Yorashi - Der Abendsturm
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Yorashi - Der Abendsturm


 
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Die drei Schatten
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Yorashi - Der Abendsturm (Naruto Shippuuden RPG)

 

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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 07:32

Selbst die Utsukushi merkte, wie sehr ihn diese Bild aus der Bahn geworfen hatte. Und da es selbst jemand wie ihr nicht entging, musste er es mehr als nur grausam gefunden haben. Dabei war es nur ein kurzer Auszug dessen Unheil gewesen, das sie gesehen hatte. „Schenk dem nichts. Denn bei diesem bin ich mir sicher, dass es nur ein Traum war.“ Ein kümmerlicher Versuch ihn und sich selbst zu beruhigen. Ihre Stimme zitterte einfach noch zu sehr. Was musste sie auch ausgerechnet heute so träumen? Sie konnte sich nur erhoffen, dass so etwas nun nicht häufiger vorkommen würde. Dennoch nahm sie sich vor nie wieder einen Gedanken diesem Traum zu schenken, um die Bilder schnellstmöglich wieder zu vergessen. Um beider Willen und Gesundheit.
Folgend musste selbst sie ein wenig grinsen. Vielleicht etwas bitter, aber trotzdem. Waren das doch genau die Worte, die wohl zu ihm passten. Wobei er sich ihrer Meinung nach wirklich nicht zu entschuldigen gebraucht. Es war sogar recht beruhigend einfach nur seine Stimme zu hören. Einfach zu wissen, dass sie gerade nicht allein war.
„Stressabbauball?“,
echote Yoko dann doch sichtlich verwirrt und bemerkte erst dann ihre Hand, die immer noch Druck ausübte. Sofort wurde dieser Druck abgelassen, während sie sich gedanklich Vorwürfe machte, ihm schon wieder weh getan zu haben und entschuldigte sich abermals. Wie viele Dummheiten sie wohl die letzte Zeit getan haben musste? Sie war sich da gar nicht mehr so sicher. Tatsache war aber, dass sie ihn ständig verletzte. So war es doch sogar ihre Schuld, dass er den Hang runter gestürzt war. Er hätte da genauso gut sterben können! Allein der Gedanke daran ließ sie schlucken und überzog ihren Körper mit einem Frösteln.
Noch immer entsetzt über sich selbst, holten erst seine Worte sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Im ersten Moment hatte sie es nicht ganz verstanden, was er da sprach, bis ihr wieder klar wurde, dass er ja ihre Gedanken lesen konnte. Sie würde sich das wohl nie ganz merken können, weshalb sie erst mal seufzend die Augen schloss. „Man findet nur, wenn man sucht. Aber nein. Versprich mir, dass du dich um das Wesentliche kümmerst. Halt mich in Erinnerung, ja, aber bleib auf deinem Weg.“ Diese Worte gingen Yoko nur schwer über den Mund. Stellte sie sich freiwillig nur an zweiter Stelle, war es gewohnt immer ganz oben überall zu sein. Allerdings würde sie für ihn alles tun. Da fiel ihr auch auf, wie hoffnungslos sie ihm nun den Anschein nach verfallen war.
Jetzt gerade war sie doch wirklich froh, dass es noch stockfinstere Nacht war und er somit die leichte Röte, die sich über ihr Gesicht ausbreitete, nicht ganz so erkennen konnte. Wobei durch den fast vollen Mond eindeutige Anzeichen zu sehen waren. „Ich habe es mir schon gestern Morgen eingestanden. Zumindest so ähnlich.“, gab sie schließlich zu und erinnerte sich kurz an die Stunden in der Toilette. Ihre Gedanken konnte sie ja sowieso nicht verbergen vor ihm. Was in mancherlei Hinsicht auch wieder besser war. „Ich weiß, dass du mich liebst.“ Oder hoffe es zu wissen.
Als Len sich aufrichtete, sah sie zu, wie er ihrem Gesicht scheinbar schleichend langsam näher kam und seine Lippen auf die ihren legte. Ihr Herz flatterte das erste Mal seit einer Ewigkeit – wenn nicht sogar das erste Mal in diesem Leben – so heftig, dass auch sie sich ganz in dem Kuss verlor. Langsam ließ auch sie ihre Lider sinken, bis sie nichts mehr sah. Spürte auf ihrer Wange die warm kitzelnde Luft, die er aus seiner Nase ausstieß. Instinktiv legte sie ihre Arme um ihn, bis ihre Hände auf seinen Schultern Ruhe fanden. Vielleicht war es einfach nur ein Akt der Sicherheit, dass er nicht plötzlich einfach zurücksprang und den Moment endete. Sie wusste es selbst nicht, aber es war ihr auch ziemlich egal, wollte sie es doch nun einfach nur voll auskosten. Seinen Atem spüren. Seine so weichen Lippen auf den ihren. Die Hitze seines Körpers. Sie wollte mehr. Wollte ihn ganz und gar spüren. Langsam lehnte sie sich nach hinten, zog ihn mit, um schließlich selbst auf dem Rücken zu liegen. „Ich liebe dich.“, sagte sie, als sie sich für einen Moment von seinem Mund lösen konnte. Öffnete ihre Augen einen Spalt breit, um ihn auch ansehen zu können. Ob sie womöglich wieder etwas falsch machte. Und tatsächlich hatte sie die drei kleinen Worte nun auch endlich einmal laut ausgesprochen. Hatte ihnen so viel Gefühl verliehen, wie sie nur konnte.
Wieder beugte sie sich zu ihm, um ihm vosichtig über die Lippen zu lecken.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 10:00

Mit seiner Reaktion hatte er sie nur noch mehr verunsichert. Man konnte es ja schon fast in der Luft spüren, es war so einfach zu erkennen, als hätte jemand ein dickes, leuchtendes Werbebanner aufgestellt, auf dem man ihm mitteilte, dass er in seiner Mission eindeutig versagt hatte. Es ließ ihn seufzen und kurz den Kopf senken, aber kaum erklang ihre Stimme, sah er wieder auf. Einen kurzen Moment musterte er sie noch forschend, bevor Len in leises Lachen ausbrach.
„Da bin ich mir allerdings auch sicher“, sagte er mit gut gemeintem Spott in der Stimme. „Immerhin stehe ich hier mehr als lebendig vor dir. Jedenfalls kommt es mir so vor.“ Die Details konnte man ja getrost ausblenden. Also, dass er schon auf seine eigene Art und Weise zerfleischt war und knien tat er auch, anstatt zu stehen. Wie gesagt, man konnte auf die Kleinigkeiten getrost scheißen. Er lächelte sie an, als Zeichen, dass Yoko sich keinerlei Sorgen mehr darum machen musste. Gut, es hatte ihn erschrocken, diesen einen Gedankenausschnitt zu sehen, doch war es ja nur ein Traum und noch lange nicht ihre Schuld.
In solch einer Situation nicht Gedanken zu lesen, wäre verwerflich. Immerhin verstand er so eindeutig, was in ihr vorging – jedenfalls so halb. Und um einen anderen Menschen, den man obendrein noch mehr liebte, als sich selbst, zu beruhigen, konnte man ja auch mal eingreifen.
„Wenn meine Stimme sooo sehr beruhigt, kann ich auch die ganze Zeit einfach faseln. Hm…, aber worüber? Ich kann über die Konsistenz der verschiedenen Käsesorten von gestern Abend sinnieren…“ Ein schiefes Grinsen. War ja auch nur ein halbherziger Versuch gewesen, die Stimmung wieder in geregelte Bahnen zu schieben. Grabesstimmung – im wahrsten Sinne des Wortes – konnte man niemals gebrauchen. Vor allem nicht in einer Nacht wie dieser, nach allem, was geschehen war.
Kaum ließ der fast schon schmerzhafte Druck auf seine Hand nach, seufzte er erleichtert auf und streckte ein paar Mal die Finger durch, bevor Len ihre Hand wieder nahm, wie gehabt. Immerhin hatte es ihr ein wenig geholfen gehabt. Und wenn etwas half, sollte man es auch möglichst nicht vorzeitig abbrechen.
„Du brauchst dich nicht entschuldigen“, meinte er in einem versöhnlichen und aufmunterndem Tonfall, „und du machst es ja nicht mit Absicht… Was übrigens den Hang angeht: Das war überhaupt nicht deine Schuld. Das war die verlauste Töle. Und zerbrich dir nicht den Kopf über das, was hätte sein können. Ich hätte damals auch ein wunderschönes, friedliches Leben in einem Kuhdorf haben können, hätten einige Ereignisse nicht stattgefunden. Und? Das einzige, was passiert, ist, dass man sich nur noch schlechter fühlt.“ Und wieder fiel ihm auf, dass er viel zu viel redete. Weswegen er einmal trocken schluckte und das Gesicht zu einer Grimasse verzog. Ich bin ja so schlecht…
Diesmal entschuldigte er sich. Dafür, dass er immer so unverfroren ihre Gedanken las und, was viel schlimmer war, auch darauf einging. Das Seufzen deutete er deswegen eher genervt und eine weitere Entschuldigung folgte. War ja auch zu nervig… Er stellte es sich auch nicht gerade schön vor, wenn jemand in seinen privaten Gedanken herumschnüffelte. Ihre Worte allerdings, die verärgerten ihn ein wenig. Deswegen warf er ihr einen tadelnden Blick zu und erwiderte in einem scharfen Tonfall:
„‚Halt mich in Erinnerung‘? Was redest du da bitte, Yoko? Verdammt, ich ob du es jetzt willst, oder nicht, ich liebe dich und du bist jetzt Teil meines Lebens! In Erinnerung halten… Pah, als ob ich dich jemals vergessen können.“ Wahrscheinlich war er zu hart. Er hatte ja gemerkt, wie schwer es ihr gefallen war, dies überhaupt zu sagen und nun sagte er so etwas. Nicht wirklich das, was ein Mensch brauchte, der gerade einen schlimmen Alptraum gehabt hatte. Und nicht gerade das, was man einem Menschen antat, den man sichtlich mochte.
Allerdings veränderte sich seine Laune schlagartig, als sie doch – was er nach einer wiederholten Musterung festgestellt hatte, hatte er es doch erst als Halluzination abgetan – tatsächlich… rot wurde…? Len ging in die Hocke, um die andere Hand frei zu bekommen und strich damit über eine ihrer Wangen. „Ach, ist das niedlich“, hauchte er entzückt, „die kleine Yoko wird rot.“ Er lächelte sie fröhlich an, nickte dann aber ernst. Gestern Morgen sogar schon. Er hatte es ja irgendwo gemerkt, nur hätte er es gern auch gesagt bekommen. Als eine Art Absicherung eben. Wie man es eben gern hatte, wenn man zum ersten Mal so wirklich bis über beide Ohren verschossen war.
„Ich hab’s ja jetzt auch schon oft genug gesagt… Nein, halt. Man kann es gar nicht oft genug sagen…“ Gütigerweise verzichtete er aber auf das Wiederholen dieser drei magischen Worte, sondern verharrte erst einmal für einige Herzschläge lang, bevor er sie dann endlich küsste.
Aufgrund der Tatsache, dass er die Augen selbst eng verschlossen hielt, merkte er natürlich nicht, dass sie nun ebenso blind wie eine Kirchenmaus in der Dunkelheit hing. Aber er merkte sie. Und das reichte vollkommen aus. Sie war so warm… Von ihr ging ein Gefühl der Geborgenheit aus, der Sicherheit. Len bemerkte kaum, dass sie ihre Arme bereits um ihn gelegt hatte, so sehr war er damit beschäftigt, nicht ganz in diesem herrlichen Chaos in seinem Inneren verloren zu gehen. Dementsprechend blendete er auch ihre Gedanken aus. Es ging fast wie von selbst. Er musste sich nur auf sich selbst konzentrieren – und das war freilich schon schwer genug.
Len blühte in diesem langen, zärtlichen Kuss vollständig auf. Als hätte er in seinem ganzen Leben nur auf diesen Moment gewartet. Und bei Gott, sollte dies alles nur ein Traum sein… Dann war es der schönste und gefühlvollste Traum, dem er je in seinem Leben begegnet war. Allein das Gefühl, geliebt zu werden, war überwältigend. Aber die ganze Situation… Sein Herz entschied sich dafür, ein möglichst schnelles Stakkato anzuschlagen, so, dass es schon fast schmerzhaft in seiner Brust pochte. Ja, er hatte sogar Angst, sie könnte es schlagen hören. Wäre peinlich…, aber er kam nicht dazu, großartig weiter zu denken. Schließlich hatte Yoko gerade sanften Druck auf ihn ausgeübt. Er stützte sich links und rechts neben ihrem Gesicht ab, um ja nicht ihre Lippen zu verlieren, diesen Kuss weiter genießen zu können. Im Übrigen war das Bett sehr viel schonender zu seinen Knien, als der Boden.
Einen Moment sah Len sie beleidigt an, als sie den Kuss schließlich gelöst hatte, nachdem er erst einmal sichtlich verwirrt aus der Wäsche geschaut hatte. Aber ihre Worte ließen ihn sich vollkommen entspannen. Da sie die Augen ein wenig öffnete, konnte er auch ein gewinnendes Lächeln aufsetzen und, bevor es in die nächste Runde ging, war er in der Lage, ein erleichtertes „Danke…“ zu murmeln. Er verlagerte das Gewicht auf den rechten Arm, um sich mit dem linken Handrücken über den Mund zu fahren. Vorwurfsvoll blickte er sie an.
„Du hast mich angesabbert!“ Allerdings war dies alles so inszeniert, dass er sofort in ein Grinsen überging und anstatt noch irgendetwas zu sagen, begann er lieber wieder, sie zu küssen. Dieses Mal aber sehr viel weniger unsicher. Man konnte fast meinen, er wäre nun in seinem Element. Leidenschaftlicher. Inniger. Aber nach nur wenigen, sehr schnellen, pochenden Herzschlägen, ließ er abrupt den Kopf sinken. Ihm fiel der Pony ins Gesicht und ein wenig entnervt setzte er sich auf.
„Sie sind ein verdammter Spanner!“, rief er und schleuderte dem alten Oberarzt den teuflichsten Blick zu, den er im Repertoire hatte.
Dieser grinste allerdings nur.
„Gut möglich. Hat es sich dann? Ich wollte eigentlich mit Yoko reden.“
Wie hatte sich dieser alte Knacker eigentlich so unbemerkt in das Zimmer schleichen können? Allerdings… wenn man noch einmal darüber nachdachte… Eine Rakete hätte einschlagen können, Len hätte es nicht gemerkt.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 11:58

