißdurchnässt war, wenn man selbst aus diesen perfiden Traumgebilden erwachte, erinnerte ihn daran, dass es schleunigst etwas zu tun galt! Aber was? Hilflosigkeit stieg in ihm auf und ließ ihn wie angekettet dort sitzen bleiben. Das sprichwörtliche Zuschnüren der Kehle und.. eigentlich aller Atemwege setzte nur kurz darauf ein. Du hast doch nicht etwa Angst? Irgendwo hatte er schon Angst. Nur zuzugucken hatte eben noch nie sonderlich zu seinen Stärken gehört. Aber erst, als sie auffuhr, konnte auch Len sich aus der Starre lösen, als hätte die Bewegung einen Zauber – oder eher einen Fluch? – gebannt, der ihn dort gefesselt hatte. Einen Moment sah er Yoko weiter an, trotz allem unfähig, etwas zu sagen. Es dauerte auch eine Weile, bis er all die Möglichkeiten innerlich durchgekaut hatte, die er als Antwort benutzen konnte. Immerhin ging es gerade um ihr Wohl! Wie würde sie wohl reagieren, wenn er nur eine falsche Bewegung machte, ein deplatziertes Wort könnte sie wohlmöglich bis an das Lebensende verstören! Fang nicht an zu hyperventilieren. Er stand auf und tat die paar Schritte zu ihrem Bett hinüber. Nicht, dass er einen viel besseren Eindruck abgegeben hatte, aber jetzt, so aufgewühlt und verzweifelt, schreckensstarr, wirkte sie so unheimlich schutzlos auf ihn! Es löste das dringende Bedürfnis aus, sie in die Arme zu schließen und ihr beizubringen, dass alles in bester Ordnung war. Und zwar so, wie die Umstände nun einmal gerade standen. Als er da so vor ihrem Bett stand, weiterhin mehr als zögerlich, kam ihm eine neuerliche Idee. Nicht gerade die Beste, gegen all die epischen Szenarien, die er sich ausgedacht hatte. Ein ziemliches Abstruses war gewesen, irgendetwas Spitzes, Scharfes zu nehmen, sich in den Arm zu säbeln und mit Blut zu zeigen, dass er so ziemlich lebendig und real war. Angesichts der Tatsache, dass sie aber einen Alptraum gehabt hatte, wäre dies so unheimlich hilfreich gewesen, wie ein durchgehender Stier während eines abendlichen Pizzaessens. Nämlich gar nicht. Also kniete er sich schlicht und einfach neben ihr Bett, nahm eine ihrer Hände und verschränkte die Finger in ihren. „Fiktion – Realität… Hilft’s?“ Innerlich schalt Len sich natürlich dafür, wieder einmal auf eine konkrete Antwort verzichtet zu haben. Allerdings konnte er sich nicht lange selbst ausschimpfen, denn ihre Frage weitete sich noch ein wenig aus. Nachdenklich stützte er den dazugehörigen Ellbogen zur haltenden Hand auf dem Bett ab, legte den Anderen allerdings flach hin, um das Kinn darauf zu lehnen. „Wenn das alles ein Traum war…“, begann er recht leise dafür, dass er es eigentlich inbrünstig hatte herunterbeten wollen, „… wäre ich relativ enttäuscht. Aber sag du es mir: Traum oder Wirklichkeit?“ Er schenkte ihr ein kleines Lächeln. Ob allein seine Anwesenheit half, über ihren dubiosen Alptraum hinwegzukommen? Wenn dies alles tatsächlich ein Traum gewesen war – so langsam überkamen nämlich auch ihn die Zweifel. Zur Hölle! Wenn das alles eine Halluzination aufgrund von irgendeiner dahergelaufenen Narkose war… Dem Arzt gnade Gott! – wüsste Len nicht, was er tun sollte. Ehrliche Verzweiflung packte ihn, aber er gab sein Allermöglichstes, Yoko dies nicht spüren zu lassen.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg So 17 Jul 2011, 00:14 | |