Suspekt blickte die Utsukushi ihn an, als er einfach anfing zu lachen. Dann nickte sie aber. „Stimmt. Ich hab dich unbeabsichtigt sogar in die Knie gezwungen – Punkt für mich.“ Sie grinste. Hat sich das doch einfach nicht verkneifen können und fand langsam aber sicher immer weiter zu sich selbst zurück. Zurück in die Realität. Oder das, wovon sie glaubte, es wäre sie.
Yoko runzelte ihre Stirn. „Käsesorten? Sag bloß, dass es Pizza gab. Aber hey. Wenn du so sprichst. Pass bloß auf, dass du dir nicht die Zunge verbrennst.“ Er konnte es eindeutig als halbherzige Drohung wahrnehmen. Fühlte sie sich von seinen Worten leicht… veräppelt, was man auch eindeutig an ihren zu einem Schmollmund vorgeschobenen Lippen erkennen konnte.
Als er ihre Hand nach der Tortur doch wieder nahm, schlich sich doch wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht. Hätte ja gut sein können, dass er das Risiko nicht noch einmal eingehen wollte. Langsam nickte sie widerwillig. Sie war immer noch der Meinung, dass es nicht nur die Schuld von dem Hund war. Hätte sie ihn nicht zu solch einer Aktion aufgefordert, wäre nicht diese Reaktion geschehen. Aber gut. Sie beließ es dabei und hoffte, dass auch er es dabei ließ. Nicht auch noch darauf wieder weiter einging.
Sie winkte mit einem kurzen Kopfschütteln ab. „Du musst dich dafür auch nicht entschuldigen. Es wird wohl einfach so passieren. Nur würde ich mir wünschen in solchen Momenten auch deine Gedanken lesen zu können.“, gab sie leise zu. Immerhin konnte sie sich doch nicht ganz sicher sein, ob er nicht doch log. Stellte er sich einst selbst als Lügner und Betrüger vor. Aber sie wollte ihm glauben. Daran glauben, dass er sie wirklich mochte. Dass alles echt war.
Lens nächsten Worte, oder viel mehr sein Tonfall ließen sie zusammenzucken. Trafen diese Worte sie doch tatsächlich. „Len…“ Sie seufzte traurig auf. Im ersten Moment wollte sie sich abermals entschuldigen. Ließ es dann aber sein. Sie konnte sich nicht für Worte entschuldigen, hinter denen sie vollkommen stand. Es war eben ihre Meinung. Kurz um: sie war für sein Ziel sichtlich hinderlich anstatt förderlich. Dabei würde sie ihm doch so gerne unterstützen. Also schwieg sie das Thema einfach an. Etwas anderes hätte die Situation womöglich nur ausarten lassen.
Zuerst musste sie kurz blinzeln, als sie plötzlich seine Hand an ihrer Wange spürte. War sie zu sehr in ihren Gedanken vertieft. Aber bei dieser Geste musste er wohl auch spüren, welch Hitze diese Röte gerade auch ausgestrahlt hat. „Du bist doof…“, murmelte sie, als er das Ganze auch noch kommentieren musste. Zumal sie immer noch der festen Überzeugung war nicht klein zu sein.
„Und wieder merkt man den Unterschied zwischen uns.“
Yoko schmunzelte, war sie doch der festen Überzeugung, dass man diese Worte eben doch zu oft gebrauchen konnte. Dass sie mit der Zeit einfach ihren Wert verloren. Nichtig, wie so viele andere Phrasen, wie z.B. am Morgentisch „Gib mir mal die Butter.“

Der folgende Kuss ließ Yoko alles um sich herum vergessen. Es gab nur noch ihn und sie. So vereint in diesem Kuss. Noch nie zuvor hatte sie jemals jemand so küssen können. Noch nie zuvor empfand sie eine solche Liebe für ihren Gegenüber. Das Schlagen seines Herzen hörte sie tatsächlich nicht. Pochte in ihren Ohren ihr eigenes viel zu laut. Durch den engen Körperkontakt spürte sie es aber, wie sich sein Brustkorb schnell hob und senkte. Wie das Herz seine Schläge gegen diesen ausführte. Oder war es doch mehr ihr eigenes Herz? Sie konnte sich da wirklich nicht sicher sein. Aber es war ihr auch gerade ziemlich egal.
Als sie seinen (trocken) begossenen Pudelblick wahrnahm, kicherte sie doch auf. Das Gesicht war aber auch zu köstlich. Hätte man fotografieren und einrahmen müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nämlich bald, wenn nicht gar jemals, wieder dieses Gesicht erblicken konnte war gleich Null. Glaubte sie zumindest.
Auf das ansabbern erwiderte sie trocken: „Das wird nicht das letzte Mal sein. Nicht die letzte Stelle. Nicht der letzte Ort.“ Nein, sie dachte kaum bei dem was sie von sich gab. Hat sie sich doch auch wieder in ihrem Element wiedergefunden. In die Phase, in der sie schlicht und ergreifend handelte ohne zu denken und das, was ihr gerade durch den Kopf schoss einfach laut aussprach.
Gerade als der nächste Kuss hätte folgen sollen und sie nach den ersten Sekunden diesem wieder verfallen war, hörte er einfach auf. Ließ sie los und setzte sich neben sie. Diese Mal war sie diejenige, die verwirrt und döflich aus der Wäsche guckte.

Spanner? Langsam aber sicher rechtete sie sich mit den Ellbogen auf. Ihr Hirn brauchte gerade noch einen Moment um aus dem Leerlauf wieder auszutreten und weiterhin sichtlich verwirrt sah sie in die Richtung, von der nun eine andere Stimme ertönte.
Yoko schaffte es sich nun ganz aufzusetzen und starrte den alten Kerl an. Sie hatte nichts zu sagen. War es ja so, dass sie ihr Feuerzeug wieder hatte und er sich an dem Nachmittag gar nicht an sie erinnert hatte. Gut, vielleicht lag es daran, dass sie da mal normale Kleidung anhatte. So oder so wüsste sie nicht, was es zu besprechen gäbe. Schon gar nicht in einem solchen Moment. Wäre sie ein Hund hätte sie wohl winselnd aufgeheult. Aber so viel Selbstbeherrschung konnte sie dann doch noch an den Tag legen.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 18:47

Kurz sah er zu einem unbestimmten Fleck irgendwo an der gegenüberliegenden Wand, den er wohl als einziger in diesem Raum sehen konnte. Eigentlich war die Wand dort sogar genauso weiß wie jede andere Wand in diesem hübschen Irren- äh Krankenhaus. Aber nun ja, Len war damit beschäftigt, das Gesagte in die richtige Hirnwindung zu transferieren und den Code zu entschlüsseln. Schließlich machte es Klick. Ein wenig missmutig meinte er dann: „Gut. Punkt für dich.“ Nicht, dass er irgendetwas dagegen hatte, vor ihr zu knien. Jeder kniete ab und an. Außer Yoko vielleicht. Sie sah das Ganze ja als die größte Schande, die man sich und der Umwelt antun konnte. Ein Grund mehr, nicht weiter zu knien.
„Pizza? Nein. Das wäre ja der pure Luxus. Es gab – hola, wer hätte das gedacht – Käse. Verschiedenen Käse. Käse in verschiedenen Sorten. Worauf soll ich aufpassen? Meine Zunge verbrennen…?“, erwiderte er und legte fragend den Kopf schräg. Anscheinend wollte sie nicht über die Konsistenz der verschiedenen Käsesorten reden. Aber wer konnte es ihr verübeln? In einer solchen Nacht redete man nun einmal nicht über Käse. Man sprach über ernstere Dinge. Vielleicht finsterere und schmerzhaftere Themen. Aber nicht über Käse! Sonst gnade Len Gott! Es würde sicherlich ein plötzliches Feuer in seinem Rachen ausbrechen, sodass er gezwungen war, sich die Zunge wohl oder übel zu verbrennen. Er kam nicht dahinter, was sie ihm mitteilen wollte.
Mit der freien Hand winkte er ab. Die ganze Geschichte mit der Schuld konnte man noch dreihundert Mal hin und herschieben. Kunstrasen rollte man auch nur einmal aus. Also warum sollte man hier großartig mehr darüber reden? Solange er gänzlich von ihrer Schuld absah, musste es ja in Ordnung sein. Er konnte auch nicht viel mehr tun, als ihr zu versichern, dass er ihr nichts krumm nahm. All die anderen Seiten- und Körperschlitzereien, ja, aber nicht der Sturz von der Treppe und die anschließende Rutschpartie über die schlammige Wiese.
„Wenn du das sagst… Nun…“ Len gingen die Worte aus. Und das, obwohl Yoko ihm doch jedes Mal vorwarf, dass er zu viel redete. Er hatte sich selbst wirklich immer als Verräter und Lügner dargestellt. War es da so verwunderlich, dass sie ihm die ganze Sache nicht ganz abkaufte? Und dennoch… All seine Gedanken zu teilen? Das wäre viel zu viel Aufwand. Jedenfalls für einen praktisch veranlagten Menschen wie ihn.
Er stieg in ihr vorgegebenes Schweigen an. Tatsächlich machte es wenig Sinn, darüber zu streiten. Und Streit war sowieso in dieser Situation mehr als unangebracht. Schließlich war dies alles auf dem Mist gewachsen, dass sie einen üblen Alptraum erlitten hatte, in dem eine Horde hirnsüchtiger Zombies über ihn hergefallen waren und im Vorbeigehen mal eben alles zerfleischt hatten, was man denn so an ihm finden konnte. Herabhängende Hautfetzen, Sturzbäche von Blut, glitzerndes, freiliegendes Fleisch… Herrliche Ansicht. Nicht!
Natürlich hatte er dann seine Hand wieder zurückgezogen und sich erneut auf den Arm gestützt. Es war nicht gerade förderlich, in solchen Momenten weiter zu triezen. Nicht, dass die ganze Stimmung kippte. Er zuckte mit den Schultern. So oft hatte sie ihn nun als doof bezeichnet, ein Mal mehr oder weniger machte ihm da auch nichts. Außerdem war an ihrer Stimme nichts sonderlich wütend gewesen…
„Unterschied, huh? .. Nun ja, wenn du es lieber hast… Dann bleiben meine Lippen versiegelt.“ Jedenfalls, was die drei sagenumwobenen, magischen Worte betraf. Vielleicht klang er ein wenig beleidigt. Schließlich hatte er sich, so als ganzer Kerl, mal dazu hingerafft etwas furchtbar Romantisches von sich zu geben. Im Nachhinein tat es ihm natürlich überaus Leid. Würgereiz inklusive.
Das erste, was Len außerhalb dieses äußerst zufriedenstellenden Kusses merkte, war, dass ihm die Knie vom Knien wehtaten, die Matratze aber eindeutig Linderung verschaffte. Matratze war ein gutes Ding. Dann war da noch Yoko. Gut, vielleicht hätte ihm das früher einfallen können. Aber da war Yoko! Yoko lag halb unter ihm verborgen, um nicht zu sagen, seiner Willkür völlig ausgeliefert. Ein Gefühl der Macht mischte sich zu den zärtlichen Gefühlen, wurde aber von Glückshormonen sofort wieder weggeschwemmt. Er leckte sich über die Lippen und fragte noch nach: „Was hast du gegessen? Oder schmeckst du immer so süßlich?“ Eigentlich war es ja halbwegs paradox in einer solchen Situation Smalltalk auf den Tisch zu bringen. Zumal ihm nach einer Weile schon manchmal der Atem einfach wegblieb.
„Wird es nicht? Nun, das merke ich mir“, sagte er nur, ohne wirklich auf den Sinn der Worte zu achten. Immerhin war er gerade mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt. Yokos süßem Kuss zum Beispiel. Der übrigens immer netter wurde. Aber gerade, als er sich an den obersten Knopf ihres Krankenhausdresses wagte, tauchte ja dieser perverse Alte auf!
Len ballte eine Hand zur Faust und biss hinein, um sich abzureagieren und dann fand er sich neben Yoko und zu dem alten Sack starrend auf dem Bettchen nieder. Feindselige Blicke wurden ausgetauscht. Die junge Frau neben ihm konnte mit der Situation anscheinend erst nichts anfangen, schien dann aber merkwürdig ausdruckslos. Sie hatte dem Typen nichts zu sagen. Er selbst dafür umso mehr.
„Haben Sie nicht gesehen, dass ich gerade mit meiner Traumfrau schlafen wollte?“, fragte Len nach einer Weile und starrte den Oberarzt an. Zur Untermalung legte er einen Arm um Yokos schmale Schultern und zog sie an sich heran. Allerdings blieb der Blick starr auf dem perversen, alten Sack gerichtet.
Der hob nur unbeeindruckt die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Kann mir das nicht egal sein? Ich wollte mit Yoko reden.“
Da Yoko aber nichts sagte, schwieg auch der alte Mann. Er war einfach sinnlos, schoss es dem stirnrunzelnden Nukenin durch den Kopf. Deswegen war er hier. Spannte. Zerstörte ganz nette Momente, die er eigentlich nicht mit einem fast glatzköpfigen, alten, wirren Ex-Chefarzt teilen wollte.
„Finden Sie es toll, nachts durch die Gänge zu schleichen und die Patienten zu bespannen? Hat’s Sie wenigstens angeturnt?“, fragte Len trocken. Ihm war jetzt irgendwie langweilig geworden. Und den alten Typen zu ärgern schien ihm ein netter Zeitvertreib.
Der Mann zuckte abermals nur teilnahmslos mit den Schultern. „Du bist ein außergewöhnlich frecher, junger Mann, Len“, sagte er. Und noch während dieser sich fragte, woher der Kerl seinen Namen kannte, antwortete er mit einem gelassenem: „Ich weiß.“ Das war allerdings auch das letzte, was er sagen konnte. Schließlich sprang der Arzt nun von seinem rollbaren Drehstuhl auf und sagte:
„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein!“

Len fuhr auf und starrte schwer atmend an die sterile, weiße Wand vor sich. Es piepsten einige Geräte, sein Atem ging pfeifend und schnell, das Blut rauschte ihm in den Ohren – aber sonst war alles still. Gut, bis auf den alten Oberarzt, der tatsächlich in der sperrangelweit offenen Tür stand und ebenjenen Text heruntersang, der vorher noch rezitiert wurde. Sichtlich desorientiert sah der Blonde zu ihm herüber, ließ sich dann aber zurück sacken. Ihm brummte der Schädel – und das nicht zu wenig. Außerdem hatten sich seine Finger in das weiße Bettlaken verkrampft, sodass er sie nur schonend bewegte, um sich nicht überflüssigen Schmerz zuzufügen. Was ist hier geschehen?
Er hatte eine seiner wabbligen, dunkelblauen Trainingshosen an und einen viel zu weiten, abgetragenen Pullover. Ein Blick zu seiner Schulter verriet, dass niemals eine Operation stattgefunden hatte, denn außer den gewohnten grünen, blauen und purpurnen Flecken fand sich nichts als makellose Haut. Nachdem er am Kragen gezogen hatte, konnte Len sogar feststellen, dass die völlig verheilte Narbe an seiner Brust nun doch noch eine, wenn auch heilende, Wunde war. Ich habe geträumt? Das… alles habe ich geträumt?
Ein Blick zur Seite verriet, dass Yokos Anwesenheit im Krankenhaus kein Traum gewesen war. Ebenso verkabelt wie auch er lag sie dort erbarmungswürdig in einem netten Krankenbettchen. Sah ein wenig verloren aus, aber gleichzeitig auch schlafend-schön wie Schneewittchen. Ihm krampfte sich das Herz zusammen, doch als er sich mit der linken Hand in den Pullover krallte, gesellte sich auch noch ein netter Schmerz in der Schulter dazu, sodass er sich doch lieber wieder zurückfallen ließ.
Eine einzige Sache wurmte ihn noch, außer natürlich der Tatsache, dass er all dieses… widerliche Zeug! geträumt hatte. Yokos Hand lag noch am Rande seines eigenen Bettes. Die Frage war, was sie dort tat. Und was das alles hier sollte. Vor allem was dieser Traum sollte.
Der Chefarzt klopfte noch einmal an die Tür, um die Aufmerksamkeit zu fordern. „Die Genjutsubehandlung ist abgeschlossen. Nun sollte ausreichen, dass Sie einfach hierbleiben. Sie fragen warum? Damit Sie nicht abhauen. Ihre Psyche spielte nämlich darauf an.“ Und mit den Worten zischte der bestimmt ebenso verwirrte Mann aus dem Raum und machte sich auf den Weg, andere Leute in den Wahnsinn zu treiben.
Zurück blieben ein entsetzter Len, eine schlafende Yoko und einige piepsende Geräte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 19:40

„Sei nicht gekränkt. Du hast ja selbst bestimmt auch so einige Punkte.“ Sie grinste ihn an, zwinkerte ihm zu.
„Verbrennen. An der Pizza. Aber gab‘s ja nicht.“
Yoko winkte mit der Hand ab. Wäre es wohl gerade zu kompliziert das zu erklären. Aber früher war es ja so, dass den Leuten, die schweigen sollten die Zunge rausgeschnitten wurden. Tja… ganz stumm sollte er aber auch nicht werden. Nur mal kurz. Deshalb verbrennen.
Dann wurde sie doch fast schon traurig. „Nicht für immer versiegeln. Nur… die richtigen Momente abwarten.“, hauchte sie, was das ich-liebe-dich-sagen anging. Diese Worte tatsächlich nie wieder aus seinem Mund zu hören, das glich ihr in dem Moment fast schon einer Folter.
Auf seine Frage hin musste die Utsukushi erst einmal blinzeln. Überlegte, was sie denn gegessen haben könnte. Aber die letzte Mahlzeit, die sie zu sich genommen hatte war an dem Abend vor dem gescheiterten Ausbruch aus der Stadt und doch spürte sie nicht so etwas wie Hunger in ihr aufkeimen. Nicht einmal jetzt, wo sie so darüber nachdachte. Dann fiel ihr aber nur noch das Leitungswasser ein, von dem sie ein paar Schlucke auf der Toilette getrunken hatte. Natürlich aus dem Wasserhahn… Also antwortete sie auch mit „Wasser.“ Und legte ihren Kopf leicht schräg. So gut es ihr in dieser Lage eben möglich war.
Aber es war eigenartig so wehrlos unter ihm zu liegen. Sie gab eigentlich nie ihre Kontrolle ab. Doch bei ihm würde sie es zulassen. Zumindest vorerst. Sie würde wohl gerade alles mit sich machen lassen. Allerdings wurden die beiden gestört.
Ein wenig überrascht wurde sie auch dann von Len in den sitzenden Postionen an sich gezogen. Sie sah kurz zu ihm hoch, fixierte ihren Blick dann wieder auf den Mann. Er meinte immer noch, dass er mit ihr reden wolle. Aber wirklich tun tat er es nicht. Und sie selbst hatte nichts zu sagen. Natürlich könnte sie ihm gerade unschöne Dinge an den Kopf werfen, aber die Rolle übernahm ja schon Len.
Langsam aber sicher nahm die Situation eine groteske Wendung an und die Utsukushi kniff ihre Brauen zusammen. Aus.