| Sie sah zu, wie er ziemlich ratlos im Raum stand. Selbst nicht zu wissen schien, was er tun solle. Also vielleicht doch Traum? Der Len, den sie zu kennen glaubte, hätte doch garantiert schon wieder etwas Schlaues von sich gegeben. Etwas skeptisch folgte Yoko dem Szenario, das sich ihr bot. Dass er vor ihr in die Knie ging. Als er dann noch ihre Hand nahm kniff sie für einen Moment die Augen zu. Schreckte da doch ein Bild des Alptraums hoch. Dass er seine Hand nach ihr auszustrecken schien. Die Haut daran an Fetzen runter gehangen ist und das Blut runter tropfte. Das Fleisch zu sehen war. „T-tut mir leid.“, stammelte sie leise. Immerhin musste er es gerade auch gesehen haben. Dann nickte sie aber kaum merklich. War seine Antwort doch recht überzeugend in ihren Ohren. Sie klammerte sich förmlich an seiner Hand, wie Ertrinkender an einem Rettungsring. Sah Len einfach nur durch die Dunkelheit an, in seine eisblauen Augen. Seine nächste Antwort ließ sie allerdings erst einmal schwer aufseufzen. Wusste sie es doch selbst nicht. Zögerlich hob sie ihre freie Hand und legte sie an seine Wange. „Wenn es tatsächlich ein Traum ist, dann soll es ein nie endendwollender Traum sein. Und wenn er doch endet… verspreche ich dir mich auf die Suche nach dir zu machen.“ Ein zaghaftes Lächeln bildete sich auch auf ihre Lippen und sie beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Schloss die Augen dabei. Am liebsten hätte sie nun gehört, dass auch er sie suchen würde, aber gleichzeitig wollte sie es nicht hören. Er war ja immerhin schon auf der Suche nach jemand. Das ging immerhin vor. Das war sein Ziel und sie durfte das Erreichen dieses Ziels nicht gefährden. Immerhin liebte sie ihn. Dessen war sie sich nun absolut sicher.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Waldweg So 17 Jul 2011, 00:41 | |
| Hah, er hätte sich eben doch etwas Anderes überlegen sollen. Denn gerade in dem Moment, in welchem er zögerlich ihre Hand genommen hatte – dabei wollte Len doch so sicher und haltgebend wirken… -, zuckte Yoko nur zusammen, als würde er unter Strom stehen und ihr einen fürchterlichen Schlag geben. Zwar war das beim Raiton-Element jetzt nicht so abwegig, aber die Tatsache verunsicherte ihn doch zusehends. Noch schlimmer wurde es, als ihre Gedanken – er verfluchte seine verdammte Fähigkeit bestimmt zum hundertsten Mal in seinem Leben – laut hörbar in seinen Ohren klingelten. Irgendwo war es ja schmeichelhaft, dass sie sogar von ihm träumte. Allerdings hätte er es doch sehr viel lieber gehabt, wäre er in schönen, erholsamen Träumen aufgetaucht und nicht in… nun ja Alpträumen, in denen irgendwelche Viecher ihn zerfetzten. War das etwa eine Andeutung darauf, dass sie ihn doch tot sehen wollte? Und dass auf solch schreckliche Weise? Was für eine Vorstellung! Nicht gerade angenehm. Allerdings, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich so etwas noch wünschte, wo es ja doch ein Alptraum gewesen war. Und wo sie doch so oft beteuert hatte, ihn nicht töten zu wollen. Moment! Sie hatte ihn ja gar nicht umgebracht… Jedenfalls hatte er das in dem Gedankenfetzen nicht so wahrgenommen. Len verzog das Gesicht, als sich die Umgebung um ihn zu drehen begann. Der Anblick war so grausam, die Vorstellung so grotesk und schmerzhaft, dass sein Magen ungehemmt nach einem unbelegten Blumenkübel schrie. Wahrscheinlich hatte er genauso sehr gezuckt, wie sie und er hob den Blick, da Yoko sich entschuldigte. Ein wenig nervös wirkte sein scheues Lächeln, aber umso fester klang seine Stimme, als er ihr versicherte, dass alles in seiner besten Ordnung war. Wenn man nur fest genug daran glaubte und es wie ein Mantra wiederholte… Nun, vielleicht erfüllte sich dann ja dieser lächerliche Wunsch. Es schien, als habe sich die junge Frau vor ihm fest zum Ziel gesetzt, seine Hand in ein Häufchen unansehnlichen Breies zu verwandeln. Gut. Nicht das schönste Ende, das er jemals seiner Hand gewünscht hatte, aber es war immer noch Yoko, die dort zudrückte und Halt suchte. Und nichts Anderes hatte er ihr geben wollen, so war es doch gewesen. Ich bin so unsicher… Ihre Fragen hatten ihn tatsächlich aus der Bahn geworfen! Und