Yoko fand sich in dem üblichen Nichts wieder, in dem sie eigentlich immer war, wenn sie schlief. Nur waren da doch so nerv tötende Geräusche. Gepiepe. Ein Türknallen. In ihrem Gesicht waren bestimmte Regungen zu sehen, die ihr baldiges Aufwachen ankündigten. Streckte nun auch ihre Finger durch und öffnete blinzelnd die Augen. Saß kerzengerade in ihrem Bett. Gab ein schmerzverzerrtes Stöhnen von sich und sah erst einmal an sich hinab. Abgesehen von dem Schwindelgefühl war sie gerade so klar im Kopf. Keine Drogen, was die Schmerzempfindung aber nur verstärkte. Ihre Arme sahen plötzlich wieder so lädiert aus. Ihre Augen weiteten sich für einen Moment des Schreckens. Was war hier nur los? Erst dann holten sämtliche Traumerinnerungen sie wieder ein. Und unwillkürlich fasste sie sich an den Hals. Tatsächlich. Dort war eine Wunde. Wobei sie unmöglich von einem Katana oder ähnlichem stammen konnte. Es brannte ein wenig, aber es war nur etwas Kleines. Aufgekratzt von einem Fingernagel. Ich weiß ja nicht, ob mich das gerade Stolz machen soll…. Aber dann hab ich das alles wirklich nur geträumt. Irgendwie. Wobei…. Wo hat er angefangen? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie sie im Wartezimmer Len nachsah, wie er in ein Behandlungszimmer gebracht wurde. Wobei….Moment… wer konnte ihr sagen, dass das nicht auch schon geträumt war?
Erst jetzt bemerkte sie ihren reizenden Bettnachbarn. Konnte ihm aber nicht länger als eine Sekunde ins Gesicht schauen, ehe sie ihren Blick abwandte und sich wieder zurück ins Bett fallen ließ um die Decke zu mustern. Ihr fehlten noch komplett die Worte. Er würde sie ja vollkommen für verrückt halten, wenn er jemals erfahren würde, was sie da geträumt hatte.
Sie leckte sich über die Lippen. Fühlte sich ihr Mund doch so staubtrocken an. Als hätte er über Wochen keinen Tropfen Wasser mehr gesehen. „Welcher Tag ist heute?“, war also ihre erste Frage. Wobei ihre Stimme so leise war, dass sie sich nicht mal sicher war, ob sie es nun tatsächlich laut ausgesprochen hatte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 20:02

Das… war alles eine Genjutsu gewesen. Eine perfide Behandlungsmethode, ersonnen von diesen irren Ärzten. Ob dieses komatöse Genjutsu gesteuert worden war? Oder… ob es wirklich genau wie ein Traum funktionierte und vom Unterbewusstsein gesteuert wurde? Wenn ja, dann… Ja, was dann? Dann hatte er nicht länger das unbändige Verlangen, Yoko aufgeschlitzt vor sich liegen zu sehen, sondern eher Verlangen nach gewissen, anderen Dingen, die jedoch mit derselben Person zusammenhingen.
Ein Traum konnte es gar nicht gewesen sein. Schließlich hatte er so grausame Schmerzen erlitten, beim Fallen und so weiter und so fort. Und diese Gefühle… Es hatte alles so echt, so real gewirkt. Und bestimmt gab es einen kleinen, winzig kleinen Teil in ihm, der dies alles wirklich herbeisehnte.
Doch allein der Gedanke ließ ihm schlecht werden. Niemals konnte er Rin für eine solche Person zurückstehen lassen. Nicht für Yoko Utsukushi, die öfter nach seinem Leben getrachtet hatte, als irgendein Kopfgeldjäger der Dörfer. Doch kaum regte sie sich neben ihm in diesem Krankenbett, machte sich wieder eine unterschwellige Sorge in ihm breit und nistete sich dort ein. Sie schien Schmerzen zu haben… und verwirrt zu sein. Aber das war kein Wunder – er selbst hatte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, um all dies in einer geordneten Weise zusammen zu puzzlen. Ich habe gesagt, ich würde sie lieben… und sie schien ausgesprochen glücklich in meinem Traum… Aber das war nur mein Traum. Wenn sie jemals davon erfährt, bin ich ein toter Mann.
Gedankenverloren hatte er sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck angesehen, doch kaum trafen sich ihre Blicke für einen äußerst kurzen Moment, wandte er sich beschämt ab. Einige Herzschläge lang röteten sich sogar seine Wangen, schließlich schossen ihm all diese Bilder aus dem Traum erneut durch den Kopf. Wie es wohl weiter gegangen wäre, wenn dieser Arzt nicht in der Wirklichkeit das Genjutsu aufgelöst hätte? Und… hätte es niemand getan, wäre er niemals von allein herausgekommen. Der ewigwährende Traum… ihr Wunsch wäre in Erfüllung gegangen… Und wenn er ehrlich war, so unglücklich wäre er sicherlich nicht gewesen. Die jetzige Situation aber überforderte ihn immens.
Erst Yokos Frage riss Len dann aus den Zweifeln und Gedanken, die so in seinem Kopf herumschwirrten. Ein größeres Chaos hätte niemand hinterlassen können… Er kratzte sich einen Moment nachdenklich an der Wange und antwortete: „Ich…“ Seine Stimme ging unter. Er schluckte ein paar Mal und räusperte sich. Sein Hals war so unglaublich trocken und … ungebraucht… gewesen, dass er kaum ein Wort herausbekommen hatte. Vielleicht lag es aber auch an der schleichenden, siechenden Gänsehaut, die sich beim Klang ihrer Stimme über seinen Körper ausbreitete, dass er nicht direkt fähig war, etwas zu erwidern.
„Ich weiß nicht“, brachte er dann schließlich hervor und zog die Decke über den Kopf, so gut und gleichmäßig es ihm mit einer Hand gelang. Dann war Inu auch nur eine Illusion? Ich… kann Realität und Fiktion kaum noch auseinander halten… Was an all dem ist nun wirklich passiert…?
Als ihm der weiße Verband an seiner rechten Hand unter der Decke entgegenglitzerte, stellte er fest, dass es wohl nach dem Matschbad begonnen hatte. Also irgendwann, nachdem man ihn zum ersten Mal behandelt hatte…
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 20:27

Der Blonde war eindeutig nicht der Einzige, den die Situation überforderte. Zumindest kam es für sie so rüber. Oder… nein. Wohl eher nicht. Wahrscheinlich war sie ihm nur wieder leid. War er genervt von ihr und hatte gerade keine Lust sich mit ihr abzugeben.
Sie zog scharf die Luft ein. Krümmte sich in ihrem Herz doch gerade etwas schmerzlich zusammen. Aber warum? Das war doch alles nur ein Traum ein Gespinst ihrer Phantasie. Aber das war doch alles so absurd! Es schien einfach alles viel zu echt zu sein. So real. Und nun sollte das alles fiktiv gewesen sein? Dabei kam ihr die jetzige Situation viel surrealer vor. Was war hier nur los?! – Fragte sie sich abermals und legte ihren Kopf zur Seite, um ihn ansehen zu können. Bzw. die Decke anzuschauen unter der sich hier und da ein paar Huckeln abtaten.
„Einfachere Frage….“ Viel zu schwer für mich. „Du heißt doch Len, oder? Len Sanada?...“ Ihre Worte gingen bei dem Gepiepe fast unter. Aber vielleicht konnte er ihr die Frage ja beantworten. Sie selbst war sich absolut nicht mehr sicher, was wahr und falsch war. ob sie tatsächlich Yoko Utsukushi hieß? War das ihr Name? Wer war sie? Wo war sie? Langsam aber sicher stellte sie tatsächlich alles Erdenkliche infrage. Ihre Herkunft. Ihre Familie. Ihre Taten. Und, und, und. Wahrscheinlich würde sie gerade selbst einem Blinden glauben, dass man die Farbe des Himmels grasgrün nannte. Ihre gesamte Weltanschauung stand auf dem Kopf und sie raufte sich so gut es ging durch die Haare. Ehe sie die Hände einfach über ihrem Gesicht ließ. Der Druck tat doch recht gut. Fühlte sich wieder wirklichkeitsnah an. Moment! Sie hatte dort doch auch Schmerzen gespürt. Nicht nur das….Nein…. viel mehr. Yoko schluckte. Wie gern würde sie doch gerade einfach wieder weiter träumen. Von ihm. Sollte ich ihn nicht eigentlich auch hassen?
Die junge Frau seufzte schwer auf und nahm ihre Hände wieder langsam von ihrem Gesicht. Blickte hoch auf die grelle, weiße Decke. Irgendwie musste sie sich gerade selbst beruhigen. Also summte sie einfach das erstbeste Lied, das ihr eingefallen ist. Sie wusste gar nicht, dass sie ein solches Lied kannte. Auch wenn sie den Text dazu nicht kannte. Die Melodie reicht für ein Gesumme ja aus. Gerade im Refrain stoppte sie von selbst. Passten da zwei Worte so gut hinein. Kokoro Kiseki. Das war sein Lieblingslied. Zumindest von dem Len in ihrem Traum. Das Ganze hatte es gerade wirklich nicht besser gemacht. Also blieb sie lieber stumm. Bevor ihr noch einmal so ein „Missgeschick“ wiederfuhr.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 20:55

Für einen kleinen Moment hatte er seine eigene Welt. Eine recht düstere Welt, denn unter der Decke seines Krankenbettes herrschte nur finsteres Zwielicht. Das bisschen, was von dem künstlichen Licht der Neonröhren zu ihm durchsickerte, reichte kaum, um seine eigene Hand zu erkennen. In seiner eigenen Welt verschwammen Licht und Schatten. Realität und Fiktion. Liebe und Hass. Er hatte sich aufgesetzt und entgegen aller Schmerzen erneut die Decke über den Kopf gezogen. Nun kauerte Len wie ein verängstigtes Kind, das sich vor der Dunkelheit oder einem Monster unter dem Bett fürchtete. Nur dass er keine Taschenlampe besaß, an die er sich klammern konnte. Und, dass er sich vor einer Welt fürchtete, in der nichts wahr war, was er dachte, es wäre es.
Er schrak zusammen, da er nicht damit gerechnet hatte, dass in der nächsten Zeit – vielleicht eine halbe Stunde, oder eine ganze – kein Geräusch ertönen würde, das außer von dem monotonen Piepen und dem gleichmäßigen Ticken der Uhr ausging. Ihre Stimme verunsicherte ihn erneut. Genjutsu taten ihm nicht gut. Aber er musste sich beruhigen. Was war denn so schlimm daran, dass er mal so einen verstörenden Traum hatte? In welchem er noch dazu Schmerzen erlitt und beinah drauf ging? Es passierte sicherlich auch Anderen und die waren dann weniger desorientiert, als er.
Dementsprechend zog er die Decke wieder von seinem Kopf, richtete sein Allerheiligtum – seine Haare – ein wenig und sah dann zu ihr herüber. Den ersten Teil hatte er nicht mitbekommen, war er doch zu sehr damit beschäftigt gewesen, systematisch herauszufiltern, was die letzte, wirkliche Erinnerung gewesen war. Aber die Frage hatte er dann verstanden.
Er nickte zögerlich. „Ja… das ist richtig. Warum?“
Eigentlich wusste sie seinen Namen. Sie war doch stolz wie Oskar gewesen, dass sie seinen ganzen Namen herausgefunden hatte. Eine Weile starrte er sie an, als wäre sie ein Geist. Anscheinend war sie selbst genauso irritiert, wie er. Aber das lag an ihrer beider Schwäche, die in Genjutsu lag. Und genjutsuschwache Menschen waren anfällig für die Illusionen und die aufkeimende Verzweiflung. Er musste es nur niederkämpfen und wieder zu leben beginnen. Und wenn Len sich anstrengte, vielleicht konnte er Yoko ja auch eine helfende Hand reichen, um ebenfalls zurück ins Leben zu steigen?
Einige, flatternde Herzschläge lang sah er sie an, oder eher gesagt eine ihrer Hände. Er wollte nach ihnen greifen und ihre Gedanken wissen. Hoffte auf Hinweise, die ihn zur Realität führten. Aber bisher tappte er noch in einer völligen Blindheit herum. Er senkte den Blick und starrte stattdessen auf seine Hände hinab, die nun sorgsam gefaltet auf der weißen Bettdecke lagen. Erst nach einem Augenblick fiel ihm etwas Entscheidendes auf. Das Genjutsu hatte ihn nicht nur geistlich gefangen gehalten. Anscheinend war er so in diesen Traum vertieft gewesen, dass er einfach sehr lebhaft mitgespielt hatte. Jedenfalls sagten das die blutigen Bissspuren an den Knöcheln seiner rechten Hand. Er lächelte schief.
So langsam fand er wieder in die Wirklichkeit zurück. Die drösige Mattigkeit fiel von ihm ab und die Nebelschwaden, die Len das Denken erschwert hatten, verzogen sich allmählich. Es kümmerte ihn nicht mehr, was genau denn von den letzten Tagen wirklich passiert war. Was zählte, das war das Jetzt. Er hatte immer im Jetzt gelebt – und im Jetzt galt es, sich einige Tage, Wochen oder Monate zu nehmen, damit Rin Zeit hatte, sich zu stabilisieren. Und dann würde er sie finden. So, wie er es immer gehandhabt hatte.
Und dann erklang eine Melodie. Len horchte auf, erkannte die Melodie sofort und blieb wie erstarrt in seinem eigenen, kleinen Bettchen sitzen. Und so abrupt, wie das Summen angeschwollen war, verebbte es wieder. Dabei hatte es ihm doch für einige Herzschläge lang so ziemlich beruhigt…
Er schluckte einmal schwer und zwang sich dann zu einem Lächeln, selbst, wenn Yoko mit ihrem starren Blick nach oben es eigentlich nicht sehen sollte. „Das Lied… also das, was du gesummt hast… Ich… Wollen wir es singen?“
Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, kam er sich ausgesprochen dumm vor. Vor allem, da er immer stocksteif darauf beharrt hatte, ein äußerst unbegabter Sänger zu sein. Außerdem gab es durchaus bessere Vorschläge, sich den Tag zu gestalten. Mit Ärzten über die Behandlung reden, zum Beispiel.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 21:39

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er sich unter der Decke rührte. Sich sogar aufgesetzt hat. Das Ding aber trotzdem darüber behielt. So konnte sie ihn nicht mal ansehen. Und als er die Decke runternahm sah sie freiwillig wieder wo anders hin. Schaffte sie es gerade nicht ihn direkt anzusehen.
Auf seine Antwort nickte sie kurz. „Und ich bin Yoko und wir befinden uns in einem Krankenhaus, richtig?“ Es waren Kleinigkeiten. Aber irgendwie musste sie sich hier wieder zurechtfinden. Die Utsukushi blinzelte Gegen das Licht an, das immer stärker zu werden schien, bis sie schließlich die Augen für einen Moment schloss.
Wahrscheinlich sogar einen langen Moment, da sie selbst während des Summens noch zu waren. Bei seinen Worten blinzelte sie wieder, konnte ihn aber trotzdem nicht so ausfindig machen, weshalb sie sich erst selbst aufsetzen musste. Blickte ihn an. „Ich kenne den Text nicht.“, gab sie zu und wedelte schließlich unnötig mit einem Arm rum. Ein Kabel hatte sich verheddert und schien – wie auch immer es da angeschlossen war – ihren Arm abschnüren zu wollen. Sie spürte schon direkt, wie er sich verkrampfte. Also zog sie die Nadel raus. Ein permanentes Piepen ertönte an einem der Geräte zu ihrer Seite. „Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen…“, meinte sie trocken. Aber trotzdem musste sie zugeben, dass es ihrem Arm gleich viel besser ging. Machten diese ganzen Schläuche sie etwa nur krank anstelle von gesund? Waren diese Ärzte hier solche Unmenschen? Ihr blieb keine Zeit weiter darüber nachzudingen, da die Tür schwungvoll in die Angeln zurück geschleudert wurde und der Chefarzt in dem Türrahmen stand. Also gab es den Kerl auf jeden Fall auch irgendwie. Mit seinen ausfallend großen Schritten trat er zu den beiden an die Betten.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeSo 17 Jul 2011, 22:17

Also gut. Dann gab es heute für Len eben keine Antwort. So verblieb er in seiner nun von grellem Licht durchfluteten Welt, kümmerte sich um sich selbst und seine eigenen Probleme. War der Sturz in den Fluss vor oder nach ihrem ersten Kuss gekommen? Wobei er lieber darauf hoffte, dass dies ebenso eine Erinnerung aus dem Traum war. Aber wie hoch lag die Wahrscheinlichkeit dafür, schließlich hatte er noch diesen netten Zeitzeugen an seiner Hand. Einen wirklich äußerst reizenden Schnitt. Von einer Scherbe. Aber ein Verband verdeckte ihn, sodass alles eigentlich auch eine einzige Lüge sein konnte. Doch wer wollte sich denn an Kleinigkeiten aufhängen? Hauptsache er war gesund und fröhlich und würde demnächst aus diesem Höllenloch emporkriechen, um seine reizende Schwester wieder zu sehen. Kurz flackerte ein Bild vor seinem inneren Auge auf, das ihn als wahnsinnigen, mordenen Sechzehnjährigen zeigte. Rin wäre ganz bestimmt stolz auf ihn. Vielleicht sollte er seinen Plan noch einmal ein wenig überdenken.
„Vermutlich“, gab Len nach einer Weile zurück. Genau konnte er das alles nicht sagen. Immerhin sträubte sich noch sein ganzes Inneres dagegen, dass solche Irren sich wirklich als Ärzte bezeichnen durften. Und dann war da noch die Sache, dass er ihre Identität nie wirklich nachgeprüft hatte. Durch das Feuerzeug und ihre äußerst wörtliche Art hatte er nie an der Echtheit ihres Namens gezweifelt. Wieder schob er ein „Warum?“ hinterher. Er war hartnäckig. Und mochte es nicht, ignoriert zu werden. Da konnte er auch in seinem Traum noch so hochgradig in diese Yoko Utsukushi verknallt gewesen sein. In der Realität hassten sie sich, auch wenn es kein reizender Gedanke war.
Sein Lieblingslied versank dann demnach also in der Versenkung. Aber er zuckte nur mit den Schultern. Es war ein Angebot gewesen, nicht mehr, nicht minder. Wer nicht auf Angebote einging, der hatte sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Er antwortete mit Schweigen. Soweit er wusste, hatte sie Schweigen nicht gemocht, da sie gerne unablässig und wie vom Band redete.
Zwar beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie sie mit ihren Schläuchen und Kabeln kämpfte, achtete aber nicht mehr sonderlich auf sie. Er hatte viel mehr damit zu tun, seine Bissspuren zu betrachten. Anscheinend hatte er sich wirklich zu Tode geärgert, als der Arzt in seinem Traum seine Chance auf ein bisschen Vergnügen mit der hübschen Person neben ihm vereitelt hatte.
Nach einer neuerlichen Musterung stellte er dann aber fest, dass die Person gar nicht so hübsch war, wie er gedacht hatte. Ja, sie besaß eine gewisse, natürlich gegebene Schönheit. Aber das meinte er auch gar nicht… Es war viel mehr die Tatsache, dass sie – nicht ohne Lens Schuld – viel durchzumachen hatte. Ihre Verletzungen und Narben schränkten ein, denn was an Männern sexy war und sie zu Helden machte, entstellte Frauen nur. Außerdem legte sich, wahrscheinlich durch das lange, leblose Liegen, eine gewisse Blässe auf ihre Haut. Und auch nicht zu verachten war, dass sie außerordentlich dünn war. Lange, kämpferische Reisen und viel Liegen ohne Fressen, sowie Verletzungen, die heilen mussten, forderten seinen Tribut. Er wusste nicht, ob er jetzt stolz auf sich sein sollte.
Erst später erwachte er blinzelnd aus seiner Gedankenstarre und sah zu den gelösten Kabeln, die sich nun hoffnungslos verknotet hatten. Der andauernde Piepton fiel Len auf die Nerven, aber er versuchte, damit umzugehen und sich nichts anmerken zu lassen.
Stumm sah er den hereinbrechenden Chefarzt an, den wirklichen Chefarzt. Den sadistischen, irren Chefarzt, der ihm kurzerhand die Schulter gebrochen und ihn in ein Genjutsu gebannt hatte. Sein Blick fiel eher auf Yoko. Schließlich war sie im Schwesternzimmer für tot angezeigt worden. Lens Maschinchen piepten noch immer recht gleichmäßig dafür, dass er sich ein wenig vor dem Typen fürchtete.
„Was ist geschehen?“, fragte der namenlose Chefarzt etwas atemlos. Aber das war keinem zu verübeln – immerhin war der Typ innerhalb von Sekunden da gewesen. Wenn er also nicht vor der Tür gelauert hatte, war er in einem Affentempo hierher gesprintet.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 04:08

Wieder nickte sie langsam. Ein vermutlich war ja nicht unbedingt die genaueste Antwort, die sie so erhalten konnte, aber besser, als wenn er es gleich verneint hätte.
„Warum frägst du?“, wiederholte sie und lächelte bitter. „Die Frage kann ich sogar beantworten.“ Wieder hielt die Utsukushi für einen Moment inne. Suchte noch nach den richtigen Worten, die es möglichst kurz fassten. „Weil ich nicht weiß, was stimmt. Ich meine selbst diese ganzen Verletzungen… wer sagt mir denn nicht, dass sie auch nur in diesem grotesken Traum zustande gekommen sind?“ Je mehr sie darüber nachdachte, desto größer wurden ihre Zweifel.
Als nächstes schwieg er sie an. Irgendwie gefiel ihr dieses Schweigen nicht unbedingt, weshalb sie ihren Arm anhob und mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn tippte. Vielleicht war die Geste nicht unbedingt die beste, die sie machen konnte. In ihren Gedanken war alles wirr. Stand in Zweifel. Selbst er würde wohl nach dieser kurzen Berührung erkennen, dass man ihr für den Moment alles auftischen konnte, was man wollte. Dabei wollte sie eigentlich nur, dass er ihr den Text dieses Liedes beibrachte. Das alles wurde aber unterbrochen, als der Chefarzt im Zimmer stand. Sie musterte den Kerl für einen Moment schweigend, ehe sie ihm trocken antwortete. Die Frage war immerhin eher an sie gerichtet. „Der Versuch nicht zu sterben.“ Er blickte sie wohl mehr wie eine Irre, als sonst irgendetwas, was in der Utsukushi allerdings nur den Wunsch aufkeimen ließ ihm sämtliche Gliedmaßen mindestens zwei Mal zu brechen.
Er besah sich das Kabel mit einem skeptischen Blick. Löste den eigentlich recht einfachen Knoten und stach mit der Nadel wieder in die richtige Stelle. Ihr ging das alles viel zu schnell, als dass sie ihn hätte aufhalten können. Nur spürte sie, dass es dem Arm scheinbar schon wieder schlechter ging. Vielleicht auch einfach nur Einbildung… versuchte sie sich zu beruhigen und ließ sich zurück aufs Bett drücken. „Sie sollten ruhig bleiben. Sonst müssen wir Sie noch wieder anbinden.“ Er sagte es mit einer solchen Leichtheit und Ernsthaftigkeit zugleich, dass sie ihre Brauen zusammen zog. Immerhin wieder. wollte er damit sagen, dass sie es schon mal war?
Yoko griff nach seinem Handgelenk. Zumindest darin konnte sie noch eine gewisse Kraft aufbringen. „Was war das letzte realerlebte, bevor wir hier eingeschlafen sind?“ Wieder sah er sie skeptisch an. „Wahrscheinlich, dass ihr euch gerade noch so in dieses Krankenhaus schlepptet.“ Unberührt zuckte er mit den Schultern. Wollte wohl am liebsten schon wieder abhauen, aber ihr Griff ließ es noch nicht ganz zu. Als sie das merkte, ließ sie ihn doch wieder los. Ihr war plötzlich wirklich zum Kotzen zu mute. Dann war diese Liebe tatsächlich alles nur geträumt. Irgendein kleiner Funke der Hoffnung in ihr hatte sich gewünscht, dass da doch etwas Wahres dran war. Aber nein. Die waren nicht über beide Ohren verliebt. Sie hassten sich über beide Ohren.
Das einzig tröstliche war wohl, dass sie ihn so auch wieder in irgendeiner Weise getrost verletzen konnte. Wobei sie sich nicht sicher war, ob sie dies überhaupt wollte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 06:38

Len hatte nicht damit gerechnet, dass sie dieses Mal antwortete, schließlich hatte sie das erste Warum auch getrost ignoriert. Desto erstaunter sah er nun zu ihr herüber, und irgendwo hatte er ja Mitleid mit dieser erbarmungswürdigen Kreatur da. War das allerdings nicht ein wenig übertrieben? Wenn er sich gänzlich richtig erinnerte, hatte sie ihn zwei Mal fast ins Grab befördert. Da war Mitleid fehl am Platz. Und Liebe… die war noch unrealistischer, zumal Len eindeutig keine masochistische Person war.
„Ich sage es dir“, meinte er, recht leise dafür, dafür, dass er vollkommen davon überzeugt war. Er grinste sie an, mit einem vielleicht zu leicht irrem Grinsen. „Ich sage es dir“, wiederholte er und fuhr dann mit seiner Begründung fort, „schließlich war ich das.“ Er würde ihr nur zu gern beweisen, dass er es wirklich so meinte. Aber er konnte ja nicht in einem Krankenhaus irgendwelche Raitonjutsus durch die Gegend fetzen und sein Katana, das lag augenscheinlich außerhalb seiner Reichweite. Zwar lagen seine Sachen wenig liebevoll abgelegt in einer Ecke des Raumes, aber das Aufstehen bedeutete, sich selbst einfach von dieser Kabellage zu trennen. Und das empfand er als keine gute Idee. Er empfand schon das normale Piepen als nervig, aber je länger man es hörte, desto mehr rückte es auch in den Hintergrund. Jedes andere, nervige Piepen würde wieder laut und schrill in den Ohren klingeln. Len betrachtete weiter seine Hände und nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, sagte er sich: Komm mal klar! Du wirst hier langsam selbst wahnsinnig! Sammele dich und konzentriere dich auf das Wesentliche.
Er rieb sich die Stirn und klagte für den kurzen Moment der Berührung über stechende Kopfschmerzen. Chaos, kam es ihm in den Sinn. Immer, wenn Leute nicht dazu in der Lage waren, geradlinig zu denken, sondern geradewegs dabei waren, für immer endgültig den Verstand zu verlieren, war es unmöglich, auch nur irgendeine Berührung zu ertragen. Nicht nur, dass die „Ansteckungsgefahr“ äußerst hoch war, einem brummte der Schädel noch zusätzlich.
„Später vielleicht“, murmelte Len, als der Wunsch noch zu ihm durchdrang, aber er war nun eher damit beschäftigt, mehr oder weniger erfolgreich das andauernde Piepen auszublenden. Als es ihm zu schwer wurde, presste er sich beide Hände auf die Ohren und knirschte mit den Zähnen. Aber der Held in dieser Geschichte war nicht fern! Schließlich entknotete der Chefarzt mit geübten Händen die Kabel und Schläuche und wenig später war wieder das normale Piepen zu hören. Synchron mit seinem Piepen. Herrlich!
Er ließ die Hände sinken und starrte nun wieder zu den Beiden hinüber. Da es hier kein Bespaßungsprogramm gab, war die kleine Unterredung das einzige, was er sich als Beschäftigung suchen konnte.
Anbinden? Man hatte die junge Frau dort einfach festgebunden, während sie geschlafen hatte? Nun ja, vielleicht hatte sie ja ähnlich wie er selbstzerstörerische Maßnahmen eingeleitet. Bei genauerer Betrachtung stellte er einen kleinen Kratzer an ihrem Hals fest und hob kurz beide Augenbrauen. Zwar fiel die Auffälligkeit ja schon fast ins Auge – aber er zweifelte doch daran, dass sie einen ähnlichen, geschweige denn denselben, Traum gehabt hatte. Das lies allein der Verstand nicht zu! Oder war das doch möglich…? Aber wie sollte er das schon noch herausfinden? Er konnte ja nicht einfach seinen Traum erzählen und dann munter fragen, ob sie denn denselben gehabt hatte.
Er rutschte ein Stück in seinem Bett zurück, schüttelte das Kissen auf und lehnte sich nun an. Das war schon gemütlicher… vielleicht konnte er so ja besser nachdenken. Nun hatte er ja immerhin einen Anhaltspunkt – und ha! Er hatte sich Ähnliches schon gedacht. Aber in seiner Erinnerung war das alles Andere, als gerade noch so in dieses Krankenhaus schleppen. Aber wahrscheinlich stellte er sich in den schwammigen Erinnerungen nur stolzer da, als er es eigentlich war.
Der Chefarzt, der nun alles gerichtet hatte, verschwand nun, da er wieder frei von Yokos Klammergriff war, in Richtung Tür. Und obwohl der Typ nicht einmal ganz aus der Tür war, stellte Len eine Frage, die nicht nur alles in seinem Kopf ordnen, sondern auch ein wenig Auskunft geben konnte. Gewissheit schaffen.
„Ich beginne gerade die Scherben zusammenzupuzzlen, die mein Leben darstellen“, erklärte er und sah Yoko dann forschend an. „Ich brauche eben deine Hilfe. Du hattest gesagt, dass du mich hasst. Meine Haare, meine Augen, meine Bewegungen, meine Stimme…“ Während der Aufzählung hatte er sich nicht nur gefragt, was so schlimm an allem war, nein, er hatte auch zufrieden festgestellt, dass es zumindest eine eindeutige Emotion war, die sie da angesprochen hatte. Dass sie danach noch negiert hatte, ignorierte er getrost. „…, aber wir haben uns nie geliebt, stimmt das?“
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 07:20