dieser Traum… Selbst für ihn, der nur eine blasse Erinnerung wahrgenommen hatte, hatte es verblüffend und überwältigend real gewirkt. Es war, als hätte er sich selbst sterben sehen. Nicht das, was er in einer tiefdunklen Nacht sehen wollte. Ungehemmt starrte er zurück. Hatte er im Moment doch nicht viel mehr zu sagen. Und in Augen sollte man doch stets die Wahrheit lesen können. Waren sie nicht als Spiegel zur Seele bezeichnet worden? Welcher hoffnungslose Romantiker hat sich so etwas nur ausgedacht… Erst ihre Hand an seiner Wange – die übrigens steinkalt war, vermutlich wegen des Alptraumes – ließ ihn erneut aus den Gedanken schrecken. Dennoch blieb er eine Weile stumm, behielt sie im Blick und ihre Hand in einem sanften Griff. Was folgen sollte, warf ihn schlagartig aus der Bahn. Damit meinte er alles, was folgte. Ihre Worte. Die Geste. Die Gedanken. Ihm wurde schlagartig unwohl. Noch unwohler, als schon zuvor. Und das musste man erst einmal schaffen. (Er hatte seinen eigenen Tod gesehen, der hinzukommend noch sehr detailreich, grausam und äußerst blutig gewesen war!!) In diesem Moment krampfte sich einfach alles in ihm zusammen und er musste kurz die Augen schließen und sich scharf konzentrieren, um alle fünf Sinne beisammen zu halten. Doch als Len erst einmal seinen Mittelpunkt wieder gefunden hatte, wurde alles unheimlich leicht und er seltsam sorglos und zuversichtlich. (Als hätten sich alle Probleme gelöst… Tjaja, falsch kann man ja immer mal liegen.) „Ein nie endender Traum…? Eigentlich recht grausam, nicht wahr? Immerhin kann man in einem Traum wenig selbst bestimmen… Nur so in diesen kurzen Phasen, bevor man aufwacht… - und das tritt ja nie ein… verzeih, ich komme ins Schwafeln.“ Ziemlich über sich selbst amüsiert, begann er zu grinsen. Zuversicht ausstrahlen. Hoffnung. Das würde ihr doch am ehesten helfen, nicht wahr? „Nun… Sollte dies alles ein Traum sein – was mich zutiefst kränken würde – soll er möglichst nicht enden. Ich bin gerade nämlich ziemlich gern bei dir und dein Stressabbauball“, Letzteres war eine schlechte Anspielung auf das systematische Zerknacken seiner erbarmungswürdigen Fingerknochen, „Aber nun ja… Auf Suchen kann ich gut verzichten. Ich finde höchstens. Und wenn es ewig dauert.“ Ich rede wirklich zu viel. „Und mach dir keine Sorgen, was Rin angeht… Ich finde euch notfalls beide.“ Er lächelte zurück und drückte einmal sanft ihre Hand, um zu versichern, dass er es ernst meinte. Doch immer noch raste ihm sein Herz davon. Schließlich hatte sie gedanklich das ausgesprochen, was er nun seit einer gefühlten Ewigkeit hören wollte. „War es so schwer, das zuzugeben…?“, fragte er leise und musterte sie forschend, bevor sich erneut ein Grinsen in seine Gesichtszüge schlich. „Sei’s dir gesagt: Ich liebe dich auch, Traum hin oder her…“ Len richtete sich auf, um sie dann zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zu küssen. (Oder auch nicht. Könnt‘ ja schließlich ein Traum sein.) Sanft legte er die Lippen auf ihre, schloss die Augen, so wie sie zuvor und versank förmlich in seinen eigenen, übersprudelnden Emotionen. Vielleicht würde sie ihn wieder damit betiteln, dass er wie ein kleines Mädchen küsste. So zögerlich und sanft, unsicher, aber dennoch mit einer Zärtlichkeit, die eindeutig untermalten, dass er nicht gelogen hatte. Kurzum: in diesen, hoffentlich diesmal längeren, Kuss, legte Len all seine Gefühle und hoffte gleichzeitig, dass, sollte es sich um einen Traum handeln, eine surreale Zeitdehnung eintreten solle, damit dieser Kuss für die Ewigkeiten hielt. Ich bin hoffnungslos verliebt…
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| Thema: Re: Waldweg | |
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