Das erste Warum hatte sie wohl nicht so direkt gehört. Und wahrscheinlich wusste sie da noch nicht, was sie antworten konnte. Nun hatte sie es aber und er beantwortete eine Frage, die sie eigentlich sich selbst gestellt hatte. Weshalb sie nun verdutzt zu ihm sah. Sein Grinsen erwiderte sie mit ernster Miene. Verstand sie nicht, was das gerade sollte…. War es doch mehr eines, mit dem man seinen Gegner vor einer leichten Folter begutachtete – zumindest war es bei ihr so. Aber seine Antwort war enttäuschend. Sie wusste ja, dass die Verletzungen von ihm kamen. Aber konnte sich ein Traum so weit verlagern, dass so etwas zustande kommen konnte?
Yoko rieb sich den Kopf. Es war viel zu verwirrend. „Das weiß ich…irgendwo.“, antwortete sie ihm vielleicht ein wenig verspätet auch laut. Dann folgte sie seinem kurzen Blick in eine Ecke des Raumes. Da lagen die ganzen Sachen. Auch die ihren. War auf jeden Fall gut zu wissen, wenn sie von hier abhauen wollten und wenn es nach ihr ging, würde das am besten noch in den nächsten Sekunden passieren. War aber nicht so. Immerhin meinte sie ja dann auch noch das Kabel zu entfernen, das ein ohrenbetäubendes Piepen auslöste, das den Jungen den Verstand zu rauben schien.
Auf sein Später vielleicht nickte sie. Immerhin konnte sie ihn ja nicht dazu zwingen ihr den Text zu sagen. Aber sie selbst fand das Piepen gar nicht so schlimm. Ihr Kopf war gerade eh im reinsten Chaos, da schien das hier nicht mehr viel auszumachen.
Erst als der Arzt sich auf zur Tür machte besah sie sich ihre eigenen Handgelenke. Tatsächlich waren dort Striemen von einem Band. Das gab ihr zu bedenken, wie lang das wohl dran war und ob sie sich im Traum weiterhin selbst verletzt hätte? Gar getötet hätte? Dass es jemals so weit kommen würde hätte sie wirklich nicht erwartet. Sie würde sich doch nicht in einem Traum umbringen. Wo es doch der erste richtige seit Jahren war.
Für Mitleser (Stalker) würde diese Tatsache aber auch Aufschluss darauf geben, weshalb der Abschnitt, wo sie auf der Toilette war und er behandelt wurde nur eher schwammig in Erinnerungen war. Immerhin träumte eine Seele nicht so stark, wie zwei verbundene (Ich glaub ich laber scheiße? xD)
Der Chefarzt hatte die Tür erreicht und Len hob die Stimme. Ein wenig zögerlich wandte auch sie ihren Blick ihm zu und hörte im Hintergrund die Tür wieder zuschlagen. Seine Frage war sie aber wirklich aus der Bahn. Machte sie sich doch gerade wirklich Gedanken über Wahrheit und Lüge. Noch immer sah sie ihn an und man konnte meinen, dass wohl keine Antwort mehr kam. Dass sie gerade in eine ganz andere Welt abdriftete, da begann sie doch etwas zu sagen. Vielleicht deshalb, weil er ihre Fragen auch beantwortet hat. Oder weil es sogar ein wenig Eigennutz war. „Ich schätze mal nicht, aber sag du es mir. Warum?“ Sie bereute fast schon ihre Worte. Liebte sie ihn, oder liebte sie ihn nicht? Im Traum: eindeutig ja! Aber hier in echt? Sie wusste es nicht. Außerdem war die Frage auf Gegenseitigkeit beruht und sie konnte sich nicht erinnern ihn vor dem Traum solche Dinge sagen gehört zu haben.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 07:39

Eine kurze Weile kam keine Erwiderung. Dabei hatte er sich extra die Mühe gemacht, diesem undankbaren Weibsstück zu antworten. Je länger er über Traum und Wirklichkeit nachdachte, desto weniger schien es, dass der Traum irgendwie hätte real sein können. Zu abwegig, dass Personen, die in einer Zweckgemeinschaft lebten und sich eigentlich gar nicht mochten, plötzlich verliebt waren. Gleichzeitig fühlte Len sich unheimlich schlecht. Für einen Moment war er tatsächlich glücklich gewesen. Glücklich über ihre Anwesenheit, ihre Nähe, ihre Wärme, ihre… Liebe. Aber was wusste er schon von dieser Emotion? Er hatte sie ja nie direkt auskosten dürfen. Verbundenheit, Freundschaft, Geschwisterliebe, ja. Aber jetzt, wo er so darüber nachdachte… wirklich geliebt hatte er nicht einmal sie. Er bemitleidete sich kurz selbst und sah dann wieder zu Yoko. „Irgendwo?“, fragte Len mit leicht spöttischem Unterton. „Das sollst du nicht ‚irgendwo‘ wissen. Du sollst dich daran erinnern und lernen, wo dein Platz ist.“ Es tat gut, gemein zu sein. Nicht, dass sie es verdient hätte, nach solch einer Tortur überhaupt ein wenig Stress oder Ärger zu haben. Aber er wollte sich besser fühlen. Nicht mehr so miserabel. Er wollte den Traum vergessen und sich an einem anderen Glück erfreuen. Wieder glücklich sein – und da das auf die Weise nicht funktionierte, musste er sich das Glück ja anderswo holen, nicht wahr?
Len schüttelte den Kopf. Was ist mit mir los…? Das Genjutsu… Ich war viel zu lang darin. Ich bin noch nie so krank gewesen… Einen kurzen Moment warf er einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster, wünschte sich Rin herbei, egal, wo sie sich gerade aufhielt. Aber so egoistisch konnte er nicht sein. Es würde sie nur verstören. Das alles hier. Und vor allem er, so wie er im Moment drauf war… Man konnte nicht meinen, dass ein junges Mädchen sich in seiner Nähe wohlfühlen würde.
Ihm schossen demnach ziemlich viele Gedanken durch den Kopf, noch während der Chefarzt mit Yoko im Gange war. Aber kaum war er verschwunden, musste er sich wohl oder übel wieder mit der Person neben ihm auseinander setzen. Etwas zu verdrängen oder vergessen war eh noch nie sein Stil gewesen. Und wenn er ein wenig Glück von der geizigen Fortuna bekam, würde sich die Sache schnell auflösen. Vielleicht wäre er Yoko ja nach diesem Krankenhausbesuch los, weil sie sich viel zu unwohl fühlte? Wer wusste schon, was die Ärzte in ihren Traum gesät hatten? Vielleicht hasste sie ihn ja jetzt nur noch mehr? Das wäre der deutlich einfachere Weg…
Eine ganze Weile folgte seiner Fragen nur das geballte Schweigen. Sie blieb stumm. Also hatte sie keine Antwort darauf, oder aber sie war zu geschockt von der Frage. Man wurde so etwas ja auch nicht alle Tage gefragt. Er hätte auch Bedenkzeit gebraucht, um damit klar zu kommen.
„Du schätzt nicht? Du meinst doch nicht wirklich, dass das auch nur im entferntesten möglich wäre?“, echote er verblüfft und sah sie ein wenig abfällig an, als widere ihn die bloße Möglichkeit unendlich an. So vertreibe ich sie auf jeden Fall. Ich bin so ein netter Mensch. Es entlockte ihm nur einen verzweifelten, winselähnlichen Laut. Schicksalsergeben rutschte Len nur mit seinem Kissen wieder in die Horizontale.
„Ich habe dir doch gesagt, warum. Weil ich wissen wollte, wie wir in Wirklichkeit zueinander stehen. Was real ist, und was nicht.“ Beispielsweise dieses schmerzhafte Stechen in meiner Brust... Und er fühlte sich schlagartig noch schlechter.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 08:02

Yoko musste zugeben, dass sie seine Worte kränkten. Wieso warf er es ihr auch gerad in einer solchen Tonart vor? Sie verstand ihn nicht. Sie verstand sich selbst nicht. Und langsam war sie sich selbst wirklich satt. „Ich weiß aber nicht was nun tatsächliche Erinnerungen waren.“, brummte sie ihm deshalb nur missmutig zurück. Langsam aber sicher überkam auch sie das Gefühl, dass Traum wirklich nichts mit der Realität zu tun hatte. Absolut nichts. Und vielleicht war es auch besser so.
Nun konnte sie aber doch etwas Genaueres hinzufügen. Immerhin schien ja alles bis zu dieser verfluchten Stadt real gewesen zu sein. Dann sprach er aber schon wieder. Im ersten Moment versetzte es ihr abermals einen Stich im Herzen, dann lachte sie aber auf. Es war einfach unmöglich, dass sie sich liebten. „Nein. Ich weiß es nun wieder. Wir haben gekämpft. Wir hassen uns. Also alles in bester Ordnung. Zweckgemeinschaft, weil ich zurzeit nichts Besseres zu tun hab.“ Sie grinste ihn an. Und obwohl sich ihre Stimme gerade so sicher angefühlt hatte schien ihr Inneres in tausend Stücke zu zerbersten. Die Worte taten ihr selbst so unheimlich weh. Aber das alles musste einfach unmöglich sein. Allein seine Reaktionen. Viel zu abfällig und spöttisch sprach er. Kein Funken Liebe. Wieso in aller Welt konnte sie nur tatsächlich glauben, dass an diesem Traum etwas Wahres dran war? Und doch hatte sie inzwischen auch darauf eine Antwort: Es war einfach zu schön gewesen. Wirklich jemand zu lieben und geliebt zu werden. Sanfte Küsse. Zweisamkeit.
Ganz würde sie das alles nicht vergessen können. Allein das Versprechen, das sie gab. Natürlich war es mehr als nur absurd dem noch nachzugehen. Aber trotzdem. Gefunden hatte sie ihn. also würde sie vorerst noch mit ihm reisen. Ihm auf den Senkel gehen, bis tatsächlich alles nur der Erinnerung angehörte. Beste Option, die mir gerade einfällt. Respekt., dachte sie sich trocken und sah zu ihm hoch. „Wie lange meinst du, dass wir noch hier bleiben sollten und wie lange werden wir bleiben?“ Noch immer hatte sie den Drang sämtliche Kabel auszureißen und abzuhauen. Da würde es ihr doch garantiert besser gehen. Ein paar Tage vielleicht wieder wie ein normaler Mensch leben, das würde ihre Gesundheit garantiert aufstocken. Zumindest glaubte sie das.

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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 08:25

Lens Lippen zierte immer noch ein Grinsen, auch wenn es sich mittlerweile verzerrt hatte und eher eine Grimasse darstellte. Es war klar, dass sie nicht wusste, was Fiktion oder Realität war. Schließlich besaß sie keinen messerscharfen Verstand, mit dem man die Feinde in ordnungsgemäße Scheibchen schnitt. Sie verließ sich auf brachiale, rohe Gewalt. Und weil sie dumm war, hatte sie es verdient, dass er gemein war. Sie war dumm und er war klug. Und aus diesem Grund durfte er gehässig sein, damit es ihm besser ging. Dumme Menschen kamen schneller über Traumata hinweg, weil sie sie sowieso nicht verstanden. Sie war dumm, hilflos, erbärmlich, bemitleidenswert, furchtbar schön und die einzige Person, die es bisher länger mit ihm ausgehalten hatte. Er biss sich auf die Lippen und starrte unentwegt an die Decke.
Ihr Lachen hätte ihn in seinem Traum sicherlich erfreut, er wäre eingefallen, allein, weil ihn der Klang glücklich machte. In der Realität aber war das anders. Es war ein bitteres Lachen und von dem hübschen Klang war wegen dieser ganzen Geschichte nicht viel übrig geblieben. Er hatte sie verletzt. Und er war sich jetzt gar nicht mehr so sicher war, ob das auch gut so war, ob es ihn erheiterte.
Und weil ihre Worte ihm so schrecklich wehtaten, sagte er nichts. Stumm sah er zur Decke hinauf. Dabei hatte sie nur die Realität mit Worten beschrieben. Kurz und bündig, eine knappe, konkrete Antwort – so, wie Yoko es gerne hatte. Len wusste nicht, ob er jetzt verzweifelt auflachen, oder lieber in Tränen ausbrechen sollte. Obwohl die zweite Option ja von selbst ausschied, schließlich hatte er sie nun nie zum Weinen gebracht und es wäre eine Schande, nun vor ihr zu weinen. Vor allem, weil er zugeben würde, dass er doch keinen reinen Hass auf sie pflegte. Dass er sie nicht tot sehen wollte. Dass er sie wirklich ausstehen konnte. Irgendwo. Unwillkürlich krallte er die Fingernägel in sein Laken, sagte aber immer noch nichts.
Das Piepen war bereits in weite Ferne gerückt und er hatte es schon fast verdrängt. Viel eher fielen ihm die Gespräche ein, die sie hatten, als sie glücklich in seinem Traum vereint gewesen waren. Ich möchte, dass der Traum ewig anhält. Und selbst wenn es ein Traum ist, werde ich dich suchen. Ich werde dich finden. Du bist Teil meines Lebens. Traum hin oder her: Ich liebe dich.
Ein letztes Mal verzehrte sich sein Herz nach ihr, aber dann erlosch einfach alles.
Stumpfe Gleichgültigkeit überkam ihn. Er konnte sowieso nichts an der Situation ändern. Er konnte sie höchstens nur weiter verschlimmern und weiter darunter leiden. Jetzt, wo er die ganze Sache als abgestempelten Traum ansah, konnte er all dies hinter sich lassen. Allen voran Yoko.
„Es ist mir egal, wie lange wir hier bleiben sollten und egal, wie lange du hierbleibst. Es wäre mir auch egal, wenn du jetzt gehen würdest.“ Er deutete auf ihre Kabel. „Nur zu, reiß sie ab, ich kann doch sehen, dass du hier nur weg willst.“ Wieder schlich sich sein gewohnt herablassendes Lächeln in seine Züge. „Weg von hier, weg von mir. Ich halte dich nicht auf. Mir ist alles egal.“
Die Gleichgültigkeit ist des Menschen Freund und gleichzeitig sein argster Feind. Es lässt ihn den größten Schmerz vergessen, aber gleichzeitig auch völlig abstumpfen. Er tut Dinge, die ihn später einholen werden, wenn selbst die Gleichgültigkeit den Schmerz nicht mehr ausgleichen konnte. Und dann musste er sehen, wie er damit klarkam.
Aber Len war erst im ersten Stadium. Die Gleichgültigkeit erwies sich noch als absolut guter Gefährte. So konnte er das alles hinter sich bringen – darüber aufheulen, wie ein Kind, konnte er auch später noch. Doch dann wäre die Sache hinter ihm und eh unumstößlich. Damit konnte er dann tatsächlich klar kommen.
Man merkt erst, wie viel einem etwas wert ist, wenn man es endgültig verloren hat.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 13:46

Und schon wieder war die Utsukushi in eine Situation geraten, in der sie sich unwohl fühlte. Sie nicht wusste, was zu tun war. jetzt gab sie ihm doch schon recht, was das hassen anging – zumindest hatte sie dies aus seinen Worten und seinem Tonfall erschlossen – da schwieg er. Immer zu schwieg er. Viel zu selten sprach er einfach die Wahrheit aus. Und in dem Moment wäre ihr sogar ein abfälliger Kommentar recht gewesen. Dieses Schweigen schnürte ihr nur die Luft zum Atmen ab.
Sie biss ihre Zähne fest zusammen. Gerade zitterte sie am ganzen Leib, weshalb sie Decke selbst auch bis zum Kinn rauf zog. Kläglicher Versuch es zu verbergen. Aber er schien eh nur Augen für die Decke zu haben. Die war aber auch zu interessant. Starrte Yoko selbst sie oft einfach an in letzter Zeit. Gut, in den letzten paar Minuten, die vergangen sind, seit sie aus dem scheinbaren Paradies rausgeworfen wurde. Sie hat wohl wie Eva einst von einer Frucht gekostet, die ihr untersagt war. In ihrem Fall war es einfach die wirkliche Liebe. Wie erbärmlich, schoss es ihr durch den Kopf und hatte zumindest ihren Körper wieder ruhig gestellt. Vielleicht war das Schweigen dann doch nicht immer so schlecht. Regte es doch ungemein an zum nachdenken. Wobei sie darauf gut und gerne verzichten konnte, wenn sie ehrlich zu sich selbst war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete er aber auf ihre folgende Frage. Ihre anfängliche Verzweiflung wandelte sich plötzlich in Wut um. Wie gern hätte sie ihm nun in irgendeiner Weise weh getan. Gleichzeitig sträubte sich ihr Körper aber auch dagegen ihm deshalb auch nur ein Haar zu krümmen. Sie schlug die Decke zurück und setzte sich selbst auf, um wieder in Augenhöhe mit ihm zu sein. „Nie kannst du sagen, was du klipp und klar meinst.“, warf sie ihm ein wenig zu bissig an den Kopf. „Sag einfach, ob ich gehen soll, oder nicht. Soll ich? Ja oder nein. Ein Wort genügt, dann hast du mich los. Ein einfaches verflucht beschissenes Wort. Und sag ja nicht noch einmal egal.“ Yoko schnaubte auf und sah ihm fest in die Augen. Ein wenig bereute sie es schon, dass sie einen zu scharfen Ton an den Tag gelegt hatte. Denn natürlich wünschte sie sich gerade, dass er nein sagen würde, aber vielleicht war die andere Option doch gar nicht mal so übel? Vielleicht brauchten sie beide Abstand, um sich nicht in den nächsten fünf Minuten wieder gegenseitig an die Gurgel zu springen? Vielleicht würden sie sich tatsächlich vergessen. Niemals… Vielleicht… Vielleicht... widersprach sie sich gerade die ganze Zeit selbst. Aber dennoch: Sie brauchte nun eine klare Linie, an der sie sich nach solch einer Träumerei wieder aufwärts ziehen konnte. Selbst wenn es für sie hieß nun nur noch im Suff die Welt zu ertragen. Aber so wie es jetzt war, würde sie sich nur womöglich noch selbst umnieten.
Insgeheim gab sie sich bereits schon eine Woche vor, bis sie vollkommen durchdrehen würde, wenn er nicht mehr da war. Erbärmlich. Jämmerlich. Armselig. schimpfte sie sich selbst, da sie tatsächlich von ihm abhängig war. ausgerechnet sie!...
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 15:14

Während des gegenseitigen Anschweigens, während einer andauernden Stille – da hatte man genügend Zeit, um seinen Gedanken nachzuhängen. Wie gerne würde Len nun weit weg sein. Bei Rin. Oder Rin bei ihm. Oder aber einfach irgendwo draußen sitzen, bei wunderbarem Wetter. Vielleicht an einem See. Oder.. Len würde gerne mal wieder ans Meer. Nicht, dass er sonderlich viele, gute Erinnerungen mit dem Meer verband… Aber der sanfte Klang von rauschenden Wellen würde sicherlich beruhigend wirken. Und Beruhigung – das war genau das, was er im Moment gebrauchen konnte. Zwar war er nun abgestumpft, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er von heute auf morgen ein seelisches Wrack geworden war. Er verteufelte sicher zum hundertsten Mal die Ärzte. Sie hätten ja zumindest fragen können. Methoden wie im Mittelalter! Ein äußerst höllischer Ort. Wenn Len seine inneren Stimmchen richtig deutete, dann würde er jetzt sogar lieber erneut in diesem Genjutsu hängen. Für immer gefangen – dafür aber unheimlich glücklich.
Glücklich sein. Glücklich werden. Es schien so fern. Er streckte eine Hand in Richtung Decke aus, deckte so das grelle, blendende Licht der Neonröhren ab, und ballte sie schließlich zur Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten. Ich hasse mich. Ich hasse sie. Ich hasse die Ärzte. Ich hasse diesen Ort. Ich hasse das Leben.
In seiner eigenen, sterilen Welt hatte er gar nichts mitbekommen. Hatte sie nur still gelegen? Hatte sie sich bewegt? Erst, als er sich in die Wirklichkeit blinzelte, bemerkte er Yokos Bewegungen aus dem Augenwinkel. Trotz seiner Gleichgültigkeit fühlte er so etwas wie Genugtuung. Ja, er hatte erreicht, was er wollte. Wenn sie wütend war, würden sie sich streiten. Dann würden sie sich hassend auseinander gehen. Alles wäre so viel einfacher. Hoffte er zumindest und so grinste er sie an – oder eher: er fletschte mit den Zähnen, wie ein tollwütiger Hund.
„Na und? Du bist vielleicht einfach zu dumm, um zu verstehen, was ich meine, Yoko Utsukushi“, sagte er mit einem selbstzufriedenen Lächeln und neigte höhnisch den Kopf zur Seite. „Sollst du gehen? Hm, lass mich nachdenken… Es ist mir gleichgültig. Tu doch, was du willst – oder meinst du, ich stehe dir im Weg?“
Vorsichtshalber warf er einen kurzen Blick zu seinem Gepäck. Das Katana war notfalls nicht weit. Hier gab es außerdem schön viel brennbares Material. Seine verletzte Seele wollte ein Inferno sehen. Sein verstörter Geist Blut.
Len rollte mit den Schultern – autsch, aber bloß nichts anmerken lassen! – und streckte sich ein wenig, auch obwohl die Kabel ein wenig behinderten. Wenn er noch ein wenig auf die dicke Tube drückte und maßlos übertrieb, vielleicht konnte er sie so sehr reizen, dass sie einfach aus dem Raum stürmte. Oder einen Kampf mit ihm begann. Vielleicht hatte sie dann die Gnade, seine Leiden zu beenden. Halt… ich denke jetzt nicht wirklich über meinen Tod nach? Er schüttelte kurz den Kopf. Aber es klang so wunderbar… so… so einfach. Einfacher als die richtige Realität. Vor allem erträglicher.
Ihm war gar nicht wirklich aufgefallen, wie nah die Betten eigentlich standen, obwohl er es eigentlich hatte merken müssen. Ihre Hand, die bei ihm in Greifweite gelegen hatte. Sie waren keine Armlänge voneinander entfernt. Sollten sie beide sitzen, würden ihre Knie sich berühren. Da er aber ein selbstzerstörerischer Mensch war, jedenfalls was sein Inneres anging, schwang er nun selbst die Beine aus dem Bett, legte eine Hand auf eines ihrer Knie und beugte sich ein wenig vor. Eine Handbreit – und ihre Nasenspitzen würden sich berühren. Er hatte das Lächeln die ganze Zeit über nicht verloren.
„Du hast noch eine Ohrfeige frei. Nun, das ist wohl deine letzte Chance, also beeil dich“, flüsterte er in einem verschwörerischen Ton und zwinkerte ihr zu, bevor er sich auch schon wieder zurücklehnte und sich mit beiden Händen auf seinem Bett abstützte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 18:21

Ihm schien das Schweigen recht gut zu tun. Zumindest schloss sie aus seinen Bewegungen daraus. Er schien ganz und gar in seiner eigenen Gedankenwelt zu sein. Wie gern sie an diesem gerade teilhaben wollte. Wie sehr sie sich selbst wünschte, dass das hier nicht doch der Traum war. Da würde selbst liebend gern die Niederlage annehmen, dass sie unter seiner Hand ihr Bewusstsein verlor – und das wollte etwas heißen! Aber nein. Das hier war die Realität. Diese ziehenden, qualvollen Minuten neben ihm. So nah und doch in unglaublicher Ferne gerückt.
Bei seiner Antwort schloss sie ihre Augen, ließ ihren Kopf hängen, um vielleicht so in eine beruhigende Lage zu gelangen. Sie durfte nun ja nicht ihren Verstand deswegen verlieren. „Wenn du es schon weißt, wieso drückst du dich dann nicht wenigsten einmal so aus, dass auch ich es verstehe?“ Yoko legte ihren Kopf schräg und schenkte ihm ein gewisses trauriges Lächeln.
„Aber das scheint der kleine feine Unterschied zwischen uns zu sein. Ich sage wenigsten genau, was ich denke.Lüge., warf sie aber auch gleich wieder ein. Das Wichtigste, das ihr nun seit schier endlos erschienener Zeit verfolgte, verschwieg sie.
Seine Aktion schmerzte in ihrem Inneren. Zuerst starte sie nur schweigend seine Hand auf ihrem Knie an. Sie strahlte eine solche Wärme aus. Geborgenheit. Schutz. Und das obwohl er doch gerade solche Worte in den Mund nahm! Als es ihrem Gesicht dann so nah kam. Hätte sie am liebsten schon wieder einfach nach dem gehandelt, was ihre Intuition ihr vorgab. Aber bevor das geschehen konnte, lehnte er sich schon wieder zurück. Sie war sich nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Ein Kuss und er hätte sich vielleicht wieder daran erinnert. Wobei halt. Es war nur ein Traum von ihr. Er konnte sich gar nicht erinnern.
Lens Worte schmerzten. Sagte er doch so, dass sie sich nicht mehr wieder sehen würden. Es nicht noch eine weitere Chance geben würde. Sie schluckte und hob tatsächlich ihre Hand, um zuzuschlagen. Vergeblich. Sie patschte ihm schließlich einfach einmal auf den Kopf. „Ich heb es mir fürs nächste Mal auf. Und hey. Jetzt kann auch ich ehrlich sein.“ Sie nahm ihre Hand wieder zurück und begann sich zu entkabeln. Wenn sie richtig lag, würde sie es zeitlich schaffen. Zumal die Ärzte sich dieses Mal vielleicht etwas mehr Zeit ließen, da sie womöglich glaubten, sie würde nur wieder eine Dummheit begehen. Dass sie sich schon wieder verheddert hatte. „Für einen Moment….“, fuhr sie fort und zog das letzte Kabel. Spannte jeden Muskel einmal an, ob sie auch noch funktionierten. Vielleicht würde sie gleich gar nicht laufen können. Aber es schien in Ordnung gehen zu können. Vielleicht machte sie diese Gesten auch nur, um ihre Worte so lang wie möglich hinauszuzögern. Der Wahrheit nicht tatsächlich ins Gesicht zu sehen und, dass er sie nicht vollkommen für verrückt hielt. Sie rutschte vor zur Bettkante, bis ihre Zehenspitzen auch den Boden berührten. Stand auf. Ihr war noch immer ziemlich schwummrig so. aber sie hoffte, dass sich dies in den nächsten Schritten legen würde. „Für einen Moment habe ich tatsächlich geglaubt dich lieben zu können.“ Eine unglaublich schwere Last schien von ihren Schultern zu fallen. Es einfach mal laut ausgesprochen zu haben tat direkt gut. Auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass er sie nun tatsächlich verabscheuen würde. Ein letzter Blick auf ihn, ehe sie sich umdrehte, um zu ihrer Tasche zu gehen. Mit jedem Schritt wurde sie mehr und mehr unsichtbar, bis sie ihr Zeug ergriff, das bei der Berührung auch verschwand. Allerdings ließen die Ärzte sich tatsächlich Zeit. Wollte sie doch warten, bis einer die Tür aufsprengte, damit sie ganz einfach hinaus spazieren konnte. Dann halten aber auch schon die herbeigesehnten Schritte draußen im Flur.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 19:02

Ein Herzschlag. Zwei Herzschläge. Ein Dritter. Dann folgte eine Erwiderung. Was! Was sollte das! Sie konnte doch nicht einfach ruhig bleiben! Wieso blieb sie ruhig? Warum entschied sie sich nicht kurzerhand dazu, ihn anzubrüllen und ihn abzustechen? Was fiel ihr ein…?
Dementsprechend fassungslos starrte Len die gegenübersitzende Frau an und ihm fiel eine Weil gar nicht ein, was er daraufhin sagen sollte. Er war gewillt, sie aufzufordern, ihn anzuschreien, damit er sich wenigstens etwas besser fühlte. Aber was genau hätte das genutzt? Richtig. Gar nichts. Deswegen schwieg er nur ein wenig betroffen und senkte schließlich den Kopf, um mit einem einfachen Schulterzucken zu antworten. Reichte ja. Schließlich war ihm alles gleichgültig. Jedenfalls bildete er sich das ein und schloss endlich den Mund wieder, den er im Erstaunen geöffnet hatte. „Ist jetzt doch auch egal“, sagte er daraufhin schließlich, als ihm nichts Sinnvolleres einfiel. Aber nun ja, er hatte egal gesagt. Und das könnte sie zumindest noch ein wenig reizen. Vielleicht war das seine Chance. Seine letzte Chance. Das letzte bisschen Fahnenstange, das er umklammert hielt. Seine letzte Instanz, die letzte Mauer vorm Burgfried – egal, wie man es ausdrückte. Er wollte dieses bisschen Hoffnung nicht verlieren. Er wollte, dass sie schrie. Sauer, wütend war. Dass es einfacher würde, sich nun endgültig von ihr zu verabschieden. Denn er wollte sie nicht wieder sehen. Nicht nach all dem, was nun geschehen war. Oder eben nicht. (Was wohl das Problem an der Sache war.)
Als Len meinte, endlich seine Ohrfeige zu bekommen, immerhin hatte ein Funke Wut aufgeglommen, passierte nichts. Ein Kopf-Tätscheln. Die Demütigung wollte er sich nicht gefallen lassen und packte wie aus Reflex ihr Handgelenk, ließ es dann aber auch schon rasch wieder los. Immerhin fühlte er die Spuren von den Bändern, die sie während des Traumes angebunden hatten. Unwillkürlich verfluchte er sich kurzzeitig dafür, ihr wahrscheinlich wehgetan zu haben – stempelte sich allerdings nur wenig Zeit darauf als geistig verwirrt ab. Manchmal wollte er ihr unbedingt wehtun – und dann fürchtete er sich nur vor dem Gedanken daran. Ich kann mich eben nicht für eine Bahn entscheiden…, griff er ihren Satz auf, den sie vor Unzeiten verwendet hatte.
Wortlos sah er zu, wie sie sich entkabelte. Da ihm ja egal war, was sie tat, war es ja auch ihr Recht. Und war es nicht genau das, was er wollte? Dass sie ging? Für immer? Nein…, wisperte ein Stimmchen. Aber es gab ja noch die Vernunft. Und da die Vernunft ein außerordentlicher Spielverderber war, befand er es als recht gut, dass sie ging. Weil er es so wollte. Weil es besser war. Für Herz und Nieren.
Auf ihre Worte lächelte er nur bitter. „Träum weiter“, sagte er recht ausdruckslos. Aber innerlich feierte er. War doch ziemlich wortgewandt. Ein nettes Wortspiel. Und immer noch hoffte er, dass sie ausrasten würde. Aber im Endeffekt traf es ihn mitten in den Brustkorb und zersprengte den verkrampften, größten Muskel seines Körpers in tausend kleine Scherben. Ist das jetzt der letzte Beweis, dass sie auch diesen Traum hatte…?, fragte er sich, nachdem Len ein wenig kombiniert hatte. Was wäre, wenn wir dort wirklich miteinander geschlafen hätten…? DAS wäre peinlich geworden… Aber diese Sorge konnte er getrost auf später verschieben. Er sah ihr lieber beim Verschwinden zu, lächelte ihr schief zu und salutierte, bevor schließlich nur leere Luft dort war.
Er ließ sich zurück ins Kissen fallen und starrte erneut an die Decke. „Und so endet es also… Und du hast nicht einmal geschrien…“, murmelte er. Die Tür war noch nicht aufgeflogen. Selbst Unsichtbare sollten nicht durch geschlossene Türen gehen können. Das unablässige, durchgängige Piepen nervte ihn schon gar nicht mehr. „Und keine Sorge. Ein nächstes Mal gibt es nicht.“ Er hoffte es jedenfalls. Dass er sie einmal so verletzt hatte, reichte ihm völlig aus. Denn sie bedeutete ihm eben doch mehr, als er jetzt, in seiner „Gleichgültigkeit“ zugeben wollte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 20:00

Seine Reaktion ließ sie doch kurz grinsen. Schien sie ihn mit ihrem anfänglichen Schweigen so sehr verwirrt zu haben. Dabei war das nicht einmal ihre Absicht gewesen! Aber so passierte es eben nun mal. „An die Wand argumentiert, hm?“, erinnerte sie sich an seine Worte. Wobei sie sich nicht mehr sicher war sie wirklich gehört zu haben. An die kleinen Einzelheiten, was nun Traum und Wirklichkeit war, konnte sie sich langsam wirklich nicht mehr erinnern. Aber das war nun Nebensache. Gesagt war gesagt. Sie konnte es nicht mehr zurücknehmen. Aber jetzt, wo sie selbst noch mal darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie dann doch noch nicht geweint hatte. Er hatte in seiner Aufgabe also versagt. Wieder schob sich ein Lächeln über ihr Gesicht. Grund mehr, wieso sie ihn demnächst doch wieder aufsuchen würde. Wahrscheinlich früher als sie selbst erwartete.
Als er so grob ihre Hand packte, blinzelte sie tatsächlich einmal. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schmerzvoll sein würde. Wobei sie sich tatsächlich fragte wie sehr sie sich dagegen gewährt haben musste irgendwie doch wieder frei zu kommen. Irrenanstalt dachte sie sich bitter und rieb über die wieder frei gewonnene Hand. Der Striemen des Bandes war wirklich deutlich zu sehen.
„Keine Sorge. Ich hab genug geträumt. Wird nicht mehr vorkommen.“,
erwiderte sie in einem bitteren Tonfall. Sie wünschte sich tatsächlich, dass sie nie wieder träumen würde. Und wenn es doch unbedingt nötig war…. dann wieder einen ähnlichen und wirklich nie enden wollender Traum. Wie absurd…
Yoko wartete darauf, dass die Tür aufging und sah derweil wieder zu ihm rüber. Ein vorerst letztes Mal und nun war sie diejenige, die Mitleid mit ihm empfand, so verkabelt und krank er an das Bett gebunden war. Auf seine Worte hin nickte sie dummerweise. Er konnte es ja nicht sehen. „Stimmt. Habe ich nicht. Enttäuscht?“
Die Schritte kamen immer näher. Ein paar Herzschläge noch, dann wäre sie wohl so gut wie frei. Aber weg von ihm. Sie war sich plötzlich wirklich gar nicht mehr sicher, ob sie eine solche Freiheit wollte. „Es gibt immer ein nächstes Mal. Aber pass auf. Die Suppen hier sind heiß.“ Über ihre Worte selbst perplex zog sie die Brauen zusammen und schüttelte ihren Kopf. War sie schon wieder auf ihren Traum eingegangen. Dabei wusste sie es doch gar nicht, ob die Suppen heiß waren. Sie hatte ja nie wirklich eine gegessen. Und sie sprach das Versprechen indirekt an. Denn ein nächstes Mal würde es nur geben, wenn sie ihn wieder suchen würde. Oder er sie finden würde….

Die Tür flog auf und dieses Mal stand wieder eine Schwester im Rahmen. Trat ein, während Yoko nun endlich hinaus schlüpfen konnte. Tatsächlich schienen die Gänge hier so auszusehen, wie sie sie in ihren Träumen gesehen hatte. So fand sie – für ihre Verhältnisse – den Ausgang wirklich schnell. An der frischen Luft sog sie diese erst einmal ein. Tat es doch wirklich gut. Auch wenn das Wetter zu wünschen übrig ließ. Graue Wolken hingen über die Stadt und ein leichter Nieselregen fiel auf die Erde herab. Jeder einzelne Tropfen kam ihr so heiß vor. Eigentlich waren sie ja kalt, aber auf der blanken Haut schienen wie sie glühende Funken zu sein, die sich in diese einbrannten. Nachdem sich die Utsukushi langsam daran gewöhnt hatte, folgte sie ihrer Intuition. Ging durch einige Straßen, bis sie wieder am Hang angelangt war. Er sah genauso aus. Erst Kiesweg, dann eine endlos erscheinende Steintreppe. Sie schluckte und machte sich auf den Weg. Noch immer unsichtbar. Sie hatte einfach die Angst, dass sie irgendjemand sah und wieder zurückbrachte. Tatsächlich brauchte sie wirklich eine gefühlte Ewigkeit, um oben zu sein. Nur hier oben sah es doch etwas anders aus. Erstreckte sich nach ein paar Metern doch schon der normale Wald. Dort würde sie sich ausruhen können. Vorerst drehte sie sich aber noch einmal um. Nahm Gestalt an. Irgendwo hatte sie tatsächlich gehofft, dass er hinter ihr stehen würde. Sie wie in den Traum einfach berührte. Aber die Hoffnung gab sie sich umsonst. Er würde sie nicht suchen. Ihr nicht weiter hinterherlaufen. Sie seufzte auf und rang mit sich selbst nun nicht doch noch in Tränen auszubrechen. Als es wieder ging, lief sie los. Hinein in den Wald und schlug ihren eigenen Weg ein. Immerhin konnte sie sich nicht so offensichtlich auf diesem Pfad niederlassen. Ihre Schritte wurden immer langsamer, bis sie sich an einem Baum hinab auf den Boden gleiten ließ. Vielleicht hätte sie doch noch die Nacht dort verbringen sollen, um wieder zu Kräften zu kommen. Nun war es aber zu spät und ihre Augen schlossen sich langsam, während vereinzelte Regentropfen durch das Blätterdickicht des Baumes über ihr auf sie hinabfielen. Wobei sie den letzten Gedanken wohl der Tatsache widmete, dass sie noch immer in diesem dummen Outfit steckte und sie doch eigentlich Hunger hatte. Ob der Bauch wohl selbst während des Schlafen knurren konnte? Vielleicht würde sie dann ja fälschlicherweise von einem Jäger abgemurkst. Wieder kein Tod, den sie sich gerade sonderlich herbeisehnte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 20:30

„Ich werd’s mir merken“, brummte er nur auf ihre letzte Aussage. Er empfand nicht sonderlich viel Lust darauf, mit einer Unsichtbaren zu sprechen. Len sah den Leuten eben gerne in die Augen, um genauer sagen zu können, ob er nun angelogen wurde, oder nicht. Er, als Lügenbaron erster Klasse, musste es ja schließlich am besten wissen, wie sich Lügen am Körper äußerten. Aber nun ja, er sah sie nicht und er wollte auch keinen unnötigen Abschied. Zwar waren diese Worte ein wirklich bitterer Abschied, wenn man es sich so besah, aber nun ja, was wollte man tun? Sie hassten sich augenscheinlich, auch wenn sein Inneres dagegen zu rebellieren schien. Vor allem dieser unablässige Schmerz in seiner Brust störte so ziemlich und ließ manchmal zu, dass er Gedanken fasste, aufzuspringen, sie aufzuhalten, ihr zu sagen, dass es ihm Leid tat, dass ihm alles Leid tat, dass der Traum genauso gut hätte die Realität sein können, dass seine Worte im Traum galten – aber er blieb einfach dort. Mit seinen Kabeln. Unbeweglich. Starr. Unheimlich erschöpft.

Kaum stand die Krankenschwester im Raum, konnte Len sich denken, dass Yoko bereits weg war. Atemlos fragte die junge Frau, was geschehen wäre, aber er konnte nur abwinken. Sollte sie sich doch selbst zusammenreimen, was im Endeffekt geschehen war, schließlich war er nur ein stiller Beobachter. Jedenfalls ab jetzt. Und außerdem war er viel zu sehr damit beschäftigt, gegen sich selbst anzukämpfen. Es gibt kein nächstes Mal. Das ‚man sieht sich immer zweimal im leben‘ haben wir doch schon aufgebraucht…, dachte er sich und biss sich so fest auf die Lippen, bis er den metallische Geschmack von Blut schmeckte.
Emsig hatte die Krankenschwester das nun leere Bett gemacht und die ganzen Gerätschaften entstöpselt. Ob Yoko wohl draußen zusammenbrechen würde? Kraftlos und verletzt? Wer wusste, was für ein Zeug in den Dingern war, die hier so rumhängen und wie es mit dem eiskalten Entzug reagierte? Oder mit den Drogen – je nachdem, was nun der Wirklichkeit entsprach. Len konnte es nicht sagen. Jedenfalls nicht mit absoluter Sicherheit.
Als die Krankenschwester sich umwandte, um zu fragen, ob er noch etwas brauchte, wurde sie nur Zeuge davon, wie er sich einmal mit dem Handrücken über die Wange rieb. Das war das letzte Zeichen, das von seiner Begegnung mit Yoko Utsukushi zeugte. Mehr würde es wohl nicht mehr geben.

Er fand bis zum Tagesanbruch keinen Schlaf mehr und ab dann war es auch gar nicht mehr möglich, schließlich kamen halbstündlich irgendwelche Leute in das Zimmer, wollten ihm Essen oder andere Dinge andrehen, aber hauptsächlich führten sie kleinere Tests durch, um zu gucken, ob es ihm gut ging. Man erklärte ihm, dass die Ruhigstellung durch das Genjutsu die Gesundheit weniger gefährdete als jegliche Narkose und künstliches Koma. Außerdem war keine allergische Reaktion möglich – sie hatten ja nicht nach Allergien fragen können, so fertig waren sie im Krankenhaus angekommen. Sie versuchten auch noch zu erklären, was er und seine Cousine alles für Zeug in die Venen gepumpt bekommen hatten, allerdings schenkte er dem keine Aufmerksamkeit.
Erst gegen Nachmittag erfuhr er, wie es denn nun wirklich um seine Gesundheit stand. Nach acht Tagen im Genjutsu war er wahrscheinlich völlig ausgehungert und ziemlich erschöpft, auch könnte es erst einmal schwierig sein, wieder mit der Umgebung wirklich zu interagieren und Desorientierung war durchaus möglich. Wer sich solch einen Scheiß ausdachte, fragte Len, aber er bekam nur Schweigen als Antwort.

Am Tag darauf wurde er auch schon entlassen. Schließlich war er als vollends gesund abgestempelt worden. In zwei, bis drei Wochen dürfte er sogar seine Schulter wieder normal belasten, wenn es denn keine Schmerzen mehr verursachte und der Rest machte schließlich keine wirklichen Probleme. Ihm wurde noch ein wenig Proviant von einer netten Krankenschwester zugesteckt, sie hatte ihm zugezwinkert und ihm versichert, dass wenn er denn zurückkäme und dann wieder ein ordentliches Gewicht hatte (sie mochte das Gefühl von Knochen nicht), dürfte er ruhig mal bei ihr klingeln. Er nahm das Angebot mit einem schiefen Grinsen an und verfluchte diese Stadt gleich eine Minute darauf, als er ins Tageslicht trat. Die Sonne schien aber. Wenigstens etwas. Trotz allem würde er ganz sicher nie wieder hier her kommen. Nicht einmal mit Gewalt würde man ihn dazu zwingen!

Er stand nun also mitten in dieser ominösen Stadt, blickte stumm gerade aus, und fragte sich, wo er denn nun hin sollte. Mit Yoko hatte er nach Kumogakure gewollt. Rin war höchstwahrscheinlich in Sunagakure. Das lag in vollkommen verschiedenen Richtungen. Und beide Richtungen wurden sofort für ihn tabu, schließlich durfte er weder hier hin, noch dort hin. Also verharrte er noch eine ganze Weile einfach nur vor dem Krankenhaus und starrte vor sich her, um sich dann zu vergewissern, ob es den Ort seines Fast-Todes innerhalb des Traumes auch wirklich gab. Er konnte ja nachher wieder umdrehen, um Kumogakure ja nicht zu nah zu kommen.
Am oberen Ende der Steintreppe blieb er einfach sitzen. Es hatte ihn völlig ausgelaugt, die paar Stufen hinaufzukraxeln. So würde er auf keinen Fall ordentlich vorankommen. Möglicherweise wäre es das Beste, für die Krankenschwester ein paar Pizzen zu fressen, um auf Normalgewicht zurückzukommen und sich dann für ein paar Wochen bei ihr einzunisten. Aber vorerst beließ er es dabei, auf das Tal zurückzusehen und den Gedanken nachzuhängen.
Was genau fühlte er für Yoko Utsukushi, die Frau, die er eigentlich hassen sollte? Im Traum hatte alles real gewirkt. Und sie hatten es sich doch versprochen… Er brach keine Versprechen. Aber gleichzeitig wäre das doch alles hirnrissig… er hatte nur geträumt. Man konnte Traumfiguren nichts schuldig sein. Aber was genau sollte er denn jetzt tun? Ihm fiel bei Gott nichts ein, was ihn von der ganzen Sache, von ihr ablenken könnte…
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 21:48

Tatsächlich wurde die Utsukushi erst in der darauffolgenden Nacht wieder wach wegen ihres Hungers und weil sie da etwas am Fuß anzuknabbern schien. Desorientiert sah sie sich um. Musste sich an die Dunkelheit gewöhnen und erkannte eine Maus an ihrem Fuß. Es war ein kläglicher Versuch von dieser gewesen, aber nervig war es doch durchaus, weshalb sie sie mit einer einfachen Handbewegung verscheuchte. Jetzt musste sie sich aber erst alles wieder in Erinnerung rufen. Ein paar Herzschläge genügten allerdings, bis ihr so gut wie alles wieder schmerzlich bewusst wurde. Sie sog scharf die Luft ein und nahm ihren Rucksack zur Hand, der im Übrigen etwas zwischen sie und dem Baum eingequetscht wurde. Als sie die Flasche Wasser aufschraubte, zögerte sie einen Moment. Sie wusste einfach nicht, ob es einen Sinn hatte ihren Körper in irgendeiner Weise wieder auf forder Mann zu bekommen. Ohne Len schien ihr jetzt schon alles so zwecklos. Aber sie klammerte sich an den Funken Hoffnung des Traumes. Dass sie sich wieder begegnen würden und es ein Happy End gab. Wobei sie es wirklich mehr als nur infrage stellte. Daran zweifelte. Verzweifelte. Sie führte die Flasche zu ihrem Mund und trank einige Schlucke. Ihr Magen schien sich umzudrehen. Wie lang sie wohl nichts echtes mehr zu sich genommen hatte? Aber da würde sie sich nun wohl zwingen müssen. Egal ob sie wollte oder nicht, denn sie hatte sich vorerst für das Leben entschieden. Und dafür würde sie nun einfach etwas tun müssen. Aus einem Seitenfach holte sie sich einen Schokoriegel raus. Er schien geschmolzen zu sein, war wieder fest geworden…sah nicht mehr unbedingt so hübsch aus. Aber es war ja Nacht, da konnte sie es sowieso nicht so gut erkennen. Also brach sie sich von der Platte etwas ab. Im ersten Moment war sie ihr wirklich zu süß, aber sie mochte ja eigentlich Süßes und es hatte Kalorien. Genau die brauchte sie im Moment. Dass ich jemals so etwas denken würde… sie schüttelte den Kopf und aß schließlich die halbe Tafel auf. Nur was sollte sie nun tun? Für eine Reise war es noch zu früh. Richtig. Sie wollte sich ja umziehen. Vor allem auch, weil sie sich nun nicht noch eine Erkältung einfangen wollte. Also rappelte sie sich auf. War froh über den Baum. Baum ist mein Freund., dachte sie sich darauf und zog das Krankenhausdress aus. Jetzt konnte sie ihren Körper auch mehr oder weniger ganz sehen. Sie war tatsächlich fast komplett einbandagiert, also löste sie diese und musste feststellen, dass es besser aussah. Zwar nicht gut, aber besser war besser als gar nichts. Wieder einmal kramte sie sich die Salbe heraus. Diese würde wohl bald leer sein. Aber sie hatte sie noch einmal, wobei sie sich baldmöglich eine neue besorgen musste. Einzelne Partien wurden eingecremt und sie ging ein wenig hin und her. Musste ja einziehen und so konnte sie gleich mal noch testen, wie es ihr inzwischen ging. Antwort: Schlecht. Nun gut. Fünf Minuten vergingen, bis sie sich einen neuen Verband um machte und sich anzog. Selbst Schuhe waren wieder drin. Eine Decke wurde beschworen und sie setzte sich auf das Krankenhausdress. Für irgendetwas musste es ja doch noch einen Zweck haben. Ihr Rucksack kam in ihren Schoß, während sie die Decke bis nach oben zog. Ihr war plötzlich so kalt geworden und wieder einmal schenkte sie Len einen Gedanken. Dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dass er nun bei ihr wäre. Sie die Hitze spüren ließ, die sein Körper ausstrahlte.

Der Tag brach an und mit ihm erwachte auch das Leben im Wald. Vögel zwitscherten trotz des wiedergekehrten Regens und hier und da konnte man flauschige Tierchen sehen, die durch die Büsche huschten. Hasen, Eichhörnchen auch ein Fuchs war mal dabei. Allerdings hatte sie nicht viel davon, da sie wieder einschlief. Erst abends wachte sie wieder auf, als die Sonne doch noch einige letzte Strahlen ihr zusendete. Yoko war verwundert, dass sie wirklich so viel noch schlafen konnte. Aber so ganz ohne fremde Einflüsse war es sogar recht angenehm. Sie beschwor sich wieder etwas zu Essen. Einen Apfel, den sie sogar ziemlich verschlang. Anscheinend war ihr Appetit wieder zurück gekehrt, was ja eigentlich ein gutes Zeichen war. Weiter kam Brot und Käse zum Vorschein und wieder fragte sie sich, wie lang sie denn dort im Krankenhaus war. Das Brot war trocken und an dem Käse hatte sich Schimmel angesetzt, den sie abkratzte. Natürlich waren die Sporen nicht weg, selbst wenn man die sichtbaren entfernt hat. Aber eben minimiert und ab und an ging so ein Essen schon in Ordnung. Vor allem in ihrem Zustand, in dem sie nicht zu anderen Lebensmitteln kam. Aber sie hatte sich einen recht guten Platz gefunden. Niemand schien hier vorbei zu kommen. Zumindest kein Mensch. Aus diesem Grund verließ sie auch ihre Ruhestätte und ging einfach mal drauf los. Dehnte sich. Machte auch sonst einige Übungen, immerhin musste sie ihre Muskeln wieder aufbauen. Ohne sie wäre sie hoffnungslos verloren in dieser Welt. Stach sie doch eigentlich nur durch ihre körperliche Stärke hervor. Aber mit einem war sie sich sicher: Würde es zu einem ernsthaften Kampf mit irgendjemand kommen, sie würde verlieren. Wahrscheinlich würde sie sich eher selbst töten, wenn sie versuchte ihren Trumpf auszuspielen. Ein Tor zu öffnen. Dafür musste Körper und Geist auf einer gewissen Ebene harmonieren und das tat er in letzter Zeit absolut nicht.
Bis zum nächsten Tag streifte sie durch die Wälder und hatte für einen kurzen Augenblick sogar schon Bange, dass sie nicht mehr zurückfinden würde. Aber sie schaffte es dann doch. Es war wohl 2 Uhr nachts, bis sie sich endlich wieder unter die Decke kuscheln konnte.

Zu ihrer Überraschung wachte sie sogar recht früh auf. Es war noch kurz vor der Mittagsstunde, wie sie die Zeit einschätzte. Aber sie biss sich ärgerlich auf die Lippen. Sie hatte so gut wie keinen Proviant mehr. Zumindest keinen mehr, den man genießen konnte. Nun hatte sie zwei Möglichkeiten. Entweder zurück zur Stadt, die so nah war, oder eine andere Richtung einschlagen. Wobei sie nicht wusste wo sie denn nun genau war. Wie weit es zur nächsten Zivilisation war. Vielleicht nur einen halben Tag. Vielleicht aber auch noch eine ganze Woche. Und jagen war ihr zu anstrengend. Zumal sie die Tiere nicht gern selbst erlegte. Waren immerhin Lebewesen! Richtig. Bei ihnen fiel es ihr schwerer, als einen Menschen zu töten. Sie raffte alles zusammen und verwandelte sich. Als Yoko würde sie dort nicht mehr hinein gehen. Niemals. Der Rucksack wurde über die Schulter geworfen und die schwarzen Haare ebenfalls nach hinten geworfen. Da wusste sie auch, wieso sie sich mit ihren kurzen Haaren wirklich angefreundet hatte. Waren viel praktischer. Es war übrigens die Gestalt, die sie bei ihrer ersten Begegnung mit Len angenommen hatte.
Sie kämpfte ihren Weg wieder zurück auf den Pfad. Nicht dass sie sich sonst noch in der Wildnis verirrte. Weit war sie ja nicht gekommen, weshalb es auch zum Hang nicht mehr weit war. Als sie aus dem Wald heraustrat, blieb sie auch sogleich wieder stehen. Sie hatte mit viel gerechnet. Aber nicht damit. Len saß an der Treppe. Genau dort, wo sie gestanden hatten. Er ihr das erste Mal – für sie unklar ausgedrückt – gestanden hatte, dass er sie liebte. War aber nur ein Traum. Dass sie ihn so schnell wieder sehen würde. Schmerzlich kamen wieder sämtliche Erinnerungen auf, die sie nun doch immer weiter und weiter unterdrückt und verdrängt hatte.
Mit leisen Schritten näherte sie sich ihm. Sie wusste nicht, was sie am besten tun sollte, aber letztendlich setzte sie sich neben ihm. Blickte selbst einfach über die Stadt. „So sähe sie wirklich ganz nett aus.“, hob sie ihre Stimme und malte sich schon aus, dass sie gleich körperliche Schmerzen spüren würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie gleich erkannte, war ja nicht ganz so groß. Und sie war ihm ja egal. Er hasste sie.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 22:20

Dadurch, dass er sowieso nie wirklich lange schlief und die Schnapsdrosseln innerhalb seines verhassten Irrenhauses auch mitten in der Nacht wie hyperaktive Eichhörnchen auf Koffein durch die Gänge sprangen, hatte er das Glück, die letzten, orangenen Strahlen der aufgehenden Sonne zu sehen. Es erinnerte alles an ein loderndes Inferno, so, wie er es sich gewünscht hatte, in der Stunde seines Erwachens. Die glänzenden, kaminroten Dächer, die beschienenen Wände, die spiegelnden Fenstergläser. Am liebsten würde er diese Stadt tatsächlich niederbrennen. Da sie auf keiner Karte war, würde man sie nicht vermissen. Man würde ihm also keine weitere Straftat aufhalsen können, die ihm im Falle seines Falles letzten Endes den Kopf kosten könnte. Eine Weile spielte er tatsächlich mit diesem Gedanken, doch kam er zu dem Entschluss, dass es keinen Sinn hätte. Abfinden, er musste sich abfinden. Mit allem. Das Verbrennen des Ortes ließ nur die Spuren verwischen – aber die Erinnerungen blieben, wohl oder übel.
Ob er sich mit einem dicken Stein selbst einen so sehr überzwiebeln konnte, um vergessen zu können? Er war nie sonderlich gut darin gewesen, Sachen zu verdrängen. Deswegen hasste er sich selbst dafür, ignorant und schwach gewesen zu sein. Dann wäre er noch bei Rin. Oder es wären zumindest noch ein paar andere Kinder lebend aus dieser Todesfalle entkommen. Dann hätte er schlussendlich weniger Menschen auf dem Gewissen. Manchmal gestaltete sich das Leben hart – aber es nahm sich nun einmal außerordentlich gerne das Recht heraus, ausgesprochen grausam zu sein. Das hatte selbst der stumpfe Len mittlerweile herausfiltern können.
Den ganzen Morgen verbrachte er damit, auf der kalten Steintreppe zu sitzen und der vermaledeiten Stadt und seinen Bewohnern einen möglichst grausamen Tod zu wünschen, der allerdings nicht mit ihm selbst zu tun hatte. Erst mit steigender Sonne wurde auch die Umgebung wärmer, sodass es ihn nicht mehr ganz so sehr fröstelte. Die Steine wärmten sich auf, speicherten die Wärme. Und trotz des weniger überraschenden Temperaturanstieg blieb sein Inneres vollkommen kalt. So kalt, dass es schon wieder brannte. Er verbrannte. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass er an seiner eigenen Dummheit verbrannte.
Viel Zeit zum Bereuen blieb ihm dann nicht. Erst hörte er sich nähernde Schritte, ein abruptes Halten, dann kamen die Schritte langsamer näher. Mitunter hätte sich derjenige mehr Mühe geben können. Vielleicht hätte Len ihn ja nicht bemerkt, so sehr, wie er mit sich selbst beschäftigt war. Aber da ihn gerade sowieso eine Welle der Depression erfasste – was hatte er nicht alles vernichtet! Hatte er letzten Endes doch eine kleine Hoffnung auf das Glück seines Traumes gehabt? – war ihm egal, wer da kam und was diese Person anstellte. Er hätte sie am liebsten einfach durchgewunken. Zur Stadt geht’s da lang und jetzt zisch ab!, dachte er sich. Hätte er gerne gesagt. Aber selbst dazu war er noch zu müde. Erschöpft. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Wenn er jetzt aufstünde, würde er vielleicht kopfüber die Steintreppe herunter kullern und dann an einem Schädelbasisbruch sterben. Warum war der Tod in letzter Zeit immer verlockender geworden? Weil das Leben eben mit den guten Karten geizte! Und dieser Geiz ließ eben den Erzfeind auch mal in einem schöneren Licht erscheinen.
Es war ihm egal, dass die Person sich setzte. Nur an der Stimme erkannte er, dass es eine Frau war. Aber die eigentlich recht melodische Stimme formulierte Worte, die ihn ein wenig reizten… Die Kälte, die er empfand, breitete sich aus und wurde zur Wut, weswegen er nur abfällig meinte:
„Von wegen! Der Schein trügt.“ Am liebsten hätte Len ja jetzt seine Lebensgeschichte erzählt, und wie er an dieser Stadt zerbrochen war. Er hatte ja von Anfang an gesagt, dass es keine gute Stadt wäre. Sie war ihm schon immer unheimlich vorgekommen. Aber er sagte nichts. Diese Frau wollte doch sicherlich nur eben in die Stadt gehen und dort ebenfalls zu Grunde gehen. Was war daran verwerflich? Und warum ging sie dann nicht einfach weiter? Vielleicht erheiterte es ihn ja, wenn sie als seelisches Wrack wieder herauskam. Vielleicht ließ ihn das ein bisschen weniger leiden.
Und langsam kam er sich lächerlich vor. Schließlich saß er dort wie ein Häufchen Elend und jammerte einer Frau hinterher, die ihn zwei Mal fast getötet hätte und eigentlich nichts für ihn übrig hatte. Aber kamen und gingen Frauen nicht? Waren sie nicht launischer, als jeder junge Hengst, den man noch einreiten musste? Der Vergleich von Frau und Pferd war vielleicht ein wenig weit hergeholt – aber bitte, er musste sich zusammenreißen. Er widerte sich ja schon fast selbst an.
Deswegen hob er endlich den Kopf, um seinem Gesprächspartner endlich einen Blick zu widmen. Er kniff ein Auge zusammen und neigte den Kopf schief, betrachtete die Frau eingehend. Ganz hübsch, erinnerte ihn ein wenig an Ayame, aber eben nicht das, nachdem er suchte. Wonach suchte er eigentlich? Wie dumm war es denn, wenn man jetzt durch die ganze Welt zog, nur um Duplikate von dieser Einen zu suchen? Die erste Liebe vergisst man nicht, sagte er sich. Wobei man sich fragen musste, ob Yoko und sie sich um den Titel streiten durften.
„Ich kenne Sie“, sagte er irgendwann, gedehnt. „Aber ich weiß nicht, woher. Wie war noch gleich Ihr Name?“ Es war ihm irgendwann aufgefallen, nachdem er das zugekniffene Auge wieder geöffnet hatte. Er blinzelte ein wenig überrascht und hoffte inständig, dass es sich hierbei um keine Verflossene handelte.
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BeitragThema: Re: Waldweg   Waldweg - Seite 21 I_icon_minitimeMo 18 Jul 2011, 23:23

Wieder schien er ganz in seiner Gedankenwelt versunken zu sein und reagierte erst auf sie, als sie etwas sagte. „Ich weiß. Stadt der Verdammten.“, pflichtete sie ihm bitter bei. Aber er schien sie nicht zu erkennen. Auch nicht an der Stimme. Und ansonsten würdigte er ihr keines Blickes. Schien weiter resigniert auf die Stadt zu starren. Aber warum ging es ihm so schlecht? Doch nicht ernsthaft weil sie nicht mehr bei ihm war. Irgendwie konnte sie sich das gar nicht so vorstellen. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie ihn weiter stumm. Wie gern hätte sie ihn in den Arm genommen. Aber etwas Positives hatte seine scheinbare Depression: Er griff nicht gleich nach seinem Schwert und beförderte sie frühzeitig in den Tod.
Dann schlich sich aber doch ein Grinsen auf ihr Gesicht. Schien er sich tatsächlich nicht ganz an die Gestalt zu erinnern. „Yoko Utsukushi.“ Besonders interessant fand sie aber, dass er sie sogar gesiezt hat. Nicht einmal bei ihrer ersten Begegnung taten sie dies. Waren sie doch gleich ins du gefallen und wollten sich gegenseitig niedermetzeln. Wie gern hätte sie ihm nun irgendetwas erzählt. Am liebsten alles. Beginnend von dem Traum und dass sie ihn – obwohl es nur ein paar Tage waren – vermisst hat. Aber wer sagte ihr, dass er jetzt nicht doch noch zur Waffe griff. Oder auf Nimmerwiedersehen verschwand. Da wäre ihr das mit der Waffe lieber. Bei ihrem Glück würde sonst ihr Selbstmordversuch noch schief gehen. Selbst wenn sie von den Treppen stürzen würde. Sie würde bestimmt überleben. Selbst wenn sie dann ein elender Krüppel wäre und nie mehr von dort raus käme. Schöne Aussichten, die ich da so hab.
Instrinktiv griff sie in ihre Tasche und zog Feuerzeug und Zigarette raus. Zündete sie an und drehte sie zwischen ihren Fingern. War allein der Geruch beruhigend für sie. Viel zu sehr hatte sie gerade Angst vor seiner Reaktion.
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